• Zitat von "Pilaster"

    Auch ich wuerde so etwas gern in Deutschland sehen. Vielleicht fehlt der Mut? :?

    Ich verstehe die Mutlosigkeit aber nicht. Die eigentliche Frage ist doch, gäbe es in Deutschland für ein solches Projekt einen Markt? Kann man damit hierzulande Geld verdienen?
    Ich denke, das kann man mit "ja" beantworten.
    Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Investoren Angst vor dem sicher zu erwartenden "Disneyland"-Geschrei des Feuilletons haben. Das ist denen doch im Zweifelsfall egal.
    Warum also gibt es solche Projekte in Großbritannien, Holland, Schweden, nicht aber bei uns? Warum?
    Eher könnte ich mir vorstellen, dass so was von den Kommunen gar nicht erst nicht genehmigt würde.

  • So wirth es sein! :schockiert:

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Zitat von "Wissmut"

    Problematisch dürfte aus meiner Sicht die "Korrektheit" des Neusiedlungsbauens werden, d.h. anders als in Skandinavien haben wir unter verschiedenen Konstruktions- und Gliederungstypen zu wählen, je nach Standort. Ein Jakriborg, so schön es in seiner inneren Logik ist, könnte nach Skandinavien und wahrscheinlich auch Niederbayern passen, jedoch nicht nach Mittelhessen oder Thüringen.


    Dieses Argument kann ich nich ganz nachvollziehen. Auch in Thüringen oder Mittelhessen gibt es regionaltypische Bautraditionen, an die wieder angeknüpft werden könnte.

  • Natürlich. Die entscheidende Frage ist, ob es von Seiten der Bau- und Entscheidungsträger eingesehen wird, daß die zwingende Notwendigkeit einer regionaltypischen Verfaßtheit gegeben ist - oder ob man so bauen kann wie in der Ostzone während der ganzen Neunziger Jahre: fiese, gesichtslose Ersatzorte für Plattenbausiedlungen, die mit billigen Materialien, Anordnungen und Optik eine noch größere Beleidigung für die jeweilige Kulturlandschaft darstellen als der ausdruckslose "industrielle Wohnungsbau".

    Nein, die werden gedünstet

  • http://img3.imagebanana.com/img/aa4xu8k9/jakriborg.JPG\r
    img3.imagebanana.com/img/aa4xu8k9/jakriborg.JPG

    ...scheint in der Tat gehörig gewachsen zu sein, der Ort. Ich erinnere mich an einen Städtebauentwurf im Studium, da sagte der Herr Professor bei einer vergleichbaren Struktur: "So etwas ist undemokratisch!" :gehtsnoch:

    Johan, worum es mir geht, ist die Struktur, die sich doch erheblich vom (monotonen) Baugebiet in der Nachbarschaft unterscheidet.

    Ich wünschte mir, dass auch in Deutschland Jakriborg Nachahmer findet und zwar nicht explizit für Neubaugebiete, sondern dass auch bereits geschundene Altstädte einen annähernden Rückbau in dieser Qualität erfahren!

    Möchte auch bestätigen, dass hinsichtlich des Aspektes der Geschlossenheit, also das Ensemble betreffend, Jakriborg für mich vorbildlicher ist als der Dresdner Neumarkt mit seinen modernistischen Füllbauten.


    Zitat

    Ich wünschte mir, dass auch in Deutschland Jakriborg Nachahmer findet und zwar nicht explizit für Neubaugebiete, sondern dass auch bereits geschundene Altstädte einen annähernden Rückbau in dieser Qualität erfahren!

    http://img3.imagebanana.com/img/6qldmce7/schmbergzollernalb.JPG\r
    img3.imagebanana.com/img/6qldmce ... ernalb.JPG

    Ein Beispiel für ein geschundenes, aber in der Dimension und Struktur vergleichbares Projekt wäre die kleine Altstadt von Schömberg im Zollernalbkreis (Baden-Württemberg). Ich beobachte die Entwicklung dieses Ortes seit Jahren. Es ist wie andernorts erschreckend. Was an diesem veralteten Luftbild strukturell nicht auszumachen ist, wie sehr die Altstadt doch durch ungebremsten Raubbau an Altbausubstanz abgeräumt wurde und wird. Aber eben nicht mit gestalterisch Gleichwertigem, sondern sie wird mit unterdurchschnittlicher "Architektur" von Bauträgern nach und nach ihres Charakters beraubt. Das fällt angesichts der Größe des Ortes natürlich schneller und vor allem stärker ins Gewicht als bei Altstädten, die im Fokus des Tourismus stehen oder durch entsprechende Satzungen geschützt sind.

  • Zitat von "Stefan"


    ...scheint in der Tat gehörig gewachsen zu sein, der Ort. Ich erinnere mich an einen Städtebauentwurf im Studium, da sagte der Herr Professor bei einer vergleichbaren Struktur: "So etwas ist undemokratisch!" :gehtsnoch:

    Nun ich verstehe nicht ganz, was daran "undemokratisch" sein soll, wenn es von weiten Teilen der Bevölkerung offensichtlich so gewünscht wird?

    Sicher herrschten im Mittelalter, der Renaissance und den Epochen danach alles andere als demokratische Verhältnisse.

    Aber wenn man das als Bewertungsmaßstab anlegt, ist die Moderne ja genauso undemokratisch. Schließlich wurde ja auch im ehemaligen Ostblock so gebaut!

    Und die aktuelle "moderne" Architektur, die ja in der selben monotonen Form wie bei uns auch in China praktiziert wird? Ist das Reich der Mitte etwa ein freies, demokratisches Land?

    Und nur so als Gedankengang: was wäre denn gewesen, wenn Diktatoren wie Mussolini und Hitler anstelle des Neoklassizismus ihre Protzbauten im Bauhaus-Stil errichtet hätten?

    Und wenn man jetzt auf den Anfangsgedanken, den Willen des Volkes, zurückkommt, so ist die Moderne Architektur ja schon deswegen "undemokratisch", weil sie von weiten Teilen der Bevölkerung abgelehnt wird und eine kleine Minderheit mit allen Mitteln versucht, der Allgemeinheit (gegen deren Willen) ihre Schrottbauten aufs Auge zu drücken.

  • Nein, Jakriborg ist kein Kitsch.

    Es ist steingewordener Ausdruck des Wunsches der Menschen nach einem menschenwürdig gebauten Lebensraum. Wenn auch die Architektenschaft spottet, so beweisen die Brüder hier Geschmack. Niemand hat behauptet, hier eine alte Stadt wiederherzustellen. Es ist eine neue Siedlung. Die Bauherren haben ihr einen menschlichen Maßstab gegeben und die Details so gemacht, dass man sich wohlfühlen kann.

    Dass es ein Dorn im Auge der Architekten ist, ist nur ein Beweis für die Richtigkeit des Weges der beiden Brüder, denn sie wissen, was die Menschen wollen.

    Also mir gefällt's.

    Einmal editiert, zuletzt von Zeno (21. Dezember 2018 um 13:28)

  • Die Architektur ist sicherlich äußerst lobenswert. Haupteinsatzgebiet in Deutschland wäre jedoch unbedingt die Wiederbebauung der Altstadtbereiche. Neue Stadtgründungen sind in Zeiten demographischer Schrumpfung (gilt ohne Einwanderung wohl auch für Schweden) unter Umständen nur problemverschärfend, wo ein geordneter Rückzug auf die Kerne anzustreben ist.

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Also...

    Georg Friedrich
    Die Grund warumJakriborg funktioniert ist dass Malmö / Lund / Kopenhagen ziemlich schnell wächst . Es gibt genugend mit Menschen und Geld dafür. So ein Projekt wäre in Nordschweden unmöglich. Dort fehlt die Bedingungen aber auch die Begeisterung für so etwas..

    Zeno
    Sehr wichtig für die Gründer von Jakriborg ist die regionale Bezüge zu Dänische Kleinstadtidylle und Lübeck. Vielleicht provoziert dieser Verbundenheit mit eine Geograische Raum auf eine Seite und die Wünsch nach ein idyllische regionale und Volksnahe Architektur die ausgebildete Architekten. Die sehen es als ein bisschen Peinlich und kindisch.

    Stefan
    Danke für das Bild. Ja, die Plannung ist im Tat gelungen. Es ist wirklich eine Einzigartige Projekt für Schweden.

  • Idealerweise müßte es in D., dem Land der unendlichen Vororte, eine Mischung aus Gartenstadt und einem kleinen verdichteten Kern sein. Ebenso wie im Reformstil um 1910 sparsame, lokalbezogene Verwendung von Ornament, ggf. auch offenes Fachwerk (nur bei ausgewiesenen FW-Gebieten!), d.h. keine reine Adaption der örtlichen Altstadtkerne. Interessant wäre aus meiner Sicht die Einbindung der heutigen ENEV-Vorgaben sowie integrationsfähiger Solartechnik.

    Ich für meinen Teil verstehe die weltanschaulichen "Probleme" der Architekten mit einem solchen Auftrag nicht. Mein Ego wäre mehr als genug befriedigt, mit einem solchen Entwurf tatsächlich was gutes für eigene Brieftasche UND das Gemüt meiner Auftraggeber und Nutzer bewirkt zu haben. Überdies das Wissen, daß dieses Werk eine weit höhere Leb- und Wirkungszeit haben dürfte als jene technizistischen Spielereien, die drei Jahrzehnte nach Bauabnahme zum peinlichen Sanierungsnotfall geworden sind.

    Nein, die werden gedünstet

  • Du bringst es auf den Punkt!
    Ausgangspunkt bzw. Vorbild eines deutschen Jarikborg bzw. Poundbury sollten nicht die Innenstädte, sondern die Gartenstadtidee der 20er Jahre sein. Die Architekten müssten das Rad nicht mal neu erfinden, sondern dieses Konzept unter Berücksichtigung regionaltypischer Baumaterialien, Architektursprachen sowie zeitgenössischer technischer Standards fortentwickeln.

    "Integrationsfähige Solartechnik"...wenn es so etwas überhaupt gibt. Bisher sind Solartechnik und traditionelle Ästhetik leider ein krasser Widerspruch.

  • Die sozialreformerische Idee der Gartenstadt scheint mir ein anschlussfähigeres Vorbild zu sein. Wenn Du dazu noch Öko und Mehrgenerationenansatz hinzufügst, und vielleicht Religion, dann hat man was brauchbares.

  • Nachdem das Thema im Faden zum Lübecker Gründungsviertel nochmal aufkam, hier ein paar Bilder vom schönen Jakriborg, das sich an schwedisch-dänischer Schonen-Architektur und der Hansezeit orientiert. :)

    Würde in der Formensprache durchaus auch an den Stadtrand von Hansestädten wie Lübeck, Rostock und Lüneburg passen, statt dem üblichen Zersiedlungs-Einheitsbrei:



    Jakriborg by Susanne Nilsson, auf Flickr



    Jakriborg by Susanne Nilsson, auf Flickr


    Jakriborg by Susanne Nilsson, auf Flickr

  • Um bei uns Mieter anzulocken, benötigt man aber eine Tiefgarage und für jede Wohnung einen Balkon. ;)

    Natürlich ist dieses Quartier wunderschön. in so einer Umgebung würde ich auch gern wohnen. Gar kein Vergleich zu den Wärmedämm-Schuhkarton-Siedlungen, die in Deutschland derzeit überall hochgezogen werden.

  • Selbst versteckte Tiefgaragen und stilistisch passende Balkone nach hinten raus fänd ich hier völlig unkritisch.
    Weiß jetzt ad hoc gar nicht, wie sie die Parksituation gelöst haben, auf einigen Bildern sieht es so aus, als wenn die fast alle auf einem Sammelparkplatz am Rande des Viertels stehen. Die ÖPNV-Erschließung Richtung Malmö und Lund soll dort aber auch sehr gut sein, weswegen viele wohl ganz auf einen PKW verzichten.

  • Schaut von oben aus wie ein Dorf was grade mit der verstäterung beginnt an der Haupt Straße wird es schon eng und hinten sind noch kleine Höfe (freistehende Häuser)

  • Bemerkenswert ist auch der räumliche Kontext von Jakriborg. Wie man im Luftbild erkennen kann, liegt das Viertel im ländlich-suburbanen Raum Malmös, umgeben von Gewerbegebieten. Dort würde man wirklich erst einmal keine "Altstadt" vermuten.
    Ergänzend hier noch ein Foto in Google-Panorama