Wiederaufbau des Palais Thurn und Taxis

  • Sehe ich das richtig - werden da die Betonwände mit Ziegeln ummantelt (so wie beim Q II am Dresdner Neumarkt)? Und die Sandsteinelemente kommen dann auf die Ziegel? Das wäre ja immerhin besser, als wenn alles direkt auf den Beton geklatscht wird. Der Dachstuhl aus Stahlträgern ist schon schlimm genug...

  • Nein, die Sandsteinelemente kommen nicht auf die Ziegel. Die Ziegelwände und die Sandsteinelemente kommen nebeneinander auf den Beton und die Dämmschicht, und sind miteinander im Verbund (wie man das auf dem letzten Bild am Fenstergewände links sehen kann, wo ein zurückgespitztes Teil in die Ziegelwand eingebunden ist).

  • @ Riegel
    Ich hab gerade eben gelernt, dass Riegel/Riegelwerk schweizerisch für Fachwerk ist... Und siehe da, du kommst aus der Schweiz, dein Name ist Riegel und dein Avatar stimmt auch noch überein.
    Gibt's in der Schweiz überhaupt viele Fach-...ich meine Riegelhäuser? :)

    Sorry für's off-topic!

  • Es wurden im ersten Obergeschoss Fenster eingesetzt und zwar (diesmal habe ich genau hingesehen) ebenfalls mit einer echten Sprossung.
    Die Sandsteinarbeiten erstrecken sich nunmehr um das gesamte Palais herum.

    Ein paar Bilder von heute:


    (Das vordere Sandsteinelement ist auch in Wirklichkeit so hell.)

  • Danke für deine Bilder, Jürgen Nr. 2! Bei genauerem hinsehen erkennt man auch einen weiß getünchten Fassadenabschnitt. Ob das eine Probeachse ist? Mal sehen wie das Palais wirkt, wenn es fertig ist. Die "Probeachse" sieht nämlich nicht sehr schön aus, zu weiß (Reinweiß?).

    Ich habe auch ein Bild beizutragen, es zeigt das gesamte Bauvorhaben:


    Das Palais Thurn und Taxis befindet sich hinter dem Altbau, ungefähr dort wo der Kran steht.[/img]

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Ich weiß nicht, könnte die weiße Fläche nicht einfach nur Dämmmaterial sein, wie es im selben Bild neben der Kreissäge auf Paletten gestapelt zu sehen ist?

    Was sagt sie uns für Unsinn vor?
    Es wird mir gleich der Kopf zerbrechen.
    Mich dünkt, ich hör’ ein ganzes Chor
    Von hundert tausend Narren sprechen.
    Goethe, Faust I

  • Alles klar, danke für die Aufklärung! Was die Farbe betrifft, "zu hell" wäre es eigentlich nur für kurze Zeit, dann dunkelt der Putz durch die gute Frankfurter Luft sowieso stark nach... :zwinkern:

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  • Ich war am frühen Abend an der Baustelle. Der Dachstuhl ist mittlerweile vollständig errichtet, das Dach großenteils bereits mit Schieferschindeln belegt. Die Dachgauben incl. Fenster sind ebenfalls faktisch fertig. Auch die Sandsteingesimse sind außen bereits in großen Teilen angebracht. Verputzt ist der Bau noch nicht, auch sind noch keine Fenster eingesetzt. Im Innenhof und auch am Hoftor ist noch weitgehend nackter Beton zu erkennen. Das Hoftor ragt als grauer Betonbogen mit herausstehenden Stahlstreben vor dem Hof hervor und wirkt leider in dieser Rohbauform recht billig. Nichts desto trotz, das Gebäude nimmt zügig Gestalt an - ebenso wie leider die häßlichen asymetrischen Hochhaustürme unmittelbar dahinter.

  • Nachdem sich nach wie vor keiner von den Frankfurtern aufraffen kann, mal ein paar Bilder zu machen (so daß dieser Strang mit dem Dresdner Vorbild leider nur den Namen gemeinsam hat :zungeorange: ), versuche ich mal, mit meiner Schrottkamera und nur ein paar Minuten Zeit etwas Aktualität hier hereinzubringen:

    Mittlerweile ist das neue Palais Thurn und Taxis als solches zu erkennen. Der erste äußerliche Eindruck (in echt viel besser zu sehen als auf dem Foto) ist nicht schlecht.

    Aber das Dach wirkt seltsam künstlich. Zum einen die metallenen Umrandungen der Gauben, zum anderen die aufgeklebten Baumarkt-Sprossen - zumindest sehen sie danach aus. Und die bullaugenartigen Gauben auf dem Mansardgeschoß sehe ich zumindest nicht auf diesem Modell des historischen Palais. Hat man die dazuerfunden? Jedenfalls sieht man durch den Vergleich mit dem Modell ja auch sehr deutlich, wie das Palais an beiden Seiten verkürzt wurde. Was war eigentlich der Grund für diese ärgerliche Verfälschung?


    Daß wie hier im 1. Stock (durch das Sonnenlicht schwer zu erkennen) Ziegel die Betonfassade verkleiden, ist erfreulich. Wenigstens wird man, wenn hier mal der Putz bröckelt, nicht auf den nackten Beton glotzen. Und vielleicht tragen die Ziegel ja auch zur Haltbarkeit des ganzen Gebäudes bei - man korrigiere mich bitte, wenn ich als Laie mit dieser Vermutung komplett danebenliege (Kardinal & Kollegen?)

    Frontalansicht: Zwar noch viel zu sehr mit Planen verhangen, aber man kann sich schon ganz gut vorstellen, daß das eine imposante Anlage wird (so langsam fängt es doch an, mir ein wenig zu gefallen - ungeachtet der Schwächen dieses Bauprojekts)

    Da ist schon eine davon...

    [/url]

    Was man vielleicht für Ortsunkundige auch mal kurz erwähnen kann: Das rekonstruierte Palais steht nicht ganz allein auf weiter Flur zwischen Nachkriegsmoderne und Neubauten. Schräg gegenüber hat sich immerhin diese Häuserzeile gehalten (rechts der Eschenheimer Turm aus dem Jahre 1428).

    ://imageshack.us]

  • Danke für die Bilder, Schloßgespenst. Ich wollte ehrlich gesagt keine machen, solange das Ding eingerüstet ist, da erkennt man eh nur die Hälfte. Laut einiger Aussagen im DAF soll(t)en auch diese merkwürdigen Gauben noch mit Schiefer gedeckt werden – meine schon vor Monaten geäußerten Zweifel daran wurden dort natürlich wieder als Häresie niedergeknüppelt – doch so langsam bin ich wirklich überzeugt davon, dass es bei diesem Blech bleibt. Würde sich ja einreihen in die minderwertigen Sanierungen einiger Gründerzeitler im Bahnhofsviertel, wo man es auch auf Teufel komm raus nicht schafft, "Leipziger Standards" zu erreichen.

    Relativ unbekannt ist, dass sich nördlich des Palais mit der Kleinen Eschenheimer Straße noch bis 1944 ein großes Ensemble winziger Fachwerkhäuschen erhalten hatte, die sämtlich verbrannten, die Straße wurde nach dem Krieg aufgegeben. Das erklärt übrigens auch die katastrophale Bausituation in dieser Ecke. Die ganze Gegend zwischen Zeil, Eschenheimer Straße und Stiftstraße bis hin zur Peterskirche (ab dort beginnt ungefähr das Gebiet, was Jörg neulich in der Galerie vorgestellt hat) würde ich mit zu den abartigsten Ecken der Stadt zählen.

    Der Block zwischen Eschenheimer Straße und Schillerstraße, den du gezeigt hast, ist dagegen tatsächlich erstaunlich gut erhalten. Der Kopfbau zum Eschenheimer Turm hat meines Wissens in den Turmerkern sogar noch die originale Farbverglasung, keine Ahnung, wie die die Zeiten überdauert hat. Der ganze Platz muss vor dem Krieg mit solchen burgartigen neoromanischen und neogotischen Gründerzeitlern gesäumt gewesen sein, was zusammen mit dem Turm wohl ein ziemlich malerisches Bild ergab, siehe dazu auch AltFrankfurt.com:

    http://www.altfrankfurt.com/Tore/EschenheimerTor/\r
    http://www.altfrankfurt.com/Tore/EschenheimerTor/

    Auch der einst prächtige neobarocke Kopfbau des einstigen "Volksbildungsheims" zwischen Oeder Weg und Eschersheimer Landstraße existiert ist in stark vereinfachter und total entkernter Form als Cinestar Metropolis noch:

    http://www.altfrankfurt.com/NeueStadt/GrEschenheimerStr/pic/Volkbildungsheim_am_Eschenheimer_Turm.jpg\r
    http://www.altfrankfurt.com/NeueStadt/G ... r_Turm.jpg

    Auf dem nachfolgenden Plan von 1944 kann man ferner gut erkennen, wie stark die gründerzeitliche Blockrandbebauung rund um den Eschenheimer Turm für den Verkehr aufgebrochen worden ist.


    (Klicken zum Vergrößern)
    Quelle: AltFrankfurt.com

    Situation heute im Luftbild:

    http://maps.live.de/LiveSearch.LocalLive?cp=50.11721969837754~8.679831369931208&scene=29590895&style=b&lvl=1&dir=0&tilt=-90&alt=-1000%26where1%3DEschenheimer%20Turm%2C%2060318%20Frankfurt%20am%20Main\r
    maps.live.de/LiveSearch.LocalLiv ... 0am%20Main

  • Schloßgespenst hat folgendes geschrieben:

    Zitat

    [...]Jedenfalls sieht man durch den Vergleich mit dem Modell ja auch sehr deutlich, wie das Palais an beiden Seiten verkürzt wurde. Was war eigentlich der Grund für diese ärgerliche Verfälschung?

    In einem Artikel der F.A.Z. zu verschiedenen Rekonstruktionsvorhaben in Deutschland steht dazu:

    Zitat

    [...]Selbst kleinste Korrekturen bewirken fundamentale Änderungen im Erscheinungsbild - und damit der Aussage - eines Bauwerks. Das lässt sich von Tag zu Tag deutlicher an Frankfurts im Nachbau befindlichen Thurn-und-Taxis-Palais studieren. Dort hat man aus Platzmangel (direkt hinter dem Palais entstehen zwei Hochhäuser) sämtliche Achsen gestaucht, hat Höhe und Tiefe des Ensembles verkürzt, hat Nebenbauten sowie angrenzende Pavillons eliminiert und stattdessen neue Seitenfassaden erfunden.[...]


    http://www.faz.net/s/RubCF3AEB154CE64960822FA5429A182360/Doc~EF6F8483C3DD545E49E7316B06273BD87~ATpl~Ecommon~Scontent.html?rss_aktuell\r
    http://www.faz.net/s/RubCF3AEB154CE6496 ... ss_aktuell

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)