Berlin-Mitte - Nikolaiviertel

  • Jetzt bräuchte es halt ein analoges "Marienviertel", dann wäre die Mitte komplett. Das Nikolaiviertel mit seinem Mix könnte zum Vorbild für derartige Projekte werden, nämlich für einen ahistorischen Mix historischer Bauten. Interessant ist, dass das NV älter als ganz anders gelagerte Projekte ist, wie DD-NM, Ulm Neue Mitte, FF-Altstadt und HL GV, und erst recht Potsdam NM (die etwa dem DD-NM entspricht).

    Gerechterweise muss man in diesem Zusammenhang auch ein (positives) Extrembeispiel nennen: den Hildesheimer Markt, womit man alle Beispiele bemühter und wohl auch gelungener Stadtreparatur beisammen hätte. Für Berlin selbst scheint das Modell des NV das einzig geeignete zu sein. Leider scheint eine Wiederholung weiter nördlich illusorisch.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Jetzt bräuchte es halt ein analoges "Marienviertel", (...) Für Berlin selbst scheint das Modell des NV das einzig geeignete zu sein. Leider scheint eine Wiederholung weiter nördlich illusorisch.

    Jetzt steht erst einmal das östliche Klosterviertel zur Bebauung an. Hier sollten die Anstrengungen zur Verbesserung der Planung intensiviert werden, statt Luftschlösser zu bauen.

  • Da ist doch der Zug schon abgefahren, oder? Zumindest ist mW nichts wirklich Brauchbares präsentiert worden.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Das Nikolai Viertel war und ist noch immer ein rassanter Erfolg: jeder fühlt sich hier wohl, wie auch im FF-Altstadt und am Neumarkt.
    Klosterviertel und dann Marienviertel sollen sich bestimmt orientieren müssen an Erfolg-Formel wie Nikolai Viertel und FF-Altstadt. Das heisst eine wahre und richtieg Altstadt und kein menschen unfreundliche und unansehliche Kuben Landschaft.
    Diese beide Viertel sollen bestimmt auch historisch gerechte Reko's enthalten müssen; wenn nicht......dann wäre es kein Erfolg und ist die Investierung verloren.

  • Im Klosterviertel wirst Du, kann man den bisherigen Illustrationen vertrauen, kaum altstadtmäßige Nachempfindungen finden, sondern eher eine eher langweilige Variantenansammlung gängiger Schachbrettfassaden, dazu eine ahistorische Straßenführung, die nur dem Zwecke dient, am Molkenmarkt eine leichte Linkskurve einzurichten.

    Wenn ich dereinst im ewigen Himmelreich bin und nach 5 Minuten mal auf mein Berlin runterschaue, in dem inzwischen 50 Jahre vergangen sind oder vielleicht auch 100, dann werde ich jedenfalls nicht den Anblick haben, den ich vor 100 Jahren gehabt hätte.

  • Keine "klassischen", also standortgetreue, sondern translozierte Rekos. muss man sagen. Hier setzte das Nikolaiviertel wertvolle Impulse. Was sollte man im "Marienviertel" denn rekonstruieren?

    OBB: Ja, leider. Vielleicht lernt man was draus?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Man könnte ja dort alte Häuser aus dem Nikolaiviertel rekonstruieren? :lockerrot:

    Poststraße nach Norden im Jahr 1888 (F. Albert Schwartz)

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Ursus: am Neuer Markt möchte ich gerne alle Bauten zurück sehen, die vom SED abgerissen wurden.......Nur dann hat man ein Stück Altstadt UND Geschichte UND historisches Wohlfühlen UND flair wieder am "Platz. Natürlich brauchen es keine 100% Rekos zu sein aber 80% ist schon genug.

  • Was auf der rechten Straßenseite etwas schräg herausragt ist das Knoblauchhaus und das Haus davor gibt es auch noch. Und wo rechts noch die vielen Häuser zu sehen sind, ist heute teils die kleine Grünfläche und ein Teil des extrem verbreiterten Mühelndamms.

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    Interessante Bilder.


    Bei aller Melancholie über das Verlorene ist es fast ein Wunder, dass dieses Haus (und der Altbau östlich davon, dessen Brandwand auf den Nachkriegsaufnahmen zu erkennen ist) überhaupt überlebt haben. Egal ob in Ost oder West, solche Relikte wurden meist ohne Skrupel abgerissen. Auf der Fischerinsel hat man auch Tabula rasa gemacht, dabei waren dort ganze Straßenzeilen noch gut erhalten. Vermutlich haben uns diese Gebäude + die Ruine der Nikolaikirche überhaupt den Wiederaufbau des Nikolaiviertels in den späteren 1980ern ermöglicht, wenn wir auch viel daran kritisieren.

  • Dieses wunderbares Haus hat überlebt. Is aber leider Einzelfal. Die Mehrheit wurde im Krieg zerstört oder danach abgebrochen. So ging die Seele und unübersehbares Unersetzbares des ehemalige Gesammtkunstwerk Berlins verloren, bis in der 70-er Jahren und auch noch danach, z.B. in der Rosemarin Strasse.

    Es gab und gibt kein Masterplan zur Heilung der Wunden. Schachbrettartige Neubaupläne ohne ein Spur von Qualität ist alles was raus kommt. Die Phantasie oder Passion entbehrt. Heutige Städteplaner, Architekten und Behörden: ein Haufen armselige Leute.

    Eine Maquette von Berlin zeigt nur noch Blocken aus Holz.......

  • Es gab und gibt kein Masterplan zur Heilung der Wunden. Schachbrettartige Neubaupläne ohne ein Spur von Qualität ist alles was raus kommt.

    Nach der Gusto eines Haussmann müsste man mit dem Reißbrett Berlin von Grund auf, neu aufrichten und Stück für Stück vernünftig aufbauen, die Stadt hat leider unter den Stürmen der Geschichte derart gelitten, dass man sie mit den jetzigen Vorgehensweisen nicht mehr in unseren Augen "retten" kann und höchstens noch verschlimmbessern kann.

    Damit teilt Berlin das Schicksal vieler deutscher, vor allem Westdeutscher Städte wie Essen, Dortmund, Stuttgart und Co.

  • Nachfolgend eine hier noch nicht erfolgte Vorstellung des Knoblauchhauses aus dem 18. Jhdt., welches, unmittelbar neben der Nikolaikirche gelegen, im Krieg glücklicherweise fast unversehrt geblieben ist. Heute dient das Haus der Stiftung Stadtmuseum für eine (kostenlos zu besichtigende) Dauerausstellung zur Kaufmannsfamilie Knoblauch und der großbürgerlichen Wohnkultur im biedermeierlichen Berlin des frühen 19. Jhdts.

    Eduard Knoblauch war der Architekt der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße.

    Noch kurz ins 2. Obergeschoss. Das Bild zur linken zeigt Bebauung im Tiergarten in etwa dort, wo heute die Philharmonie steht.

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    Zum Schluss ein Fensterblick auf die Nikolaikirche.

    img_0218ycfku.jpg

    Weitere Informationen inkl. virtuellem Rundgang: https://www.stadtmuseum.de/knoblauchhaus

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Wow, ich hatte gar keine Ahnung, dass das Haus außen wie innen so gut erhalten ist! Ich nahm an es handelt sich wie bei so gut wie allen anderen Häusern des Viertels um eine Rekonstruktion. Vielen Dank für die Info.

    Eine Frage aber:
    Architekt der Neuen Synagoge? Ich dachte das war Stüler?

  • Diese Pracht ist das Ergebnis der DDR-Rekonstruktion zur 750-Jahr-Feier 1987, war zuvor normales Mietshaus, wurde dann nicht ganz termingerecht fertig und gehörte seit 1989 zum Märkischen Museum. Ja, auch das glaubt man nicht. Aber dank Helga Hahnemann hatte dieses Alt-Berlin und die Berliner Schnauze immer einen Platz im DDR-Alltag. Traumhaft schön und zur selben Zeit - Ende 1988 - wurde ja auch begonnen, die Neue Synagoge zu rekonstruieren. Interessante Zusammenhänge am Rande.

  • Treverer:

    Der Entwurf stammte von Eduard Knoblauch, der auch den Bau begonnen hat. Als er 1859, dem Jahr der Grundsteinlegung, schwer erkrankte, übernahm Friedrich August Stüler die Arbeiten. Er übernahm die Bauausführung nach dessen Vorstellungen und entwarf die Gestaltung der Innenräume; sicher war er schon vorher hier involviert. Nach beider Tod 1865 vollendeten die Söhne von Eduard Knoblauch Gustav und Edmund den Bau. 1866 war der Bau vollendet und wurde eingeweiht.


    Ausführlich hier:

    Neue Synagoge