München - Gotzinger Platz, Moscheeneubau

  • Zitat von "Wissmut"

    Und darüber würden sie sich nur totlachen, weil es für sie als Südländer keinerlei Zweck erfüllt; vermutlich fühlen sie sich in den unbehausten Nachkriegstädten dank Flachdach und vermeintlichem Straßenchaos eher zuhause als in der bizarr anmutenden Fachwerkstadt, ihnen so fremd wie chinesische Pagoden uns.

    Daß es erst einmal "fremd" erscheint, heißt nicht, daß es abgelehnt wird. In [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon] hat sich beispielsweise eine Ausländerinitiative (darunter meines Wissens auch Muslime) gegründet, die für den Wiederaufbau der Fachwerkaltstadt eintritt. Das ist in erster Linie eine Bildungsfrage, inwiefern Du Dich für Architektur überhaupt interessierst. Ich würde vielen Südländern hier nicht von vornherein eine Ablehnung alter Bautradition und ein negatives Verhältnis zu Deutschland unterstellen. Diesbezüglich - so meine Erfahrung - sind die eigenen Landsleute viel rigoroser und feindlicher gegenüber dem eigenen Land.

    Zitat von "Oliver"

    Wieso sollte die Anlage nicht in einem traditionell deutschen Stil gebaut werden ? Wir sind ja hier im Okzident und nicht im Orient.

    Interessant. Eine Moschee, z.B. in Fachwerk oder mit gotischem Maßwerk? Das wäre eine weltweit wohl bislang einmalige Geschichte und sehr kreative Aufgabe für einen Architekten.

  • Zitat

    Es scheint wieder völlig offen, ob die türkisch-islamische Zentralmoschee jemals am Münchner Gotzinger Platz gebaut werden kann. Falsch und unwahr ist, wenn Befürworter von einer “Einigkeit aller für den Moscheebau” sprechen. Richtig ist: Die Befürworter haben vor dem Bayerischen Verwaltungsgericht verloren, sie sind per Richterspruch gezwungen worden, sich jetzt mit einem Bebauungsplanverfahren der Öffentlichkeit zu offenbaren.

    Die Vereinigung “Bürger für Sendling” stellt dazu in einer heute veröffentlichten Pressemitteilung fest:

    1. Das nun eingeleitete Verfahren ist völlig ergebnisoffen.
    2. Alle Münchner Bürger können nun im Verfahren ihre Meinung äußern und sich auch gegen die türkisch-islamischen DITIM-Pläne aussprechen.
    3. Da OB Ude in der Öffentlichkeit bereits hat durchblicken lassen, dass er die Moschee nach seiner Wiederwahl 2008 mit der erhofften Stadtratsmehrheit durchsetzen will, bereiten die “Bürger für Sendling” bereits jetzt parallel zum aktuellen Verfahren ein Bürgerbegehren gegen einen Moscheebau am Gotzinger Platz vor.

    Seit 2005 waren OB Ude (SPD), die türkisch-islamische DITIM und eine willige Gefolgschaft der Münchner Stadtratsfraktion Rot-Rosa-Grün-Gelb intensiv bemüht, in Sendling am Gotzinger Platz ohne ein Bebauungsplanverfahren ein Islamzentrum mit einer Moschee, zwei Minaretten und Kuppel gegen Sendlinger Bürgerwillen durchzusetzen.

    http://www.politicallyincorrect.de/2007/05/bau-der-muenchner-zentralmoschee-wieder-offen/#more-1651\r
    http://www.politicallyincorrect.de/2007 ... #more-1651

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Zitat von "Stephan"

    Ich kann die Sendlinger sehr gut verstehen, denn wer möchte neben seinem gutbürgerlichen Wohnhaus schon eine Moschee haben, die architektonisch vielleicht nach Mekka passt aber nicht nach München-Sendling. In einem weitgehend türkisch geprägten Stadtteil kann man gerne eine der deutschen Architekturkultur angepasste Moschee bauen, aber nicht in einem der anderen Stadtteile. Das Problem ist hier glaube ich, der Übereifer einiger Politiker, die mit diktatorischen Bestimmungen gegen die Menschen regieren wollen. Solche Politiker, die den Willen der Bevölkerung nicht beachten, sollten bei den nächsten Wahlen durch Nichtwahl honoriert werden.

  • Zu diesem Thema gab es vor kurzem auch einen ganz aufschlußreichen Bericht in der Münchner Abendzeitung, dem der überraschte Leser entnehmen konnte, daß es um die Religionsfreiheit in der Türkei (insbesondere in Istanbul) ganz besonders gut bestellt sei, weshalb man jetzt diesem Vorbild nacheifern müsse. Danach folgte ziemlich viel Selbstlob aller Beteiligten im Sinne von Multikulti, Toleranz usw.

    Klarer Fall von Realitätsverlust, schließlich gibt es in der Türkei bekanntlicherweise weder echte Religionsfreiheit noch echten Laizismus, sondern vielmehr eine umfassende staatliche Kontrolle der Religionsausübung mit dem sunnitischen Islam als einzig zulässiger Varietät - selbst alevitische Muslime werden hier an den Rand gedrängt (von anderen Religionen ganz zu schweigen).

  • Man hat hier durchaus kein Monopol auf Religionsfreiheit. Im Irak des Saddam Hussein war an Weihnachten arbeitsfrei für Christen. Man stelle sich das hier mal für einen hohen islamischen Feiertag vor.

    Handwerkskunst schätzen Leute von dort genauso wie wir hier. Der Kommentar mit dem Nachkriegsstädtebau und dem Straßengewirr (??) wirkt ziemlich verständnislos und provinziell.
    Es ist nur eben auch eine Geldfrage. Aber warum es gerade wie ein Kaufhof von 1965 aussehen muß..

  • Die Baath-Partei wurde ja von einem Muslim und einem Christen gegründet und war daher von Beginn an laizistisch - das aber nur als Randbemerkung, die nicht so recht hergehört.

  • Zitat von "haussmann"

    Man hat hier durchaus kein Monopol auf Religionsfreiheit. Im Irak des Saddam Hussein war an Weihnachten arbeitsfrei für Christen. Man stelle sich das hier mal für einen hohen islamischen Feiertag vor.

    Solange sie ihre Gesetze nur für ihresgleichen machen, geht das in Ordnung. Wenn sie ihre Gesetze dann auch für uns fordern, müssen Statikberechnungen für Wolkenkratzer nach DIN-Norm gemacht werden (ein Airbus A 380 muß es ja ned grade sein; auch'n bisserl aufs Geld achten).

    46 Jahre sind ein kleiner Unterschied zu knapp 2000 Jahren. Solange gibt es bereits Christen im Gebiet des heutigen Irak - zumal sie dort einmal die Bevölkerungsmehrheit und die kulturtragende Schicht stellten.
    Hussein verstand sich in erster Linie als Araber (und natürlich als legitimer Alleinherrscher seines Volkes) - den frommen Muselmann gab er nur zur Volxberuhigung, nachdem die Idee erst des Sozialismus(1989), dann des Panarabertums (1990/91) scheiterte.

    Nein, die werden gedünstet

  • Husseins Einstellung ist mir bekannt, mein Vater kommt von dort. =)
    Ich war ein einziges Mal dort, Mitte der 80er. Es wirkte ein wenig wie klein Amerika, Bagdad war erstaunlich modern und prächtig (typisch Diktatur, Betonung der Hauptstadt). Ein starker Kontrast zum damals vergleichsweise muffigen Hamburg. Ich weiß gar nicht, ob wir noch Bilder haben - Fotografieren war verboten, aber mein Vater hatte sich getraut, einige Filme herauszuschmuggeln.

    Mit der Bevölkerungsmehrheit war es da aber schon ein wenig länger vorbei. Die Christen waren und sind eine kleine Minderheit, inzwischen es ist um ihre Religionsfreiheit aber wohl weniger gut bestellt.
    Interessanterweise beklagten christliche Vertreter, von britischen und amerikanischen Kreisen bei der Bildung des neuen Staates übergangen worden zu sein (kein einziger Vertreter dabei). Haben wohl nicht genug Macht, um interessant zu sein...

    Wieder zum Thema: Ich bin als eher antireligiöser Mensch allgemein gegen den Bau von Gotteshäusern. Weitere davon brauchen wir nicht, seine Religion kann man außerdem auch ohne solche Bauwerke ausüben. Aber immerhin waren Moscheen oft noch nett anzusehen.
    Im Gegensatz zu Nachkriegskirchen, die mit ihrem häßlichen Turm mit Gitterrost fürs Leitwerk und dem Kirchenschiff aus Ziegeln+Stahl schon mal als Mischung aus Umspannwerk und Fabrikhalle rüberkommen.
    Und nun sollen dazu noch Kaufhof-Moscheen kommen? Na vielen Dank.

    In HH-St. Georg gibt es übrigens eine Moschee, bei der man offensichtlich einfach auf einen Altbau die Türme aufgepflanzt hat. Wenn ich mich recht erinnere so ein großer Kasten Typ Kontorhaus 1910, der von der einen Straße bis zur anderen mit Flachdach in der Mitte durchgeht.