• D'accord. Das neue S. Oliver Haus ist immerhin eine Verbesserung verglichen mit dem Vorzustand.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Interessante Grundsatzdiskussion, die hier abgelaufen ist. Ich muss allerdings sagen, dass ich ich die Zuspitzung, die darin stattfindet nicht ganz nachvollziehen kann.
    In gewissem Sinn haben doch beide recht: RMA damit, dass der Wiederaufbau von Würzburg immer noch in weiten Teilen besser war als z.B. der von Kassel, Mainz (wo's zerstört war) oder Frankfurt. Und ursus damit, dass selbst das eigentlich noch zu einem indiskutablen Ergebnis geführt hat, das so weit es eben geht durch besseres ersetzt werden sollte. Ich sehe da keinen logischen Widerspruch.

    Was die praktische Seite angeht, kann ich freilich RMA's Bedenken nicht ganz nachvollziehen. Seine Argumente scheinen darauf hinauszulaufen, dass die Ersetzung durch besseres eh nicht oder jedenfalls nicht in dem Maße möglich sei, das ursus (und ich z.B. auch) im Sinn haben und dass man es daher gar nicht erst versuchen sollte, sondern sich lieber mit dem 50'iger-Jahre-Wiederaufbau begnügen sollte. Mit der Haltung passiert freilich wirklich nichts. Keiner bestreitet, dass das Ziel nicht in absehbarer Zeit erreichbar ist, aber wenn man es deshalb von vorneherein aufgibt, wird man es nie erreichen.

    Was allerdings auch klar ist, ist dass das Ziel nicht erreicht werden kann, solange es nicht einen ganz grundlegenden Bewußtseinswandel in Deutschland gibt. D.h. erst wenn die Deutschen wieder ein positives Verhältnis zu sich und ihrer kulturellen und geistigen Tradition gewonnen haben und ein Umdenken in der Architektur stattgefunden hat, wird es auch wirklich Rekonstruktionsprojekte in dem Maß geben, wie wir uns das vorstellen. Ansonsten bleibt, wie Heimdall in einem anderen Strang, alles nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
    Wir brauchen also einen langen Atem, an diesem Bewußtseinswandel zu arbeiten und müssen zugleich und parallel dazu jede Chance auf konkrete Projekte nutzen, die sich wie in Frankfurt, Wesel, Potsdam etc. bietet. Ich sehe da keinen Widerspruch, bin mir aber auch dessen bewußt, dass für das, was ursus und ich und sicher viele andere hier im Forum anstreben, jener Bewußtseinswandel die unabdingbare Voraussetzung ist. Was den angeht muss man aber eher in Jahrzehnten denken als in Jahren.

    Vielleicht sogar in Jahrhunderten ... Im Grunde ist unsere Situation in Deutschland heute nicht ganz unähnlich der in Deutschland nach dem 30'jährigen Krieg, wo auch, nachdem in den 1660'iger Jahren die letzte Generation weggestorben war, die noch vom Reichspatriotismus der Zeit vor dem 30'jährigen Krieg getragen war, jeder positive politische, kulturelle und geistige Bezug auf Deutschland als solches versickerte. Aber wer hätte Anfang des 18. Jahrhunderts gedacht, dass es knapp hundert Jahre später mit der Romantik eine gewaltige Rückbesinnung eben darauf geben würde!
    Ich fürchte fast, in solchen Zeiträumen müssen wir denken. Und das bedeutet eben für uns, dass wir diese dürftige Zeit durchstehen müssen und doch gedulgig an ihrer Überwindung arbeiten müssen.

  • Zitat

    Was die praktische Seite angeht, kann ich freilich RMA's Bedenken nicht ganz nachvollziehen. Seine Argumente scheinen darauf hinauszulaufen, dass die Ersetzung durch besseres eh nicht oder jedenfalls nicht in dem Maße möglich sei, das ursus (und ich z.B. auch) im Sinn haben und dass man es daher gar nicht erst versuchen sollte, sondern sich lieber mit dem 50'iger-Jahre-Wiederaufbau begnügen sollte.

    Da sehe ich keinesfalls so. Aufregt hatte mich nur das kategorische und rundumschlagmäßige Abverurteilen des Wiederaufbaus von Würzburg im Speziellen, was ich mir eigentlich nur so erklären kann, dass dieser Eindruck bei uc von einer fahlen, lange zurück liegenden Erinnerung genährt ist. Wie Zeno schon schrieb, es soll auch Leute geben, die dort leben – und ich war oft genug auch länger dort, um sagen zu können, dass es dort wesentlich gemütlicher ist als beispielsweise in [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon]. Dafür fehlt ein Nachtleben fast völlig.

    Wer wünscht sich nicht, dass der 1950er Jahre-Wiederaufbau nur eine Zwischenlösung ist? Und natürlich ist er eine Zwischenlösung, zum Glück entwickeln sich Städte weiter. Und gerade die zerstörten Großstädte. Auch ich hoffe vor allem auf mehr Bürgerinteresse bei künftigen Bauprojekten. Und das nicht nur bei Stuttgart 21, sondern vor allem im Bereich des Häuser- und Wohnungsbaus, der letztlich prägend für die Städte ist.


  • Würzburg hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten durch punktuellen Eingriffen und Neubauten an vielen Stellen noch verschlechtert. Ich nenne nur die Glaserker und die Glasfassade am Wöhrl-Gebäude oder das "Petrini"-Gebäude am Markt.

    Natürlich. Wenn es um komplette Neubebauung geht, auf freien Flächen, wie dieses "Petrini"-Gebäude, sehe ich zu 100% auch eine Rekonstruktion als die ideale Lösung. Aber was ich meinte, sind Verbesserungen schon bestehender Bausünden. Veränderungen der Fassade. Und davon sind in Würzburg in letzter Zeit einige "entschärft" worden. - Die nächste Riesenchance wäre wohl der Neubau Eichhornstraße 2. Wenn diese Super-Mega-Ultra-Bausünde beseitigt wird, wäre dort Platz für gleich mehrere Rekos.

  • Sehr wichtig ist auch, wie die Entscheidung zum "Tricyan-Tower" ausfällt. Sie müßte etwa in dieser Zeit fallen. Und daß das Postamt (?) an der Augustinerstraße Ecke Neubaustraße denkmalgeschützt ist und saniert werden soll, statt abgerissen wie es gehört, ist schon ein Skandal.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Zitat

    Würzburg sei heute nicht mehr die Stadt Neumanns oder Riemenschneiders, sondern eine aufgebaute Stadt der 50er und 60er-Jahre. Diese Substanz müsse man heute als schützenswertes Denkmal neu erkennen

    Ja, das genau ist es. Wenn es so weit gediehen ist, dann vielen Dank für den Denkmalschutz. Dann geht absolut nichts mehr. Und deshalb wäre es so wichtig, sich von Mozartschule und ähnlichem Mist bei möglichst gutem Wind so rasch wie möglich zu verabschieden.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Du meinst das Gebäude der Polizei, Augustinerstraße 24


    Stimmt, jenes Gebäude meinte ich.


    Moderationshinweis (Zeno):
    Zitat aufgenommen, um infolge der Umordnung von Beiträgen verlorengegangene unmittelbare Bezüge wiederherzustellen

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • @ Zeno: Es geht ursus glaube ich gar nicht mal um die Frage, ob die 50'iger und 60'iger-Jahre-Bauten nun besser oder schlechter sind als die Glas- und Betonkisten, die da jetzt hingeklotzt werden.
    Es geht darum, dass im Moment die reale Gefahr besteht, dass die Wiederaufbauarchitektur der 50'iger und 60'iger Jahre großflächig unter Denkmalschutz gestellt wird - wie es eben in der zitierten Stellungnahme zur Mozartschule anklingt.

    Und wenn das geschieht, dann ist im Hinblick auf Rekonstruktionen wirklich alles endgültig und definitiv verloren (das ist z.Zt. schon in Nürnberg zu beobachten, wo der Denkmalschutz mit Hinweis auf die vermeintliche Denkmalwürdigkeit der Wiederaufbau-Architektur immer mehr alle Maßnahmen der Altstadtfreunde blockiert, das mittelalterliche Stadtbild zumindest durch Verbesserungen an den Fassaden zurückzurufen).

    Klar kann der Denkmalschutz in Einzelfällen auch wieder aufgehoben werden, aber das ist unendlich schwer. Deshalb ist es letztlich besser, der ganze 50'iger und 60'iger-Jahre-Kram wird jetzt noch schnell abgerissen und durch evidentermaßen nicht denkmalwürdige Kisten ersetzt als dass wir in 10 Jahren vor der Situation stehen, dass Rekonstruktionsprojekte grundsätzlich unmöglich geworden sind, weil die Wiederaufbau-Innenstädte alle unter Denkmalschutz stehen.
    Auf die Weise bleibt wenigstens die Chance zur Rekonstruktion erhalten.

  • Äpfel und Birnen? Sind auf die genannten Städte ein paar Millionen Brandbomben gefallen

    Das ewig gleiche Argument kann doch nicht Dein Ernst sein, gerade nicht hier in diesem Forum. In WB hat man sich halt damals bewußt, aus einem Hass gg das eigene historische Erbe heraus, gegen die Rekonstruktion und für den "Wiederaufbau" entschieden. Andere hätten sich vl für die Rekonstruktion entschieden, die Kosten wären wohl dieselben gewesen.

    "Ich denke an Wien, so wie Sie an Brüder, an Freunde denken, die jetzt an der Front sind. Nun sind sie fern von Ihnen und Sie wissen sie in Gefahr, ohne ihnen beistehen, ohne diese Gefahr teilen zu können" - Stefan Zweig 1940

  • Das ewig gleiche Argument kann doch nicht Dein Ernst sein, gerade nicht hier in diesem Forum. In WB hat man sich halt damals bewußt, aus einem Hass gg das eigene historische Erbe heraus, gegen die Rekonstruktion und für den "Wiederaufbau" entschieden. Andere hätten sich vl für die Rekonstruktion entschieden, die Kosten wären wohl dieselben gewesen.

    Argumente mache ich zum Glück nicht vom Forum abhängig, in dem ich schreibe. Ansonsten wäre Beiträge ja Gefälligkeitsdienste. Ein interessantes Verständnis von Meinungsbildung. Des Weiteren glaube ich nicht, dass man den Franken Hass auf das historische Erbe vorwerfen kann. Man gucke mal etwa auf das ähnlich stark zerstörte Pforzheim, da kann man sehen, was Menschen zu leisten im Stande sind. Es handelte sich beim Wiederaufbau vielmehr um einen Pragmatismus, der anstrebte, die Kriegszerstörung schnellstmöglich vergessen zu machen und den Anschein einer heilen Welt wieder herzustellen. Ansonsten würde ich statt Mythosbildung mal bitten, das zu lesen, was Zeno als Einheimischer schreibt, denn er hat Recht.

  • Zitat

    ....Stadt der 50er und 60er-Jahre. Diese Substanz müsse man heute als schützenswertes Denkmal neu erkennen.

    Hmm. Das ist natürlich nicht wünschenswert. Aber so weit wird es wohl nicht kommen. Es würde genügen einige Bauten aus den 50ern zu schützen. Eben Häuser aus der direkten Wiederaufbauzeit der ersten Jahre nach 1945. Alles was danach kam, in den 60ern und vor allem in den 70ern war ehrlich aus der untersten Schublade. Flachdächer und scheußlich farbige Fassadenverkleidungen. Waschbeton und Gebäude, die einen gesamten Häuserblock einnehmen. Wenn diese alle beseitigt werden und Platz für Rekonstruktionen schaffen, ist das doch der Himmel auf Erden. :engel: - Die echten 50er-Bauten würden sich wahrscheinlich noch recht gut einfügen. Viele von denen brauchen nur ´nen frischen Anstrich.

  • immer das gleiche dämliche Argument mit Pforzheim...

    Ja, natürlich geht immer alles noch viel schlimmer. Aber was war Pforzheim und was war Würzburg. Ich denke, man darf im zweitgenannten Fall sehr wohl eine höhere Verantwortung gegenüber Geschichte und Stadtbild postulieren. Dass Würzburg heute sehenswerter ist, ändert nichts daran, dass der Wiederaufbau in beiden Städten ungefähr gleich mies war. In Würzburg gab es einfach mehr Kirchen und Palais, der Ruinen man nicht ohneweiters platt machen konnte. Aber das Stadtbild als solches war den fränkischen Wiederaufbaubarbaren völlig wurst (den Pforzheimern natürlich auch, aber angesichts einer Opferrate von 25% ist das mehr als verständlich).Franken einen Hass auf die eigene Geschichte zu unterstellen, zielt natürlich auf das unglückliche Nürnberg ab, wo derartige Tendenzen nicht zu übersehen sind. Davon abgesehen, bleibt zu konstatieren, das der Wiederaufbau in Franken als Ganzes gelinde gesagt kein Ruhmesblatt war, die beiden zerstörten Großstädte völlig verhunzt, im zum Glück nur marginal zerstörten Bamberg übelste Ansätze. Dieser Umstand wird nicht zuletzt dank der typisch fränkischen Selbstgefälligkeit nicht wahrgenommen. Ein Blick über den fränkischen Tellerrand scheint nicht stattzufinden, die nicht wahrgenommene Hässlichkeit der eigenen Städte scheint hier eine Selbstverständlichkeit und im internationalen Rahmen keinerlei Sonderfall zu sein.

    Ein eingehender Befund muss noch üngünstiger ausfallen: von den zahllosen schlecht aufgebauten Städten ist Wü eine der schlechteren, die keinen partiellen Vorzug aufweisen kann: wichtige Kirchen entstellt (va im Inneren), keinerlei Ensemblebewusstsein (der Markt ist noch hässlicher als sein N.er Pendant, sämtliche Hauptstraßenzüge, auch dort, wo viele Kirchen und Palais konzentriert sind, völlig entstellt), kein Altstadtrestling auch nur angedeutet, Baulücken in Kretzln mit relativer Altbestandsdichte (etwa um Neubaukirche) schlecht gefüllt, keine überzeugende Dachlandschaft (wie ansatzweise immerhin Nürnberg), keine Rekos von Bürgerbauten (die Zeile in der Neubaustraße immerhin ausgenommen, immerhin!), viele erhaltbare Ruinen (Marktostseite!) abgebrochen, kein Ansatz einer altstadttauglichen Anpassungsarchitektur... das Sündenregister ist ewig lang. Und was steht diesem an Positivem gegenüber? Die Beibehaltung des Stadtgrundrisses? Dass die Neubauten idR Dächer und Fenster aufweisen?

    Dass, wie RMA anführt, nur Breslau schöner aufgebaut sei, ist natürlich unhaltbar. Gerade Breslau ist ein schlechtes Beispiel (anderes Zerstörungsmuster, stellenweise ähnlich inferiorer Wiederaufbau). Besser wäre auf Posen oder Danzig verwiesen, aber dassind für D ohnehin unerreichbare Vorbilder. Aber auch in D gibt es Beispiele, wie Freiburg oder auch Mainz, Braunschweig (wo ist ein wü.er Pendant zur Alten Waage?), ja sogar Köln, Hannover - auch diese beiden letztgenannen Städte haben immerhin Altstadtrestlinge neuerrichtet bzw zugelassen, wovon in Wü wie gesagt keine Rede ist. Selbst in Bayern gibt es weit bessere Beispiele, man sehe sich München an mit seiner Behandlung der Kirchen und sein stellenweise hochausgeprägtes Ensemblebewusstsein.

    Die weitgehende, leider so ziemlich an allen Stellen gleich stark ausgeprägte Hässlichkeit dieser Stadt nicht wahrzunehmen, ist eine Form von Realitätsverlust, zu der eine bestimmte Art von Intellektuellen zu leiden pflegt.

    Auch auf diesen Satz des ansonsten sehr geschätzten Zeno trifft dies leider zu:

    "Der Wert der 50er-Jahre-Gebäude besteht m. E. darin, dass sie in der schwer zerstörten Stadt wieder einen erträglichen städtebaulichen Rahmen gegeben haben." Städtebaulich erträglicher Rahmen? Was ist daran erträglich? So eine Bruchkiste vor dem Dom? Wo sind wird? In Ulan Bator? Sicher könnte man argumentieren, diese Schule bedeutete die Rückkehr der Zivilisation in eine Ruinenstadt, damals hatte man andere Wertigkeiten etc aber das sind nun eben keine städtebaulichen Kategorien.

    Abgesehen davon ist es schlicht falsch, dass Würzburg eine verputzte Fachwerkstadt war,wie RMA schreibt. Die altfränkische FW-Bebauung wurde im Barock weitgehend von schlichten, aber wohlproportionierten kleinstädtisch anmutenden traufseitigen Häusern verdrängt, deren Wiederaufbau weit einfacher als zB in N gewesen wäre. Es waren keine unverwechselbaren Häuserzeilen, eher ein Zusammenspielen mit den Kirchen und Palais.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

    2 Mal editiert, zuletzt von ursus carpaticus (18. Juni 2011 um 17:20)

  • Ich sehe es wie Philon. Die Perforierung des "Flächendenkmals", als welches das Wiederaufbau-Würzburg anscheinend ganz ohne Ironie von maßgeblichen Stadtpolitikern gewertet wird, ist im Moment unsere einzige Hoffnung. Offensichtlich hat die deutsche Depression ihren Tiefpunkt noch nicht durchschritten, da einerseits eine irregeleitete Denkmalpflege ohne nennenswerte Widerstände mit dem Gedanken spielen kann, die Nichtigkeiten der Wiederaufbauarchitektur für sakrosankt zu erklären, andererseits aber tatsächliche Veränderungen zur Zeit nur immer weiter ins architektonisch-städtebauliche Chaos führen. Wohlan denn, dann muss eben weiter drauflos gewurstelt werden, dann ist der Punkt eben noch nicht erreicht, an dem die Misere so unerträglich wird, dass die Stadtbevölkerung erwacht und sich auf das besinnt, was Würzburg einmal war und durchaus wieder werden könnte, wenn Einsicht und politischer Wille es erlauben. Anscheinend brauchen wir in der Tat, im Sinne von Philons Äußerungen, einen langen Atem und müssen durchhalten, dürfen aber unser Leitbild der schönen, begeisternden Stadt nach historischen Maßstäben nicht aus den Augen verlieren.

  • Kriegsschicksale Deutscher Architektur - Bundesländerübergreifend - Architectura Pro Homine

    Zitat

    Ein Postulat beim Wiederaufbau der übrigen beschädigten oder zerstörten Baudenkmale - in den ersten Nachkriegsjahren von der Denkmalpflege selbst vertreten und in Würzburg fast ausnahmslos beachtet - war der bewusste Verzicht auf Rekonstruktion des historischen Vorbildes: Verloren ist verloren.

    Zitat

    Die Bombardierung Würzburgs hatte zwar eine Ruinenlandschaft hinterlassen, historische Stadtstruktur und Bausubstanz waren jedoch noch weitaus besser ablesbar geblieben, als dies in vielen anderen, stark durch Sprengbomben zerstörten Städten der Fall war. Die meisten dieser Ruinen sind aber beim Wiederaufbau beseitigt worden.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

    2 Mal editiert, zuletzt von youngwoerth (18. Juni 2011 um 20:44)

  • Ist ja alles schön und gut. - Da kann man noch so lange und ausgedehnt intellektuell und besserwisserisch argumentieren und diskutieren. Wirklich weiter bringt es uns nicht. Auf einen Punkt gebracht heisst es doch nur, daß wir alle mit der Wiederaufbauleistung nach dem Krieg mehr oder weniger unzufrieden sind. - Viel lieber würde ich aber wissen was wir als Verein und Freunde der Baukultur unternehmen können um den unerträglichen Zustand in unseren geliebten Städten zu verbesser. Wir sollten lieber unsere Kraft und Intelligenz nutzen um zusammen nach Lösungen und Möglichkeiten zu suchen. Und nicht gegeneinander in diesem Forum kämpfen.

  • Zitat

    Auf einen Punkt gebracht heisst es doch nur, daß wir alle mit der Wiederaufbauleistung nach dem Krieg mehr oder weniger unzufrieden sind.

    Dieser Konsens wäre in Bezug auf Würzburg bereits ein beachtenswerter Fortschritt.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ist ja alles schön und gut. - Da kann man noch so lange und ausgedehnt intellektuell und besserwisserisch argumentieren und diskutieren. Wirklich weiter bringt es uns nicht. Auf einen Punkt gebracht heisst es doch nur, daß wir alle mit der Wiederaufbauleistung nach dem Krieg mehr oder weniger unzufrieden sind. - Viel lieber würde ich aber wissen was wir als Verein und Freunde der Baukultur unternehmen können um den unerträglichen Zustand in unseren geliebten Städten zu verbesser. Wir sollten lieber unsere Kraft und Intelligenz nutzen um zusammen nach Lösungen und Möglichkeiten zu suchen. Und nicht gegeneinander in diesem Forum kämpfen.

    Nein, in diesem Forum pflegt man lieber Feindbilder, kotzt sich aus und glaubt fest daran, dass man mit seinem Auskotzen bereits etwas bewegt. Das ist auch das Kernproblem dieses Forums. Viele Utopisten und Kellerkinder mit abwegigen bis völlig realitätsfernen Vorstellungen, bei denen man sich fragt, ob sie die letzten 10 Jahre mal Kontakt mit der Welt da draußen gehabt oder eine andere Meinung als die ihre gehört haben. Und da wundert sich noch einer, dass hier immer weniger Leute schreiben oder woanders hingehen. Selbstverständlich ist auch dies nur eine Verschwörung der Modernisten oder es handelt sich um, wie mich ein Moderator nach Jahren der Arbeit hier mal titulierte, Nestbeschmutzer. Damit überlasse ich die genannten ihrer eigenen Realität, gegen die sie anschreiben können, soviel sie wollen.

    2 Mal editiert, zuletzt von RMA (19. Juni 2011 um 13:04)

  • Undifferenziertes APH-Bashing ist nun auch nicht konstruktiv. Eine sachliche Auseinandersetzung mit Sachthemen wäre wünschenswert.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Zurueck zum Thema Wuerzburg: ich muss mich wiederholen - Wuerzburg ist in meinen Augen wunderbar, trotz einigen Bausuenden. Die wiederaufgebaute Domstrasse ist gelungen (auch wenn nicht perfekt!) mit ihren Perspektiv und Kleinteiligkeit. Die Neubaustrasse ist eindrucksvoll mit ihren rekonstruirten Barockfassaden, und ihre einfachen farbigen Nachkriegsbauten sind gut eingepasst. Auch die Domerschulstrasse (mit dem Rennaisance Hof der Alten Uni und anderen rekonstruirten alten Hauser) ist sehr attraktiv. Ich kann dieses List fortsetzen... Eine der groessten Leistungen des Wiederaufbaus Wue ist die Kleinteiligkeit, siehe Z.B. das Main Ufer.

    P.S.

    Entschuldigen mich fuer mein deutsch :smile:

    2 Mal editiert, zuletzt von Weser (19. Juni 2011 um 15:33)