Dresdner Bausituation

  • Zitat

    Mit zwei verschiedenen Fassaden...?
    Also ist tatsächlich kein Bürgerhaus aus der Zeit vor dem Krieg in der Altstadt erhalten geblieben...

    Doch. An der Brühlschen Terrasse steht ein kleines gelbes Haus. Es gehört der Landeskirche (meine ich gelesen zu haben).

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Die Rekonstruktionen der VVK sind von einer so hohen Qualität, dass die Priscos und Dietzes sichtbar abfallen.
    Im direkten Vergleich wirken die freigelegten VVKFassaden authentischer und hochwertiger. Und einfach wunderschön!
    (diese Qualtitätsunterschiede habe ich aber erst in real gesehen - hier auf den Fotos merkt man das nicht)
    Was hätte das für ein Neumarkt werden können - ein wahrer Platz von Welt.
    In den Gewandhauskellern wird mächtig gewerkelt, gebaggert und Steine freigepinselt.
    Ich weiß nicht so recht, ob ich mich darüber freuen soll/kann.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • bin auch immer wieder positiv überrascht von den
    fassadenrekonstruktionen. auch wenn für viele die
    vvk-füllbauten positiv herausstechen, für mich
    fehlt ihnen einfach das gewisse gestalterische
    grundvokabular eines traditionellen gebäudes,
    dass im gegensatz dazu an den rekonstruktionen
    erlebbar bleibt.

    die füllbauten sind sicher zufriedenstellend,
    aber darin einen trend zu verbesserungen hin
    zu mehr traditionellem bauen zu erkennen,
    das halte ich für aussichtslos...es sind zähneknirschende
    kompromisse von leuten wie dresdens bau-
    bürgermeister und seinem gestaltungsrat.
    eine zeitgenössische traditionelle moderne
    sehe ich in diesen nicht.

    dabei hätte eine ortstypische sparsame ornamentik,
    ausreichend proportionierte fenstergewände,
    sprossenfenster sowie eine materialgerechte
    dachgestaltung bereits ausgereicht, um diesen
    füllbauten einen feinschliff zu verleihen.

    eine konsequenz und auch gewisse gefahr
    sehe ich in diesen füllbauten...sie sind
    immer nur der stiefmütterliche nachbar der
    rekonstruktionen, haben kaum glanz, und können
    nicht zum gelingen des ensembles beitragen.
    in ihrer reduziertheit fallen sie zwar nicht negativ
    auf, aber eben auch unter den tisch.
    zudem wird sich an diese füllbautenrudimenten
    in die jeweiligen gassen hinein, kaum noch ein investor
    bestätigt fühlen, mehr als notwendig zu machen, sofern
    eine reko nicht ausdrücklich vorgeschrieben ist.

    damit erstrahlt die peripherie der frauenkirche
    zwar mit abstrichen sicher noch mehr,
    jedoch bilden die erschließungsgassen weder den stilvollen
    auftakt, noch den anreiz einer fortsetzung von traditioneller
    architektur in die randbereiche, ja, in ihrer schlicht- und kargheit
    reduzieren sie sich automatisch auf glanzlose zufahrten ohne
    charme und eigendynamik, was dem alten dresden doch erst seinen
    reiz gab...

    :augenrollen:

  • An der "Glocke" wird fleissig gemalert, auch der Schriftzug "Bis hierher hat uns der Herr geholfen" glänzt bereits golden. In wenigen Tagen wird wohl auch diese Fassade fertig.
    Bei AdF16/17 wurde die Bodenplatte gegossen und momentan wird ein (Entwässerungs?)schacht angelegt.

  • Hallo Vitruv,

    danke für diese wirklich guten Neuigkeiten. Hatte schon Bedenken, dass AdF 16/17 ein ähnliches Schicksal erleidet wie das Kurländer Palais.

    Schön zu hören... :lachen:

  • Bert:
    Hatte ich auch befürchtet. Und das wäre doch sehr schade um diese bildhübschen Bauten gewesen gewesen. Zur Vorfreude:

  • Der Schwan wurde glaub ich nie aufgestockt. Die Fassadengestaltung der Vorkriegszeit stammt soweit ich weiss erst aus dem 20.Jh. Zur Salzgasse ist die Reko allerdings schmuckvoller durch die Spiegelfelder und das Gesims.

    AdF16 wir eine Etage mehr haben, als vor dem Krieg. Scheinbar wird damit aber der Originalzustand rekonstruiert. Irgendwann wurde wohl das Mezzanin zum Dachgeschoss umgabaut. Kann das sein?

  • AdF 16 wurde nach teilweiser Zerstörung im Siebenjährigen Krieg mit veränderter Dachlösung wiederaufgebaut. Der jetzige Wiederaufbau entspricht dem ursprünglichen Zustand (s. Canaletto). Bei AdF 17 wird wieder die ursprüngliche Lage des Portals auf der rechten Seite entstehen.
    Die Fassadenornamente des "Schwans" auf dem Vorkriegsfoto stammten aus dem 19. Jh.

  • Dresden war um die Jahrhundertwende die viertgrößte Stadt des Reiches mit 500.000 Einwohnern (wie heute). Vermutlich war Dresden ziemlich reich durch die ortsansässige Industrie und seine - schon damals - touristische Attraktivität. Und man denke nur an die unzähligen Bauten, die noch heute aus der Jahrhundertwende erhalten sind. Damals platzte die Stadt aus allen Nähten. Wenns dich interessiert, hier findest du historische Karten, an denen du die zahlreichen Stadterweiterungen ablesen kannst:

    http://fotothek.slub-dresden.de/karten/index.html?/karten/dresden_detail1911.html\r
    fotothek.slub-dresden.de/karten/ ... l1911.html

  • Zitat von "Treverer"

    Dresden sieht auf den alten Fotos so ziemlich herunterkommen aus...war Dresden um die Jahrhundertwende eigentlich eine arme oder reiche Stadt?

    Dresden war mit eine der reichsten Städte in Deutschland. Hier waren auch viele Banken ansässig. Nur das Neumarktgebiet zählte nicht zu bevorzugten Wohngegenden. Wer es sich leisten konnte, zog raus in die äußeren Stadtteile...

  • Es gab ja auch keinen Baum und kein bißchen Grün am Neumarkt.

    Ein ausgesprochen unwirtlicher Ort verglichen mit Sachsenallee, Johann-Georgen-Allee oder Fürstenplatz.

  • Im nächstem Monat wird bekanntermaßen das rekonstruierte Grüne Gewölbe wiedereröffnet werden. Auch unser Freund Dieter Bartetzko von der FAZ hat es sich natürlich nicht nehmen lassen, zu diesem Thema zu schreiben:

    Quelle: http://www.faz.net/s/Rub117C535CDF414415BB243B181B8B60AE/Doc~E10CBB44B0AE149D7BAFA96C4CF37DDBB~ATpl~Ecommon~Scontent.html\r
    http://www.faz.net/s/Rub117C535CDF41441 ... ntent.html

    Für das Grüne Gewölbe findet er nur lobende Worte:

    Zitat

    ...Seit der Wiederweihe der Frauenkirche im vergangenen Jahr ist es unmöglich, das Wort vom „Dresdner Wunder“ zu wiederholen. Doch es gibt ein Bild für das, was das auferstandene Grüne Gewölbe der Stadt und dem Land bedeutet: Es ist das Lächeln, das einem in den Schatzkammern wieder und wieder begegnet - auf den goldenen Gesichtern der Masken, die von den Stuckdecken und Konsolen herabschauen, auf den Gesichtern der Statuetten und Reliefs. Ein gewinnendes Lächeln, das doch unergründlich bleibt, so, als hätten sich die Zeit, der Ursprung, der Untergang und die Auferstehung ihm eingeprägt...

    :D

    Allerdings kann er es sich natürlich nicht nehmen lassen, wieder einmal einen seiner polemischen Kommentare zum Neumarkt abzusondern:

    Zitat

    Dresden fieberte der Rückkehr seines legendären „Grünen Gewölbes“ entgegen - wer nicht? Und doch konnte momentweise Beklemmung aufkommen: Würden sich die vielen Rekonstruktionen, die der Kriegsbrand vom Februar 1945 notwendig gemacht hatte, in das Gerettete einfügen? Oder würden auch sie jene erbärmliche, computeranimierte Attrappendürre ausstrahlen, die von den Fassadenkopien des Neumarkts rings um die Frauenkirche ausgeht?

    :ba:

  • Zitat

    Oder würden auch sie jene erbärmliche, computeranimierte Attrappendürre ausstrahlen, die von den Fassadenkopien des Neumarkts rings um die Frauenkirche ausgeht?

    Dürre strahlen für mich eher die Bauten der Töpferstraße aus. Der MAnn hat einfach keinen Geschmack. :)

  • Ich sehe ihn nur als Opfer einer Generation, der Tag und Nacht eingehämmert wurde, dass alles verloren, alles verdiente deutsche Schuld und Rekonstruktion der böse Versuch der Austilgung derselbigen ist. In diesem Zusammenhang Dresden zu kritisieren, das selbst im Ausland mittlerweile als Inbegriff der Sinnlosigkeit von Kriegsführung gilt, ist doch schon ziemlich bedenklich.

    Glücklicherweise stirbt diese Generation mit ihrem Schubladendenken aus, und es gibt noch Menschen, die ihren eigenen Kopf zum Denken verwenden.

  • @ Bartetzko :blah: Wird ihm nicht selber langsam langweilig, ständig auf den Neumarkt rumzuhacken, zumal ihm die wenigen Argumente schon lange ausgegangen sind und er sie gebetsmühlenartig ständig wiederholt.


    Anyway, ein Blick auf die Frauchkirchen-Webcam verrät, dass bei der "Glocke" die Gerüste fallen!

  • Herr Bartezko ist wirklich ein Schwammerl. Alle Welt pilgert nach Dresden um den Wiederaufbau der wertvollen und scheinbar für immer vernichtet geblaubten Pretiosen zu bestaunen und er windet sich wie ein trotziger Lausbub, dem man sein Spielzeug weggenommen hat. Irgendwie tut er mir ja doch leid: Das, was er in seiner Jugend gelernt hat, stellte sich eben als das heraus, dass es durch die Bank versagte. Ich wüsste, was Sigi Freud (heuer ist Sigmund Freud-Jahr - neben Mozart-Jahr leider etwas untergegangen) diagnostizieren würde...

    Ich freue mich schon auf das gerüstfreie VVK-Quartier!!!