Der Neumarkt Dresden - archivierter Strang

  • Nun ja, mit dem Unterschied, dass deine genannten Beispiele Gründerzeitliche Neu- bzw. Umbauten waren. Das HdS war aber ein bzw. die Zusammenlegung mehrerer Barockgebäude. Mir fällt kein original barockes Mansarddach ein, das ein Flachdach gehabt hätte. Keine Frage, gründerzeitliche Gebäude hatten oft (geneigte) Flachdächer; rekonstruiert man aber ein barockes Gebäude, so ist die Flachdachform ein Fremdkörper (ebenso wie bei Teilen des Taschenbergpalais', nur sieht man das Flachdach dort nicht von den einschlägigen Aussichtspunkten).

    Sollte das Dach vom HdS nicht noch begrünt werden bzw. andersartig ansprechender gestaltet werden? Das hat man wohl ebenso vergessen wie die Fugen zwischen Fassadenplatten und Gehweg zu versiegeln.

  • Harmonica schrieb:
    "Das hat man wohl ebenso vergessen, wie die Fugen zwischen Fassadenplatten und Gehweg zu versiegeln."

    Genau, das ist mir bei meinem letzten Besuch in Dresden auch aufgefallen, und nicht nur am HdS.
    Die Sockelsteinverkleidungen "hängen an fast allen neuen Gebäuden in der LUFT". Sieht unmöglich aus!!! :schockiert:
    Entweder hat man diese zu kurz bemessen und sie reichen nicht bis hinter bzw. unter die Gehwegplatten, oder der Gehweg ist zu tief angelegt. Durch diesen Spalt zwischen Gehweg und Gebäudesockel wird sofort klar, daß der Sandsteinsockel nur vorgeblendet ist, also Schein und Trug ist und keinerlei tragendes Volumen hat. Irgenwie kommen mir die Gebäude dadurch wie schwebend vor, ohne Verwurzelung in die Erde. Da fängt das kulissenhafte bereits an und macht diese "Rekonstruktionen" fad und kraftlos. Durch diesen "kleinen Pfusch" ist schon das ganze Haus in seiner Wirkung beeinträchtigt. Oder liegt hier eine handwerklich-bautechnische Absicht vor, von der ich keine Ahnung habe!?
    sieht mir aber eher nach "sparen, wo's geht" aus!!!
    Die Fugen zwischen Sockel und Gehweg kann man übrigens auch schon am Coselpalais erkennen. Selbst das vorbildliche QII hat es nicht fertig gebracht die Fugen überall unsichtbar zu machen. Manchmal würden nur 5cm mehr Verkleidung reichen und die Fuge würde hinter den Granitplatten des Gehweges verschwinden. Wenn ich da Bauherr wäre würde ich dem Architekten sagen, komm mach mir einen Fundamentabsatz auf dem wir dann die Sockelsteinverkleidungen aufsetzen können. Das wär 'ne stimmige, saubere Sache. Ja, ja handwerkliche Stimmigkeit heutzutage...!? :augenrollen:

  • Zitat von "SchortschiBähr"

    Harmonica schrieb:
    "Das hat man wohl ebenso vergessen, wie die Fugen zwischen Fassadenplatten und Gehweg zu versiegeln."

    Genau, das ist mir bei meinem letzten Besuch in Dresden auch aufgefallen, und nicht nur am HdS.
    Die Sockelsteinverkleidungen "hängen an fast allen neuen Gebäuden in der LUFT". Sieht unmöglich aus!!! :schockiert:
    Entweder hat man diese zu kurz bemessen und sie reichen nicht bis hinter bzw. unter die Gehwegplatten, oder der Gehweg ist zu tief angelegt. Durch diesen Spalt zwischen Gehweg und Gebäudesockel wird sofort klar, daß der Sandsteinsockel nur vorgeblendet ist, also Schein und Trug ist und keinerlei tragendes Volumen hat. Irgenwie kommen mir die Gebäude dadurch wie schwebend vor, ohne Verwurzelung in die Erde. Da fängt das kulissenhafte bereits an und macht diese "Rekonstruktionen" fad und kraftlos. Durch diesen "kleinen Pfusch" ist schon das ganze Haus in seiner Wirkung beeinträchtigt. Oder liegt hier eine handwerklich-bautechnische Absicht vor, von der ich keine Ahnung habe!?
    sieht mir aber eher nach "sparen, wo's geht" aus!!!
    Die Fugen zwischen Sockel und Gehweg kann man übrigens auch schon am Coselpalais erkennen. Selbst das vorbildliche QII hat es nicht fertig gebracht die Fugen überall unsichtbar zu machen. Manchmal würden nur 5cm mehr Verkleidung reichen und die Fuge würde hinter den Granitplatten des Gehweges verschwinden. Wenn ich da Bauherr wäre würde ich dem Architekten sagen, komm mach mir einen Fundamentabsatz auf dem wir dann die Sockelsteinverkleidungen aufsetzen können. Das wär 'ne stimmige, saubere Sache. Ja, ja handwerkliche Stimmigkeit heutzutage...!? :augenrollen:

    Das hat schon seine Richtigkeit so: Die Platten sind deshalb vorgeblendet/vorgehängt, damit zwischen der eigentlichen Wand und den Natursteinplatten eine Luftzirkulation entsteht, um zu verhindern, dass zu einer Durchfeuchtung kommt. Ihr wisst schon, bei Luftzirkulation verdunstet das Wasser und es kommt zu keinen Nässeschäden im Bereich des Sockels. Etwa so, wie bei einem Kaltdach.

  • Zitat von "Exilwiener"


    Das hat schon seine Richtigkeit so: Die Platten sind deshalb vorgeblendet/vorgehängt, damit zwischen der eigentlichen Wand und den Natursteinplatten eine Luftzirkulation entsteht, um zu verhindern, dass zu einer Durchfeuchtung kommt. Ihr wisst schon, bei Luftzirkulation verdunstet das Wasser und es kommt zu keinen Nässeschäden im Bereich des Sockels. Etwa so, wie bei einem Kaltdach.

    Okay, wenn das eine bautechnische Notwendigkeit zur Hinterlüftung der Sockelzone ist, einverstanden!
    Aber die Gestaltung ist total unbefriedigend. Da die Schlitze zwischen Gehweg und Sockel unregelmäßig verlaufen und an einigen Stellen verschwinden, sprich die Gehwegplatten bis über die Verkleidungplatten reichen, wirkt das beliebig, zufällig und nicht absichtlich, eher als handwerkliche Unzulänglichkeit. Formell stimmig fände ich eingefräste Öffnungen, Schlitze, die auch fein abgefast werden können bei ansonsten geschlossener Fuge zwischen Gehweg und Sockel. Erinnere mich sowas handwerklich durchgestaltetes an gründerzeitlichen Bauten schon gesehen zu haben.

  • Frau Klemm gibt sich wiedermal die Ehre:


    http://www.sz-online.de

  • Zitat

    Neumarkt braucht mehr Niveau
    Von Petra-Alexandra Buhl

    Künftig will die Stadt am Neumarkt eine schärfere Qualitätskontrolle an den Neubauten durchführen. Dabei kann sie allerdings nur auf die Einsicht der Bauherren hoffen.

    Das Blatt wendet sich am Neumarkt: Nun muss Dresden nicht mehr jeden Investor akzeptieren, wie in früheren Jahren. Deshalb wittert Baubürgermeister Herbert Feßenmayr (CDU) die Chance, bei künftigen Bauvorhaben das wiedergutzumachen, was in der Vergangenheit schief lief, und ein wenig mehr Einfluss auf die Gestaltung zu bekommen. Kritikern wie dem Star-Architekten Peter Kulka soll damit ein bisschen Wind aus den Segeln genommen werden. Kulka bezeichnet den Neumarkt gerne als „Disney-Land“ rund um die Frauenkirche und verweist dabei auf die vorgetäuschten Walmdächer, die lieblosen Innenhöfe oder die zum Teil einfallslose Architektur der historisierenden Neubauten dort.

    Diese Bauten waren Gegenstand einer Tagung der Klasse Baukunst der Sächsischen Akademie der Künste, die sich am Sonnabend im Blockhaus erneut der Neumarkt-Architektur zuwandte. Die beiden Schwerpunkte waren der Wettbewerb zum Gewandhaus und die unklare Lage beim Bauvorhaben Hotel Stadt Rom. Der Architekturprofessor Werner Durth sagte, der Wiederaufbau des Neumarktes sei inzwischen nicht mehr so umstritten. Eine kritische Bilanz des bisher Gebauten sei dennoch vonnöten: „Wir müssen die Vielfalt und die Qualität der Bauten am Neumarkt künftig vergrößern und Verfahren der Qualitätssicherung einführen“, so Durth. Die Frage aber, wie die Qualität zu verbessern ist, kann Dresdens Verwaltung nur pauschal beantworten: Qualität sei immer ein Ergebnis des kreativen Prozesses, in Bebauungsplänen und Gestaltungssatzungen könne man sie nicht festlegen, so Feßenmayr. Wettbewerbe seien das beste Mittel, Qualität zu erreichen. „50 Entwürfe sind besser als zehn Entwürfe“, sagte er. Überdies könne auch über die Grundstückspreise etwas erreicht werden. „Wenn die Keller erhalten bleiben, kann man niedrigere Preise verlangen, das ist vielleicht wirksamer als jeder Appell“, so Feßenmayr.

    Appelle mag die Klasse Baukunst aber sehr, und so mahnte Carlo Weber, es sei künftig nicht wichtig, die Zahl der Leitbauten am Neumarkt zu erhöhen, wohl aber deren Inhalt. Die Hofgestaltung der Quartiere entspreche nicht der geforderten Qualität, auch die Zugänge zu den Höfen konterkarierten meist die historisierenden Eingänge. Ob es bald besser wird?

    Quelle: http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=1438791\r
    http://www.sz-online.de/nachrichten/art ... id=1438791

  • Billigere Grundstückspreise für erhaltene Keller? Da hat Fessi wohl in erster Linie das Gewandhausquartier im Sinn, oder? Würde mich natürlich gerne eines besseren belehren lassen. Verstehe auch nicht, warum man Qualität nicht, zumindest teilweise, durch Bausatzungen vorschreiben kann (Ziegelbauweise statt Beton, z. B.). Und der Architekturprofessor wünscht sich eine höhere Vielfalt bei den Bauten am Neumarkt. Nee, is klar! :blah:

    "Willst du eine Stadt vernichten, baue Kisten, Kisten, Kisten!"

  • Gute Nachrichten:


    Stadt verkauft die Fläche für das British Hotel


    Am Dresdner Neumarkt kann bald mit dem British Hotel, Landhausstraße 6, ein weiteres Gebäude nach historischem Vorbild entstehen. Am Montag sollen die Stadträte im Finanzausschuss den Verkauf der 757 Quadratmeter großen Bau- und Freifläche an das Schweizer Unternehmen Hava Beteiligungs GmbH &Co. beschließen.

    Die Käufer müssen rund 1,5 Millionen Euro bezahlen. In dem Leitbau an der Brandmauer vom Hotel de Saxe soll ein Stadthotel entstehen,
    ...

    Quelle: sz-online

    APH - am Puls der Zeit

  • Zitat

    ...Vorgesehen sind 24 Ferienwohnungen. Im Erdgeschoss sollen zwei Läden eingerichtet werden. Nach bisherigem Stand müssen drei historische Kellergewölbe in den Wiederaufbau einbezogen werden. Die Höhe der Investitionen war gestern nicht zu erfahren. Die Gestaltungskommission Neumarkt und der Stadtentwicklungsausschuss haben den Plänen bereits zugestimmt.
    ...


    http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=1448913\r
    http://www.sz-online.de/nachrichten/art ... id=1448913

  • Zitat Kai von Döring:

    Zitat

    Einige behaupten zwar, wir wären respektlos mit der Historie umgegangen und hätten zu modern gebaut,
    andere meinen wiederrum, wir wären der Historie verfallen und viel zu wenig der Architektur der Gegenwart verpflichtet.
    Die Tatsache, dass wir gleichermaßen von beiden Seiten Kritik bekommen, zeigt mir, dass wir die angestrebte Balance gefunden haben.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Zitat Kai von Döring:

    Zitat

    Einige behaupten zwar, wir wären respektlos mit der Historie umgegangen und hätten zu modern gebaut,
    andere meinen wiederrum, wir wären der Historie verfallen und viel zu wenig der Architektur der Gegenwart verpflichtet.
    Die Tatsache, dass wir gleichermaßen von beiden Seiten Kritik bekommen, zeigt mir, dass wir die angestrebte Balance gefunden haben.

    Fein und gut gemacht -
    ist damit das Höchstmaß an Durchschnittlichkeit erreicht?

  • Kann mir das einer erklären? Was soll denn an den Prisco-Fassaden besser sein als an den V.V.K-Fassaden?

  • Weiß auch nicht genau, aber es gab ja die "Matschigkeitsvorwürfe" ggü. VVK.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Im aktuellen Neumarkt Kurier gibt Stefan Hertzig dazu einige Ausführungen: so wurde beispielsweise aus finanziellen Gründen auf einige Ornamentik am Gebäude Rampische Str. 7 verzichtet und die Dächer seien "zu steil und zu steif geraten". Wer das genauer beschrieben haben möchte, der sollte sich den Neumarkt Kurier 1/2007 holen.

    Das "Stadt Berlin" mit seinen unzählbaren Gauben, die mit Blech abgedeckten Brandmauern oder die gesamte nichthistorische Ladenetage sprechen meiner Meinung auch nicht gerade für eine sehr gelungene Rekonstruktion. Hier hat man sich im Vergleich bei der VVK wesentlich mehr Mühe gegeben und mitunter im EG sogar verzierte Holztüren eingebaut. Zumal die fehlende Ornamentik beim VVK-Quartier auch noch im Nachhinein angebracht werden kann.

    Dennoch: wie ich finde kann man doch mit beiden Fassadenrekonstruktionen sehr gut leben, auch wenn Details zu recht kritikwürdig sind (und wer will, der findet immer irgendwo einen Grund zur Kritik, denn Perfektion gibt es nicht).

    Offensichtlich gefallen den Experten die Prisco-Rekos nur dadurch, da sie im spannenden Kontrast zu den Neubauten stehen, während Köckeritz' viel zu wenig gelobte Neubauten diesen Kontrast nicht erlauben.

  • So, Attika, dann will ich Dir mal antworten.
    Ich hab mich sicher etwas ungeschickt ausgedrückt. Es geht nicht unbedingt dadrum wie ich es erkläre, also in Worten. Es ging mehr drum den unbedarften Leuten es irgendwie zu zeigen, bzw. klar zu machen, daß das was sie da sehen, nicht das gleiche ist was mal da war. Sondern das wir es (also unsere Generation) neu geschaffen haben. Um es zu verdeutlichen, was ich genau meine, erzähl ich mal warum ich die Frage gestellt habe. Ich hab da mal zufällig 2 Touris vor dem VVK-Häusern gehört. Da sagte der eine in etwa sinngemäß, "Die haben die alten Häuser aber schön renoviert." Nun, es zeigt zumindest, das die Gebäude gelungen sind. Aber meine Befürchtung ist halt die, das irgendwann mal vergessen sein wird, das all das mal weg war und das es keine Selbstverständlichkeit ist, das der Platz wieder ein historisches Gesicht hat. Ich hoffe Du kannst mir folgen und verstehst auf was ich hinaus will. Man kann ja auch nicht an jedem Haus eine riesige Tafel anbringen wo draufsteht "Achtung, sie betrachten eine Rekonstruktion!" :zwinkern:
    Und es geht ja auch darum, das dieser Platz Geschichte hat, die man den Leuten ja erzählen muß, daher meine Frage zum Theodor Fontane - Deine Antwort ist wirklich gut.

    Zitat

    Ich weiss auhc was dich stört: Dich stört, dass es nicht dieselben Steine, nicht die selbe Subsanz sind, nicht wahr?


    Das weniger, ich bin kein "Substanzfetischist". :) Ich bin allerdings schon der Meinung, das man wenn Substanz noch vorhanden ist, versucht diese mit einzubeziehen. Deswegen ist es wirklich bedauerlich, das die alten Keller abgerissen wurden, auch wenn ich die technischen und praktischen Gründe verstehen kann, so lässt doch gerade der originale Keller das neue Gebäude irgendwie auf der "metaphysischen Ebene" in der Vergangenheit wurzeln. Ansonsten sehe ich es schon so, daß das einzig wirklich echte Original eines Gebäudes, der Entwurf des Architekten ist. Mein Auto ist ja auch keine Kopie, nur weil es viele gleiche davon gibt.
    Mit dem Q4 bin ich auch nicht wirklich glücklich, wenn man es mal ganz extrem sieht, so ist das eigentlich nicht wirklich besser, als die bemalten Platten in Berlin. Die Häuser hätten schon aus Ziegel gebaut werden sollen. Deshalb kann ich auch wirklich nicht verstehe, da ja auch mehr Qualität am Neumarkt auch von der Stadt eingefordert wurde, warum die Baywobau auch das Q3 bekommen hat und den gleichen Fehler wieder machen darf (Beton und Flachdach). Wie es auch geht zeigt man ja gerade mit den Häusern An der Frauenkirche 16-17 -> Ziegelbauweise und Innenhof!
    Ich bin gespannt wie das British Hotel umgesetzt wird. So weit ich weiß gibt es ja davon noch etlich erhaltene Fassadenteile.

    Zitat

    "Das Gebäude ist für mich einfach eine Freude, eine Freude so gross, wie du es gar nicht erahnen kannst". Mehr brauchst du gar nicht zu erklären.

    Genau meine Worte, Du sprichst mir aus dem Herzen :!:

    Zitat

    Hör zu: Für mich ist die Frauenkirche eines der schönsten und bedeutungsvollsten Bauwerke Deutschlands, Europas, der Welt. Sie ist nicht nur schön, sie ist nicht nur Wahrzeichen Dresdens, sie ist ZEICHEN FÜR WIEDERAUFERSTEHUNG, für das WUNDER; für HOFFNUNG und für LICHT. Es gibt für mich kein Bauwerk, dass es mit ihr aufnehmen kann und dass so viele Dinge in sich vereint wie die Frauenkirche. Ich kann dir das gar nicht beschreiben, was ich fühle wenn ich die Frauenkirche sehe. Es ist eine solch grenzenlose Freude, als ob eine verlorene Person plötzlich vor dir steht und du sie freudestrahlend umarmst und wieder willkommen heisst.


    Dazu kann ich nur folgendes sagen: Schon als ich noch ein Kind war und mir die Fotos vom alten Dresden angeschaut habe, habe ich gewußt, das dieses Bauwerk irgendwann einmal wieder aufgebaut wird. Als es dann endlich soweit war, da war ich wirklich froh und für die Leute (auch Dresdner waren darunter!) die dagegen waren hatte (habe) ich kein Verständnis. Die Frauenkirche gehört zu Dresden, die Frauenkirche ist Dresden komprimiert auf ein Gebäude - barock, prachtvoll und einmalig!
    Wie gesagt ich kenne meine Stadt mit den Ruinen vom Schloß, Tachenbergpalais und Frauenkirche und schon als Kind schmerzte mich der Anblick. Deshalb bin ich über das bisher Erreichte richtig glücklich und ich will mir das alles nicht von irgendwelchen Alt-68igern und Ex-DDR-Kommunisten kaputt machen lassen, deshalb kämpfe ich auch gegen das Gewandhaus am Neumarkt :!:
    Wir müssen unsere Städte soweit wie möglich wieder rekonstruieren, sonst hat doch die menschliche Zerstörungswut und kulturelle Barbarei über die menschliche Gestaltungskraft und die Kultur gewonnen. Außerdem sind wir es unseren Vorfahren einfach schuldig, das ihre Arbeit, ihr Leben und Wirken nicht einfach vergessen wird und ihr ganzes Schaffen umsonst war. Und mit dem Wiederaufbau der schönsten Häuser tun wir das, wir ehren nicht nur die Künstler und Architekten, wie ehren damit auch die Bauern, Bergleute und Handwerker ohne deren Beitrag dies alles damals (aber natürlich auch heute) nicht möglich gewesen wäre. Es ist eine Verbeugung vor unseren Vorfahren ohne die wir nicht hier wären, ohne ihre Arbeit und Kreativität würden wir wohl noch in Höhlen hausen. Da der Neumarkt wirklich einen Höhepunkt in der Vereinigung von Städtebau und Kunstschaffen darstellt, ist er bestens geeignet den Menschen von damals und deren Leistung mit dem Wiederaufbau ein Denkmal zu setzen. Und auch unsere Generation würde sich damit ein Denkmal setzen - Wir haben verstanden, es tut uns leid, aber manchmal muß man erstmal etwas verlieren um zu wissen was man daran hat :!:

    Das Durchschnittliche gibt der Welt ihren Bestand, das Außergewöhnliche ihren Wert.

    Oscar Wilde (1854-1900)

  • Zitat von "Schloßgespenst"

    Kann mir das einer erklären? Was soll denn an den Prisco-Fassaden besser sein als an den V.V.K-Fassaden?

    Für mich als Laie sieht natürlich sowohl VVK als auch Salomonispotheke klasse aus. Aber der Gedanke, es sind Bauten aus Betonplatten, Fiberglas und Plaste mit ein paar Alibi-Ziegeln und ein bischen Putz darübergepinselt , lässt auch mich etwas schaudern. Die Salomonisapotheke soll hier am Schlimmsten sein, und mich ärgert das maßlos, da wird endlich mal ein bischen rekonstruiert, und dann auch noch falsch. Das ist das Haus, im dem Theodor Fontante arbeitete. Na klasse, jetzt können wir den kunstinteressierten Touristen erzählen "In diesem Haus wirkte Fontane zwischen Betonplatten und Plaste-Stuck, und ärgerte sich bereits im 19. Jahrhundert über die häufigen Windows-Abstürze an seinem PC". :schockiert:

    Das ist die einzige Kritik von den Modernisten die ich gelten lassen würde: Nämlich dass wenn eine Reko kommt, muss sie gut kommen und wissenschaftlich korrekt durchgeführt werden. Das ist am Neumarkt fast nirgendwo der Fall. Allerdings sollte grade die Modernistenlobby (i.e. Stadtplaner, Architekten und inkompetente Bauherren) sich zurückhalten mit Kritik. Schließlich, wer ist denn schuld an dieser Verwendung "moderner" Materialien? Etwa die Bürger und die GHND, die den (wissenschaftlich korrekten) Wiederaufbau fordern? :boese: Die Modernisten sollten also am Besten mal ganz still sein, denn gerade die konterkarieren ja den Wiederaufbau Dresdens, wo sie nur können. Kommt mir auch ein bischen vor wie ein Trick: wenn man eine Reko nicht verhindern kann, weil der Druck der Bürger zu gross ist, verhunzt man sie eben....wie gehen die nur mit der Geschichte und Kultur Ihres Landes um?

    Ich stimme aber trotzdem Harmonika zu, eine aus wissenschaftlicher Sicht "falsche" Reko ist mir natürlich 100 mal lieber als gar keine, da brauch ich keine Sekunde zu überlegen. "Wissenschaftlich korrekt" hieße, z.B. traditionelle Ziegelbauweise, kein Beton etc., Prisco soll das so recht gut gemacht haben (sogar noch besser als die VVK), das ist der Grund warum er wohl gelobt wird.

    Wenn uns jemand unterstellt "siehste, das kommt bei deinen Rekos raus", dann bekäme er von mir nur zu hören "Ganz genau - wenn man unfähige Modernisten ranlässt, kommen auch "modern verhunzte" Rekos raus...."

    Das Prisco wegen seiner "Kontraste" gelobt wird (Euphemismus für dynamitwürdige Bausünde), glaub ich eher nicht. Die Rekos sind wohl hier noch am ehesten gelungen, und wäre der grobe Faux Pas an der Nordost-Ecke nicht da, mit dem Rest hätte ich gut leben können.

  • Zitat von "Mjölnir"


    So, Attika, dann will ich Dir mal antworten.
    Ich hab mich sicher etwas ungeschickt ausgedrückt. Es geht nicht unbedingt dadrum wie ich es erkläre, also in Worten. Es ging mehr drum den unbedarften Leuten es irgendwie zu zeigen, bzw. klar zu machen, daß das was sie da sehen, nicht das gleiche ist was mal da war. Sondern das wir es (also unsere Generation) neu geschaffen haben. Um es zu verdeutlichen, was ich genau meine, erzähl ich mal warum ich die Frage gestellt habe. Ich hab da mal zufällig 2 Touris vor dem VVK-Häusern gehört. Da sagte der eine in etwa sinngemäß, "Die haben die alten Häuser aber schön renoviert."

    Guuhden Daach, mei Guuhdster. :) Nu isch weeß gor nisch wo ich anfangen soll, du schreibst ja mehr als ich, das schafft so leicht keener! ;)

    Aber das finde ich gut, denn das beweist ja dass diese Thema dich bewegt und du VOLL dahinter stehst. Wir müssten uns mal persönklich unterhalten, ich glaube wir würden uns mindestens zehn stunden am Stück unterhalten... oder länger :D Findsch aber guhd, nu. Ich brauche jetzt aber etwas länger um deine Fragen zu beantworten....das will ich ja guuhd machen ni wohr, und gut Ding will Weile haben.... :D

    etwas Geduld bitte, bis gleich