Wien - Ringstraße - Allgemeines

  • 1. Teil (aufgrund der zahlreichen Gebäude habe ich nur einen begrenzten Teil fotografieren können und somit ist diese Auswahl von meiner Seite her als subjektiv zu betrachten. Andere würden vielleicht eine differenzierte Auswahl treffen.)

    Am Wochenende war es in Wien noch einmal richtig schön warm und daher beschloß ich einen Spaziergang mit meiner Kamera über den Ring zu machen. Die Beine tun mir noch immer weh (nach ca. 6-7 km), aber dafür war es gesund und wer weiß, wie lange das gute Wetter noch anhält...

    Zuerst eine Übersicht am Stadtplan. Die Ringstraße umschließt die gesamte Altstadt innerhalb der ehemaligen Stadtmauer, welche Mitte des 19. Jahrhunderts geschliffen wurde. Das hatte mehrere Gründe: z.B. militärische (Wiener Bürger haben sich 1848 während der Revolution innerhalb der Stadtmauern verbarrikadiert) und auch repräsentative (Repräsentationsmöglichkeit für die Reichshaupt- und Residenzstadt et cetera...)


    Ehemaliges Kriegsministerium am Stubenring

    hier aus einer anderen Perspektive

    Hauptpostsparkassengebäude vom für Wien großartigen Stadtbaumeister Otto Wagner; links das Gebäude der Wiener Wirtschaftskammer (auch innen eine Pracht!) am Stubenring

    Museum für angewandte Kunst am Stubenring

    Eckgebäude Stubenringstraße - Dr.-Karl-Lueger-Platz mit dem bekannten Kaffeehaus Prückel

    Palais Coburg (bis ca. 1980 im Familienbesitz der Familie Coburg-Gotha-Bathory) und nun nach Revitalisierung das einzige 5 Sterne+ Hotel in Wien (am Parkring). Das Palais steht noch auf einem Teil der Stadtmauer!

    Palais Henckel-Donnersmarck und im Anschluß daran Palais Leitenberger (heute Luxushotels der SAS) am Parkring

    Kursalon Hübner (Im Stadtpark an der Ringstraße gelegen) am Parkring

    Ehemaliges Palais Württemberg und heutiges Hotel Imperial an der Ecke Schwarzenbergplatz und Kärntner Ring

    Blick vom Kärntner Ring auf die Nordseite des Schwarzenbergplatzes mit dem Adligen Casino als Gebäude links

    Blick über den Gehsteig des Kärntner Rings

    Grand Hotel am Kärntner Ring (Nur die Fassade ist noch die alte. Leider hat man vor wenigen Jahren das gesamte Gebäude entkernt und innen neu aufgebaut. Nur noch im hinteren Teil existiert noch ein schönes und erhalten gebliebenes Foyer!)

    Das rechte Gebäude ist das noble Hotel Bristol. Gleich dahinter das Palais Todesco (vorher Sitz der Österreichischen Volkspartei). Ganz links ein kleiner Ausschnitt der Staatsoper. Dahinter lukt ein wenig das berühmte Hotel Sacher hervor und im Hintergrund der Stephansdom in der Mitte des Stadtzentrums.


    Mit der Staatsoper werde ich demnächst die Ringreihe fortsetzen, wenn gewünscht.

  • Ach herrlich... man möchte am liebsten reinspringen und nie mehr auftauchen... ;)
    Besonders das Kriegsministerium finde ich schon äußerst imposant.. man spürt förmlich die Geschichte.... obwohl das mit den Kriegen bei den Habsburgern ja nicht immer so doll lief. :D
    Da würde ich mir auch mal paar Detailaufnahmen wünschen. Was ist denn da eigentlich jetzt drin?

    Ansonsten könntest Du die Ringstraße ja abschnittsweise abhandeln. Gibt bestimmt viel zu sehen und zu sagen. Immer weiter so. :)

  • Immer gerne... ich liebe diese Art von Architektur. Schade, dass es sowas wie die Wiener Ringstraße höchstens noch in München gibt. In Köln und Berlin sah es mal ähnlich aus... aber das war einmal.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Herrlich! Eine der schönsten Städte der Welt. Ich kann´s jedes Mal kaum erwarten wieder nach Wien zu kommen. Zu den Hotels:

    Das Palais Coburg ist meines Wissens im Inneren ziemlich modernistisch. Da dürfte während der Renovierung vieles umgebaut worden sein.

    Im Grand Hotel habe letztes Mal gewohnt, dabei ist mir nicht aufgefallen, obwohl ich es wusste, dass es entkernt wurde. Die Deckenhöhe und der Stuck etc. war alles sehr Altbau mässig. Man merkt kaum, dass es im Grunde ein Neubau ist. Auch die Fenster sind aus Holz. Wie im Altbau immer zwei Fenster hintereinander.

    Das dämliche Hotel Sacher wurde vor kurzem aufgestockt. Sieht man das eigentlich?

    Im Garten des Palais Schwarzenberg werden Gästeappartements aus Glas gebaut. Genau an der Stelle wo vorher die Gewächshäuser standen. Ha ha ha...

    Alles im allen sehr schöne Bilder, danke Exilwiener! Von Wien kann ich gar nicht genug kriegen, womöglich fahre ich demnächst wieder hin um die Verwandschaft zu besuchen. Die ganze Pracht ist unbegreiflich wenn man aus einer Stadt wie Darmstadt oder Frankfurt kommt. :schockiert:

    P.S. Bei einem muss ich wiedersprechen :lehrer: Die Hotels Bristol, Grand Hotel, Sacher, Palais Schwarzenberg und Imperial sind allesamt 5 *+.

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Karasek

    Zitat

    Da würde ich mir auch mal paar Detailaufnahmen wünschen. Was ist denn da eigentlich jetzt drin?

    Werde sehen, wann ich wieder vorbei komme. Aber ein paar Details gibt es schon, die man auf meinen Bildern hier nicht sieht (z.B. Köpfe mit Helmen und Tschakos sowie das Reiterdenkmal von Feldmarschall Radtzky, welches beim ersten Foto nur schwer zu erkennen ist).

    Jetzt sind eine Handvoll Ministerien darin und eine recht gute Kantine für öffentlich Bedienstete (Beamten). Wobei man mittlerweile leider kontrolliert wird, wenn man hinein will. Wenn ich früher in meinen Studienferien in Wien war, konnte ich dort mit Freunden recht gut und günstig Speisen gehen.

    Ein Sehr interessantes Gebäude, das ich nicht abgelichtet habe ist die ehemalige Marinesektion des Kriegsministeriums, das genau hinter diesem liegt und von Details nur so strotzt. An den Fassaden sind gebrannte Keramikwappen von den ehemals österreichischen Hafenstädten (Triest, Pola, Ragusa und und und) angebracht. Selbst die meisten Wiener kennen dieses Gebäude nicht...

    Booni

    Zitat

    In Köln und Berlin sah es mal ähnlich aus... aber das war einmal.

    In Berlin könnte man doch noch "Unter den Linden" als Vergleich heranziehen, wenn auch diese Prachtstraße etwas kürzer ist als die Wiener Ringstraße, aber zumindest im Teil zum Schloßplatz mit ganz schön imposanten Gebäuden auftrupft. Das Schloß fehlt halt noch.

  • Stephan

    Zitat

    Das Palais Coburg ist meines Wissens im Inneren ziemlich modernistisch. Da dürfte während der Renovierung vieles umgebaut worden sein.

    Teils, teils. Das Foyer ist nicht besonders schön, wie man es eigentlich erwarten würde. Der Rest ist aber sehr schön geworden. Die prachtvolle Belletage wurde vorzüglich saniert und strahlt nun wieder in altem Glanz (Ballsaal, Prunkräume). Obwohl ich sagen muß, dass der unsanierte Zustand auch seine Reize im Inneren hatte - so altehrwürdig. Das Treppenhaus ist wundervoll geworden. Zimmer gibt es im Vergleich zu den anderen nur sehr wenig.

    Zitat

    Im Grand Hotel habe letztes Mal gewohnt, dabei ist mir nicht aufgefallen, obwohl ich es wusste, dass es entkernt wurde. Die Deckenhöhe und der Stuck etc. war alles sehr Altbau mässig. Man merkt kaum, dass es im Grunde ein Neubau ist. Auch die Fenster sind aus Holz. Wie im Altbau immer zwei Fenster hintereinander.

    Stimmt. Man hat sich dort sehr bemüht, aber wenn Du einen Blick in den Ballsaal geworfen hättest, dann würdest Du Dich wieder umdrehen und heraus gehen - unproportionierter Stuck. Ansonsten gut gelungen.

    Zitat

    Das dämliche Hotel Sacher wurde vor kurzem aufgestockt. Sieht man das eigentlich?

    Sehen schon, aber ich finde das Endergebnis eigentlich sehr gelungen. Ab heuer, darf man die Dachgeschosse im 1. Bezirk nur noch eingeschossig ausbauen (wegen Welterbestatus) und daher hat man beim Sacher noch schnell eine Baubewilligung geholt und konnte noch zweigeschossig ausbauen.

    Zitat

    Im Garten des Palais Schwarzenberg werden Gästeappartements aus Glas gebaut. Genau an der Stelle wo vorher die Gewächshäuser standen. Ha ha ha...

    Davor fürchte ich mich schon lange!

    Zitat

    Die Hotels Bristol, Grand Hotel, Sacher, Palais Schwarzenberg und Imperial sind allesamt 5 *+.

    Stimmt. Habe irgendwann einmal gehört, dass das Coburg noch ein Äußerl darauf gelegt hat und nun höher eingestuft wurde. Ich weiß aber nicht mehr von wo ich das habe und ob das auch richtig ist.

  • Exilwiener: super! Nur her mit deinen weiteren Aufnahmen. Die Ringstrasse ist wirklich mit großem, großem Abstand die imposanteste Erscheinung des Historismus in deutschprachigen Landen. Das verdeutlichen bereits deine bisherigen Bilder, obwohl die bedeutensten Bauwerke ja noch kommen. Hast du auch Aufnahmen vom wunderbaren Treppenhaus des Kunsthistorischen Museums? :P Weiter so

  • Wow!!!! Sehr schöne Bilder, eine wirkliche Hauptstad Deutschlands würdig!!!

    So grossartig war einmal auch Berlin (aber dann noch imposanter!!). Finde es verbrecherisch wie mit die nach dem 2. Weltkrieg verblieben Architektur von Berlin umgegangen ist.
    Wenn ich Stimman wäre, hatte ich sofort: alle Häuser Rekonstruiert, mit allen historischen Stück versehen, imposante Dächer und Ecktürme rekonstruiert und die Löcher wieder geschlossen.
    Das Schloss, Börse, berühmte Kirchen, Hotels und Warenhäuser in alten Pracht wieder auf der Welt gesetzt. Kostet veilleicht 20-30 Milliarden aber ist es auch für die nächte 200 Jahren völlig wert.

    Welch ein Reichtum ist hier in Wien noch zu bewundern. Das kann in Deutschland heute nur noch, abre dann noch ein bischen, in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] der Fall sein.

  • Danke! Dieser Adler auf dem Kriegsministerium (was ist denn heute da drin?) finde ich Klasse - und den Rest der Straße natürlich auch. Hat Wien den Krieg so gut überstanden oder wurde das alles bzw. vieles davon und auch innerhalb des Rigs wieder aufgebaut?
    Schade, dass es schon so lange her ist, dass ich in Wien war und auch keine Digi-Cam hatte...Kann mich an kaum noch was erinnern, z.B. an Sissys "Fitness Center"... :(

    Zitat

    In Berlin könnte man doch noch "Unter den Linden" als Vergleich heranziehen, wenn auch diese Prachtstraße etwas kürzer ist als die Wiener Ringstraße, aber zumindest im Teil zum Schloßplatz mit ganz schön imposanten Gebäuden auftrupft. Das Schloß fehlt halt noch.


    Naja, aber sind eben größtenteils nur ehem. Hohenzollern-Palais, und keine zehn 5*+-Hotels hintereinenander. Nur das Adlon am einen Ende und bald das Hotel de Rome am anderen und bis vor kurzem das fantastische "Hotel unter den Linden" ;). Der Rest ist in den Seitenstraßen bzw. am Gendarmenmarkt. Von dem Teil westl. der Friedrichstr. gar nicht zu sprechen.

  • Ich habe mal irgendwo gelesen, glaube in einem Reiseführer, dass in Wiens 1. Bezirk lange Zeit nur historisierend gebaut werden durfte. Man war sich der Einzigartigkeit des Stadtbildes also bewusst. Später wurde die Auflage abgeschafft was dann u. a. das Haas-Haus gegenüber des Domes zur Folge hatte. Vielleicht wissen unsere Wiener darüber mehr und können das bestätigen oder berichtigen.

    Freue mich schon auf weitere Bilder!

    Gerade habe ich das hier gefunden:

    Zitat

    Am 17. Februar 2004 wurde im neuen "Kaipalast (k47)" ein vielfältiger achter StadtDialogArchitektur mit hohem Publikumszuspruch zum Thema "Außen- und Innenansichten zu Architektur und Städtebau in Wien" abgehalten. [...] Schicker äußert sich in seiner Eröffnung zunächst erfreut über die hohe Besucherzahl und erwartet nicht nur eine aktuelle Bestandsaufnahme aus der Innensicht zu Architektur und Städtebau in Wien, sondern gerade auch eine Sicht von außen, die aktuelle Entwicklungen in Architektur und Städtebau reflektiert und konstruktiv kritisiert. Das neu errichtete k47 bietet hierfür das richtige Forum, ist es doch abgesehen vom "Haas Haus" das einzige, vollständig neu errichtete Gebäude innerhalb des 1. Bezirks in den vergangenen Jahren, und dies zusätzlich mit ansprechender Architektur. Schicker erhofft sich von den Beiträgen auch einen Blick in die Zukunft, die der Lernfähigkeit der Stadtplanung in Wien dienen. [...] Nach Meinung von Raith halten sich "die WienerInnen" für etwas Besonderes und halten auch ihre Stadt für etwas Besonderes. Wien ist eine Stadt, die auf hohem Niveau funktioniert. Dazu tragen das öffentliche Verkehrssystem, die Qualitätssicherung in Architektur und Städtebau, die hohen ökologischen Standards und Weitere bei. Wien könnte somit Vorbildcharakter haben. Gleichzeitig exisitert eine "Veränderungsskepsis". Raith spricht den WienerInnen und der Stadt eine gewisse Trägheit bezogen auf Veränderungen und Visionen in Architektur und Städtebau zu. [...] Ein weiterer Publikumsbeitrag sieht in Wien keine Internationalität und keine Spitzenleistungen der Architektur.

    Der letzte Satz bezieht sich auf die Neubauten. Alles in allem wieder mal sehr akademisches Geschwätz von den Herren auf dem Podium.

    Der ganzen Beitrag gibt´s hier:

    http://www.wien.gv.at/stadtentwicklu…ausseninnen.htm

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Benni

    Zitat

    Dieser Adler auf dem Kriegsministerium (was ist denn heute da drin?) finde ich Klasse - und den Rest der Straße natürlich auch. Hat Wien den Krieg so gut überstanden oder wurde das alles bzw. vieles davon und auch innerhalb des Rigs wieder aufgebaut?

    Es sind heute mehrere Ministerien drinnen (siehe auch weiter oben. Ich habe das schon etwas weiter vorher erwähnt).

    Im Gegensatz zu den Großstädten in Deutschland hat Wien schon ziemlich viel Glück gehabt. Dennoch wurden einzelne Gebäude sehr stark beschädigt und auch mehrere unwiederbringlich zerstört und durcu mehr oder weniger angepaßte Neubauten ersetz. Einige Fassaden wurden auch vollständig rekonstruiert, so, dass es heute wieder ein sehr schönes und geschlossenes Stadtbild gibt.

    Wien hatte das Glück, dass es bis Ende 1943 nur schwer von Fliegerverbänden erreicht werden konnte, da die Front noch zu entfernt war. Außerdem hat sich auch der Sohn des letzten österreichischen Kaisers und heutigen CSU-Mitglieds, Otto v. Habsburg, durch seine rechtzeitige Flucht vor Hitler in die USA, dort sehr für die möglichst lange Nichtbombardierung Wiens einsetzen können! Zum Ende des Krieges war dies dann leider nur mehr bedingt möglich. EInen Großangriff hat Wien total gut überstanden, da die Wolkendecke über Wien nicht aufriß und so der Großverband seine Bombenlast über Wiener Neustadt abgelassen hat (wurde zu über 90% zerstört). Nicht auszudenken, wenn es Wien getroffen hätte.

    Einge Häuser in der Altstadt wurden nicht durch Fliegerbomben zerstört, andere schon, aber oft nur punktuell. Das Haas-Haus sowie die umliegenden Gebäude wurden durch plündernede Wiener zerstört, die dasHass-Haus in Brand steckten. Das Feuer griff dann auf die umliegenden Gebäude über wie auch auf den Stephansdom. Heute steht dort, naja, auch das wird irgendwann wieder verschwinden...

    Aus dem "Sissy Fitness center" hat man nun ein ganzes Sissy-Museum gemacht. Auch so naja, aber die Touristen schreien danach...

  • Danke für die Info.

    Zitat

    Aus dem "Sissy Fitness center" hat man nun ein ganzes Sissy-Museum gemacht.


    War's das nicht schon davor? Mit "zu lange her" waren lediglich 5-6 Jahre gemeint. Die Frau war schon was Besonderes... :zwinkern:

  • Benni

    Zitat

    War's das nicht schon davor?

    Ehrlich gesagt, ich weiß es jetzt auch nicht mehr.

    Eigentlich lustig, dass heute alle Welt gerade dorthin fährt, wo sich Kaiserin Elisabeth am wenigsten wohl gefühlt hat.

  • Stephan

    Leider gibt es in Wien mehr als genug Hanseln, die mit der Baugeschichte dieser Stadt wenig anfangen könenn und ständig das Bedürfnis haben, ständig alles umzukrempeln, auch wenn es sich bewährt hat. Ein Brüssel (bezogen auf die Altsstadt) reicht mir eigentlich. Sollen sich diese Besserwisser mit ihren unverstandenen Architekten ruhig auf der Donauplatte in Transdanubien austoben. Die Wiener wird es kaum stören, aber die Hände sollen sie von der Altstadt lassen. k47 ist auch von innen eine Katastrophe, wenn man bedenkt, was vorher da stand.

    Wenn es in Zukunft wieder einmal gute Architekten geben wird, die das altbewährte schätzen, dann kann man wieder mit sich reden lassen...

  • Zitat von "Benni"

    Danke! Dieser Adler auf dem Kriegsministerium (was ist denn heute da drin?) finde ich Klasse -

    Ja, für uns Deutsche ist der Anblick so viel imperialen Gebahrens ziemlich ungewohnt. Auf Anhieb fällt mir auch nix ein was dem in Deutschland ebenbürtig sein könnte. Das Berliner Zeughaus hat zwar einen ähnlichen Anspruch, kommt aber weniger "dröhnend" daher.
    Wien ist übrigens ein gutes Beispiel wie Architektur das Denken beeinflusst. Wenn jeder Bau, schon allein durch seinen Namen, viele Geschichten in sich vereint ist man auch der (vordemokratischen) Geschichte näher. Das "demokratische Bauen" dagegen lässt die Geschichte bei der Stunde Null im Jahr '45 beginnen, in der kein Preussen mehr verführen kann.

  • 2. Teil

    Ich stelle nun den zweiten von drei Teilen meiner Ringstraßen-Bilderserie ein. Auch hierbei möchte ich erwähnen, dass die nachfolgenden Bilder wieder aus einer geeigneten Perspektive gemacht wurden, damit ich halbwegs nicht abgeschnittene Gebäude auf das Foto bekomme. Mit einer professionelleren Kamera, würde man sicher noch bessere Ergebnisse erzielen.

    Dieser Teil der Bilderreihe dreht sich im Großen und Ganzen um die habsburgischen Repräsentationsbauten, deren Fertigstellung sich teilweise bis 1913 hinzogen bzw. nie fertiggestellt werden konnten (z. B. das Kaiserforum ist unvollständig geblieben).

    Leider habe ich diesmal überhaupt keine Zeit gehabt, auch Bilder vom Inneren der Gebäude zu machen, was eigentlich sehr schade ist. Bei Gelegenheit werde ich dieses vielleicht einmal nachholen.

    Staatsoper erbaut von Siccardsburg und Van der Nüll. Kaum vorstellbar, aber die Wiener haben dieses Gebäude anfangs abgelehnt! Sie nannten sie "versunkene Kistn", weil das Hofbauamt nachträglich das Straßenniveau um einen Meter erhöhte ("Siccardburg und Van der Nüll haben beide kanen Stül"). Es ging sogar soweit, dass der eine aus Gram starb und der andere Selbstmord beging. Ich finde das sehr traurig, vor allem, wenn ich daran denke, dass manche heutigen Architekten (z.B. in Dresden) nicht einmal ein bisserl Rücksicht auf berechtigtre Kritik nehmen. Dürfte wohl so sein, dass die beiden großartigen Architekten ein so feinfühliges Gespühr hatten wie die feingliedrige Architektur ihrer gelungenen Staatsoper. Die Oper wurde im Krieg schwerst zerstört und es ist nur dem Willen der Wiener Bevölkerung zu verdanken, dass das Gebäude rekonstruiert wurde. Die sozialistische Stadtregierung hatte vor, an dieser Stelle eine Betonoper zu errichten...

    Das Goethe-Denkmal. Imposant thront er da und beäugt den vorbeiziehenden Straßenverkehr... . Vis-a-vis steht sein Kollege Friedrich Schiller, den ich leider nicht fotografiert habe, auf der anderen Seite der Straße, am Friedrich-Schiller-Platz. Die beiden wohl großartigsten Dichter, die mir je untergekommen sind. Dahinter kann man die Rückfassade der Neuen Hofburg erkennen.

    Die Neue Hofburg. Ein whrlich imposantes Gebäude. In ihm befindet sich ein Teil der Nationalbibliothek, das Völkerkundemuseum sowie die Rüstkammer. 1913 erst fertig geworden, hätte ein identes Gebäude auf die Gegenüberseite gebaut werden sollen, um das Kaiserforum zu schließen. Leider kam der 1. WK dazwischen und die 1. Republik hatte anschließend ganz andere Sorgen... . Am Platz stehen außerdem zwei großartige Denkmäler von Fernkorn erschaffen. Zum einen das Denkmal Prinz Eugens (Inschrift: Der weise Ratgeber dreier Kaiser), des Befreier Europas vor der Türkengefahr sowie das Denkmal Erzherzog Karls (Inschrift: Dem beharrlichen Kämpfer für Deutschlands Ehre), des Siegers von Aspern, der Napoleon die erste Niederlage bereitete, auch wenn dieser zwei Tage später wieder bei Deutsch-Wagram zurücksiegte. Ein anderes geschichtliches Ereignis gab es hier auch noch: Im März 1938 bedankte sich die Wiener Bevölkerung hier für den Anschluß an Hitler-Deutschland und jubelten "ihrem" Führer, der am Balkon stand, zu. Ein durchaus auch heute noch sehr kontroverses und die Gemüter erhitzender Platz, der Heldenplatz.


    Das Äußere Burgtor ist das einzige ehemalige Stadttor der alten Befestigungsanlagen, welches, wenn auch in stark modifizierter Form, die Beseitigung der Stadtmauer überlebt hat. Heute "Gefallenendenkmal für die Helden des 1. und 2. WK".

    Das Kunsthistorische Museum, geschaffen vom großen Architekten Semper. Erinnert ein wenig an die Sempergalerie am Zwinger. Vis-a-vis steht ein identes Gebäude, das Naturhistorische Museum. Gerade die Stiegenhäuser sind ein Traum und auch die einzelnen Schauräume sind wundervoll gestaltet. In der Mitte das Maria-Theresien-Denkmal.

    Das Parlament (ehemaliges Reichsratsgebäude) erbaut von Theophil Hansen und ist eine Pracht von neogriechischer Architektur. Im Vordergrund steht die Göttin der Weisheit, Pallas Athene. Gerade heutzutage hat das Denkmal seine Berechtigung... . Der heutige Abgeordnetensaal ist wohl der biederste in ganz Europa. Er wurde im 2. WK zerstört. Wohingegen der alte Reichsratssaal den Krieg sehr gut überstanden hat und sich mit dem französicchen oder italienischen Pandent durchaus mithalten kann, wenn nicht sogar mehr.

    Das Burgtheater wie es von Semper und Förster geschaffen wurde. Über den Stellenwert dieses Gebäudes brauche ich wohl hier niemanden etwas berichten.

    Das neogotische Rathaus von Friedrich von Schmidt (Dombaumeister) erbaut, ist, so habe ich es zumindest während meines Studiums gelernt, das größte Rathaus Europas (obwohl ich vom Leipziger Rathaus das gleiche gehört habe - also eines der beiden wird es schon sein). Karasek: Das Reichenberger Rathaus (heute Liberec) ist dem Wienr whansinnig ähnlich. Ich war unlängst drinnen. Welch Wunder, sind sogar noch die alten Inschriften aus kuk-Zeiten erhalten und der Rathauskeller befindet sich auch auf der Seite, fast wie in Wien...- hätte ja auch 1918 österreichische Landeshauptstadt für die deutschsprachigen Gebiete werden sollen). Momentan ist der Zirkus Roncalli am Rathausplatz.

    Kaffee Landtmann gegenüber des Rathausparks und neben dem Burgtheater. Alterwürdiges Ringstraßenkaffee, in welchen man ständig auf österreichische und im speziellen Wiener "Lokal"politiker antrifft. Im Sommer und Frühjahr ist eine gute Melange auf der Terrasse zu empfehlen...

    Blick von der Ringsraße in eine Seitestraße. Links befindet sich der Rathauspark und rechts die "Neue Universität", mit der ich nächstes Mal fortsetzen werde.

    Schrä gegenüber der Neuen Universität befindet sich die sogenannte "Mölkerbastei". Hier ist der eigentlich fast einzige Ort in Wien, wo man sich einen kleinen Eindruck machen kann, wie es aussehen würde, wenn die Stadtmauer stehen geblieben wäre. Auf dieser Bastei befinden sich mehrere kleine Barock und Biedermeierhäuser. In einem wohnte auch Beethoven für einen kurzen Zeitraum. Dafor befindet sich das Liebenbergdenkmal. Liebenberg war seinetzeit (um 1683) Bürgermeister der Stadt Wien und hat sich sehr für die Bewohner, der von den Türken belagerten Stadt, verdient gemacht.

  • Zitat von "Exilwiener"


    [b] Karasek
    :
    Das Reichenberger Rathaus (heute Liberec) ist dem Wienr whansinnig ähnlich. Ich war unlängst drinnen. Welch Wunder, sind sogar noch die alten Inschriften aus kuk-Zeiten erhalten und der Rathauskeller befindet sich auch auf der Seite, fast wie in Wien...- hätte ja auch 1918 österreichische Landeshauptstadt für die deutschsprachigen Gebiete werden sollen).

    Zu meiner Schande muß ich gestehen das ich da noch nie drin war. Das ist ja auch selten offen.
    Das das Reichenberger Rathaus fast identisch aussieht liegt daran das man das Wiener Rathaus quasi kopieren wollte, wobei allerdings ein anderer Architekt verantwortlich war. In Reichenberg und Gablonz haben ja auch viele Wiener Architekten gebaut.
    PS: würdest Du eigentlich sagen das diese Städte eine Fotoserie verdienen würden? Bin mir nicht ganz sicher deswegen. Ich wollte mal eine von Rochlitz/Rokytnice im Riesengebirge machen, wenn Dir das was sagt.

  • Welch ein ungeheuer Unterschied mit Berlin!! Wo wie möglich alle historische Dächer vereinfacht wurden (auch von der Berliner Dom) und Fassaden von Stück und Schmuck "befreit" wurden.

    Wenn ich nur das Bild der ehemalige Reichstaggebäude mit das heutige Bild vergleiche, fällt sofort auf das die meiste Ornamenten und Statuen verschwunden sind. Die alte Kupel war reich dekoriert, die neue hat nur Glas!!!

    Wien hat also seinen Glanz und Pracht behalten wo in Berlin die ehemalige Prunkbauten fast überall (mit Ausnahme der eindrucksvolle Gendarmenmarkt und Unter den Linden) mit weniger aussagekräftige neue Gebäuden ersetzt wurden.

    Schade ist das in Berlin keinen Wille besteht die ehemalige Prunkbauten in alter glanz zu rekonstruieren. Warum möchten die Deutschen doch immer noch so bescheiden bleiben???

    Wien ist deswegen soviel interessanter dann Berlin. Dasselbe Gefühl habe ich in London und Paris wo riesengrosse Gebäuden der Gründerzeit das Auge fixieren und die Atem benehme...... man bleibt sie anschauen.

    Muss wirklich mal Wien besuchen. Die stadt fasziniert....

  • Karasek

    Zitat

    Zu meiner Schande muß ich gestehen das ich da noch nie drin war. Das ist ja auch selten offen.
    Das das Reichenberger Rathaus fast identisch aussieht liegt daran das man das Wiener Rathaus quasi kopieren wollte, wobei allerdings ein anderer Architekt verantwortlich war. In Reichenberg und Gablonz haben ja auch viele Wiener Architekten gebaut.
    PS: würdest Du eigentlich sagen das diese Städte eine Fotoserie verdienen würden? Bin mir nicht ganz sicher deswegen. Ich wollte mal eine von Rochlitz/Rokytnice im Riesengebirge machen, wenn Dir das was sagt.

    Ich war während der Woche in Reichenberg und dachte mir, als ich am Rathaus vorbei kam und die Türe offen stand, dass ich einfach einmal herein schaue. Es war nicht uninteressant. Teilweise wunderschöne Glasfenster (wahrscheinlich aus Gablonzer Fertigung mit den alten Inschriften).

    Zitat

    In Reichenberg und Gablonz haben ja auch viele Wiener Architekten gebaut.

    In Wien ist Gablonz auch als "Klein-Wien" bekannt (zumindest den älteren Wienern. Die meisten jungen Wiener haben irgendwie leider überhaupt keine Ahnung mehr von der österreichischen Geschichte). Ich war leider nur zweimal dort und muß sagen, dass mir die Stadt sehr gut gefallen hat. Vor allem eine Straße, die mit prachtvollen Jugenstilhäusern gesäumt ist. Diese Stadt muß einmal sehr reich gewesen sein - ich glaube diese Gegend war ja die meist industrialisierte Region und einstmals auch reichste Reion ganz Österreichs), auch wenn ihr Glanz mittlerweile verblaßt ist (hat aber auch irgendwie einen gewissen Charme). Wenn man von Reichenberg in Richtung Gablonz fährt, sieht man wunderschöne Villen, der ehemaligen Glasindustriellen (z.B. traumhafte Villa Riedel). Riedel hat nach dem Krieg in Tirol sein Werk wiedereröffnet und produziert heute wieder ganz großartige Glasprodukte. Die Familie Swarowski kammt ja auch von dort und hat sich noch bei Zeiten in Tirol angesiedelt, damit keiner der Konkurrenten ihre Betriebsgeheimnisse ausspionieren konnte.

    In Reichenberg, ich weiß leider nicht mehr die genaue Adresse, aber irgendwo gleich unmittelbar unterhalb des Schlosses, wo auch die Straßenbahn vorbei fährt, steht ein wunderbarer Gründerzeit(eck?)bau, in welchen ich auch hineinging. Gleich neben der Türe ist auf der Seitenwand eine Marmorplatte mit dem Namen des Architekten und des Büros aus Wien angebracht. In Prag hab ich das noch viel öfter gesehen und in Wien lustigerweise nur sehr selten, wahrscheinlich, weil im Laufe der Zeit öfters saniert wurde und die Plattten dabei abgenommen wurden)

    Zitat

    würdest Du eigentlich sagen das diese Städte eine Fotoserie verdienen würden?

    Definitiv Ja! Gerade von Dir sehe ich mir so gerne die Bilder an!!! In Reichenberg ist auch ein sehr schönes Villenviertel.

    Zitat

    Ich wollte mal eine von Rochlitz/Rokytnice im Riesengebirge machen, wenn Dir das was sagt.

    Ehrlich gesagt, weiß ich jetzt nicht, ob ich da nicht wirklich schon einmal vorbei kam? Liegt die Straße am Weg von Gablonz in Richtung Spindlermühle, Harrachsdorf, Tannwald bis nach Schreiberau. Irgendwie kommt mir der Name bekannt vor, aber bewußt war ich noch nicht dort - noch nicht. Diese Gegend ist überhaupt eine der schönsten, die ich kenne mitsamt der Oberlausitz und trotzt nur so von vernebelter Geschichte. Noch kann man vieles festhalten, ehe es für immer verschwindet...

  • Zitat von "Exilwiener"


    Wenn man von Reichenberg in Richtung Gablonz fährt, sieht man wunderschöne Villen, der ehemaligen Glasindustriellen (z.B. traumhafte Villa Riedel).

    Ich muß gestehen das ich mich da gar nicht auskenne. Die Ecke umfahre ich immer großzügig.

    Zitat von "Exilwiener"


    Definitiv Ja! Gerade von Dir sehe ich mir so gerne die Bilder an!!! In Reichenberg ist auch ein sehr schönes Villenviertel.

    Na gut, dann werde ich das mal ins Auge fassen. Ist ja gleich nebenan.


    Zitat von "Exilwiener"


    Ehrlich gesagt, weiß ich jetzt nicht, ob ich da nicht wirklich schon einmal vorbei kam? Liegt die Straße am Weg von Gablonz in Richtung Spindlermühle, Harrachsdorf, Tannwald bis nach Schreiberau. Irgendwie kommt mir der Name bekannt vor, aber bewußt war ich noch nicht dort - noch nicht.

    Man fährt auf der E65 in Richtung Harrachov, biegt aber vorher bei Strickerhäuser (sagt Dir wahrscheinlich nichts) rechts ab und fährt immer an der Iser lang. Nach einer Weile kommt links das Hüttenbachtal in dem Rochlitz liegt. Der Ort zieht sich von der Iser praktisch bis an den Hang der Kesselkoppe. Dort gibts von Industrie über Villen, Bauden bis hin zu kleinen Häuschen alles.
    Falls es Dich interessiert:
    http://www.megaupload.com/de/?d=N31OIMCF\r
    http://www.megaupload.com/de/?d=N31OIMCF
    Das ist die Meinhold- Wanderkarte des Riesengebirges von 1940 (immer noch die beste Karte!) als 30MB großes Bild.


    Und back to topic:
    der zweite Teil ist auch wieder wunderbar. Ob so vieler Motive wird man richtig neidisch. Ich würde Dir aber in jedem Fall raten für ca. 70€ Adobe Photoshop Elements 4 oder 5 zu kaufen, denn wenn Du deine Bilder nachschärfst und die Schatten aufhellst sehen die auch nicht anders aus als meine Bilder. Das Geld lohnt sich wirklich.
    Und da ich so gierig auf Innenaufnahmen bin: suche bei eBay mal bitte nach Gorillapod. Das Teil ist ziemlich praktisch, z.B. kannst Du deine Kamera in Kirchen an den Lehnen der Bänke oder an Brüstungen festkrallen und kriegst so eine sichere Belichtung hin. :D
    Ich habe mir eins für meine kleine Ixus gekauft und bin von dem Ding begeistert.