Das Nikolaiviertel kommt mir trotz der teilweise liebevollen Gestaltung und den rekonstruierten Ensembles in seinem Umfeld wie ein künstliches Freilichtmuseum vor. Es wirkt einfach nicht glaubhaft, ganz anders als in Frankfurt oder Dresden. Man zeigt hier ein bißchen Alt-Berlin wie sich der Tourist ohne nähere Kenntnis das vorstellt. Die Platten sind da als Zeitzeugen sogar ehrlicher, auch wenn sie wirklich hässlich sind.
Berlin-Mitte - Nikolaiviertel
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Ja, man kann es schon als Freilichtmuseum bezeichnen. Als ein lebendiges museales Konzept, Versatzstücke Alt-Berlins zu zeigen. Gerade diesen Ansatz finde ich an einem Ort durchaus interessant, an dem Krieg und Nachkriegs-Abrisswut fast nichts übrig ließen. In sehr vielen deutschen Großstädten könnte man heilfroh über so eine "Insel der Glückseligen", so ein Stück "vorgegaukelte heile Welt" sein. Einzig vergleichbar damit ist wohl ein Stück weit Alt-Hannover.
Ohne Frage wäre ein Ansatz wie in Dresden oder Frankfurt besser gewesen, aber hier wurde es nunmal anders gemacht. Und dieses Konzept ist nun geschützt. Wie man das dann vielleicht in einigen Jahrzehnten bewertet, steht sicher auf einem anderen Blatt.
Man muss den DDR-Stadtplanern und -Architekten des Nikolaiviertels einfach zugute halten, dass sie ein stimmiges und menschenfreundliches Ensemble erschaffen wollten (der DDR-Menschenfeindlichkeit zum Trotze), mit den ihnen möglichen Mitteln. Ein Gedanke, der den allermeisten in der heutigen Zunft leider völlig abgeht!
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Das wirklich interessante am Nikolaiviertel ist, dass das Lebensgefühl und die Atmosphäre dort heute noch so ist wie zu DDR-Zeiten, nämlich bescheiden, zurückhaltend und entspannend. Eine Oase im Alltag - damals wie heute. Trotz Straßenschneise wirkt das Quartier angenehm leise. Der Baum- wie Gebäudebestand vermag zu überzeugen.
Dieses Viertel ist auf der Welt einzigartig.
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Was bedeutet schon 'Denkmalschutz' in Berlin? Eine Absichtserklärung, mehr nicht! Man sollte mal aufzählen wieviele 'Denkmale' seit 1945 trotz Schutzes abgerissen wurden.
Hier aber mal ein paar Pläne, wie sich das Nikolaiviertel entwickelt hat. Mit Plänen von 1812, 1910 und was davon übrig blieb.
Die grauen Flächen geben den Restbestand wieder, die schwarzen Flächen sind Rekonstruktionen teilweise ehemals dort vorhandener Bauten, teilweise translozierte Bauten. Das Knoblauchhaus z. B. war nicht zerstört und wurde nur renoviert. Insgesamt gab es noch 10 erhaltene Gebäude vor dem Wiederaufbau auf dem Areal des Nikolaiviertels.1812:
1910:1982:
Ich bin sicher, dass wir das alles schon mal dikutiert haben. -
Danke, ein hervorragender Vergleich, Spreetunnel! Jetzt müsste man die Pläne mal übereinander legen, ggf. mit einem direkt vor und nach der Kriegszerstörung und heute.
Quasi wie hier, nur etwas ergänzt:
Lageplan mit historischer und neuer Bebauung von Günter Stahn. Quelle: Architektur der DDR, 05/1987
Online: https://www.jeder-qm-du.de/ueber-die-plat…viertel-berlin/Hier übrigens ein Nachruf-Porträt auf den federführenden Architekten des Nikolaiviertels, Günter Stahn, der den Denkmalschutz für sein Werk nicht mehr erlebte (Tagesspiegel):
https://www.tagesspiegel.de/berlin/nachruf…t/21023418.html
Und ein Nikolaiviertel-Porträt im durchaus unterhaltsamen "Plattenportal Jeder-m²-du": https://www.jeder-qm-du.de/ueber-die-plat…viertel-berlin/
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Für Autofahrer in Berlin wohl keine tolle Nachricht, denn die Mühlendammbrücke muss komplett abgerissen werden und durch einen Neubau ersetzt werden.
https://m.bild.de/regional/berli…bildMobile.html
Gleiches gilt für die Elsenbrücke. Auch diese muss komplett erneuert werden.
Hat jemand Fotos der historischen Brücken?
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So sah die Mühlendammbrücke offenbar mal früher aus, das wird so sicher nicht wiederkommen können:
https://www.kunstkopie.de/a/artist-artis…brckemhlen.html
Allerdings wurde die Brücke in den 1930ern (1935) stark umgebaut, ich weiß nicht, wie sie danach aussah.
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Na hier kommt es ja eigentlich gelegen, wenn die Grunerstraße durch den "neuen" Molkenmarkt zurückgebaut wird. Auch hier dann die Breite halbieren und dann immer weiter nach Westen.
Hier sieht man die Brücke noch besser. Nicht besonderes...Das Mühlendammgebäude muss Hammer gewesen sein!
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..Das Mühlendammgebäude muss Hammer gewesen sein!
Ich glaube nicht. In dem Gebäude war sicher keine Schmiede.
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Mich erinnert der Bau recht stark an das Arenal am Schweriner Pfaffenteich, heute Sitz des Innenministeriums von MV.
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Die Grunerstraße wird zwar zurückgebaut aber über die Mühlendammbrücke soll die Straßenbahn zum Potsdamer Platz auf eigenem Gleiskörper. Deshalb wird es wohl bei der autobahnähnlichen Breite der Brücke und der Straße bleiben.
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"So verkommt das Nikolaiviertel im Herzen Berlins zur Geisterstadt"
https://www.bz-berlin.de/berlin/mitte/s…ur-geisterstadt"Dann wurde versprochen: Das Land Berlin will in den nächsten zehn Jahren zehn Millionen Euro in das Nikolaiviertel stecken." Wow, das entspricht in einer wohl besser bekannten Währung etwa 8,7 BER-Tage. Für das Herz der Stadt. Chapeau!
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Der Giebel ist doch der Mittelrisalit, die daneben 'stehenden Häuser' sind der linke Teil des neuen Marstalls. Aber die Häuser Breitestraße 21-25 und die Sparkasse sind bereits abgerissen im Zuge der Verbreiterung des Mühlendamms
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Allerdings sieht die Balustrade und Fassade rechts von dem Giebel irgendwie anders aus als links vom Giebel. Außerdem sind links vom Giebel auf dem alten Foto drei Fensterachsen mit paarweise angeordneten Fenstern. Heute sind da acht Fenster, aber nicht paarweise. Da muss etwas kräftig umgebaut worden sein.
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