Dresdner Bausituation

  • @ Aviller

    Das QF-Hotel wurde um einige Zimmer erweitert, da die ursprünglich im Weigelschen Haus konzipierten Büros nicht vermietet werden konnten. An der Fassade wurde nichts verändert.

  • @ Stefan

    ich will mich besser nicht über die politisch Verantwortlichen auslassen. :zwinkern:

    Ich denke aber nicht, dass Betonbauweise, Flachdächer, Fassadenverdoppelung usw. an Quartier III eine Forderung der Gestaltungskommission war?! Ich habe leider nicht erlebt, dass die Rekofreunde sich mit der gleichen Vehemenz gegen die unselige Fassadenverdoppelung eingesetzt hätten, wie sie sich gegen den Böttcherbau engagiert haben. Um nur mal ein Beispiel zu nennen. Das macht sie unglaubwürdig und angreifbar. Schönheit, in diesem Forum über alles zum Wertmaßstab erhoben, lässt sich nunmal nicht quantifizieren. Also muss man anders argumentieren. Und sich gleichzeitig öffnen. Wer sich in seiner subjektiven Meinung unnachgiebig zeigt und keine andere neben sich duldet, braucht sich nicht zu wundern, wenn diese Haltung auf ihn selbst zurückfällt. Ich will den Rekofreunden aber zubilligen, dass die sture und überhebliche Position von Architekten, Stadtplanern und politisch Verantwortlichen ihrerseits militante Gegenreaktionen provoziert. Ich halte es aber für schädlich, sich auf dasselbe Niveau herabzulassen. Diese Situation gegenseitiger Unnachgiebigkeit hat zu der sich abzeichnenden schlechten Entwicklung des Neumarkt-Wiederaufbaus geführt, die ich einfach nicht als Erfolg feiern mag. Ich würde übrigens sehr gerne mehr gelungene Füllbauten sehen, die regionale Bauformen aufgreifen, ohne sich in freier Interpretation auf konkrete Gebäude zu beziehen. Hierzu wäre eine verbindliche Gestaltungssatzung natürlich hilfreich gewesen. Was die Baywobau dagegen veranstaltet zieht die ganze Rekonstrultionsbewegung ins Lächerliche. Das Argument pro Rekonstruktion, einen historischen Stadtraum wiederzugewinnen, wird völlig entwertet. Auch wenn es weh tut, aber wir nähern uns immer mehr dem an, was als billige Schaukulisse für Touristen bezeichnet werden kann.

  • @ singa

    leider hast du dich nicht ausreichend informiert. Die Baywobau war bis auf den Passageneingang bereit, zumindest die Fassaden original zu rekonstruieren. Dies ist an der Gestaltungskommission gescheitert. Daher sollte man hier nicht der Baywobau die Schuld geben. Herr Dietze hat dann, vielleicht auch um sich noch mehr Ärger mit der GHND und den Bürgern zu ersparen dazu entschieden, die Fassade zu verdoppeln, um einen weiteren Wettbewerb und damit eine moderne Fassade zu verhindern. Dies mag nicht optimal sein, ist mir aber zehn mal lieber als ein weiterer dieser Wettbewerbssieger, die dem Neumarkt mehr schaden als diese Verdoppelung. Und es ist doch nicht die Schuld der Investoren, wenn die Stadt Dresden nicht in der Lage ist, wie zum Beipsiel die Stadt Frankfurt, eine verbindliche Gestaltungssatzung zu verabschieden.

    APH - am Puls der Zeit

  • Zitat von "Wissen.de"

    @ singa

    .... Und es ist doch nicht die Schuld der Investoren, wenn die Stadt Dresden nicht in der Lage ist, wie zum Beipsiel die Stadt Frankfurt, eine verbindliche Gestaltungssatzung zu verabschieden.

    das sollte man dem dresdner stadtrat wirklich mal unter die nase halten: in der angeblich so liberalen stadt frankfurt ringt man sich zu einer stengen gestaltungssatzung durch, während um die frauenkirche jeder mist hingerotzt werden kann. ich kann es nicht kapieren, dass man nicht einmal eine vernünftige dachlandschaft und ziegelfassaden für die leitbauten fordert. daran wäre kein einziges projekt gescheitert.

  • Eventuell lag es ja auch daran,das zu der Zeit in der die Satzung hätte beschlossen werden sollen die Zahl potentieller Investoren am Neumarkt
    nicht gerade reich gesät war und man sie nicht verschrecken wollte. Keine Entschuldigung aber eine Möglichkeit. Jetzt ist der Neumarkt "ein Renner" und jetzt wäre auch die Zeit zukünftige Projekte stärker zu reglementieren. Und da Dresden die Vorreiterrolle in Sachen historischer/historisierender Wiederaufbau eines kompletten Stadtkerns in Deutschland hat,passieren da natürlich auch Unzulänglichkeiten.

  • Vor allem wenn man bedenkt das diese Satzung ausgearbeitet wurde und der Stadtrat nur zu feige war diese zu verabschieden um ihr somit einen rechtsverbindlichen Charakter zu verleihen. Somit dient diese jetzt nur als grobe Richtschnur, die allerdings auch nicht mal mehr das Papier wert ist auf dem sie geschrieben steht. Noch nicht einmal die Gestaltungskommission hält sich daran, obwohl diese ja extra dafür gegründet wurde. Diese sollte eigentlich darüber wachen, daß die Satzung auch ohne Rechtsverbindlichkeit von den Bauherren beachtet wird - allerdings kann man nichts einklagen und die Experten der Kommission sind auch nicht gerade glühende Anhänger eines historischen Neumarkts. Das Ergebnis des Ganzen sieht man ja. Eigentlich könnte man hier schon eine neue Dolchstoßlegende erzählen, vor allem da sich ja auch diese Experten für das neue GH stark machen.

    Die Frankfurter haben aus diesem Fehler gelernt und machen es nun (hoffentlich) besser. Wobei man natürlich auch sehen muß, daß Fachwerkrekos was anders als Barockfassaden sind. Einen Fachwerkbau sollte man schon richtig bauen. Da reicht es definitiv nicht, daß man ein paar Bretter an einen Betonrohbau nagelt - DAS wäre dann wirklich Disneyland. Aber ohne den Ruf aus Dresden, sprich Wiederaufbau der FK und danach die Initiative zum historischen Wiederaufbau des Neumarkts, gäbe es dieses Thema in Frankfurt nicht. Dessen bin ich mir sicher. Erst die Rekonstruktion der FK, die gegen viele Widerstände durchgesetzt wurde, führte bei den Menschen zu einem langsamen Umdenken und auch zu dem Interesse für ihre Geschichte, für ihre Stadt/Heimat und ihre Kultur in einer Breite die solche großen Projekte erst möglich macht.

    Das Durchschnittliche gibt der Welt ihren Bestand, das Außergewöhnliche ihren Wert.

    Oscar Wilde (1854-1900)

  • Genau.

    Desweiteren sollten wir bedenken das z.B. in Danzigs Altstadt ebenfalls mit Beton gebaut wird,Ruinen werden damit ergänzt bzw. historisierende Neubauten als Lückenfüller oder Weiterbau von Straßen gebaut.Baustoffe ändern sich im Laufe der Zeit. Kompromisse werden immer notwendig sein. Mit der deutschen "Ganz oder gar nicht" oder "Alles oder Nichts" Mentalität kommen wir nicht weiter. Das gilt natürlich für alle Seiten, alle Beteiligten.

  • Ich denke auch, dass bei den Dresdner Barockhäusern Beton eher akzeptabel ist als bei den Frankfurter Fachwerkhäusern. Dennoch hätte ich mir historische Grundrisse gewünscht. Rückschauend betrachtet grenzt es dennoch an ein Wunder, wie in Dresden gegen enorme Widerstände ein unverwechselbares Stadtbild durchgesetzt wurde.

  • Sicher kann man viele Details der Bauausführung kritisieren
    aber dennoch ist der symbolische Wert nicht hoch genug einzuordnen
    um den Menschen zu zeigen : ja es gibt auch Alternativen zu postmodernen Glaskuben!
    Wenn es diese Initialzündung nicht gegeben hätte würde man heute
    wahrscheinlich auch nicht übers Berliner Stadtschloss oder Frankfurts
    Altstadt diskutieren ....

    "Europa wurde von den Bürgern erbaut und von den Proleten zerstört."
    - Sándor Márai

  • Die Initialzündung ging von der Frauenkirche aus - nicht vom Neumarkt. Am Neumarkt liegt es, ob der "Funke" überspringt, oder ob man sich desillusioniert wieder von dem Kulissenbauen abwendet.

    Dies ist m.E. nur zu bewerkstelligen, wenn die Stadt endlich damit aufhört, ganze Areale én bloc an Großinvestoren zu verhökern, und stattdessen die parzellenweise Bebauung der Brachen fördert. Dabei können durchaus auch mal 2 Parzellen aus Gründen der Wirtschaftlichkeit zusammengelegt werden, aber eben nicht ganze Straßenzüge.

    Ich habe gerade vorgestern mal wieder einen Kaffee im "QF" getrunken - in dem durchaus attraktiv gestalteten "Ontario". Die Passage, durch die ich hineingelange, ist allerdings so erbärmlich schlecht (weil unwirtlich) gestaltet, die ganze Verlogenheit des Konzepts so offensichtlich, dass ich mich an der Schaufront zum Neumarkt hin immer weniger freuen kann. Das Quartier ist leider ohne innere Werte errichtet worden, und der Vorworf der Atrappenarchitektur ist berechtigt. Für die VVK gilt dasselbe. Die Passage ist einfach nur peinlich. Da helfen auch ein paar Ziegel nichts, die man dem Beton vorblendet.

    Zitat von "singa"

    Das Argument pro Rekonstruktion, einen historischen Stadtraum wiederzugewinnen, wird völlig entwertet. Auch wenn es weh tut, aber wir nähern uns immer mehr dem an, was als billige Schaukulisse für Touristen bezeichnet werden kann.

    Ich kann daher dem Beitrag von singa nur beipflichten.
    Es muss dringend ein Umdenken stattfinden, sonst scheitert das Projekt Neumarkt kläglich und verkommt in der Tat zum seelenlosen Kulissenensemble. Gefragt ist an dieser Stelle, wie schon gesagt, an allererster Stelle die Stadt und ihre Politik der Freiflächenveräußerung.

  • Aber nicht nur das. Egal ob Flachdächer, Betonbauweise oder unpassende Neubauten oder Passagen, all das hätte die Stadt doch spätestens jetzt, wo sich immer mehr Investoren finden, verhindern können. Statt dessen geht diese Posse munter weiter, einfach auch deshalb, weil es politisch so gewollt ist. Ob dies geschieht, weil man unbedingt moderne Architektur unterbringen will oder vielleicht auch deshalb, weil man ganz bewusst das Projekt scheitern lassen will, um zu verhindern, dass sich Rekonstruktionsbestrebungen bei einem Gelingen des Neumarktes vielleicht auch auf andere Plätze in Dresden auswirken könnten, darüber muss sich jeder seine eigene Meinung bilden. Letzteres halte ich aber leider nicht mehr für ausgeschlossen.

    APH - am Puls der Zeit

  • An dieser Stelle mal eine kurze Erläuterung wie es in Frankfurt gemacht werden soll:

    Die Parzellen sollen einzeln an Investoren vergeben werden, die diese dann in Erbbaupacht bebauen. Die Parzellengrenzen liegen noch nicht fest. Sie sollen den Interessen der Investoren angepasst werden. D.h., wenn jemand rekonstruiert, dann werden die historischen Parzellengrößen festgeschrieben. Findet sich aufgrund der Vorfahrtsregelung für Rekonstruktionen kein Investor für einen Nachbau des Vorkriegshauses, dann erst kann über eine Neuaufteilung einer oder mehrerer Parzellen nachgedacht werden. Im Ausnahmefall können einzelne nebeneinanderliegende Parzellen zusammengelegt werden, um einen günstigerern Zuschnitt der Gebäude zu ermöglichen. Sind alle Parzellen vergeben, wird gebaut (nicht vorher!). Das Gesamtensemble wird aus einer Hand errichtet.

    Ich möchte an dieser Stelle noch einmal betonen, was ich auch im Frankfurt-Thread geschrieben habe:
    Dresden ist ein Vorbild für uns Altstadtaktive. Für den Dom-Römer-Ausschuss, der im März eine Reise nach Dresden unternahm, war der Neumarkt jedoch genau das was man nicht wollte, nämlich eine reine Kulissenbauerei. Es ist also eher so, dass Dresden inzwischen eher ein Beispiel dafür ist, wie man es nicht machen sollte. Man hat in Frankfurt hieraus die richtigen Schlüsse gezogen und einen Stadtverordnetenbeschluss gefasst, der es besser machen soll als in Dresden, und ich glaube, dass das auch gelingt. Es reicht nicht aus, dass die Dresdner sich mit ihrer Vorreiterrolle am Neumarkt begnügen! Sie müssen die Veränderungen, die die Frankfurter Entscheidung gebracht hat, in ihr Konzept einarbeiten. Und dabei möchte ich auch etwas ganz entscheidendes herausstellen: Ein freundschaftlicher Umgang mit den Entscheidungsträgern in der Politik (nicht unbedingt in der Verwaltung, aber auf jeden Fall in der Politik). Diese Connections sind entscheidend. Das wurde in Dresden meines Erachtens falsch gemacht. Es wird zu schnell und zu kräftig auf die Straße gesetzt. Das funktioniert zwar auch, aber nicht so gut. Diese Dinge werden in Hinterzimmern unter 4 oder 6 oder 8 Augen entschieden. Und Politiker freuen sich immer auch, wenn man mit Anliegen zu ihnen direkt kommt und sie von Projekten eher erfahren als andere. Man muss diese Leute mit einbeziehen. Sie sind nämlich wesentlich wichtiger als die breite Bevölkerung, die nur Leserbriefe schreibt. Die sind auch wichtig, entscheiden aber am Ende nicht. Und wenn man die Entscheidungsträger nicht mit einbezieht, wird es die Gegenseite tun, die in den Ämtern sitzt und auf diese Hinterzimmergespräche spezialisiert ist. Das ist aus meiner Sicht der Hauptgrund, weshalb die Frankfurter Altstadt in nur 2 Jahren "durchgepeitscht" werden konnte, und andererseits das Gewandhaus in Dresden immer noch nicht vom Tisch ist.

    Nur so als Tipp für die weitere Vorgehensweise in Sachen Gewandhaus.

  • Ich weiß nicht inwieweit die GHND diese Hintertürenpolitik betreibt.

    Es reicht meines Erachtens aber nicht aus bei diversen Politikern vorstellig werden, wenn auf der anderen Seite knallharte Lobbyisten stehen die das Gewandhaus durchpeitschen wollen. Dort muß als Endkonsequenz der Druck der Straße her.

    Mich würde interessieren inwiefern ein 100% rekonstruiertes Haus in Frankfurt genutzt werden kann. Als Wohnung oder mit kleinen Läden?
    Gibt es dafür bereits interessierte Investoren? Muß man keine Kompromisse machen?

  • Habt ihr euch nicht mal überlegt, dass man das Projekt ganz bewusst scheitern lassen will. Die merkwürdige Eintracht von Politik und Architekten ist doch sehr seltsam. Gehen wir einfach mal davon aus, dass man keine Rekonstruktionen will, durch Druck der Bevölkerung und den Hype um die Frauenkirche aber dazu gezwungen wurde. Trotzdem ist das Projekt insbesondere bei den Architekten nicht gewünscht, denn würde es gelingen, passiert genau dass, was jetzt in Frankfurt geschieht, es gibt Nachahmer. Aber auch in Dresden könnten Forderungen laut werden, am Postplatz oder in der Neustadt weiter zu rekonstruieren. Um dies zu verhindern, wird versucht, diesen Kulisseneffekt zu erzeugen, gepaart mit Flachdächern und diesem unerträglichen Mischmasch von Moderne und Tradition kommt man am Ende zu dem einhelligen Schluß, dieses Projekt ist gescheitert, man kann Stadtteile nicht flächendeckend rekonstruieren und das Thema wäre deutschlandweit erst mal vom Tisch. Dumm nur, dass die Bevölkerung dies nicht so einfach akzeptiert. Habt ihr mal darüber nachgedacht. Dies würde doch so einiges erklären. Insbesondere warum man wider besseren Wissens ständig alles tut, um kein harmonisches Gesamtbild zuzulassen.

    APH - am Puls der Zeit

  • Also ich weiß das die Bürgerfraktion,die FDP,die SPD und wahrscheinlich die PDS (die sich jetzt wohl gespalten hat) gegen das Gewandhaus sind im Stadtrat. Die CDU als stärkste Fraktion ist momentan wohl noch dafür.

    Das sieht also so gesehen recht gut aus.

    Wie gesagt bin ich der Meinung das ohne die mehr oder weniger orignial rekonstruierten Quartiere 1,2 und 4 überhaupt kein Bauen in dieser Richtung am Neumarkt möglich gewesen wäre. Und mit der Parzellenvergabe im Fall AdF16/17 wurde die richtige Richtung eingeschlagen,die aber wohl nicht immer eingehalten werden kann wobei der zuletzt veräußerte Teil Salzgasse und Rampische Strasse an einen Privatinvestor wieder hoffen läßt,wahrscheinlich wird aber keine originale Grundrißrekontruktion zu erwarten sein,wegen der geplanten Hotelnutzung.
    Deswegen würden mich die Nutzungen in Frankfurt sehr interessieren.

    Weiterhin muß man sagen das zwischen Zerstörung und Wiederaufbau am Neumarkt 60 Jahre vergangen sind,kein Aufbau wie z.B.in Warschau direkt nach dem Krieg erfolgte. Deswegen ist es meines Erachtens auch richtig zeitgenössische sich ins Gesamtbild einfügende Architektur am Neumarkt zu bauen.
    Keine Ahnung aber Deutschland ist wohl auch weltweit einmalig was die Situation betrifft alte zerstörte Stadtkerne abzureisen und zeitgenössisch zu überbauen um das wiederrum abzureißen und historisierend zu überbauen.

    Was historisierende Fassaden und moderne Passagen betrifft - kann man das nicht als Entkernung betrachten, um die Grundrisse heutigen Bedürfnissen anzupassen?

  • Zitat von "Wissen.de"

    Habt ihr euch nicht mal überlegt, dass man das Projekt ganz bewusst scheitern lassen will. Die merkwürdige Eintracht von Politik und Architekten ist doch sehr seltsam. Gehen wir einfach mal davon aus, dass man keine Rekonstruktionen will, durch Druck der Bevölkerung und den Hype um die Frauenkirche aber dazu gezwungen wurde. Trotzdem ist das Projekt insbesondere bei den Architekten nicht gewünscht, denn würde es gelingen, passiert genau dass, was jetzt in Frankfurt geschieht, es gibt Nachahmer. Aber auch in Dresden könnten Forderungen laut werden, am Postplatz oder in der Neustadt weiter zu rekonstruieren. Um dies zu verhindern, wird versucht, diesen Kulisseneffekt zu erzeugen, gepaart mit Flachdächern und diesem unerträglichen Mischmasch von Moderne und Tradition kommt man am Ende zu dem einhelligen Schluß, dieses Projekt ist gescheitert, man kann Stadtteile nicht flächendeckend rekonstruieren und das Thema wäre deutschlandweit erst mal vom Tisch. Dumm nur, dass die Bevölkerung dies nicht so einfach akzeptiert. Habt ihr mal darüber nachgedacht. Dies würde doch so einiges erklären. Insbesondere warum man wider besseren Wissens ständig alles tut, um kein harmonisches Gesamtbild zuzulassen.

    Genauso ist es. Bin ganz deiner Meinung. Und Motor dieser Gegenbewegung aus Architekten und Lobbytsen ist Herr Feßenmayr. :augenrollen:

  • Man sollte nicht vergessen das bei der Planung der Neumarkt die Baukonjunktur in Deutschland dramatisch war.Deshalb hat man auch soviel Großinvestoren zugelassen man glaubte sonst nix bauen zu können.
    Jetzt haben die soviel Einfluß bekommen das die koste was es möge z.B. das Gewandhausprojekt realisieren wollen.Es gibt aber auch private Investoren wie beim AdF 16/17 und kürzlich bei Rampische-/Salzgasse und das ist positiv.

    Weiterhin bleibe ich dabei das einige hier ins Forum die Fakten weit hinterher laufen, vor allem beim Q3 und jetzt hier nur Kritik ausüben wobei sie selber offensichtlich keine Lust hatten die Planungsgeschichte von Anfang an zu verfolgen.Billig nenne ich das.

    Ich habe jetzt das Gefühl das für so mancher Frankfurt jetzt das non plus ultra ist obwohl dort noch nichts gebaut worden ist, vorsicht aber auch dort werden noch enttäusschungen kommen.

    Mein Respekt gilt die Leute die meistens in aller Stille schon seit Jahren
    für die Neumarkt kämpfen, haltet mut und läßt euch nicht zu sehr beeinflußen durch die vielen fatalisten.

  • @ Henry
    Ich weiß leider auch nicht, in wie weit die GHND diese Hinterzimmerpolitik betreibt. Aber wenn man sich die Bestrebungen des Neumarktvereins seit seiner Gründung 1999 ansieht, dann fällt auf, dass es irgendwann wohl einen Bruch mit der Stadtverwaltung und den Politikern gegeben hat. Bis 2002 lief ja alles gut; die Anzahl der Leitbauten wurde mehrmals per Stadtverordnetenbeschluss erhöht, eine Gestaltungssatzung ausgearbeitet. Ich denke, dass es wegen einem der folgenden Punkte zum Bruch mit der Stadt gekommen ist:
    1.: Die Fläche des Gewandhausgrunstücks, die verkauft werden sollte
    2.: Die Gestaltungssatzung wurde gebilligt, aber nicht verabschiedet
    Und dann hat man wohl von beiden Seiten etwas überreagiert. Die GHND hat den Fehler gemacht, gleich einen Bürgerentscheid anzustreben und somit offen auf Konfrontationskurs mit der Stadt zu gehen. Dies hat die Stadtverordneten sicher verärgert und auch die Gegner eines barocken Neumarkts wahrscheinlich erst wieder salonfähig gemacht, da die den Dissenz der Stadt mit der GHND ausnutzen konnten, um ihre eigenen Konzepte darzustellen. Die Stadt hat den Fehler gemacht, die Leute der GHND, die ja Experten der Barockstadt sind, einfach so ziehen zu lassen und Aufträge an Personen zu vergeben, die von der Materie keine Ahnung hatten. Und dabei kommt dann natürlich so ein Unsinn wie das QI heraus. Dass man z.B. keinen Einfluss auf die Besetzung bestimmter Gremien wie des Gestaltungsbeirats hat, wenn man mit der Stadt nicht kooperiert, ist eine weitere Folge der oben geschilderten Ereignisse. Im Moment haben ganz klar die Leute das Sagen, die keinen barocken Neumarkt wollen (daher das Problem mit Dietze und seinen abgelehnten Fassadenrekonstruktionen und die starke Unterstützung des Gewandhauses durch die Stadt. Ein sehr deutlicher Hinweis darauf, dass die Modernisten in Dresden das Sagen haben, ist die Positionierung der stärksten Partei im Stadtparlament (CDU). Auch in Frankfurt ist ja die CDU die stärkste Partei, und als Lobbyist hängt man sich immer an die stärkste Partei. Das haben wir jedenfalls getan. Und die Modernisten haben es in Dresden ganz sicher auch getan. Das Verhalten, das in Richtung Pro Gewandhaus geht (im Gegensatz zu den übrigen Parteien) legt das nahe. Somit sieht es gar nicht so gut aus im Moment, die Lage ist jedoch nicht hoffnungslos. Hier sollte das Frankfurter Projekt Schule machen, sowohl was den Umgang mit der Stadt geht, als auch bei der Entscheidungsfindung ("...in Frankfurt haben die das so gemacht...")

    Jetzt zu der Frage der Nutzung der Fachwerkhäuser. Zunächst folgendes: Diese Häuser sind alles andere als klein, auch wenn ihre durchschnittliche Breite in der Gasse nur bei etwa 5-6 m liegen dürfte. Die Grundrisse sind im Erdgeschoss auch winzig, gewinnen aber durch die Auskragungen in den Obergeschossen teilweise kräftig an Fläche hinzu. Außerdem kann man ja bei nebeneinanderliegenden Häusern auch Durchgänge schaffen und diese so miteinander verbinden (das war auch vor dem Krieg schon so üblich). Die Häuser müssen dann aber im Inneren als eigenständige Objekte erkennbar bleiben. Gerade hier gab es ja in Dresden erhebliche Probleme nach dem Motto "Die Nutzung im IOG geht über die beiden ersten Barockfassaden, und von der dritten Fassade nehmen wir noch die beiden linken Fensterachsen hinzu" (siehe QII, neuerdings auch QI). So kann man natürlich bauen, aber das ist dann selbst für die meisten Laien Kulissenbauerei. Jedenfalls, um mal wieder zurück zum Punkt zu kommen, lassen sich diese Fachwerkhäuser im Inneren schon nutzen. Oft kommt man bereits im IOG auf eine BGF von über 100 m², und das ist doch eigentlich okay. Die Altstadt kann natürlich nicht von jedem genutzt werden, aber Interessenten für diese Gebäude gibt es. Es gab auch schon Treffen von Investoren, wo diese einen Wunsch nach einem bestimmten Objekt äußern konnten. Und da gingen auch die kleineren Häuser gut.

    GruttePier
    Du hast natürlich recht: Bei uns in Frankfurt kann auch noch einiges schief gehen. Schlecht sieht es aus, wenn das da eintritt:
    1.: Die Fachwerkhäuser werden von Leuten ohne Expertenwissen errichtet. Dann ist das Projekt zum Scheitern verurteilt.
    2.: Es finden sich nicht genügend Interessenten für Rekonstruktionen. Dann kriegen wir einen Mischmasch.
    3.: Die Kosten für den Abriss des TR und den Umbau der Tiefgarage sprengen jede Kalkulation. Es gibt zu diesem Punkt noch keine seriöse Kostenaufstellung. Wenn die Stadt jedoch glaubt, das sei ein Fass ohne Boden, dann kann sie sich auch aus dem Projekt zurückziehen. Die Folgen wären dramatisch: Ein großes Loch in Frankfurts Zentrum - u.U. für Jahre!
    Ich bin allerdings ein optimistischer Mensch und glaube an einen guten Ausgang. Und auch für andere steht zu viel Prestige auf dem Spiel, als dass man die Altstadt gezielt scheitern lässt.

    @ Henry
    Du darfst nicht als einfacher Bürger bei der Stadt vorstellig werden, sondern als Lobbyist! Such dir jemanden, dem dein Konzept gefällt und der bereit ist zu investieren. Muss ja nicht gleich ein ganzes Haus sein. Vielleicht möchte ja jemand aus deinem Bekanntenkreis ein Geschäft am Neumarkt eröffnen. Nimm ihn mit zu einem Treffen mit einem Stadtverordneten und lass ihn sagen, dass er nur am Neumarkt das Geschäft aufmacht, wenn er in ein historisches Haus kann. Oder willst du vielleicht eine Wohnung am Neumarkt beziehen? Dann probiers über die Schiene. Du musst eine Ware zum Verkauf anbieten, dann wirst du auch ernst genommen. Denn du wirst sehr schnell merken, dass die Stadtverwaltung und das Stadtparlament nur aus Lobbyistengruppen bestehen. Und dann brauchst du noch eine Person, die dein Produkt in der Öffentlichkeit gut darstellt. Bei uns ist das Jürgen Aha, der eine Werbeagentur besitzt. Dann funktioniert das auch!