• Zitat von "Zeno"

    Mich würde z. B. mal interessieren, ob jemand weiß, welches die sechs Häuser waren, die in Würzburg den 16. März 1945 überstanden haben:


    ( http://www.architekturforum.net/viewtopic" onclick="window.open(this.href);return false;\r
    http://www.architekturforum.net/viewtopic. ... 1480#61480 )

    Eines davon ist die Gaststätte "Zur Stadt Kitzingen" in der Pleich und ein weiteres ist das Handwerkerhaus, ebenfalls in der Pleich.

    Im übrigen ist das Handwerkerhaus nicht das älteste Bürgerhaus Würzburgs. Das älteste Bürgerhaus steht im Stadtteil Heidingsfeld und ist von 1431.

  • Zu Christine:

    Mit dem "echten, eigentlichen Petrini-Bau" meinte ich das lange, von Petrini entworfene Gebäude auf der Ostseite des Unteren Marktes, wie man es auf diesem alten Stich in der Mitte sieht:

    http://diathek.kunstgesch.uni-halle.de/dbview/diathek…pg/04t2335d.jpg

    Anstelle des vor kurzem errichteten Müll-Baus, das die Erbauer Petrini-Haus nennen, stand vor dem Krieg ein Gründerzeitler und danach lange Zeit nichts.
    Jetzt, da ich die Bilder vom Kürschnerhof kenne, glaube ich, dass das Neue Rathaus, das man auf diesem Bild links neben dem Alten sieht:
    http://diathek.kunstgesch.uni-halle.de/dbview/diathek…pg/04t2260d.jpg

    zumindest teilweise ein Zitat des alten Kürschnerhofs war. Der Teil in der Mitte mit der großen Erker mit Türmchen.

    Christine hat geschrieben:

    Zitat

    aber über Rekonstruktion wird hier nicht gesprochen.

    Das sollte sich dann schleunigst ändern!

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Das Ruschkewitz-Kaufhaus stand dort, wo heute der Kaufhof steht. Josef Neckermann hat das wohl dann für nen Appel und nen Ei aufgekauft.

    Ich kenne den Neckermann nur auf der anderen Seite (und später dann in der Eichhornstr.). Dort sind heute vier Läden untergebracht. Allerdings weiss ich nicht, wann Neckermann die Strassenseite gewechselt hat.

  • Christine hat geschrieben:

    Zitat

    Ich habe noch das hier gefunden. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber es müsste das Ruschkewitz-Kaufhaus sein.

    Was war denn das merkwürdige Loch im Dach an der Ecke des Gebäudes?

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Folgende Fassadensanierung ist aktuell in Würzburg am Kürscherhof 3 fertiggestellt worden. Vor der Sanierung sah das Gebäude aus, wie die "Ruinen" links und rechts daneben. Denkmalschutz und Genehmigungsbehörden haben diesen Entwurf erst im dritten Anlauf genehmigt. Ursprünglich war noch mehr Zierat geplant, jedoch wollte man eine "Rebarockisierung" unter allen Umständen verhindern. Die im zweiten Weltkrieg zerstörten Gebäude sollen demnach auf keinen Fall mehr in ihrer alten Pracht wiederentstehen. Man frönt in den verantwortlichen Ämtern als Alt-68er weiter dem tristen Funktionalismus und will Schönheit und Ästhetik auf jeden Fall verhindern. Daher Hochachtung an den Hauseigentümer der diese Fassade gegen alle Widerstände durchgesetzt hat.

  • Zitat von "ingenieur"

    Ursprünglich war noch mehr Zierat geplant, jedoch wollte man eine "Rebarockisierung" unter allen Umständen verhindern. Die im zweiten Weltkrieg zerstörten Gebäude sollen demnach auf keinen Fall mehr in ihrer alten Pracht wiederentstehen. Man frönt in den verantwortlichen Ämtern als Alt-68er weiter dem tristen Funktionalismus und will Schönheit und Ästhetik auf jeden Fall verhindern.

    Es bleibt mir ein Rätsel, warum immer gerade die, die die Hebel in der Hand haben, absolut gegenteilig zu dem denken und agieren, was die Menschen wollen, die keine Entscheidungsgewalt besitzen. Warum befindet sich praktisch nie jemand unseren Denkschematas unter denen, die tatsächlich etwas bewirken können?

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Zitat von "youngwoerth"

    Es bleibt mir ein Rätsel, warum immer gerade die, die die Hebel in der Hand haben, absolut gegenteilig zu dem denken und agieren, was die Menschen wollen, die keine Entscheidungsgewalt besitzen. Warum befindet sich praktisch nie jemand unseren Denkschematas unter denen, die tatsächlich etwas bewirken können?

    Oh ja. Und das vor allem in einer Demokratie. Das sollte doch mal zum Nachdenken/Hinterfragen anregen, oder? :zwinkern:

  • Zitat

    Es bleibt mir ein Rätsel, warum immer gerade die, die die Hebel in der Hand haben, absolut gegenteilig zu dem denken und agieren, was die Menschen wollen, die keine Entscheidungsgewalt besitzen. Warum befindet sich praktisch nie jemand unseren Denkschematas unter denen, die tatsächlich etwas bewirken können?

    Weil man nur als scheinbar willenloser Folger der elitären Denkschemata überhaupt an die Hebel herankommt. Das Volk muss ver(ge)walt(ig)et und belehrt werden. Die Lehrer des Volkes sind immer nur unter sich gewesen.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • ingenieur

    Danke für diese aufschlussreiche und sehr wichtige Nachricht. Es ist bitter zu sehen, wie sich Genehmigungsbehörden im Verbund mit dem Denkmalschutz positiven Entwicklungen, die vom einfachen Bürger ausgehen, entgegenstellen. Ich vermute jedoch, dass dies nicht mehr allzu lange so weitergehen wird. Die Zeit arbeitet gegen die überkommenen Dogmen der Stadtplanungsämter und Denkmalschützer. Bereits in dieser Sanierung - und das muss positiv stimmen - deutet sich das Potential gezielter Fassadenumgestaltungen an - die "Rebarockisierung" hätte überdies ja noch sehr viel weitreichender ausfallen können. Es bleibt zu hoffen, dass sich in den kommenden Jahren und Jahrzehnten der viel kritisierte, standardisierte Wiederaufbau von Städten wie Würzburg und Nürnberg, der zwar bei weitem nicht der Bedeutung dieser Städte gerecht wird, durch den aber eben auch kein völlig neues Straßennetz geschaffen wurde und viele Bauten in alter Kubatur wiedererrichtet worden sind, am Ende doch noch auszahlen könnte.

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • na ja, aber hand auf s Herz, was soll eine ahistorische Barockisierung? Noch dazu bei DIESEM inferioren Ensemble? Da wäre doch in jedem Fall Hopfen und Malz verloren gewesen.
    Wenn es für Wü eine Chance geben sollte, dann kann sie nur in einer vom innersten Kern betriebenen Reko liegen, nicht im Aufkleben pseudobarocker Versatzstücke an x-beliebige Schrottbauten. Damit macht man historisches Bewusstsein und Rekobestrebungen nur lächerlich.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Kürschnerhof und Schönbornstraße waren schon vor dem Krieg nicht mehr historisch.
    Es wurde dort eine Schneise durch die Stadt geschlagen für Straßenbahn und gründerzeitliche Kaufhäuser.
    Augustinerkirche und Neumünsterkirche waren die einzigen noch verbliebenen historischen Gebäude.
    Die mit Kuppeln, Türmen, Giebeln und Erkern zumeist im Neobarock oder Neorokoko errichteten Gebäude wurden zumeist bis in die Erdgeschosse
    niedergebombt.

  • Zitat

    Es bleibt zu hoffen, dass sich in den kommenden Jahren und Jahrzehnten der viel kritisierte, standardisierte Wiederaufbau von Städten wie Würzburg und Nürnberg, der zwar bei weitem nicht der Bedeutung dieser Städte gerecht wird, durch den aber eben auch kein völlig neues Straßennetz geschaffen wurde und viele Bauten in alter Kubatur wiedererrichtet worden sind, am Ende doch noch auszahlen könnte.

    Wobei ich da für Würzburg freilich eher Chancen sehe als für Nürnberg, wo zum einen nur in der ersten Wiederaufbauphase Straßennetz und Kubatur aufgegriffen wurden (ab den 60'iger Jahren hat man in Nürnberg auch nur noch Betonklötze hingesaut) und zum zweiten ein großer Teil der zerstörten Bauten eben Sichtfachwerkbauten waren, an deren Stelle heute Ziegelbauten stehen. Einen Ziegelbau kann man leider nicht durch Fassadenverbesserungen in einen Fachwerkbau verwandeln ... Barockfassaden wie die des alten Würzburg sind da doch deutlich einfacher wiederherzustellen.

  • Auf dem Bild kann man gut die künstlich angelegten Straßen auf dem Vorplatz der Residenz erkennen, die angeblich die Luftaufklärung der Allierten verwirren sollten. Man sieht mit dem bloßen Auge, wie sinnlos diese Maßnahme war.

  • Hier noch eine Übersicht über den Zerstörungsgrad des gesamten Stadtgebietes.
    Diese wird in der Dauerausstellung über die Zerstörung Würzburgs im Rathaus gezeigt.
    Dort befindet sich auch das Nagelkreuz von Coventry.
    Bei der Bombardierung wurden mehr als 90% der Innenstadt zerstört. Auch alle anderen Stadteile,
    Villenviertel, Gründerzeitviertel wurden ein Opfer der Bomben.
    Der Zerstörungsgrad des gesamten Stadgebietes betrug daher mehr als 80% .
    Mehr als 80% der Einwohner - bezogen auf die gesamte Stadt - hatten keinen Wohnraum mehr.
    Nur am Rande des Stadtgebietes überdauerten vor allem Gebäude der 20er und 30er Jahre.
    Selbst Vororte und Bauerndörfer wurden bei diesem Angriff durch die Bombergroup No. 5 vernichtet.

  • Und dementsprechend sieht's in Würzburgs Stadtteilen auch aus.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Totalschaden bedeutet aber wohl nicht, dass keine Umfassungsmauern mehr vorhanden waren (siehe Haus zum Falken, das als solcher angegeben ist, obwohl noch viel davon stand).
    Zweifellos ein höchst üble Angelegenheit, dieser 16.3.
    Trotzdem: Zerstörung ist eine Sache, dieser Wiederaufbau eine zweite. Mit relativ wenig Aufwand, ein bisschen Augenmerk auf Markt und drei, vier Hauptstraßenzüge hätte ein ungleich ansprechenderes Wiederaufbauergebnis erzielt werden können.

    Beitrag gekürzt.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Zitat von "ursus carpaticus"

    Zerstörung ist eine Sache, dieser Wiederaufbau eine zweite. Mit relativ wenig Aufwand, ein bisschen Augenmerk auf Markt und drei, vier Hauptstraßenzüge hätte ein ungleich ansprechenderes Wiederaufbauergebnis erzielt werden können.

    Tja, die einen wollten endlich "tabula rasa" machen, um an die Futtertröge zu kommen, die anderen waren durch die Folgen des Krieges qualitativ einfach ausgeblutet. Das Schicksal eines Volkes.

  • Zitat von "ursus carpaticus"

    na ja, aber hand auf s Herz, was soll eine ahistorische Barockisierung? Noch dazu bei DIESEM inferioren Ensemble? Da wäre doch in jedem Fall Hopfen und Malz verloren gewesen.
    Wenn es für Wü eine Chance geben sollte, dann kann sie nur in einer vom innersten Kern betriebenen Reko liegen, nicht im Aufkleben pseudobarocker Versatzstücke an x-beliebige Schrottbauten. Damit macht man historisches Bewusstsein und Rekobestrebungen nur lächerlich.

    Apropos ahistorische Barockisierung. Wenn wir danach gehen, dürften wir z. B. angepasste Neubauten auf dem Dresdner Neumarkt, in der Neustadt, in Potsdam oder sonstwo, die keine äußerlich exakten Rekonstruktionen sind, aber durchaus althergebrachte barocke Gestaltungselemente einer Fassade aufgreifen, letztlich also barock daherkommende Bauten sind, die es so nie gegeben hat, nicht begrüßen, sondern müssten sie ablehnen. Man könnte diesen Vorgang jedoch auch ausdrücklich bejahen und sagen, hier sei aus der eigenen Tradition heraus etwas Neues geschaffen worden. Natürlich wünschte ich mir, dass bei Neubauten in Würzburg grundsätzlich die Architekturgeschichte dieser Stadt aufgegriffen wird, wobei man schnell beim Barock landen wird. Wird ein Gebäude saniert und soll im Zuge dessen die Fassade umgestaltet werden, freue ich mich, wenn dies unter Rückkgriff auf die barocke Tradition Würzburgs geschieht. Hierbei ist es ein riesiger Vorteil, dass die "Schrottbauten" in Würzburg eben zumeist Gebäude in einer uralten Hausform sind, auf der man aufbauen kann, und keine jeden Maßstab sprengenden Ungetüme, bei denen nur noch die Abrissbirne Abhilfe schaffen kann. Entspricht ein Haus in seiner Kubatur so genau dem Vorkriegsbau, dass eine äußerliche Komplettrekonstruktion im Bereich des Möglichen liegt, sollte natürlich dieser Weg beschritten werden. Man hätte dann äußerlich das im Krieg verloren gegangene Haus wiederhergestellt, im Inneren allerdings etwas Neues, d. h. das Endergebnis der allermeisten Rekonstruktionen bürgerlicher Profanbauten. Idealerweise sollte natürlich ebenfalls immer dann rekonstruiert werden, wenn durch Abriss freie Flächen geschaffen werden - dieser Fall wird jedoch in Summe auf absehbare Zeit letzten Endes immer relativ selten eintreten.

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • @GF

    zwischen DDer Neumarkt und diesem Würzburger Schrott liegen aber Welten.
    Ich übergehe, dass mir am NM gar keine ahistorische Barockisierung bekannt ist, eventuell eine spekulative, wo genaues Material fehlte, aber den Beweis der Ahistorizität (dh dass es zu keiner Zeit so war) kann wohl niemand erbringen.
    Worauf es mir jedoch ankommt:
    Edle Barockelemente kann mann nicht auf jedem Schrottbau applizieren. Ein verhübschter Schrottbau ist ein noch größeres Ärgernis als ein unverhübschter. Das wil nicht sagen, dass ich grundsätzlich ein Gegner von fiktiven Barockisierungen wäre (wenngleich diese eher problematisch erscheinen und oft in Geschmacklosigkeiten enden, in Tschechien gibt s so Weltmeister zuhauf). Die schlichten Formen der DDer Königsstraße ermöglichen natürlich realtiv leicht ansprechende Ergänzungen, hier erscheint das Betonpalais durchaus angebracht und ausreichend (auch von der Materialwahl: es ist eben nur ein Füllbau, und dafür reicht Beton).
    Aber bei den ggst WÜer Bauten stimmt eben überhaupt nichts, Fenstergröße und -gestaltung, Geschoss- bzw Achsenanordnung, ja genaugenommen nicht mal die Kubatur. Daher ist es kontraproduktiv, daran irgendwelche Verschönerungen vornehmen zu wollen.

    ich kann mich nur wiederholen (und dies hier konkretisieren):
    Es erscheint mir erstaunlich, dass viele ansonsten noch so kritische und wache Geister (und GF zählt diesbezüglich zu den Spitzenreitern, ich sag das nicht ganz ohne Eitelkeit und Selbstverliebheit, zumal ich noch kaum eine Differenz in unserer Auffassung wahrnehmen konnte) in diesem Forum beim Thema Würzburg (und auch Nürnberg) zu einer enormen, wirklichskeitsfremden Beschönigung des status quo neigen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.