München - Gotzinger Platz, Moscheeneubau

  • Der Gotzinger Platz, einer der "malerischen Plätze des späten Historismus" (Bayer. Landesamt für Denkmalpflege), bildet eine einheitliches Ensemble, das unter Denkmalschutz steht. Die Ostseite ist nicht abgeschlossen ein Eckgebäude fehlt.
    An dieser Stelle ist nun der Bau eine Moschee geplant, der allerdings sehr umstritten ist (siehe Lokalpresse).
    Einer der Gründe ist, dass der Neubau nicht zu dem einheitlichen Platz passt.

    Hier ein Luftbild mit dem Standort der geplanten Moschee (rot)

    Die geplante Moschee:
    http://www.ditim.de/_images/184/di…hoefler_184.jpg

    DIe Gebäude am Platz:





    Das Nachbarhaus der Moschee:

    Der Standort der Moschee:

  • den Bau einer Moschee fände ich okay, aber warum muss sie aussehen wie ein Kaufhof der 60er? Es wäre schön, wenn man traditioneller Bauen würde... und vielleicht ein wenig den örtlichen Gegebenheiten angepasst. Sehen die Minarette eigentlich immer so orientalisch aus oder gibt es in D auch Moscheen, deren Minarette eher Kirchtürmen oder sontigen Türmen ähneln?

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Die Moschee soll doch wenigstens im Still der geschütze Platz entstehen.
    Orientalisch ist ok, aber dann im Still der Zeit.

    Deutschland (ausser Japan) hat am wenigsten erhalten historische Bebauung der "alte" Staaten und ist durchschnittlich sehr funktionel und modern gestalltet.

    So soll doch viel Wert darauf gelegt werden das wenige historische vehement zu schützen (sogar zu ergänzen).

  • Sehr schoen dargestellt, PB. Vielen Dank!

    Sollte es denn in der ganzen Bayrischen Hauptstadt keinen anderen Standort fuer diese Moschee geben als ausgerechnet den historischen Gotzinger Platz? Es mag zwar sein, dass er nicht abgeschlossen ist da ein Eckgebaeude fehlt, aber das ist doch kein Grund, ein sonst intaktes, harmonisches Ensemble mit so einem Projekt zu verhunzen! Das waere wahrhaftig eine Tragoedie. :kopfschuetteln:

  • Zitat von "Schloßgespenst"

    Einmal Woolworth mit 2 Atomraketen bitte.... :gehtsnoch:

    Also, da gibt's wirklich schönere Moscheen.

    Das gleiche dachte ich auch als ich das Teil sah... :lachen:

  • Mein Eindruck von der öffentlichen Diskussion pro/contra Moscheenbau ist, dass im Grunde eine Diskussion über die architektonische Qualität des Entwurfs doch nicht stattfindet. Diesbezügliche Argumente werden nur vorgeschoben, um den (gesellschafts)politisch nicht gewollten Moscheenbau zu verhindern. Bezeichnend ist, dass die anderen Neubauprojekte wie insbesondere die neu entstehende Synagoge ja mindestens genau so hässlich wie der Moscheenentwurf sind. Hierzu gab es natürlich keine entsprechende Architektur-Diskussion, obwohl der Jakobsplatz meines Erachtens nach durch die miserable Qualität des Neubaus der Synagoge ebenfalls verschandelt wird. Das ist leider typisch für München (und viele andere Städte).

  • Zitat von "MunichFrank"

    Diesbezügliche Argumente werden nur vorgeschoben, um den (gesellschafts)politisch nicht gewollten Moscheenbau zu verhindern.

    Es wird schon vor allem um den häßlichen Entwurf gehen.

    Ansonsten - würde es Dich wundern, wenn eine Religion, deren fanatischste Vertreter vor dem menschlichen Leben etwa soviel Respekt haben wie die Nazis allmählich unpopulär wird?

    Es tut mir leid für die vielen gemäßigten und normalen Moslems, aber die müssen sich bei den Glaubensbrüdern bedanken, die wegen einer Karikatur in einer Zeitung, die sie gar nicht kennen, vorsorglich die Botschaften von völlig unbeteiligten Ländern anzünden, die eine unschuldige Nonne erschießen, weil der Papst etwas kritisches über den Islam gesagt hat - von den diversen Massenmorden im Namen Allahs ganz zu schweigen.

  • Zitat von "Schloßgespenst"

    ....Ansonsten - würde es Dich wundern, wenn eine Religion, deren fanatischste Vertreter vor dem menschlichen Leben etwa soviel Respekt haben wie die Nazis allmählich unpopulär wird? ....


    Nein, würde es nicht. Mir ging es vor allem darum deutlich zu machen, dass ich eine kritische öffentliche Architektur-Diskussion zu anderen Bauprojekten als der Moschee vermisse.

  • Das ganze Projekt ist mittlerweile zumindest vorübergehend auf Eis gelegt, da es Proteste und rechtliche Schritte seitens der Bewohner des Viertels gegeben hat und das ganze nun gerichtlich und politische neu aufgerollt wird.

    Außerdem gibt es neben dem oben abgebildeten Entwurf noch weitere andere Planungen, die sich teilweise mehr an traditioneller islamischer Architektur orientieren.

  • Zitat von "Oliver"

    Ich bin für Volksabstimmung in diesen Fragen.

    Zitat von "Trips"

    Wird in München über Kirchen, Synagogen und Gemeindezentren abgestimmt?

    So wie ich das verstanden habe, hat die dortige islamische Gemeinde ihren Sitz im Moment gerade mal 150m entfernt, also was würde ein Verbot des Neubaus erreichen? Ausser einer weiteren Bruchstelle im ohnehin in den letzten Jahren durch äussere und innere Einflüsse ohnehinn angespannten Verhältnis zwischen Muslimen und nicht Nichtmuslimen in Deutschland wohl kaum irgendwas.

    Integration und assimilation, und was anderes kann nicht Ziel sein, kommt so jedenfalls nicht zustande.

    Zitat von "MunichFrank"

    Das Thema hatten wir übrigens schon einmal:
    http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?t=1526&start=0&postdays=0&postorder=asc&highlight=\r
    http://www.architekturforum.net/viewtopic. ... highlight=

    siehe auch: http://www.sueddeutsche.de/muenchen/special/537/87450/\r
    http://www.sueddeutsche.de/muenchen/special/537/87450/

    Trips: sehe ich genauso. Ein bißchen mehr Gelassenheit wäre vielleicht nicht schlecht. Bayern wird auch nach dem Moscheenbau keine fünfte Kolonne Teherans werden. Wie schon mal erwähnt stört mich mehr, dass auch der Moscheenbau kein architektonisches Highlight sein würde.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Nichts gegen eine Moschee, aber dann bitte im traditionell-orientalischen Stil.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • @ Munich Frank


    Es GAB Diskussionen um die Architektur der Münchner Synagoge. Nicht öffentlich(da derartige Kritik schließlich von Antisemiten zur Anstiftung einer Bundeskristallnacht mißbraucht werden kann), aber immerhin in diversen Architekturforen.


    Übrigens kenne ich diverse Vorgängerpläne; der jetzige Entwurf ist nicht besser und nicht schlechter als die übrigen.

    Übrigens hatte ich bei einigen Islam/Architekturforen angefragt, ob es denn ein Moscheenbau mit deutschen Formattributen gäbe bzw. wie etwas derartiges aussehen könnte. Keine Reaktionen.

    Nein, die werden gedünstet

  • Zitat von "Antiquitus"

    Nichts gegen eine Moschee, aber dann bitte im traditionell-orientalischen Stil.


    Genau, wenn schon dann bitte so wie in Neukölln (die Moschee wurde zwischen 1999 und 2005 errichtet):

    Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/%C5%9Eehitlik-Moschee_Berlin\r
    de.wikipedia.org/wiki/%C5%9Eehit ... hee_Berlin

    Auf jeden Fall solltet ihr euch die folgenden Bilder vom sehr sehenswerten Innenraum ansehen (zum Vergrößern Bilder anklicken):

    http://www.sehitlik-moschee.de/sehitlik_moschee.php#\r
    http://www.sehitlik-moschee.de/sehitlik_moschee.php#

    Mit Abstand sehenswerter als alle Neubauten von christlichen Kirchen in Deutschland die ich kenne (Rekonstruktionen wie die Frauenkirche natürlich ausgenommen).

  • Mir persönlich würde eher die maurische Variante(Hassan II Moschee, Marokko) zusagen, sie ist mit den westeuropäischen Bautraditionen eher "kombatibel" als die Verwurstungen des byzantinischen Baustils. Auch die campanile-ähnlichen maurisch-nordafrikanischen Minarette sollten häufiger Verwendung finden als der agressiv anmutende osmanische Minutemanstil.

    Die Innenräume freilich sind überall herrlich anzuschauen; wunderbare, hierzulande längst aufgegebene Handwerksarbeit - man könnte sie einladend finden, wenn man den Rest nicht wüßte.

    Nein, die werden gedünstet

  • Zitat von "Antiquitus"

    Nichts gegen eine Moschee, aber dann bitte im traditionell-orientalischen Stil.

    Wieso sollte die Anlage nicht in einem traditionell deutschen Stil gebaut werden ? Wir sind ja hier im Okzident und nicht im Orient. :piksen:

  • Ich habe dazu einige Ideen im Kopf - aber es ist natürlich illusorisch, da der Islam keinerlei Anknüpfungspunkte zur deutschen Kulturlandschaft besitzt - anders als zu Frankreich, Italien, dem Balkan und Rußland(okay - Sarazhenen wurden am Bodensee gesichtet, osmanische Stoßtrupps im niederbayrischen Donaugebiet). Willi Zwo besaß Kolonien, die viel Exoten, aber keinen Moslem beeinhaltete. Friedrich II von Preußen wollte Moscheen bauen - weil er eineseits keinen Schimmer vom Islam hatte und das Ziel der Rede der klerikale Kleingeist seiner Epoche gewesen ist.

    Ein deutscher Stil einer Moschee müßte z.B. steile Dächer, eine Hallenkonstruktion nach Art der Danziger Marienkirche und eine "gotische" Minarettform besitzen, ob nun adaptiert oder in heutiger "Neuinterpretation". Und darüber würden sie sich nur totlachen, weil es für sie als Südländer keinerlei Zweck erfüllt; vermutlich fühlen sie sich in den unbehausten Nachkriegstädten dank Flachdach und vermeintlichem Straßenchaos eher zuhause als in der bizarr anmutenden Fachwerkstadt, ihnen so fremd wie chinesische Pagoden uns.

    Übrigens gibt es einen islamischen "Barock", dargebracht u.a. an der Ortaköy-Moschee in Instanbul. Kommt dem Synagogenstil des 19. Jahrhunderts in Osteuropa ziemlich nahe.

    Nein, die werden gedünstet

  • In der Schweiz sammeln zwei Parteien Unterschriften für eine Volksabstimmung die zum Ziel hat den Bau von Minaretten zu verbieten.

    Zitat

    Das Minarett sei das "Symbol des religiös-politischen Machtanspruchs", sagte Schlüer. Der Islam stelle die Religion über den Staat. Mit dem Minarett-Verbot werde erreicht, dass die verfassungsmäßige Gesellschafts- und Rechtsordnung uneingeschränkt garantiert bleibe. Minarette seien die "Leuchttürme des Dschihad", sagte der Walliser SVP-Nationalrat Oskar Freysinger. Sie würden im Koran nicht gefordert und erfüllten primär keine religiöse Funktion. Sie seien die weit sichtbaren Symbole eines unbedingten religiösen Anspruchs und der damit verbundenen Intoleranz.

    Laut SV-Nationalrat Walter Wobmann leben in der Schweiz heute rund 340.000 Muslime. Sie seien nur zu Gast in einem christlichen und zutiefst demokratischen Land und müssten sich an die hierzulande geltenden Gesetze und ungeschriebenen Regeln halten. Und das Schweizer Volk müsse über den Bau von Minaretten entscheiden können.

    http://kurier.at/nachrichten/ausland/74179.php\r
    kurier.at/nachrichten/ausland/74179.php

    In der BRD würde man dafür von der Bundesbetroffenheitsbeauftragten Claudia Roth zu lebenslang Lichterkette verurteilt.

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Und zu recht, wobei das nur eine ordentliche Strafe wäre wenn man in unmittelbarer Nähe Frau Roths verweilen müsste :gg:

    Wenn der Quatsch durchgeht, dann müssen die Eigenossen aber fairerweise Kirchtürme auch verbieten, denn ohne sonderlich biebelfest zu sein, die sind soweit ich weiss auch nicht gefordert und sollen wie auch nur wie auch immer geartete Ansprüche repräsentieren.

    Auf Deutschland bezogen, wenn man die "freiheitlich demokratische Grundordnung" schützen will, sollte man damit anfangen sie selbst zu beachten, und nach eben dieser werden alle gleich behandelt, egal ob Christ, Moslem, Jude oder Atheist, folglich kann jede Religionsgemeinschaft ihre Häuser so bauen wie sie will so lange sie sich an die Bauvorschriften hält.

  • Zitat von "Wissmut"

    Willi Zwo besaß Kolonien, die viel Exoten, aber keinen Moslem beeinhaltete.

    Doch: in Deutsch-Ostafrika (heutiges Tansania) war ein Teil der Bevölkerung islamisch, vorwiegend in den Küstengebieten, die vor der Kolonialzeit zum Einflußbereich des Sultans von Sansibar gehörten. Auf das "Mutterland" wirkte sich dieser Umstand in der doch recht kurzen Kolonialzeit bis 1918 freilich nicht aus.

    Die erste und für über drei Jahrzehnte (bis 1957) auch einzige Moschee Deutschlands wurde übrigens 1925 in Berlin-Wilmersdorf fertiggestellt:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Wilmersdorfer_Moschee