Dresdner Bausituation

  • Quote

    Bekommt da das untere Kellergeschoß eine Fußbodenheizung oder legen die eine Drainage ?

    Eher eine Art Drainage. Bei tiefen Kellern werden heute meistens Wände aus "wasserundurchlässigem" (WU-)Beton gebaut (sog. "weisse Wanne"). Der ist allerdings nur solange wasserundurchlässig, bis u. U. kleine Risse entstehen. Für diesen Fall werden Schläuche mit eingebaut, durch die entstandene Risse mit Zementmilch verpresst werden können. So erkläre ich mir jedenfalls die Schläuche. (gesehen in dem Teil des Architekturstudiums, den ich eventuell nochmal gebrauchen kann...)

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

  • Ich muß hier Stefan mal ein Stück weit rechtgeben. Zwar finde ich den gebrochenen Sandstein als Verkleidung für einen Neubau nicht so schlecht, das hat in DD Tradition. Aber der schwarze Fensterrahmen ist zu plump und dass man in einer Altstadt Fenster nicht versprosst, empfinde ich immer als Abwertung.
    Grundsätzlich finde ich Beton akzeptabel, es ist die einfachste Möglichkeit, schnell viel zu rekonstruieren. Bei dieser "weichen Dämmschicht" frage ich mich aber schon, ob das nicht billig ist. Wir sollten uns da doch für stabiles Material einsetzen, auch wenn es nur die oberen Stockwerke betrifft.
    In diesem Forum ist mal die Haltbarkeit von Beton diskutiert worden, mit dem Ergebnis, dass Stahlbeton spätestens in 100 Jahren verschlissen ist. Weiss hier jemand, was man dann mit den Gebäuden am Neumarkt machen wird? Muss man sie abreissen und neu rekonstruieren oder gibt es Möglichkeiten, den verschlissenen Beton (stückweise) zu ersetzen? Klar, keiner von uns wird das erleben, aber man sollte doch auch ein bisschen an die kommenden Generationen denken.

  • @ Harmonica

    Danke für die vielen Bilder - wenn wir Dich nicht hätten...

    @ Anti

    Was genau findest Du an den Apothekenfenstern so schlecht? Die Form ist doch okay (scheint beim Original auch so ausgesehen zu haben). Nur diese graue Farbe irritiert mich. Sieht nicht gerade schön aus, und mich würde interessieren, was für ein Material das ist - doch hoffentlich nicht Kunststoff (Harmonica, kletter' doch mal abends aufs Gerüst und klopf' dagegen, bei der Gelegenheit kannst Du auch probieren, ob Du den Putz kaputtkriegst....)! Ich dachte, Fensterrahmen aus Holz sind am Neumarkt selbstverständlich.

    Aber wenn nicht - Hauptsache Sprossenfenster (da stimme ich Stefan voll zu), hoffentlich baut da kein Investor Ganzglasfenster in die historisierende Fassade, sonst sieht es am Ende so peinlich aus wie bei diesem unsäglichen Haus am Mainzer Dom (Faden "Listmann-Haus").

  • Quote from "Schloßgespenst"


    Was genau findest Du an den Apothekenfenstern so schlecht? Die Form ist doch okay (scheint beim Original auch so ausgesehen zu haben).

    na, wie gesagt, mir scheint der sandstein zu glatt poliert zu sein. so etwas wirkt auf mich völlig unnatürlich, da sandstein nunmal nicht so glatt ist. man kann ja solche rahmen maschinell herstellen, aber bitte nicht so glatt. außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass die gewände früher so fein bearbeitet waren.
    wirklich schlecht sind sie natürlich nicht.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Ja, da schriebst Du ja schon. Ich dachte das "grausig" beziehe sich auf das Fenster selbst (also innerhalb des Sandsteins).

    Ich habe eher ein Problem mit den asymetrischen Fenstern in dem anderen neuen Gebäude. Asymetrisch gegliederte Fenster kann ich generell nicht leiden, und in einem historischen Umfeld sind sie, finde ich nichts weiter als eine Provokation des Architekten.

  • Auf der GHND-Seite gibt's brandneue Bilder von der Baywobau-Baustelle. Jetzt sieht man schon den Dachstuhl und die künftige Putzfarbe des Hotels.

    http://www.neumarkt-dresden.de/

    Ach ja, und im Gästebuch schreibt jemand, der uns allen etwas voraus hat:

    "Ich habe Dresden im Jahre 1944 besucht und ich bin viel in der Welt herumgekommen, doch ich habe nie mehr eine so fantastische Stadt wie das 'Alte Dresden' gesehen - die Stadt war ein Traum."

    Der Glückliche - er hat "Elbflorenz" wenigstens noch selbst gesehen! Ebenso wahrscheinlich
    "Spreeathen" und "Fachwerk am Main"
    und so weiter....

  • Update 10.5.05

    Spektakuläres habe ich heute nicht zu bieten, aber es geht glücklicherweise am Neumarkt stetig voran.


    Quartier IV - Baywobau

    Totale aus Richtung Quartier II:

    Die Ornamentik und der Putz (Ocker bis gelb) des Hotel de Saxe sind probeweise zu erkennen. Leider stören die Baugerüste die Sicht wenn man direkt vor dem Gebäude steht, daher hier die gezoomte Variante:

    Noch ein Detailfoto der künftigen Sandsteinverkleidung. Sieht etwas billig aus. Hoffen wir, dass hier nicht der Look der typischen 90er Jahre Sandsteinverkleidungen auftritt (der ansich nicht schlecht ist, nur am Neumarkt sollte etwas mehr Wert auf Qualität gelegt werden - aber abwarten bis es fertig ist)


    Abriss Polizeianbau

    am 29.4. sah es dort noch so aus (der Kran mit der Abrissbirne ist mittlerweile verschwunden; der Abriss der Front zum Neumarkt hin wird wohl aus Sicherheitsgründen ohne schweres Gerät und damit langsamer erfolgen):


    Hier der aktuelle Blick zwischen Coselpalais und Frauenkirche über das VVk-Areal (Quartier II) zum Abrissgebäude:


    Quartier II - VVK

    Die Bodenplatte wird/ist gegossen. Im Hintergrund Polizeigebäude und Baywobau-Areal:


    Quartier I - Prisco


    Neumarkt-Bepflasterung

    Martin Luther ist mittlerweile auch einbepflastert:


    Zum Schluss extra für Philipp :zwinkern: die aktuelle Situation des Abrisses des Plattenhochhauses am Terrassenufer (äußerlich zumindest keine Veränderung zum Zustand von vor zwei Wochen):

  • Hm, bei dem Ockerton des Hotel de Saxe schien etwas der Schatten des Plakates drauf - daher die etwas dunklere rechte Seite. Direkt vor dem Gebäude bietet sich folgender Blick mit der natürlichen Farbgebung:

  • Gibt es eigentlich eine Brandmauer zwischen dem Hotel de Saxe und der Salomonisapotheke?

    Ferner würde mich die Brandmauerproblematik bei den Prisco-Bauten interessieren, denn Prisco rekonstruiert besser als Baywobau (Mauerwerk statt Beton), dafür aber weniger. Aber wenn die Gebäude alle auf alten Grundrissen stehen kann man sie ja nach und nach abreißen und ersetzen.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Quote from "Stefan"

    Booni

    prisco rekonstruiert in der tat (viel zu) wenig
    und inwiefern besser???

    Traditionelle Bauweise bis auf den Betonboden und keinerlei Veränderungen an der Straßenfassade meines Wissens. Eigentlich fehlen nur noch die Keller dann wären zumindest die Rekos perfekt.


    Aber die perfekte Reko kommt wohl an der Rampischen Gasse, genauer Nr. 29. Hoffe mal, dass die bald ihre Spenden zusammen haben, leider ist das Projekt zu wenig bekannt.

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    Karl Kraus (1874-1936)

  • Quote from "Booni"

    Aber wenn die Gebäude alle auf alten Grundrissen stehen kann man sie ja nach und nach abreißen und ersetzen.

    Endlich drehen sich am Neumarkt die Kräne, nach Jahren des zähen Ringens, innerhalb schwierigster Rahmenbedingungen v.a. was die Finanzierung der Investitionsvorhaben durch die verängstigten Banken betrifft, aber auch im Hinblick auf den allgemein schlechten Vermietungsmarkt in Dresden - und da fällt Dir nichts besseres ein, als gleich wieder an den Abriss der neuen, noch nicht einmal fertig gestellten Gebäude zu denken? Ich verstehe das einfach nicht. Solche Aussagen sind so himmelhoch entfernt von der politischen und wirtschaftlichen Realität Dresdens, sie sind einfach nur absurd und verursachen in mir den gleichen Ärger, der bei mir in einem anderen Thread aufkam, wo ein allzu eifriger Altstadtfreund fast die halbe vorhandene Dresdner Altstadt in einem Luftbild rot schraffierte und dem Abriss widmen wollte. Die Abrissphantastereien in diesem Forum bereiten mir wirklich zunehmend Unbehagen. Wer meint, dieses wilde Abrissgefasel sei am Ende auch noch "visionär" - der hat - freundlich gesagt - noch sehr viel zu lernen.

  • Soll ich mich etwa über die Häuser freuen die mir nicht gefallen? Ich bin mir sicher, dass man diese Häuser irgendwann in nicht all zu ferner Zeit auch durch Rekos ersetzen wird. Aber ich sag mal jedem hier seine Meinung, okay?
    Beim Karstadt-EKZ Essen hoffe ich ja auch auf einen Abriß, obwohl der Bau noch nichtmal begonnen hat.
    Absurd finde ich sowas auch nicht, höchstens utopisch.

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    Karl Kraus (1874-1936)

  • Quote from "Booni"

    Soll ich mich etwa über die Häuser freuen die mir nicht gefallen?

    Natürlich nicht! Mir gefällt ja auch nicht jedes Haus bei Prisco. Aber was mir in diesem Forum fehlt, ist ein Geist des Respekts und der Achtung dem Andersdenkenden gegenüber. Wir leben in einer pluralistischen Gesellschaft, und da werden wir nicht verhindern können, dass eine gewisse Pluralität der Bauformen auch am Neumarkt auftritt. Zumal dort - bei aller berechtigten Kritik im Detail - jedes Solitärgehabe bislang vermieden wurde. Bauen hat auch eine politische Dimension, und ich kann nicht erwarten, dass der Neumarkt nur mir gefällt. Der Neumarkt gehört nicht mir alleine. Und Dir auch nicht. Viele verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Geschmäckern und Vorlieben sollen sich dort wohlfühlen.

    "Maßvoll denken, maßvoll handeln" - das sind Kategorien, die ich in vielen der Beiträge in diesem Forum vermisse.

  • Thomas, nun reg' Dich doch bitte nicht gleich wieder so auf!

    Es sind, wie Du richtig sagst, Phantastereien - und die erheben keinen Anspruch darauf, 100%ig ernstgenommen zu werden.

    Booni hat Prisco für seine Rekonstruktionen gelobt, und einige der anderen "modernen" Bauten Priscos hält er für absolut mißlungen (und da ist er weiß Gott nicht der einzige, auch außerhalb der Forums). Und da träumt er eben schon mal vom Abriß - laß' ihn doch einfach. :blah:

    Spar' Dir Deine Wut besser auf für Leute, die nicht nur gegen Rekonstruktionen aller Art sind, sondern in der Dresdner Altstadt auch noch Katastrophen wie den Advanta-Riegel bauen! Was sagst Du denn zu diesem architektonischen Dolchstoß, der nicht nur Taschenbergpalais und Zwinger verschandelt, sondern auch noch eine mögliche Rekonstruktion der Sophienkirche für alle Zeiten unmöglich gemacht hat? Darf man da wenigstens Abrißphantasien haben? Also, ich hab welche. Und selbst Du, Hand aufs Herz, wahrscheinlich auch...
    Versuch's doch mal mit etwas mehr Gelassenheit! :) Schließlich sind alle hier im Forum alle Sympatisanten Deiner GHND, wir wollen doch alle dasselbe - nur wollen einige eben noch ein bißchen mehr....

  • Natürlich habe auch ich meine "Abrisskandidaten". Die Gelassenheit an dieser Stelle fehlt mir etwas, weil ich überzeugt bin, dass es dieser überschäumende Eifer und diese historistische Kompromisslosigkeit und Unbeirrbarkeit sind, die es letzten Endes fast unmöglich machen, mit den Leuten, die - leider! - in punkto Stadtplanung und Architektur zurzeit die Zügel in der haben, in ein konstruktives Gespräch zu kommen. Und nur der Dialog bewegt am Ende etwas. Ich denke eben auch in politischen Dimensionen.

  • Ich glaube, sooo kompromißlos sind die meisten von uns gar nicht.
    Wenn zum Beispiel Prisco gesagt hätte, "drei, vier Rekos baue ich, mehr sind mir zu teuer" und den Rest stark vereinfacht bauen würde, also einfach Putzfassade, stehende Rechteckfenster und Mansarddach, so ähnlich wie das Hilton, dann würden hier vielleicht auch ein paar Leute ein klein wenig nörgeln, aber im großen und ganzen wären alle positiv gestimmt, und niemand hätte irgendwelche Abrißgelüste!

    Aber diese Häuser mit treppenartigen und verglasten Dächern sind eine bewußte und unnötige Provokation neben der Frauenkirche, die gefallen nun wirklich niemandem! Da kann man kaum noch von Kompromiß reden.
    Und zusammen mit originalgetreuen ergibt das ganze dann auch noch einen merkwürdigen Mischmasch. Ich höre schon den amerikanischen oder japanischen Touristen, der davor steht und sagt: "Ah, da sind noch ein paar alte Häuser, die sind im Krieg stehengeblieben, und daneben haben sie ein paar moderne gebaut".

  • Keine Sorge, wenn ich mit dem Stadtrat kämpfen müsste würde ich mich hüten, solche Äußerungen zu machen. Schließlich weiß ich selber wie sehr ihr um jede Reko kämpft und kriege auch oft mit, wie und wo was blockiert wird. Dennoch darf man ja wohl noch träumen dürfen, oder?

    BTW: Wenn du in der GNHD bist, kannst du evtl mal etwas über die Reko vom Haus an der Rampischen Straße 29 erzählen, evtl. wie weit ihr bisher seid oder noch ein paar Informationen über das Gebäude?
    Ich sehe es als z.Z. wichtigstes Rekoprojekt Deutschlands an weil es in meinen Augen die perfekte Rekonstruktion wiederspiegelt: Kein Stahlbetonbau sondern traditionelle Bauweise, Mitnutzung der alten Keller und eine nahezu perfekte Kopie des Bauwerks. Und ich hoffe, dass das Projekt erfolgreich wird, so dass sich dadurch mehrere Investoren für einzelne "Klein"projekte anregen lassen, Bürgerhaus statt Quartier.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)