• Generell, subjektive Wertungen einmal völlig außer Acht gelassen, stelle ich mir bei solchen 50er-Jahre-Bauten immer die Frage, wie lange die noch stehen können. Solche billigen Kriegswiederaufbau-Gebäude sind ja nicht für die Ewigkeit gedacht, die haben ja ein Ablaufdatum. Ist nicht in 50, 100 Jahren sowieso ein Abriss vonnöten? Irgendwann wird sich das ständige Renovieren nicht mehr auszahlen.

  • Das Gebäude der Bezirksregierung Unterfranken am Peterplatz birgt Deutschlands größtes Sgraffito.


    Bildquelle: Würzburg-Wiki, Urheber 'Dörfler[size=8]', [size=8]CC BY-SA 3.0http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de

    Der Kasten wurde umfassend und aufwändig saniert:
    Baukunst: Innenhof der Regierung von Unterfranken restauriert - Gebäudesanierung teurer als einst der Neubau -Main-Echo

    Bildstrecke beim BR

    Ganz nett, aber in dem tristen Hof und bei den hässlichen Fenstern ist das Gesamtambiente dennoch eher enttäuschend.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Das Gebäude der Bezirksregierung Unterfranken am Peterplatz birgt Deutschlands größtes Sgraffito.

    Dürfte der große Schloßhof in Dresden nicht mittlerweile mehr Sgrafittofläche besitzen? Also so rein nach Augenmaß bewertet...und schöner isses obendrein!

    Edit: Achso, der BR schreibt "süddeutschlands".

  • Soviel südlicher ist Wü gar nicht!

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Seit 2015 wird die Festung Marienberg saniert. Nun ist die Marienkirche dran und soll dabei eine neue Kuppeleindeckung erhalten.


    (...) Noch nicht einmal 60 Jahre alt, aber dennoch undicht war dagegen das Bleidach. Über zehn Jahre lang tropfte bei Regen Wasser in die Kuppel. Ein Notdach im Inneren hat schlimmere Schäden verhindert.

    „Jetzt decken wir wieder in Schiefer“, sagt Seibert: Denn so war die Kirche bis zu ihrer Zerstörung 1945 gedeckt und so sind es auch die übrigen Türme auf der Festung. „Außerdem ist Schiefer das nachhaltigste Material für die Kuppelform.“ (...)


    Und hier ist noch eine treffende Feststellung zum heutigen Denkmalschutz.


    (...) Damals war die Linie der Denkmalpflege rekonstruierend: Verloren gegangene Details eines Bauwerks wurden auch ohne gesicherte Grundlagen ergänzt, wenn sie nach dem eigenen Verständnis wichtig für dessen Geschichte waren. Dabei kamen dann auch relativ freie Interpretationen, wie etwa die Gesichter an der Fassade der Marienkirche, heraus.

    Ein Denkmal darf ruhig alt ausschauen Heute macht man das nicht mehr so. Denkmalpflege heißt jetzt, den Zustand eines Denkmals zu erforschen und zu erhalten. Und nicht, wieder herzustellen, was einst gewesen sein könnte. „Die Fragmente komplett verwitterter Skulpturen würden wir so erhalten, wie sie eben sind“, erklärt Seibert. „Das Alter darf man einem Baudenkmal ansehen.“ (...)


    ?( Nach dieser Logik dürfte rein gar nichts wiederhergestellt werden. Weg ist weg. Und irgendwann sind alle historischen Bauwerke zu Staub verwittert und verschwunden. Der Wiederaufbau nach dem Krieg war also eine einzige freie Interpretation und "Geschichtsfälschung".

  • fand eigentlich den früheren Zustand besser! Der schöne rote Sandstein ist doch viel natürlicher als dieses knallgrelle rot :kopfschuetteln:

    das Thema hatten wir sehr häufig: Natursteinfassaden waren bis ins späte 18. Jahrhundert fast immer farbig gefasst oder geschlämmt. St. Peter, Dresdner Zwinger, Würzburger Residenz u.v.m. Zum einen zum Schutz des Steins, zum anderen aus ästhetischen Gründen. Diese Idee vom edeln, reinen Stein kommt aus dem 19. Jahrhundert. Das Greiffenclau Palais gehört also unbedingt gefasst. Die Architektur ist darauf angelegt.

  • Das Innere der barocken Peter und Paul Kirche erstrahlt nach umfassender Sanierung in neuem Glanz. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.

    Zitat

    Die Renovierung stand unter der Vorgabe, die barocke Strahlkraft der Kirche zu beleben. Dazu wurden zwei Fenster wieder geöffnet, damit mehr Licht strömt. Das schafft facettenreiche Nuancen, die Dombaumeister Cesare Augusto Stefano begeistern. Er spricht von »einer der elegantesten Kirchen Würzburgs«.


    Würzburger Kirche Sankt Peter und Paul erstrahlt im neuem Glanz

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Nun wird der Grafeneckart weiß-grau gestrichen. Die durchgeführten Online-Abstimmungen waren zwar klar für die sandsteinrot-weiße Variante, der Ratsausschuss folgte jedoch der Empfehlung der Denkmalschützer. Die Gerüste und Verhüllungen sollen im Mai fallen.

    Vergleichsbild zur schnellen Information

    Entscheidung gefallen: Grafeneckart wird weiß-grau - Würzburg erleben

    Grafeneckart: Entscheidung über neue Farbe ist gefallen - Mainpost


    P.S. : Dieser stilisierte Baum hat mir irgendwie noch nie gefallen, wirkt auf mich (beim schnellen Blick) eher wie ein Putzschaden.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    Einmal editiert, zuletzt von Mantikor (13. Februar 2017 um 10:18)

  • Hallo Schortschi Bähr,

    ich meine mich zu erinnern, einmal gelesen zu haben, dass der auf die Fassade des Grafeneckhard, also des alten Würzburger Rathauses, gemalte Baum, an eine Linde, an einer uralten Gerichtsstätte an eben dieser Stelle gemahnen soll. Dies erscheint mir durchaus vorstellbar und auch glaubwürdig.. Es waren ja zumeist Linden, unter denen seit germanischer Zeit Gericht gehalten wurde. Das ging, zumindest für geringere Delikte (die sog. "niedere Gerichtsbarkeit") bis in die Neuzeit hinein so weiter. Also bis weit ins 16., 17., ja teilweise sogar bis ins 18, Jh. hinein. Ein Beispiel: "Jemand schlug aus Verärgerung einem anderen Mann im Wirtshaus seinen Krug aufs Haupt. War das ein Zinnkrug, so konnte der Schaden schon beträchtlich sein.

    3 Mal editiert, zuletzt von Villa1895 (9. Februar 2017 um 18:28)

  • Warum kann es nicht so bleiben, wie es ist? Dieses Weiß macht den Bau vermutlich ziemlich "aufgeräumt" und steril.

    Ja, womöglich noch ein neues Dach drauf, und schon siehts fast aus, wie einmal darübergekärchert... ich finde man sollte den Farbton lassen und und die Fassade schonend reinigen.

  • Das Gebäude wird ja nicht weiß & grau. Es gibt ein "gebrochenes" weiß (was auch immer das bedeutet) und Schilfsandstein als zweite Farbe. Vielleicht sieht das ganz nett aus.

    Ich persönlich mag diesen schäbigen Schmuddel-Look eh nicht. Beim Würzburger Rathausturm hatte ich mir schon lange eine Auffrischung gewünscht.

  • In Würzburg, gerade um den Grafeneckart, besteht enorm viel Verbesserungsbedarf. So gesehen ist diese Maßnahme so unnötig wie ein Kropf.
    Ceterum censeo, dass die patina-trächtige Vorversion dem kalten, leblosen Wiederaufbauambiente weit zuträglicher war.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ich finde auch, dass es noch Gebäude mit Patina geben muss, denen man ihr Alter ansieht. So saniert wird es dann erstmal aussehen wie ein Faller-Bausatz. Vermutlich wird man sich daran gewöhnen, und auch diese Fassade wird ja mit der Zeit ihre Spuren erhalten. Aber diesen Ockerton fand ich eigentlich sehr schön, hatte sowas altertümliches, schade drum.

    In dubio pro reko

  • Im jetztigen Zustand wirkt die Fassade mit ihren Elementen integrierter. So wie die neue Farbvisualisierung auf mich wirkt, befürchte ich, daß mit dem Neuanstrich in grau/weiß diese Elemente, wie Portal, Erker und Uhr wie aus der Fassade herauszufallen drohen und irgendwie hinzugefügt und drangeklebt wirken könnten.
    Da frag' ich mich mal wieder, was für Fachleute (heute schnell als Experten bezeichnet) wir in den Ämtern und so haben!? Gegen Neuanstrich ist ja nix einzuwenden, aber dann auch mit ästhetischem Gefühl und nicht nur nach denkmalschutzrelevanten Befunden entscheiden!

  • Klar, dass auf der jetzigen Fassung der Fassade auch Staub und Schmutz angelagert sind. Aber hätte es nicht ausgereicht, die jetzige Fassade zu reinigen? Ich vermute ja. Denn bei Renovierungen von Wandmalereien wird auch so verfahren. Die Patina und der altertümlich wirkende Ockerton wäre für das immerhin in Teilen noch aus der Romanik stammende Gebäude erhalten geblieben, wenn auch Anstrich und Bemalung "nur" von Staub und Schmutz gereinigt worden wären. Es sollte auch nicht übersehen werden, dass gerade im Mittelalter die Gebäude in aller Regel viel bunter gefasst waren, als wir dies heute kennen. Der Eindruck der nur gereinigten Fassade in Ocker und Rot nebst der Malereien (Baum etc.) wäre m. E. wesentlich authentischer für dieses sehr alte Haus, als eine Fassade in gebrochenem Weiß und Grau. Aber die Farben weiß und grau sind derzeit sehr beliebt. Ein Modetrent? Ich finde, das Wenige, das Würzburg infolge der Kriegszerstörung geblieben ist, sollte so authentisch wie möglich für die Zukunft erhalten bleiben.

  • Das Rathaus bekommt ja nicht nur einen neuen Anstrich. Es handelt sich um eine Sanierung, die bereits seit November 2015 läuft. Wahrscheinlich wurden da auch Mauerwerk- und Putzteile erneuert. Da ist es doch nur logisch, daß auch die Fassade neu gestrichen wird. Da das Denkmalamt mit entschieden hat, wird der Farbton sicher auch authentisch sein. Möglicherweise ist dieses schmuddelige Braun auch nur eine Fassung der Wiederaufbauzeit?

    Ich hätte mich viel mehr geärgert, wenn man eine Sanierung ohne neuen Anstrich durchgeführt hätte. Das gehört einfach dazu. Wartet doch mal das Ergebnis ab. Es wird immer viel zu früh gejammert und gemeckert.

    Obwohl, wenn mir das Ergebnis nicht gefällt, werde ich sicher auch meckern. :D