• Da wir heute den 2. November haben, also Allerseelen, dachte ich mir, ob es nicht auch einmal nett wäre, wenn ich hier einen Strang "Friedhöfe" eröffne, bei dem jeder seine Bilder von Friedhöfen einstellen kann.

    Ich persönlich bin ein begeisterter Freidhofsgeher. Jedesmal, wenn ich eine neue Stadt besuche, gehe ich meistens zuerst einmal auf den Friedhof. Am Friedhof kann ich mir einen ersten, für mich ganz wichtigen, Eindruck verschaffen, wie die Menschen dieser Stadt mit ihrer Kultur umgehen und mit ihren Toten.

    Da bei uns nur der 1. November ein Feiertag war, sind die meisten schon gestern ihre unter der Erde liegenden Verwandten und Freunde auf den Freidhöfen besuchen gegangen. Ich selber, war auf deren drei, habe aber leider nur ein Foto gemacht, das mich dafür auf diese Idee brachte.

    Man glaubt überhaupt nicht, welch großartigen Friedhofsarchitekturen es in unseren Breiten gibt! Noch gibt, denn das, was leider heutzutage nachkommt, ist eine sehr reduzierte Form der einstmaligen Vielfältigkeit. Sicher auch eine Frage des Geldes, aber nicht nur.

    Wenn interesse besteht, werde ich einmal auch Bilder des Wiener Zentralfriehofes mit seinen unterschiedlichen Sektionen hier einstellen. Wunderschön wären auch der Eliasfriedhof in Dresden und viele andere mehr. Gerade in der Provinz findet man ware Schmuckstücke und entdeckt so manche kleinere oder größere Sensationen (Nordböhmen, Oberlausitz, Glatzer Land und und und. Auch der St. Marxer Friedhof in Wien (letzte Biedermeierfriedhof) oder St. Peter in Salzburg sind kulturhistorisch höchst bemerkenswert. Ganz abgesehen einmal von den Persönlichkeiten, die dort ihre letzte Ruhe fanden! Ich denke da auch an einen Sioux-Häuptling, der in Dresden bestattet ist oder auf der anderen Seite auch an die Kaisergruft in Wien, in welcher die meisten ehemals regierenden Habsburger liegen...

    Auch der Hietzinger Friedhof, der an den Schönbrunner Schloßpark grenzt und auf welchem ich gestern noch zuletzt war, hat ganz bemerkenswerte Grüfte aufzuweisen.


  • Sehr gutes Thema ! Ich kann nur jedem den Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg empfehlen. Allerdings ist er so gigantisch groß, daß man mehrere Tage benötigt, um halbwegs etwas gesehen zu haben, denn wenn ich es noch recht in Erinnerung habe, ist er ja der größte Parkfriedhof Europas. Vor allem die riesigen Rhododendren, die wunderschönen Gruften, tempelartigen Familiengräber, riesige Seen und um die zehn Kirchen sind wirklich einzigartig für einen Friedhof. Ich empfehle besonders früh morgens hinzugehen, weil dann eine ganz besondere Stimmung dort herrscht. :zwinkern:

    Hier ein paar Fotos von um 1900. Heute ist der Rhododrendron allerdings dreimal so hoch gewachsen. Vor allem der Hintergrund des Tempels auf dem ersten Bild ist heute komplett zugewachsen und schaut heute fast wie ein Tempel in einem Urwald aus: :D

  • Johannisfriedhof, Nürnberg

    Etwas außerhalb der Altstadt findet sich die beiden historischen Nürnberger Friedhöfe, die nach Auflösung der Friedhöfe in der Stadt neu angelegt (Rochusfriedhof) oder für die Unterbringung der Toten aus der Stadt erweitert (Johannisfriedhof) wurden.
    Die Besonderheit der beiden Friedhöfe sind die liegenden Grabsteine mit genormten Ausmaßen. Auf den Steinen befinden sich tausende denkmalgeschützte Bronzetafeln vom frühen 16. Jahrhundert bis heute.
    Der bekanntere von beiden ist der Johannisfriedhof, auf dem zahlreiche bekannte Persönlichkeiten begraben wurden. Leider habe ich nicht viele und v. a. keine besonders guten Bilder, aber einen kurzen Eindruck will ich Euch dennoch geben.

    (Bildlinks gelöscht)

  • Oliver

    Der Ohlsdorfer Friedhof dürfte wirklich sehr interessant sein! Wie sieht es heute um seine Denkmäler aus? Weißt Du auch, ob er im Krieg in Mitleidenschaft gezogen wurde?

    Norimbergus

    Den Johannisfriedhof habe ich bei meinem ersten und leider einzigen Nürnbergbesuch auch die Ehre erwiesen. Die liegenden Gräber haben einen ganz besonderen Eindruck auf mich gemacht, zumal diese auch alle eine bestimmte Höhe haben. Ich bilde mir auch ein, dass er noch belegt wird.

  • Zitat von "Exilwiener"

    Ich bilde mir auch ein, dass er [d. h. der Johannisfriedhof] noch belegt wird.

    Völlig richtig. Die Stadt Nürnberg hat lediglich einige Dutzend Gräber, in denen bedeutende Persönlichkeiten begraben wurden, aufgekauft. Die restlichen Gräber werden ganz normal genutzt. Allerdings müssen natürlich die auf den meisten Gräbern vorhandenen historischen Epitaphien erhalten bleiben. Die aktuellen Pächter dürfen aber eine zusätzliche Tafel anbringen.

  • Zitat von "Exilwiener"

    Oliver

    Der Ohlsdorfer Friedhof dürfte wirklich sehr interessant sein! Wie sieht es heute um seine Denkmäler aus? Weißt Du auch, ob er im Krieg in Mitleidenschaft gezogen wurde?
    ....

    Der schaut noch genauso aus wie auf den Bildern von früher - nur sind halt die Sträucher und Bäume noch mehrere Meter gewachsen. Ich wüsste jedenfalls nicht von igrendwelchen Kriegsschäden. Das einzige was an den Krieg erinnert, sind die (Massen-)Gräber der bei der Bombardierung Hamburgs gestorbenen Zivilpersonen und die Soldatenfriedhöfe auf dem Ohlsdorfer Friedhof.

  • Wirklich hübsch, Munich Frank. Leider gibt es in den unchristlichen Gebieten ja immer mehr eine langweilige grüne Wiese ohne Hinweis auf die Begrabenen und ohne Aufenthaltsqualität. Ich denke, daß diese Orte schon fast etwas von einer Deponie für Tote haben.

  • @MunichFrank

    Sehr schöne Bilder!

    Gerade in den Städten und Dörfern der Alpenländer (vor allem Bayern, Tirol, Vorarlberg, Salzburg usw.) findet man mitunter solch wunderbare schmiedeeisernen Kreuze! Die umgebenden Berge vermieteln darüber hinaus auch ein ganz besonderes Flair!

    Oliver

    Zitat

    Leider gibt es in den unchristlichen Gebieten ja immer mehr eine langweilige grüne Wiese ohne Hinweis auf die Begrabenen und ohne Aufenthaltsqualität. Ich denke, daß diese Orte schon fast etwas von einer Deponie für Tote haben.

    Das muß ich leider auch immer mehr feststellen. Der Tod wird heutzutage komplett negiert und ausgeblendet. Wenn man bedenkt, welchen Stellenwert ihm noch vor hundert Jahren eingeräumt wurde. Die "schöne Leich" wurde im Sterbebett aufgebahrt (heute noch ganz selten), damit man sich noch vom Toten verabschieden kann, es gab gewaltige Prozessionen und bezüglich der Grab- und Gruftbestattung wurden hervorragende, künstlerische Steinmetzarbeiten in Auftrag gegeben (gut ist heute sich auch eine Frage des Geldes).

  • Wiener Zentralfriedhof

    Teil I - Bereich um die Friedhofskirche (Tor 2)

    Allgemeines

    Der Wiener Zentralfriedhof ist der zweitgrößte Friedhof Europas (gleich nach dem Ohlsdorfer Friedhof in HH). Seine Gesamtfläche beträgt 2,5 Millionen Quadratmeter. Er beherbergt rund 330.000 Grabstätten, darunter rund 1.000 Ehrengräber. Insgesamt drei Millionen Menschen aller Konfessionen sind hier begraben. Täglich finden am Zentralfriedhof zwischen 20 und 25 Beerdigungen statt.

    Der Wiener Zentralfriedhof ist kein historisch gewachsener Friedhof. Er wurde um 1870 von den Gartenarchitekten Karl Jonas Mylius und Alfred Friedrich Bluntschli geplant. Die Begräbnisstätte für alle Konfessionen löste damals politische Diskussionen über seine Einweihung aus.

    Neben den katholischen Gräbern des interkonfessionellen Hauptteils beherbergt das riesige Areal einen evangelischen Friedhof, den neuen und den alten jüdischen Friedhof, eine islamische Abteilung, eine syrisch-orthodoxe Abteilung, eine moslemisch-ägyptische Abteilung, eine koptisch-orthodoxe Abteilung, eine griechisch-orthodoxe Abteilung, eine russisch-orthodoxe Abteilung eine rumänisch-orthodoxe Abteilung, eine serbisch-orthodoxe Abteilung sowie Grabstätten der Anatomie. Insgesamt wurde der Friedhof sieben Mal erweitert, zuletzt 1921.

    Im Zweiten Weltkrieg wurde der Wiener Zentralfriedhof durch schwere Bombenschäden in Mitleidenschaft gezogen. Die Kuppel der Kirche wurde durch eine Brandbombe vernichtet. Wenn man die Kirche heute sieht, dann wird man nichts mehr davon erkennen können. Sie wurde vollständig rekonstruiert!

    "Im Tod sind alle Menschen gleich", sagt ein altes Sprichwort. Das gilt auf dem Friedhof wohl nur für den Bereich "unter der Erde". "Zu ebener Erd" gibt es auch hier nach wie vor das bessere Viertel und das schönere, größere Haus. An diesem Ort wird das alte Österreich noch einmal richtig erlebbar! Eigentlich ist ein Tag zu wenig, um sich alles ansehen zu können. Zu Fuß sowieso, deshalb ist es auch möglich, entweder mit dem Bus, der durch das Areal fährt zu fahren, oder auch mit dem eigenen Auto (hat mich € 1,80 gekostet) und ist eigentlich viel billiger, als vor dem Friedhof einen Parkschein auszufüllen, wenn man länger als zwei Stunden bleiben will.


    (Bildlinks gelöscht)

  • Der Wiener Friedhof hat auch sehr schöne Gräber. Kann es sein, daß sich
    der Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg an den Wiener orientiert ? Oder der
    Wiener an dem Hamburger Friedhof orientiert hat ? :D

  • Görlitz Friedhof ist ja auch die Hammer. Nichtdesto weniger mit seine Wunderbare Ausblick über die Altstadt....

  • Exilwiener: Vielen Dank für deine tollen Bilder.

    Ist zwar sicher richtig, dass der Salzburger Peterskirchenfriedhof wesentlich idyllischer ist, aber viel mehr beeindruckt war ich vom Wiener Zentralfriedhof. Solch gewaltige Abmaße, unzählige pompöse Grabmäler und dort beerdigte Promis habe ich ansonsten nur in Paris auf dem Père-Lachaise-Friedhof gesehen:

    http://www.pere-lachaise.com/perelachaise.php?lang=en

  • Besten Dank für diese eindrucksvollen Bilder ! Bei jüdische Friedhöfe
    denke ich eigentlich immer an den Prager mit seinen vielen kreuz und
    quer stehenden Steinen. Derjenige von Wien scheint ja sehr k.u.k.
    geordnet zu sein. Sehr schön, vor allem auch die Einhegungen, die ja
    sonst meist verschwunden sind. Sagt man nicht in Wien: A schöne Leich ! :D

  • ab und an läuft im fernsehen eine doku mit dem schönen titel
    "wien - es lebe der zentralfriedhof!"
    da wird deutlich, dass zu solchen grabstätten - und friedhöfen - letztlich auch eine recht spezielle lebenseinstellung gehört(e).
    aber auch sonst bieten friedhöfe weit mehr als visuelle eindrücke. nicht nur die inschriften, auch die symbolgeladene ornamentik der grabstätten erzählen viel über die lebens- und gedankenwelt dort bestatteter früherer generationen. gut, dass es inzwischen zu vielen grossen friedhöfen führer in buchform gibt.
    zusammen einer der besten wege, um städte zu erkunden.

  • Zitat von "Oliver"

    Sagt man nicht in Wien: A schöne Leich ! :D

    Ja, das stimmt: Hauptsach´ a schene Leich´!

    sehr skurril :schockiert: :

    Zitat

    Bis zu 10.000 Leichen wurden im Monat über die Simmeringer Straße zum Friedhof befördert.

    An kuriosen Lösungsvorschlägen fehlte es nicht. So diskutierte man 1874 sogar das Projekt einer "pneumatischen Leichenbeförderung" im Magistrat. Dabei sollten die Toten nach der Einsegnung in einen Maschinenraum im Stadtzentrum versenkt und mittels Luftdruck in den Zentralfriedhof zur Bestattung befördert werden. Doch das Magistrat lehnte das Projekt wegen sittlicher Bedenken ab.

    Quelle: http://www.aerztewoche.at/viewArticleDet…?articleId=3781

  • Zitat von "rakete"

    ab und an läuft im fernsehen eine doku mit dem schönen titel
    "wien - es lebe der zentralfriedhof!"
    da wird deutlich, dass zu solchen grabstätten - und friedhöfen - letztlich auch eine recht spezielle lebenseinstellung gehört(e).
    aber auch sonst bieten friedhöfe weit mehr als visuelle eindrücke. nicht nur die inschriften, auch die symbolgeladene ornamentik der grabstätten erzählen viel über die lebens- und gedankenwelt dort bestatteter früherer generationen. gut, dass es inzwischen zu vielen grossen friedhöfen führer in buchform gibt.
    zusammen einer der besten wege, um städte zu erkunden.

    Stimmt, den Film habe ich leider noch nie gesehen! Es gibt auch ein witziges Lied des österreichischen Sängers Wolfgang Ambros zum Zentralfriedhof:

    "Es lebe der Zentralfriedhof, und olle seine Toten.
    Der Eintritt is' für Lebende heit' ausnahmslos verboten,
    weü da Tod a Fest heit' gibt die gonze lange Nocht,
    und von die Gäst' ka anziger a Eintrittskort'n braucht.

    Wann's Nocht wird über Simmering, kummt Leben in die Toten,
    und drüb'n beim Krematorium tan's Knochenmork ohbrot'n.
    Dort hinten bei der Marmorgruft, durt stengan zwa Skelette,
    die stess'n mit zwa Urnen on und saufen um die Wette.

    Am Zentralfriedhof is' Stimmung, wia's sei Lebtoch no net wor,
    weu olle Tot'n feiern heite seine erscht'n hundert Johr'.
    Es lebe der Zentralfriedhof, und seine Jubilare.
    Sie lieg'n und sie verfeul'n scho durt seit über hundert Jahre.

    Drauß't is' koit und drunt' is' worm, nur monchmol a bissel feucht,
    A-wann ma so drunt' liegt, freut man sich, wenn's Grablaternderl leucht'.
    Es lebe der Zentralfriedhof, die Szene wirkt makaber.
    Die Pforrer tanz'n mit die Hur'n, und Juden mit Araber.

    Heit san olle wieder lustich, heit lebt ollas auf,
    im Mausoleum spü't a Band, die hot an Wohnsinnshammer d'rauf.
    (Happy Birthday! Happy Birthday! Happy Birthday!)

    Am Zentralfriedhof is' Stimmung, wia's sei Lebtoch no net wor,
    weu olle Tot'n feiern heite seine erscht'n hundert Johr'.
    (Happy Birthday! Happy Birthday!)

    Es lebe der Zentralfriedhof, auf amoi mocht's an Schnoiza,
    da Moser singt's Fiakerliad, und die Schrammeln spü'n an Woiza.
    Auf amoi is' die Musi stü, und olle Augen glänz'n,
    weu dort drü'm steht da Knoch'nmonn und winkt mit seiner Sens'n.

    Am Zentralfriedhof is' Stimmung, wia's sei Lebtoch no net wor,
    weu olle Tot'n feiern heite seine erscht'n hundert Johr'.
    (Happy Birthday! Happy Birthday! Happy Birthday!...) "

    :schreckgrau: :schreckgrau: :schreckgrau: :schreckgrau: :schreckgrau: :schreckgrau: :schreckgrau: :schreckgrau: :schreckgrau: :schreckgrau: :schreckgrau: :schreckgrau: :schreckgrau: :schreckgrau: :schreckgrau: :schreckgrau: :schreckgrau: :schreckgrau: :schreckgrau: :schreckgrau: :schreckgrau: :schreckgrau: :schreckgrau: :schreckgrau:

  • Die historistischen, insbesondere die Neorenaissance-Gräber sind der absolute Hammer, sprich, meines Erachtens nicht mehr zu steigern. Schade, dass man offenbar so viele davon einfach verfallen lässt, obwohl sie zugegebenermaßen aus dieser "Patina" einen nicht unerheblichen Teil ihres Charmes beziehen.

    Es ist vermutlich wie überall, heute würde man auf einem Friedhof mit so einem Grab genauso als Sonderling abgetan wie beim Neubau eines Hauses mit plastischem Außenschmuck - billiger Baumarkt-Einheitslook verfolgt uns heute bis in den Tod. Das Schönste auf dem Dorffriedhof meines kleinen Heimatstädtchens ist das den 1870/71 Gefallenen gewidmete Denkmal, das sollte schon zu Denken geben...

  • Was Mausoleen angeht, ist der römische Stadtfriedhof campo verano "unschlagbar". In hinteren Teil - schlecht zugänglich, verfallen und zugewachsen (wie es sich gehört) - stehen die gewaltigen Grabkapellen der römischen Borghesia, die teilweise eine Höhe bis zu 10 Metern haben. Eine richtige Nekropole!

    Leider läßt sich nix "ergooglen"....