Frankfurt a. M. virtuell vor 1944

  • Hallo M. D.

    Nochmal ein herzliches Willkommen im Forum auch von mir. Ich werde dieses Jahr keine neuen Bilder mehr einstellen. Ich hab nämlich im Moment sehr viel zu tun und bin auch leider nicht so weit gekommen wie gedacht. Zudem konnte ich keine zusammenhängenden Teile fertigstellen was daran liegt, dass im Westen der Altstadt (woran ich momentan arbeite) die Datengrundlage nicht vollständig vorhanden ist. Es sind an mehreren Stellen Lücken. So konnte ich bislang auch nicht alle Sichtachsen schließen, wie ihr es sonst von mir auf den Darstellungen gewohnt seid. Ich habe dieses Jahr sehr viele Häuser gebaut, aber noch keine Straßen, die diese erschließen. Auch da hinke ich hinter meinem Zeitplan hinterher. Der Grund für all diese Verspätungen ist meine Arbeit für das Frankfurter Projekt am Technischen Rathaus bzw. für Veranstaltungen zu diesem Thema (zuletzt für das Altstadtforum vor 4 Wochen). Alleine für dieses Altstadtforum hab ich 4 Wochen lang Material produziert, von dem allerdings nicht alles auf der Veranstaltung selbst gezeigt wurde. Nur dadurch bin ich in meiner Planung schon 4 Wochen nach hinten gerutscht. Also nicht ungeduldig werden. :zwinkern:

  • Ich kündige hiermit an, in den NÄCHSTEN TAGEN neue Bilder einzustellen. Bin schon kräftig am Rendern. Zunächst vom Paulsplatz und dem Areal zwischen Braubachstraße und Schnurgasse, später noch mehr. Ich denke, dass sich einige schon sehr freuen werden, wenn sie das hier lesen :lachen:

  • Ich hoff ja immer noch dass die Stadt Frankfurt irgendwann mal den unschätzbaren Wert dieser Arbeit erkennt. Wirklich ganz großes Kino was Jörg da macht.

  • Dann machen wir mal für den Herrn Rohne und die anderen wieder eine Vorstellung im Kino :zwinkern:

    Beginnen werde ich mit der Paulskirche und deren Umgebung. Wie immer gilt: Bilder auf den Rechner laden und rumzeigen ist völlig in Ordnung, aber kein Abdruck in Zeitungen oder gewerblicher Vertrieb ohne meine Zustimmung! Zur Orientierung sei auf folgende Seite verwiesen, wo es auch Kartenmaterial zu sehen gibt: http://de.wikipedia.org/wiki/Paulsplatz_(Frankfurt)

    PAULSKIRCHE UND KIRCHGASSE

    1833 anstelle des mittelalterlichen Barfüßerklosters erbaut, war die Paulskirche bis 1944 die protestantische Hauptkirche Frankfurts. Die Kirche ist als Tagungsort der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49 ein Denkmal. Nach dere Zerstörung im 2. Weltkrieg wurde das Gebäude als erstes in der Frankfurter Altstadt wieder aufgebaut, allerings mit einem flacheren Dach. Die Paulskirche ist heute keine Kirche mehr, sondern dient als "Haus aller Deutschen" öffentlichen Veranstaltungen.

    Nach dem Abbruch des Barfüßerklosters wurde auch der Paulsplatz neu angelegt und umbaut. Auf dem folgenden Bild sieht man die klassizistische und historistische Bebauung. Die Süd- und Westfront des Platzes, die vom Rathaus (Römer) eingenommen wird, ist noch nicht fertig und hier deshalb auch noch nicht zu sehen. Das große, gestreifte Gebäude ist die Alte Börse (hierzu später mehr).

    Bei der Neuanlage des Platzes blieb offenbar die Nordwestecke ausgespart, denn hier hatten sich bis 1944 tlw. sehr alte Fachwerkhäuser erhalten. Hier sichtbar sind die Häuser Barfüßergasse 2 (links), sowie Paulsplatz 11-17. Die Häuser reichen bis auf einige Meter an die Kirche heran und liegen völlig in ihrem Schatten. Dass dies vor dem Bau der Paulskirche anders gewesen ist, ist nicht anzunehmen, da auch das Barfüßerkloster sehr hoch war und der umgebenden Bebauung auf die Pelle rückte. Sicherlich keine sonderlich angenehmen Wohnverhältnisse, aber eben schön anzusehen. Heute steht hier nichts mehr, in der Nähe führt die Berliner Straße vorbei.

    Hinter der Paulskirche, zwischen den beiden Seitentürmen, traf die Kirchgasse auf den Paulsplatz, die diesen in leicht gebogenem Verlauf mit der Großen Sandgasse verband. In dieser Gasse befanden sich eine ganze Reihe mittelalterlicher Fachwerkgebäude, von denen man auch einige auf alten Fotografien und Gemälden/Zeichnungen finden kann. Auf dem folgenden Bild ist eine Ausstülpung der Kirchgasse nach Westen zu sehen, die eigentliche Gasse verläuft vorne von links nach rechts. Im Bild Paulsplatz 19 (links), Kirchgasse 1 (hellgrau, hinten) und anschließend die Hausnummern 3-11. Heute zählt das Gebiet zur Berliner Straße.

    Die andere Blickrichtung, vom Haus Kirchgasse 1 aus aufgenommen. Es ist immer wieder erstaunlich, dass man mit so wenigen Gebäuden eine solche Urbanität erzielen kann.

    Der Blick auf dem nächsten Bild geht durch die Kirchgasse hindurch auf die Rückseite der Paulskirche. Man sieht hier sehr gut, wie groß die Kirche ist und wie deutlich sie die restliche Bebauung überragt. Vorne links das Haus Ortenstein.

    Bei der Altstadtsanierung ab den 1920er Jahren wurden diverse Fachwerkhäuser freigelegt, Ende der 30er Jahre auch das Haus Ortenstein (Große Sandgasse 11). Es zeigt Fachwerk der Übergangsphase und ist somit ins 15. Jahrhundert einzuordnen. Möglicherweise handelt es sich sogar um zwei Einzelbauten, die später unter einem Dach vereint wurden. Für diese Theorie spricht die bis ins 2. OG reichende, holzfreie Wand auf der Seite in der Kirchgasse (rechts). Auch zeigt der Giebel in der Großen Sandgasse typische Verstrebungen der Beharrungszeit, und ist somit eine spätere Zutat. Nach links folgen die Häuser Große Sandgasse 9,7 und 5.

    Ein Blick auf den Kreuzungsbereich von Großer Sandgasse (vorne), Schnurgasse (hinten) und Neuer Kräme (an der Ecke). Im Bild Große Sandgasse 5, 3 und 1. Hinter der Ecke das klassizistische Geschäftshaus "Zur Weichselkirche" (Schnurgasse 73). Heute ist das komplette Areal in die Verkehrsfläche der Berliner Straße einbezogen.

    NEUE KRÄME

    Der Name "Neue Kräme" bezieht sich auf die Krämergasse, die heute "Alter Markt" genannt wird (der "Krönungsweg"), war zunächst als dessen Verlängerung gedacht und lief diesem irgendwann den Rang ab.

    Die auf dem folgenden Bild zu sehende kurze Gasse hat keinen Namen. Ihre Häuser zählen zum Paulsplatz. Links ist wieder die Alte Börse zu sehen, und dort, wo auf der rechten Seite die Häuser stehen, beginnt heute die Berliner Straße. Der Blickpunkt ist also auf Höhe der heutigen Fußgängerampel. Hinten die Paulskirche. Bei dem zweiten Gebäude auf der rechten Seite handelt es sich um ein gründerzeitliches Haus, das Ende der 20er/Anfang der 30er Jahre eine neue Fassade im Bauhausstil erhielt.

    Die Alte Börse mit dem Turm der Paulskirche im Hintergrund, gesehen von der Neuen Kräme aus. Die Alte Börse wurde 1840-43 nach Entwürfen von Friedrich August Stüler in klassizistischen Formen in Anlehnung an die italienische Renaissance erbaut. Bereits nach 30 Jahren war das Haus schon wieder zu klein geworden, woraufhin die heute noch bestehende Neue Börse in der Nähe der Hauptwache errichtet wurde. Im 2. Weltkrieg brannte das Gebäude bis auf die Außenmauern aus. 1952 erfolgte der Abbruch eines der wertvollsten klassizistischen Gebäude Frankfurts.

    Im Anschluss an die Alte Börse folgten die beiden Barockgebäude Neue Kräme 7 (rechts) und Neue Kräme 5 (links). Neue Kräme 7 trug den Namen "Großes Kaufhaus" und Nr. 5 "Zur Stadt Antwerpen". Zusammen bildeten sie ein wichtiges Barockensemble in der Altstadt, wobei die Stadt Antwerpen als das küstlerisch wertvollere Haus galt. Von ihr ist auch das Hauswappen erhalten geblieben. Es befindet sich heute in einer Außenvitrine des Historischen Museums. Die farbliche Gestaltung der Stadt Antwerpen ist indiskutabel, war aber vor dem Krieg so. Auch die Fenster im ersten Stock des Großen Kaufhauses sind sicher nicht original.

    Zum Abschluss noch ein bekanntes Motiv: Neue Kräme Ecke Braubachstraße. Die meisten Gebäude auf dem Bild stehen heute noch, es fehlen lediglich einige Giebel, die man bei Gelegenheit mal wieder aufsetzen könnte. Das Ensemble würde dadurch wesentlich gewinnen.

    Am Sonntag geht es weiter mit dem Gebiet zwischen Braubachstraße und Schnurgasse.

  • Faszinierende neue Bilder! Der Bauplatz der Alten Börse ist frei....Auch das Innere sah spektakulär aus:

    http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Bild:Frankfurt_Alte_B%C3%B6rse_Inneres_1845.jpg&filetimestamp=20060523195208\r
    de.wikipedia.org/w/index.php?tit ... 0523195208

    Die Berliner Straße, die heute hier entlangläuft, ist als tote Verkehrsschneise sicher eine der größten Bausünden in der Frankfurter Innenstadt, Rückbau und Verdichtung der Bebauung notwendig.

  • Faszinierende Ansichten vor allem des Viertels nordwestlich der Paulskirche, von dem ich kaum Fotografien kenne. Hier hatte sich offenbar ähnlich wie zwischen Dom und Römer ein hochmittelalterliches Ensemble ungestört erhalten. Beeindruckend auch immer wieder diese enormen Überhänge, trotz zahlreicher Fachwerkstadt-Besuche habe ich derartiges bisher kein einziges Mal gesehen, ein spätgotisch-großstädtisches Stadtbild dieser Art muss wohl wirklich als verloren betrachtet werden - bis zur Reko. ;)

    Ich habe dir ja ab und zu bei den Fortschritten über die Schulter geguckt, aber das Ganze dann im Ensemble zu sehen hat schon etwas Erhabenes. Die Paulskirche ist super geworden... und trotzdem vermag sie nicht von den dutzenden Stunden zu erzählen, die sicher alleine in ihren virtuellen Bau geflossen sind.

    Also Leute: schön artig bedanken bei Jörg, dass er uns an seinem Jahrhundert-Projekt, und das ist nicht übertrieben, teilhaben lässt! Jemand, der in der heutigen Zeit so etwas mit einer derartigen Akribie verfolgt, ist so rar wie die Chance zur Rekonstruktion von Altstadtteilen...

    Nachtrag: habe an den Anfang des Threads mal einen Index zu den Bildpostings hinzugefügt, weil die hier langsam etwas unterzugehen drohen.

  • :applausueberkopf:

    Super, wie immer - vielen Dank!

    Zitat

    Im 2. Weltkrieg brannte das Gebäude bis auf die Außenmauern aus. 1952 erfolgte der Abbruch eines der wertvollsten klassizistischen Gebäude Frankfurts.

    Gibt es Bilder von der Alten Börse nach 1944? Wenn das Gebäude "nur" ausgebrannt war, warum wurde es dann abgerissen? (Weil geschichtslose Idioten damals das Sagen hatten, ich weiß, aber gab es vielleicht noch einen anderen Grund; schließlich wurden ja sehr einige sehr stark zerstörte Häuser wie das Steinerne Haus wiederaufgebaut, aber eine Logik ist da wohl nicht zu erkennen)

  • Überragend! So einen Jörg bräuchten wir für Dresden auch!

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Zitat von "youngwoerth"

    Überragend! So einen Jörg bräuchten wir für Dresden auch!

    ...Haben wir doch: Andreas Hummel! :)

    jörg

    Ganz großes Dankeschön! Hoffentlich sehen Deine Arbeit auch ganz viele Frankfurter!

  • Zitat von "Exilwiener"

    ...Haben wir doch: Andreas Hummel! :)

    Keine Angst, den hatte ich schon im Hinterkopf. :zwinkern:
    Aber in meinen Augen kann man die Beiden nicht vergleichen. Ich wünsche mir für Dresden auch einen Privatmann, der aus eigenem Interesse nach und nach die gesamte Altstadt inklusive der angrenzenden gründerzeitlichen Geschäftsbereiche visualisiert. Das Architekturbüro Hummel unterstützt ja vor allem mal die GHND und deren Aufgabenschwerpunkt Neumarkt.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • @ Jörg: :anbeten: Grosse Klasse!
    Was hast Du eigentlich vor, wenn Deine Visualisierung irgendwann fertig ist, willst Du es veröffentlichen oder bleibt es ein privates Projekt?
    Hoffentlich wurde die Frage nicht schon vorher gestellt. :peinlich:

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Bevor ich mich dazu äußere, was ihr geschrieben habt, will ich erst mal meine Galerie hier fortsetzen.

    BRAUBACHSTRAßE

    Dieser Straßenzug wurde Anfang des 20. Jhdts. in der Altstadt angelegt. An dieser Stelle befand sich vorher keine Straße. Für die Braubachstraße wurden über 100 ältere Gebäude abgerissen, Privatstraßen wie der Nürnberger Hof zerschnitten und Gassen in ihrer Lage verändert (v.a. die Mörsergasse). Mit dieser Maßnahme wollte die Stadt die weitere Verelendung der südlichen Altstadt verhindern und das Gebiet an das Straßenbahnsystem anschließen. Bis heute führt die einzige Straßenbahnlinie in der Altstadt durch die Braubachstraße. Der wirtschaftliche Aufschwung der südlichen Altstadt ließ allerdings noch bis zur Altstadtsanierung (ab den 20er Jahren) auf sich warten. So gesehen rentierte sich die Anlage der Braubachstraße für die Stadt nicht. Sie wurde sogar zu einem finanziellen Fiasko, weil v.a. die östlichen Grundstücke Richtung Fahrgasse jahrzehntelang keine Käufer fanden und auf einigen die Stadt schließlich sogar selbst tätig werden musste (z.B. das Hauptzollamt, heute "Haus am Dom"). Der Straßenzug hat seinen Namen von der Braubach, einem seit Jahrhunderten überbauten und verrohrten Gewässer, das sich nahe der Straße befindet und eine Zeit lang die natürliche, nördliche Begrenzung des mittelalterlichen Frankfurt bildete. Wenn man heute in die Gässchen geht, die von der Braubachstraße Richtung Schnurgasse (Berliner Straße) abgehen, fällt das Niveau zunächst weiter ab, um dann wieder anzusteigen. Am tiefsten Punkt liegt die Braubach. Der Blick auf dem Bild geht von der Neuen Kräme nach Osten. Die Braubachstraße wurde von den Planern in leicht geschwungener Form konzipiert, damit die Blicke der Passanten an den Fassaden entlanggleiten konnten. Die meisten Häuser stehen heute noch, sind allerdings im Dachbereich teilweise vereinfacht wiederaufgebaut worden.

    Im weiteren Verlauf möchte ich einige Häuser genauer unter die Lupe nehmen. Mir fällt nicht zu jedem davon eine nennenswerte Geschichte ein, aber diese Bauten haben es meiner Meinung nach verdient, hier gezeigt zu werden. Beginnen möchte ich mit Braubachstraße 30-32, einem späten Bau, wie man leicht an der Fassade sehen kann. Das Haus steht noch. Der einzige Schmuck des Gebäudes sind - neben den Gittern über den Öffnungen im Erdgeschoss - die geschwungen Fensterumrahmungen, die ich nachempfunden habe.

    Noch ganz im Kleid des Historismus zeigen sich hingegen die Häuser Nr. 24 (Mitte) und 26 (links). Im rechte Haus (Nr. 18-22) erkennt man hingegen wieder die Formensprache der Moderne, womit es zeitlich irgendwann in den 20er Jahren entstanden sein dürfte. Zwischen Nr. 18-22 und Nr. 24 mündet die Mörsergasse auf die Braubachstraße. Der Bereich ist von Nr. 18-22 überbaut. Heute ist hier ein Tor, das eigentlich immer verschlossen ist. Alle drei Gebäude existieren übrigens noch. Nr. 18-22 hat sich fast unverändert erhalten, bei Nr. 24 fehlt der Giebel und das Fachwerk ist verschwunden (wahrscheinlich verputzt), bei Nr. 26 fehlt ebenfalls der Giebel.

    Das nächste Haus finde ich persönlich eines der gelungensten in diesem Straßenzug. Ich kann es allerdings zeitlich überhaupt nicht einordnen. Es handelt sich um Nr. 14-16. Auch dieses Gebäude steht noch. Links ist noch einmal die bereits erwähnte Nr. 18-22 zu sehen (dazwischen die Neugasse), rechts das ebenfalls noch bestehende und erst kürzlich renovierte Haus Braubachstraße 12 (dazwischen die Kruggasse).

    Ein Highlight für Fans des Historismus war zweifelsohne Braubachstraße 10 (an der Ecke zur Domstraße). Dieses sehr fantasievolle Gebäude wurde leider im 2. Weltkrieg zerstört. Heute stehen noch die Mauern des Erdgeschosses, der Rest wurde - wahrscheinlich in den 80ern - neu gebaut. Leider bietet der Neubau keinen Vergleich zu dem hier abgebildeten Haus.

    Die bisherigen Bilder stammen alle von der Nordseite der Braubachstraße. Ein Rendering von der Südseite möchte ich aber auch zeigen, nämlich Nr. 21-23. Dieses Ensemble war Teil des Rebstock-Hofes (der Rebstock selbst ist auch auf dem Bild zu sehen, das Gebäude mit den doppelstöckigen Holzgalerien im Hintergrund). An dieser Stelle befand sich jahrzehntelang ein städtebaulicher Missstand, denn man hatte hier die ursprüngliche Bebauung beim Durchbruch der Straße nicht konsequent abgerissen. So zeigte das Fachwerkhaus Braubachstraße 21 bis Ende der 30er Jahre zur Braubachstraße eine Brandmauer, die sich bis zur Neugasse (im Bild rechts) durchzog. Davor wurde ein sehr schmales, einstöckiges Notgebäude errichtet, das wohl als Trinkhalle o.ä. diente. Dann erfolgten im letzten großen Bauprojekt vor der Zerstörung der Umbau des Fachwerkhauses (das zur Braubachstraße eine komplett neue Fassade erhielt) und der Abbruch der an der Neugasse liegenden Häuser zugunsten eines Neubaus, der hier zu sehen ist. 1940 war alles fertig, vier Jahre später bereits wieder zerstört. Nach dem Krieg wurde die Parzelle neu bebaut. Diesen Neubau hat man zugunsten des Baus des Technischen Rathauses dann wieder abgerissen. Das TR nimmt heute die gesamte Fläche ein und erstreckt sich auch weiter nach rechts, wo sich das Haus mit dem Türmchen auf dem Dach befindet. Ob der Rebstock wiederaufgebaut wird, ist im Moment eine spannende Frage. Im Hintergrund der Turm der Nikolaikirche.

    SCHNURGASSE

    Die Schnurgasse hieß früher Webergasse und hat ihren Namen von den schnurrenden Webstühlen. Sie ist in ihrem Verlauf mit der heutigen Berliner Straße identisch, wobei letztere wesentlich breiter ist. Für diese Verbreiterung wurde die Baulinie auf der Südseite weit zurückgenommen.

    Das folgende Bild zeigt die Ecke der Schnurgasse zur Domstraße. Das langgestreckt hellgrüne Gebäude ist das noch bestehende Haus Domstraße 9-11. Heute ist da ein Fischrestaurant drin. Im Hintergrund Braubachstraße 10, vorne Schnurgasse 33-35. Die Häuser Schnurgasse 1-31 wurden für die Braubachstraße abgebrochen.

    Noch einmal ein ähnlicher Blick etwas weiter nach Westen. Dieses kurze Sackgässchen trug den Namen Rattengasse und wurde beim Wiederaufbau der Altstadt eingezogen. Links Schnurgasse 33-35, rechts Nr. 39 und das klassizistische Haus Nr. 41.

    Eine weitere kurze Stichstraße erschloss zwischen den Häusern Schnurgasse 45 (links) und 49 (rechts) das Haus Nr. 47. Zwischen Nr. 49 und Nr. 51 (ganz rechts) liegt die Neugasse.

    Das prächtige barocke Haus Zum Fingerling (Schnurgasse 53).

    Die Häuser Schnurgasse 57-61. Besonders beeindruckend die Fassade von Nr. 61 (rechts) im Louis-Seize-Stil.

    Auf diesem Bild ist der Nordabschluss des Nürnberger Hofs zu sehen (Schnurgasse 63-65). Dieser Messehof der Nürnberger Kaufleute entstand als Privatstraße im Mittelalter und hatte sich bis zum Beginn des 20. Jhdts. fast unverändert erhalten. Dann folgte zunächst der Durchbruch der Braubachstraße, der den Nürnberger Hof in zwei Teile zerschnitt. Von der Zerstörung der Altstadt waren dann v.a. die südlichen Bereiche an der Gasse Hinter dem Lämmchen betroffen. Der auf dem folgenden Bild zu sehende Nordteil hatte die Bombardierung nur mit geringen Schäden überstanden. 1948 erfolgte jedoch der Abbruch des Ensembles für die Anlage der Berliner Straße. Nur der Torbogen blieb erhalten. Er fristet heute ein bedauernswertes Dasein in einem Hinterhof.

    Zum Abschluss noch einmal die Schnurgasse in einer Totalen. Sichtbar sind die Häuser 51-71.

    Eine ganze Reihe von schmalen Fachwerkhäuschen hatte bis 1944 in der Neugasse überlebt. Hier ist der Hausstreifen auf der Westseite zu sehen, die Nummern 19-27. Hinter diesen Häusern verlief die Sackgasse. Auch auf der Ostseite gab es noch einige mittelalterliche Häuser. Übrigens damals keine sonderlich angenehme Gegend.

  • Also, erst mal vielen Dank für die Komplimente, die ihr mir gemacht hab. Über sowas freu ich mich natürlich sehr.

    @ RMA: Danke für den Index. Das hilft tatsächlich die Übersicht zu behalten. Und aus deinem restlichen Kommentar spricht eine solche Begeisterung wie ich sie bisher noch bei keinem anderen erlebt habe. Danke! :D

    @ youngwoerth: Für Dresden wären v.a. Leute nötig, die überhaupt mal was tun, und damit meine ich nicht die Leute der GHND, sondern Mitglieder aus Dresden im APH. Du hast ja selbst erlebt, dass du im Dresden-Strang immer wieder Leute suchst, die dir bei durchaus sinnvollen Aktionen helfen sollen und der Thread ausgerechnet dann einschläft. Man kann zwar niemanden zwingen, das ist klar, schließlich ist dies ein Diskussionsforum, aber sich immer nur zu beschweren und ansonsten die Hände in den Schoß legen, kann es ja auch nicht sein.

    Auf dem Niveau von Hummel kann ich leider nicht arbeiten, dafür fehlt mir die Ausstattung. Aber dafür ist mein Bereich auch wesentlich größer.

    @ Aedificium: Ich habe schon vor, die Allgemeinheit an meiner Arbeit teilhaben zu lassen. Aber es soll sich natürlich auch lohnen. Bisher war es ja finanziell eher ein Zuschussgeschäft. Dabei darf es nicht bleiben.

  • Zitat von "youngwoerth"

    Überragend! So einen Jörg bräuchten wir für Dresden auch!


    Soll ich dir mal einen Witz erzählen? Ich arbeite gerade an so einer 3D Visualisierung vom alten Ausstellungspallast in Dresden.

    Da ich aber recht neu auf dem Gebiet bin und meine hardware auch nicht die neuste ist, gehen mal ein paar Fragen an jörg, aber eher technischer Natur:

    Was nutzt du? Wie ist dein workflow? Tipps?

    Dächer sind nur Texturen, nicht oder? Und wieviel Zeit brauchst du so für ein Haus komplett? Wie machst du deine Texturen ans Haus?

    Sollte ich geübter werden mit architektonischen Models, sollten andere Dresdner Gebäude recht schnell von der Hand gehen. Der Palast ist sozusagen mein Übungsprojekt.

  • heiji: Das überrascht mich jetzt wirklich. Toll, ich bin gespannt. Ich glaube, Jörg nutzt 3ds max. Das kann sich aber kein Normalsterblicher leisten. Ich empfehle Dir Cinema 4D. Auch noch teuer genug - aber dafür annähernd Weltklasse. Vielleicht macht Jörg ja mal nen 3D-Workshop an nem Wochenende - wäre ich auch mit dabei. :zwinkern:

    jörg: Danke, Du sagst es. Einen Niveauunterschied zu Hummel kann ich übrigens nicht erkennen.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Zitat von "youngwoerth"

    heiji: Das überrascht mich jetzt wirklich. Toll, ich bin gespannt. Ich glaube, Jörg nutzt 3ds max. Das kann sich aber kein Normalsterblicher leisten. Ich empfehle Dir Cinema 4D. Auch noch teuer genug - aber dafür annähernd Weltklasse. Vielleicht macht Jörg ja mal nen 3D-Workshop an nem Wochenende - wäre ich auch mit dabei. :zwinkern:

    Naja, ich weiss nicht, wann ich es fertig bekommen werde. So wirklich genau wird es nicht ganz sein, ich hole mir ja meine Masse nur von wenigen Bildern... Auf jeden Fall werde ich Bilder zeigen, wenn es nach was aussieht. =) Die beiden Flügel und die drei Kuppeln habe ich ja schon grob.

    Ich wollte mit der Frage mal ausloten, was ich vlt für technische Erklärungen erwarten kann. Ich nutze blender, was free open source, also nix kostet. Inwieweit jetzt andere Programme besser für Architektonisches geignet sind, kann ich nicht abschätzen. Deswegen die mir am wichtigsten liegende Frage nach dem workflow.