Zwickau - Wiederaufbau von Schloss Osterstein

  • Vielleicht ist es nicht die Fassade, sondern dieser Glasverbindungstrakt(Entschuldigund für das Missverständnis). Ich bin allergisch gegen moderne Elemente in Schlössern deswegen finde ich den Wiederaufbau von dubioser Qualität.

    Forse un giorno il cielo avrà pietà di me.

  • Ein gläserner Verbindungstrakt ist allemal besser als ein betonierter und läßt sich bei einer Umnutzung leichter demontieren.
    Gegenüber jenen Beispielen im Saarland, in Berlin oder Hannover besteht bei Osterstein ein schlüssiges, die Bausubstanz respektierendes Gesamtkonzept.

    Liegt wohl auch an der Zeit und der abseitigen Lage der Stadt - mit medialer Aufmerksamkeit wäre schon längst irgendeine "Interpetation" durchgeboxt worden. Das ist nicht der Fall und so bleibt es bei einem Betondachstuhl und einem Glasgang - hätte schlimmer laufen können.

    Nein, die werden gedünstet

  • Zitat von "Scélérat"

    Vielleicht ist es nicht die Fassade, sondern dieser Glasverbindungstrakt(Entschuldigund für das Missverständnis). Ich bin allergisch gegen moderne Elemente in Schlössern deswegen finde ich den Wiederaufbau von dubioser Qualität.

    Sehe ich auch so. Der Denkmalschutz ist offenbar, was die Außerachtlassung jeglicher künstlerischer und ästhetischer Kriterien betrifft, überall völlig gleich durchgeknallt. Besonders ermüdend wirkt die unerträgliche Renundanz dieses Unfugs, einzweimal wäre ja das noch ganz lustig und beinahe originell gewesen, gemäß dem Motto:
    Der erste, der Herz auf Schmerz reimte, war ein Genie, der Tausendeste ist ein Kretin.
    Hier ein besonders nettes Beispiel aus Österreich -man beachte: hier handelt es sich nicht um einen einzeln wahrgenommenen Bau, sondern um die Stadtmitte, um das allerinnerste Herz, ja um den architektonischen Höhepunkt einer der allerbedeutendsten mittelalterlichen österreichischen Altstädte (sehr viel haben wir diesbezüglich nicht, zumindest, was das äußere Erscheinungsbild betrifft), um das vormals völlig intakte Ensemble 'Hoher Markt', das unter der Ägide des BDA derart für -vorsichtig formuliert - Jahre völlig ohne Not (keine Kriegszerstörung, kein schwerwiegender Verfall wie in Z., also keine Ereignisse, die ein modernes Zitat aus irgendwelchen ideologischen oder philosophischen oder wasweißich-Gründen 'gerechtfertigt' hätten) 'umgestaltet' haben.
    Sicher ist es richtig, dass man diesen Dreck einmal entfernen kann und wohl auch wird, aber wie kommen eigentlich wir Zeitgenossen dazu, derartiges ansehen zu müssen?

    Langsam verstehe ich den in diesem Forum herrschenden Hass gegen den Denkmalschutz.

    http://www.gozzoburg.at/de/fotogalerie/index.html\r
    http://www.gozzoburg.at/de/fotogalerie/index.html :
    Bild Vier (Gozzoburg allgemein)

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Um gleich wieder zurück zum Thema zu finden: Aus zuverlässiger Quelle weiß ich, dass User *Flip* aktuelle Fotos zum Baugeschehen von Schloss Osterstein auf seiner Festplatte hat. Vielleicht möchte er diese Bilder hier zeigen? *liebguck*.

  • Na dann 40zig mal Danke schön für die aktuelle Berichterstattung!
    :ueberkopfstreichen:

    Jetzt aber mal dringend an den KOrnkasten, es müssen unbedingt Sicherungsmaßnahmen vor dem Winter gemacht werden, sonst ist er wirklich nicht mehr zu restaurieren. Vor allem die wetvollen Dachbalken müssen vor dem zerbröseln geschützt werden. Hoffentlich regt sich da was in nächster Zeit. Bei so einem Umfeld will da sicherlich keiner einkaufen und gepflegt werden. :zwinkern:

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Danke für die Bilder! Wenn man diese mit den ersten Bilder vergleicht, dann ist es schon beeindruckend, was sich in 2 Jahren getan hat. Der Anbau ist natürlich mal wieder sehr passend, aber verglichen zu manch anderen Anbauten (z.B. beim Bundeswehrmuseum, Neues Museum) noch recht zurückhaltend und - soweit man das erkennen kann - auch nicht allzu schwer zu entfernen zu sein.

  • Zitat von "Benni"

    Danke für die Bilder! Wenn man diese mit den ersten Bilder vergleicht, dann ist es schon beeindruckend, was sich in 2 Jahren getan hat. Der Anbau ist natürlich mal wieder sehr passend, aber verglichen zu manch anderen Anbauten (z.B. beim Bundeswehrmuseum, Neues Museum) noch recht zurückhaltend und - soweit man das erkennen kann - auch nicht allzu schwer zu entfernen zu sein.

    Klar stört der Anbau aber es ist nun mal der Kompromiss, den man eingehen musste, um Schloss Osterstein das Überleben zu sichern. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Ruine noch länger überlebt hätte bzw. kann man froh sein, dass überhaupt investiert wurde. Was nützt ein ewiges Zurückhalten, bis das Wunschkonzept kommt, wenn zwischenzeitlich durch die Warterei noch die Restsubstanz des Gebäudes bei drauf geht.

    Adios, xFlipx

  • Zitat von "xFlipx"

    Klar stört der Anbau aber es ist nun mal der Kompromiss, den man eingehen musste, um Schloss Osterstein das Überleben zu sichern. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Ruine noch länger überlebt hätte bzw. kann man froh sein, dass überhaupt investiert wurde. Was nützt ein ewiges Zurückhalten, bis das Wunschkonzept kommt, wenn zwischenzeitlich durch die Warterei noch die Restsubstanz des Gebäudes bei drauf geht.

    Ganz meine Meinung. Wenn man sich den Ausgangszustand vergegenwärtigt, ist das Ergebnis doch geradezu überwältigend. Das Gebäude wurde ja nicht „nur“ gerettet, sondern im Äußeren wieder in einen der Renaissancezeit nahe kommenden Zustand versetzt. Ich erinnere nur mal an die Wiederherstellung der beiden großen Giebel, die schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entfernt worden waren. Und damit nicht genug. xFlipx hat uns ja nun zum ersten Mal Ansichten von diversen Innenräumen geliefert. Übrigens, über diese Fotos habe ich mich ganz besonders gefreut – vielen Dank. Ich bin doch sehr überrascht, dass man offensichtlich auch im Inneren (dort wo es möglich war, also vermutlich in Bereichen des Erd- und Kellergeschosses) den historischen Zustand saniert hat. Einfach fantastisch, diese Gewölbe, und die herrlichen Stützpfeiler und die belassenen Türgewände – Wow. Das war doch sicher mächtig teuer, andererseits aber nicht unbedingt „passend“ zum heutigen Nutzungskonzept. Auch dafür gebührt dem Investor großer Dank.

  • Hallo Beni und BautzenFan,

    du kannst Hellsehen ? :D Es stimmt nämlich, es handelt sich bei den letzten Innenraumbildern, um einen Raum im Erdgeschoss. Am Haupteingangstor hat man nochmal die Möglichkeit rechts durch eine Tür in diese Räumlichkeit zu gelangen. Leider habe ich mir die Kellerräume nicht angesehen (mich nicht getraut) - ich gehe davon aus, dass sie im ähnlichen Stil vorhanden sind.

    Aber nochmal was anderes, als ich mir das Schloss angesehen habe und dort vorallendingend die Turmbauten, da hatte ich teilweise das Gefühl, dass diese wie in Dresden aussehen. Gerade diese schrägen Fenster für den Turmaufstieg.

    Benni

    Ich habe es auch nicht so aufgefasst, dass du etwas dagegen sagst. Ich bin der gleichen Meinung, wie du - der Anbau passt nicht. Ich musste schmunzeln, selbst die erste Aussage meine Mutter, als wir vor Ort waren, war gewesen, dass dieser Neubau überhaupt nicht passt und das von jemanden, den ich als normalo Bürger bezeichnen würde. Es ist schon bezeichnend, dass diese Leute meist noch mehr Gefühl für Ästhetik / Harmonie haben als so mancher Übermensch-Architekt.

    Adios, xFlipx

  • ^ Naja, aber es geht doch nicht um die Ästhetik oder Harmonie. Es geht ums Auffallen um jeden Preis! Es müssen flippige (bescheuerte) Akzente gesetzt werden. Leider! Das ist der Zeitgeist unserer Gesellschaft. Schalt mal Nachmittags RTL, Sat 1 oder Pro 7 ein, dann weißt du was ich meine.

    Leipzig - Back to the roots

  • ^ Geht's eigentlich auch mal ohne das immergleiche Geseier, pardon, Schlechtgerede? Der vorbildliche Wiederaufbau des Schlosses, wenn man sich zudem den Ausgangszustand und den jahrzehntelangen Kampf um Investoren vergegenwärtigt, ist doch wirklich eine Meisterleistung. Was kommst du uns da mit dem Nachmittagsprogramm privater Fernsehsender? Vielleicht wurde ja der Anbau aus rein praktischen Gründen notwendig. Vielleicht deswegen, weil dann Oma Gertrud nicht über 3 Gebäudeflügel schlürfen muss, wenn sie Opa Erwin besuchen will.

  • Spacecowboy hatte vor geraumer Zeit einige sehr beeindruckende Fotos vom ruinenartigen Bauausgangszustand des Schlosses eingestellt. Nicht dabei war eine Ansicht der Hofseite (klar, konnte man ja sicher nicht hinein). Ein solches Bild kann ich nun noch nachliefern. Zunächst aber die passenden Vergleichsfotos von xflipx (die sind so schön, kann man ruhig noch einmal zeigen):

    Und hier nun der Ausgangszustand des betreffenden Flügels (Ansicht vom Hof):


    Bildquelle: Mitteilungen des Landesamtes für Denkmalpflege Sachsen, Jahrgangsheft 1999


    Vor einigen Monaten schrieb Alexander:

    Zitat

    Solche Wunder wie die um Schloss Osterstein werden leider immer seltener. Und das noch 2008!
    Was gibt es für vergleichbare Gebäude in (Ost-) Deutschland, die aus ähnlich ruinösen Zuständen gerettet wurden/werden?

    Da wäre zum Beispiel das Barockschloss in Leuben (Ortsteil von Oschatz) zu nennen. Analog wie beim Schloss Osterstein war auch hier der Verfall allein dem wirtschaftlichen Unvermögen der DDR geschuldet (in der DDR gab es dazu den sarkastischen Spruch: „Ruinen schaffen ohne Waffen“; in „Anlehnung“ an den in den DDR-Medien sehr gern zitierten Slogan der westdeutschen Friedensbewegung: Frieden schaffen…). Hier ein Foto:


    Bildquelle: Mitteilungen des Landesamtes für Denkmalpflege Sachsen, Jahrgangsheft 1999

    Seit 2004/2005 laufen dort endlich Sanierungsmaßnahmen zur denkmalgerechten Wiederherstellung, und dies offenbar auf hohem Niveau. So wurde zum Beispiel der Dachstuhl in „echter“ Zimmermannsarbeit erneuert.
    Hier die Vorgeschichte:

    Zitat

    Aufgrund der herausragenden Architektur wird der Entwurf dem Kurfüstlichen Oberbauamt in Dresden unter seinem damaligen Leiter, dem großen Baumeister, Architekten und Vollender des Schlosses Hubertusburg, Johann Christoph Knöffel und dem Kreis seiner Schüler zugeschrieben. Das Schloss überstand ohne größere Schäden 2 Jahrhunderte und 2 Weltkriege. Die letzten Besitzer, das Ehepaar von Zeschau, wurden 1945 enteignet. Es diente dann als Herberge für Vertriebene, als Verwaltungssitz der LPG, als Kindergarten und ein Lebensmittelgeschäft war ebenfalls darin untergebracht. 1969 kam eine Renovierung und Nutzung als Altenheim nicht zustande. 1974 wurde das Gebäude aus Sicherheitsgründen von der Bauaufsicht gesperrt. Nach der Wende suchte man zusammen mit der Treuhand nach Investoren. 1991 kam ein Verkauf an einen Privatmann zustande. Leider wurden zugesagte Sanierungen nicht durchgeführt. Im Gegenteil, der Abriss der Gauben und die Entfernung der z.T. noch vorhandenen Ziegeleindeckung gaben Wind und Wetter freien Zugriff und beschleunigten den Verfall außen wie innen. Im Jahre 2004 befürchtete man den Einsturz wesentlicher Teile des Gebäudes. Wollte man dieses Bau- und Kulturdenkmal vor dem endgültigen Verfall bewahren, mußten dringend Sicherungsmaßnahmen eingeleitet werden. Jemand ergriff die Initiative und dies führte im November 2004 zur Gründung des Leubener Schlossverein e.V.

    Textquelle: http://www.schloss-leuben.de

    Bei der oben angegebenen Internetadresse handelt es sich um die Homepage des Schlossvereins. Dort findet man auch eine interessante Fotostrecke, in der anschaulich der bisherige Bauverlauf dokumentiert ist (im Menü links, unter *Sichern und aufbauen*).

  • Nachdem Flip uns schon einen umfangreichen Überblick gewährte, kommen von mir nun auch noch ein paar Fotos vom letzten Wochenende hinzu. Am 07. November soll die feierliche Eröffnung stattfinden, am 10. November die ersten einziehen.


    Als erstes die östliche Ansicht des Schlosses mit den modernen Ergänzungen. Ganz ehrlich, das Glasteil stört mich weit weniger als dieser flache Anbau davor. Das Umfeld wird derzeit noch hergerichtet.


    Vor dem Schloss führt seit ein paar Tagen/Wochen die Bundesstraße durch einen Tunnel.


    Nördliche Ansicht mit dem Kornhaus. Nach meinen Informationen sind die Gelder für dessen Sanierung jetzt bewilligt. Baustart ist vermutlich im Frühjahr 2009. Allerhöchste Eisenbahn...


    Kornhaus mit Neubau des Edeka-Marktes


    Der westliche Flügel des Schlosses ist ein Neubau.


    Eingang Ostseite mit neuem August-Bebel-Denkmal.


    Westliche Ansicht von Schloss Osterstein mit Kornhaus und vorgesehener Parkfläche davor. Das ist wirklich nicht dolle.


    Zum Schluss noch die schöne Südseite des Schlosses

    Zur Erinnerung, wie es hier noch vor eineinhalb aussah:
    http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?t=1599&start=0\r
    http://www.architekturforum.net/viewtopic. ... 99&start=0