Dresden, Altstadt - Bauvorhaben in der Herzogin Garten

  • Stimmt schon, aber heutzutage kann man das doch eigentlich problemlos modellieren und berechnen. In der Industrie gibt es ganz andere Anforderungen an Gussteile und es geht auch. Aber ich bin kein Gießer, es wundert mich nur.

  • Sorry, ich hab diesen "modernen" Zaun ja eben erst gesehen. Im Ernst: So etwas würde ich als Zaun für eine öffentliche Toilette nehmen, aber mit Sicherheit nicht für ein weltberühmtes Kulturareal wie den Dresdner Zwinger. Die fake-modernen Architekten klagen , es gäbe Aggressionen und "Pogrome" (sic) gegen sie, dabei sollten sie ganz einfach mal in den Spiegel schauen und ihre Rolle im Wiederaufbau einer kriegszerstörten Stadt genauer anschauen. Wer voller Zerstörungswut eine wunderschöne Stadt mutwillig entstellt, braucht mir nichts vorzujammern über die "böse Bevölkerung" die sich - nachvollziehbarerweise - diese architektonischen Unverschämtheiten einer arroganten Lobby nicht mehr gefallen lässt.

    Dieser Zaun ist doch das beste Beispiel dafür, dass "modern" in den meisten Fälle heute Einfallslosigkeit, Primitivät und seelenlose Industriemassenware bedeutet. Das Herzogin Garten - Ensemble zeigt übrigens in wunderbare Weise, dass es hier gar nicht um alt/neu geht, sondern um hässlich/qualitätvoll:

    Ein absurdes Ensemble. das durch seine links-rechts Einteilung zeigt wie heutige Architektur versagt und dass "Moderne" nicht das grundsätzlich das "bessere" ist. ("modernisieren" = in einen besseren Zustand versetzen). Kein Mensch wird nach Dresden Reisen, um einen Toilettenzaun mit Plattenbausiedlung zu betrachten - sondern eben die Orangerie, den wunderbaren Zaun und vor allem die Meisterleisung des fantastischen, atemberaubenden Zwingers. Gerade im Vgl. mit letzterem ist die angeblich bessere "Moderne" ein Armutszeugnis wie es schlimmer nicht sein könnte.

    Die Neoplatten-Wohnungen werden trotz Hässlichkeit in Windeseile verkauft sein - da man in den hässlichen Klötzen sitzend eben diese nicht sehen muss, sondern einen wunderbaren Blick auf Orangerie, Zwinger und Altstadt hat.

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

    Einmal editiert, zuletzt von Petersburg (16. April 2019 um 02:03)

  • Das wirklich schlimme ist, dass Herr Saal keinen Handwerker gefunden hat den originalen Zaun zu kopieren.
    Wie traurig, dass dieses Wissen in 100 Jahren verloren gegangen ist.

    Deswegen ist nun doch der moderne Zaun gekommen.
    Stand vor ein paar Tagen in der DNN.

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

  • Das wirklich schlimme ist, dass Herr Saal keinen Handwerker gefunden hat den originalen Zaun zu kopieren.
    Wie traurig, dass dieses Wissen in 100 Jahren verloren gegangen ist.

    Deswegen ist nun doch der moderne Zaun gekommen.
    Stand vor ein paar Tagen in der DNN.

    Ich denke eher, dass eine Rekonstruktion des gesamten Zaunes dem Bauherrn einfach zu teuer war.
    Eine Ausrede ist immer schnell gefunden.
    Den Zaun am so genannten Schlossgarten gegenüber dem Taschenbergpalais hat man ja auch komplett rekonstruiert.
    Das ist erst ein paar Jahre her.

  • Der Zaun vom Schloss ist ja wohl um Welten einfacher zu rekonstruieren als der vom Herzogin Garten mit seinen ganzen Blättern und Verzierungen.
    Jedes Element dehnt sich beim Gießen unterschiedlich aus, das muss man erstmal beherrschen. Es gibt an diesem Zaun nicht eine einfache oder gerade Strebe.
    Beim Schlosszaun handelt es sich größtenteils um einfache Formen. 70% sind gerade Stangen.

    Schloss: Das Dresdner Schloss
    Herzogin Garten:
    https://www.saechsische.de/ein-alter-neue…en-5053427.html

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

  • Und dennoch bin ich der Meinung, dass sich in Deutschland (oder notfalls auch im Ausland) eine Kunstschmiedefirma finden würde, die diesen Zaun wieder herstellen könnte. Es ist nur leider alles eine Frage des Geldes.

  • Eine Kunstschmiedefirma wird aber bei einem gusseisernen Zaun nicht viel machen können. Dafür benötigt man völlig andere Kenntnisse und Gerätschaften...

  • Für Gußeisen bietet sich immer noch der klassische Sandformguß an. Man kann aber nicht einfach ein vorhandenes Gußeisenelement abformen, da es beim Erkalten zu einem Schrumpfen von bis zu 2,5 Prozent kommt. Abgeformte und nachgegossene Elemente wären also zu klein. Man muß also zuerst Gußmodelle fertigen, die den Schrumpfgungsprozeß mit einkalkulieren, und kann diese dann abformen.
    Selbstverständlich gibt es aber auch heute noch Firmen, die das können und z.B. für die Baudenkmalpflege Ergänzungen und Komplettrekonstruktionen von Gußeisen oder Zinkguß bewältigen.
    Eine kurze Google-Recherche "Rekonstruktion Gußeisen" liefert entsprechende Hinweise, ich möchte nur eine Firma beliebig herausgreifen. Diese hier hat z.B. die ungefähr zeitgleich zum Zaun in der Herzogin Garten entstandene Anlage der Orangerie des Schweriner Schlosses anhand vorhandener Elemente rekonstruiert und ergänzt:


    https://www.haber-brandner.de/metall/no_cach…0ead6021ad15f53

    Es gäbe also durchaus Firmen, die den Zaun in der Herzogin Garten passend hätten ergänzen können, vielleicht war es tatsächlich eine Kostenfrage.

  • Es gäbe also durchaus Firmen, die den Zaun in der Herzogin Garten passend hätten ergänzen können, vielleicht war es tatsächlich eine Kostenfrage.

    Selbstverständlich ist es eine Kostenfrage. Es kann mir kein Mensch erzählen, dass es auf der Welt keine Firma gibt, die diesen Zaun wieder herstellen könnte.
    Wenn es um ein Bundesministerium ginge, wäre das überhaupt kein Thema. Da spielt Geld keine Rolle.

  • Ich habe eure Diskussionen in den letzten Wochen verfolgt. Mir liegt es fern Werbung zu machen aber der Schreiner Jürgen Zmelty, "Dinkholder Mühle" ist eine Schreinerei und Tischlerei für historische Baustoffe, Restaurierung, Neubau, Ökohaus und Naturhaus.

    Die Homepage wirkt sehr professionell und spricht mich an. Vielleicht kennt jemand den Investor Saal und kann auf die Homepage hinweisen.

    http://schreiner-zmelty.de/

  • Der Zaun ist gegossen, was soll daran so teuer sein? Ein Schmiedezaun ist wesentlich aufwändiger und damit deutlich teurer.

    Wenn einmal eine Form vorhanden ist, ist das wie Brezen biegen ….

    Ob der dann 5 % größer oder kleiner ist, merkt am Ende kein Mensch.

  • Das merkt am Ende jeder, weil die originalen Zaunteile direkt nebenan stehen. Hast Du ausgewiesene Kenntnisse in Schmiede- und Gußeisen?

  • Ich habe eure Diskussionen in den letzten Wochen verfolgt. Mir liegt es fern Werbung zu machen aber der Schreiner Jürgen Zmelty, "Dinkholder Mühle" ist eine Schreinerei und Tischlerei für historische Baustoffe, Restaurierung, Neubau, Ökohaus und Naturhaus.

    Die Homepage wirkt sehr professionell und spricht mich an. ...

    Mit Verlaub, dazu fällt mir nur ein: Schuster bleib bei deinen Leisten. Auf mich wirkt die Homepage sehr einfach gestrickt. Gusseiserne Gitter habe ich nicht gefunden. Das kann aber auch an der miesen Qualität der Fotos liegen.

    Der Zaun ist gegossen, was soll daran so teuer sein? Ein Schmiedezaun ist wesentlich aufwändiger und damit deutlich teurer.

    Wenn einmal eine Form vorhanden ist, ist das wie Brezen biegen ….

    Ob der dann 5 % größer oder kleiner ist, merkt am Ende kein Mensch.

    Gießen hat mit Backen nichts, aber auch gar nichts gemeinsam. Wie wäre es mit der Kunstgießerei Lauchhammer KG in Lauchhammer, nördlich von Dresden gelegen?

  • Ich denke, man braucht nicht mehr darüber zu diskutieren, wie es hätte werden können. Der Zaun steht nun, wie er ist. Daran wird sich voraussichtlich in den nächsten Jahrzehnten nichts mehr ändern.
    Auf alle Fälle mal wieder eine vergebene Chance. Schade!

  • Gibt es eigentlich Ansichten wie die Orangerie vor der Zerstörung durch den zweiten Weltkrieg ausgesehen hat. Mich interessiert vor allem welche Wohnhäuser an der Orangerie standen, da wo heute der "hochwertige" Riegel steht. Gibt es auch Bilder wie das Eingangstor ausgesehen hat?

  • Da standen größtenteils Gewächshäuser und an der Ostra-Allee, wo der treppenförmige Bau jetzt steht, stand das Logenhaus der Freimaurer

    Hier kannst du bissl stöbern
    Altesdresden.de

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

  • Noch ein Teilaspekt: über zusätzliche Dachaufbauten bzw. Dachfenster kann ja niemand so richtig glücklich sein - außer dem Investor. Aber in diesem Fall finde ich sie noch vergleichsweise zurückhaltend.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Saal rechnet mit Dresden ab
    Der Investor hat unter anderem Werft und Orangerie saniert. Jetzt will er beides verkaufen und die Stadt verlassen.


    Zitat

    ...investierte Millionen in der Stadt. Unter anderem in den Herzogin Garten, wo er nicht nur das Gartendenkmal nach dem Vorbild von Hofgärtner Carl Adolf Terscheck von 1840 wieder herstellen und 123 Wohnungen neu bauen ließ, sondern auch die Orangerie sanierte. Oder in den Glaspavillon gegenüber, wo Bustouristen die Toiletten nutzen und Gästeführer Kaffee trinken können. Nicht zuletzt in die Laubegaster Werft, die bis 2013 wenig erfolgreiche Jahre erlebte. Saal hat zwei Millionen in den Innenausbau gesteckt und alles auf Vordermann gebracht. Doch jetzt will er die denkmalgeschützte Anlage verkaufen..

    Zitat

    ...Anstelle des Glaspavillions an der Ostra-Allee plant Saal einen viergeschossigen Neubau mit Wohnungen und einem Cafe im Erdgeschoss. Bereits vor dem Bau des Pavillions war mit der Stadt ausgehandelt worden, dass dieser nur eine Zwischenlösung für 5 Jahre sein soll. Doch inzwischen hat das Landesamt für Denkmalpflege erklärt, dass dies eine schützenswerte Fläche ist, die nicht so hoch bebaut werden dürfe. Das städtische Amt für Kultur und Denkmalpflege teilt diese Auffassung und erklärt warum. Die hinter dem Saal-Grundstück befindlichen Theaterwerkstätten von 1980 und ihre Freifläche sind denkmalgeschützt. 1984 bekam Eberhard Pfau für das Ensemble den Architekturpreis der DDR. Der Blick darauf soll unverstellt bleiben. Mit dem Viergeschosser wäre dies nicht mehr gegeben...

    Zitat

    Diese Entscheidung ist die letzte, die bei Reihardt Saal das Fass zum Überlaufen brachte...


    https://www.saechsische.de/plus/saal-geht-5068872.html


    Und um dieses Schmuckstück geht es:
    http://wikimapia.org/2014024/de/The…r#/photo/724438

    Ein Hoch auf die sozialistische Architektur... Welche nicht einmal abgerissen werden soll...Nein...Lediglich vom Zwinger aus kommend, hätte sich ein Gebäude an der Ecke der Ostraallee davorgeschoben...dem geneigten Liebhaber derart grotesker Betonbauten hätten 20 Schritte gereicht, um am Neubau vorbei zu flanieren und das Objekt seiner Begierde in Ruhe betrachten zu können...

    Na ja...nun haben die Ämter ihre Daseinsberechtigung ordentlich zur Schau gestellt. Und den Investor vertrieben. Was bleibt ist eine Wiese und eines der hässlichsten Gebäude Dresdens. Glückwunsch.

  • Das 4 stöckige mit Sandstein verkleidete Gebäude von Herrn Saal wäre eine Wohltat für die Ostra-Allee gewesen.
    Leider kann ich den Ausschnitt des Fassaden-Entwurfs nicht hochladen, da er ohne Rechte nur abfotografiert ist.

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.