• Ich möchte meine Aussage, nach ausführlicher Betrachtung mitunter der Augsburger Bildergalerie hier im Forum korrigieren. Scheinbar gibt es tatsächlich weniger Zusammenhang zwischen der Landespolitik und der ihr unterstellten Polizei zur Intensität der öffentlich wahrnehmbaren Schmierereien. Es muss also viel mehr der lokale/kommunale Durchgriff angemessen erfolgen. Überall wo er das nicht tut, wo Polizei in ihrer Funktion nicht so sehr gewertschätzt wird bzw. stark liberale Vorstellungen und ggf. sogar Gleichgültigkeit zum öffentlichen Raum herrschen, herrscht auch die Sprayerszene besonders ungehemmt (klingt doch eigentlich logisch?). Ich habe weiter oben schon das Beispiel Ulm gebracht, wo zugegeben vernachlässigte Festungsbauten und speziell deren Naturstein besprüht werden. Das ist aber eben nicht nur der Vernachlässigung zuzurechnen wie dieses weitere Beispiel zeigt. In Augsburg scheint ebenso zumindest in bestimmten Quartieren laissez-faire zu herrschen. Wehret den Anfängen auch in Bayern!

  • Überall wo er das nicht tut, wo Polizei in ihrer Funktion nicht so sehr gewertschätzt wird bzw. stark liberale Vorstellungen und ggf. sogar Gleichgültigkeit zum öffentlichen Raum herrschen, herrscht auch die Sprayerszene besonders ungehemmt (klingt doch eigentlich logisch?).

    Klingt es nicht. Was haben den liberale Vorstellung mit der Sprayerszene zu tun? Machen die Sprayer, dass weil sie die Polizei nicht wertschätzen? Machen die das aus "Gleichgütigkeit" oder vielleicht doch eher, weil ihnen besprayte Wände gefallen?

    Es ist aus meiner Sicht doch eher eine Frage des Respekts von fremden und öffentlichen Eigentums, als einer zu wenig liberalen Einstellung.

  • Klingt es nicht. Was haben den liberale Vorstellung mit der Sprayerszene zu tun? Machen die Sprayer, dass weil sie die Polizei nicht wertschätzen? Machen die das aus "Gleichgütigkeit" oder vielleicht doch eher, weil ihnen besprayte Wände gefallen?

    Es ist aus meiner Sicht doch eher eine Frage des Respekts von fremden und öffentlichen Eigentums, als einer zu wenig liberalen Einstellung.

    Ich komme da deswegen drauf, weil es natürlich eine Freiheit ist, die genommen wird, überall hin zu sprühen. Das ist also höchst liberal zu sagen, da wo der Besitzer sich nicht ausreichend kümmert, steht das Freiheitsrecht höher ,,Kunst" ins Stadtbild zu bringen. Auch sinkt plump gesagt auch einfach die Hemmschwelle, wenn die Leute sagen, Leben und leben lassen, sollen sie doch ihre Freiheit haben. Also ein höchst individualistischer Ansatz, der dem gemeinsamen Raum weniger Wert zubilligt, als einer vermiedenen Beschränkung.

    Es geht auch nicht um die Wertschätzung der Sprayer für die Polizei. Sie müssen die Erfahrung machen, dass die Mehrheit eine Verfolgung anstrebt und die Polizei unterstützt. Ich spreche also von der restlichen Anliegerschaft, die Polizei wertschätzt oder eben nicht.

    Respekt auf Eigentum ist nur etwas wert, wenn die Sprayer im Konsens wären, dass ein Stadtbild vorteilhaft ist ohne rumgeschmiere. Dies ist aber nicht der Fall, und so dient deren Ausführungen ihren Zwecken, die sie höher Stellen als der vermeintlich kleine Sachschaden, den eh keinen interessiert.

    Ich empfehle dazu ausdrücklich die Reportage ,,Der Deal mit den Dealern" auf Youtube, um genau diese beschriebenen Mechanismen nachzuvollziehen, bei einem übertragenen Thema. Der Analogismus ist möglich, da es in beiden Fällen um eine Freiheitsbeschränkung geht, um das Stadtbild und das Selbstverständnis.

  • Überall wo er das nicht tut, wo Polizei in ihrer Funktion nicht so sehr gewertschätzt wird bzw. stark liberale Vorstellungen und ggf. sogar Gleichgültigkeit zum öffentlichen Raum herrschen, herrscht auch die Sprayerszene besonders ungehemmt (klingt doch eigentlich logisch?).

    Schweden ist eine der liberalsten Gesellschaften, die ich kenne. Eine nennenswerte Sprayerszene gibt es dort nicht, auch in den Großstädten nicht. Was macht man dort also anders?

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Schweden ist eine der liberalsten Gesellschaften, die ich kenne. Eine nennenswerte Sprayerszene gibt es dort nicht, auch in den Großstädten nicht. Was macht man dort also anders?

    Ich glaube die skandinavischen Länder leben eine andere Liberalität, weil sie in einem recht gemeinschaftlich aufgebauten Wohlfahrtsstaat leben. Bei Uns hingegen geht es mehr nach den angelsächsischen Staaten, die Individualismus auch gegen Gemeinschaftsgüter legitimieren. Aber das ist nur eine unqualifizierte These meinerseits.

  • Ich glaube die skandinavischen Länder leben eine andere Liberalität, weil sie in einem recht gemeinschaftlich aufgebauten Wohlfahrtsstaat leben. Bei Uns hingegen geht es mehr nach den angelsächsischen Staaten, die Individualismus auch gegen Gemeinschaftsgüter legitimieren. Aber das ist nur eine unqualifizierte These meinerseits.

    Sie trifft es schon ganz gut. Ich bin über 20 Mal in Schweden gewesen, unzählige Male in Dänemark und auch einige Male in Norwegen. Das, was du da beschreibst, ist in der Tat ein Charakteristikum der skandinavischen Gesellschaft.

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  • Dieses Graffiti in Paris ist für mich kein Problem, sondern eine gelungene Darstellung in der heutigen Zeit. Auch wenn das Thema ernst ist so mußte ich doch einfach schmunzeln. ??

  • Snork 24. Juni 2022 um 18:14

    Hat den Titel des Themas von „Graffiti-Problem“ zu „Graffiti als Kunstform und als Problem im öffentlichen Raum“ geändert.
  • Ich bin der Meinung, dass Graffiti Sachbeschädigung und öffentliche Verschmutzung ist, ob man mit der Botschaft einverstanden ist oder nicht.

  • Ich bin der Meinung, dass Graffiti Sachbeschädigung und öffentliche Verschmutzung ist, ob man mit der Botschaft einverstanden ist oder nicht.

    Das würde implizieren, dass Graffiti grundsätzlich vom Eigentümer unerwünscht ist. Das ist aber mitnichten so. Insofern sollte man da schon differenzieren. Und vielfach wertet ein Graffiti den Ort sogar ästhetisch auf. Insofern ist auch die Bezeichnung der öffentlichen Verschmutzung nicht selten unangebracht. es ist wie so häufig die Frage des Wie, Was und Wo.

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  • Als ich in den 1990er-Jahren im Bremer Ostertorviertel wohnte - ein Stadteil mit viel historischer, aber auch Nachkriegs-Architektur, regte ich mich schon über Graffiti auf. Was meine Aufregung aber noch steigerte, war die Tatsache, dass vornehmlich Gründerzeit- und Jugendstil- Gebäude besprüht wurden, während die eher hässlichen Nachkriegsbauten mit ihren glatten Fassaden verschont wurden. Dass sich das nicht geändert hat, konnte ich jetzt in der Bremer Bahnhofsvorstadt entdecken, wie das beigefügte Foto zeigt, das trotz der Aktualität auch die Situation in den 90ern wiedergibt.


    Stimmt mein Eindruck, dass besonders schön gestaltete Fassaden häufiger besprüht werden als moderne Architektur?, Welche Erfahrungen aus anderen Städten liegen vor? Mir ist klar, dass es da auch andere Beispiele mit Neubauten gibt, deshalb geht die Fragestellung eher in die Richtung, ob es da - wie geschildert - eine Tendenz gib?

    .

  • Ob Kunst oder nicht - Ich habe mal in meiner Jugend gelernt: Narrenhände beschmieren Tisch und Wände.

    Daran zweifle ich bis heute nicht!

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten


  • Als ich in den 1990er-Jahren im Bremer Ostertorviertel wohnte - ein Stadteil mit viel historischer, aber auch Nachkriegs-Architektur, regte ich mich schon über Graffiti auf. Was meine Aufregung aber noch steigerte, war die Tatsache, dass vornehmlich Gründerzeit- und Jugendstil- Gebäude besprüht wurden, während die eher hässlichen Nachkriegsbauten mit ihren glatten Fassaden verschont wurden. Dass sich das nicht geändert hat, konnte ich jetzt in der Bremer Bahnhofsvorstadt entdecken, wie das beigefügte Foto zeigt, das trotz der Aktualität auch die Situation in den 90ern wiedergibt.


    Stimmt mein Eindruck, dass besonders schön gestaltete Fassaden häufiger besprüht werden als moderne Architektur?, Welche Erfahrungen aus anderen Städten liegen vor? Mir ist klar, dass es da auch andere Beispiele mit Neubauten gibt, deshalb geht die Fragestellung eher in die Richtung, ob es da - wie geschildert - eine Tendenz gib?

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    Ob es dazu eine objektive Studie gibt?

    Die Wirkung des Geschmiers an traditionellen Fassaden - der Verursacher und seine Anhänger bezeichnen es euphemistisch als Streetart - dürfte uns und allen Freunden von historischen Stadtbildern auf Grund ihrer Präferenz verstärkt und besonders negativ ins Auge stechen.

  • Ich empfinde es als bemerkenswert reaktionär, wenn man jüngeren Kunstformen das Kunstsein abspricht, weil sie nicht dem eigenen ästhetischen Empfinden entsprechen. Kunst muss nicht gefallen, schon gar nicht jedem, um als Kunst verstanden zu werden.

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  • Ich empfinde es als bemerkenswert reaktionär, wenn man jüngeren Kunstformen das Kunstsein abspricht, weil sie nicht dem eigenen ästhetischen Empfinden entsprechen. Kunst muss nicht gefallen, schon gar nicht jedem, um als Kunst verstanden zu werden.

    Ich habe ein gewisses ästhetisches Empfinden, behaupte ich jedenfalls. Es gibt ganz gewiss ansprechende,,,schöne'', niveauvolle Graffiti, deren Sinn mir nicht verschlossen bleibt. Wenn ich aber überall irgendwelche Buchstaben, Gekrakel was sich mir absolut nicht erklärt, irgendwelche Farbstreifen dahingesprüht sehe - da frage ich mich doch > WAS WILL DER KÜNSTLER MIR DAMIT SAGEN? Natürlich muss Kunst nicht gefallen, Kunst ist Geschmacksache. Aber der Sinn, der Inhalt, der Zweck sollte doch zu erkennen sein. Meine Meinung.

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten

  • Ich empfinde es als bemerkenswert reaktionär, wenn man jüngeren Kunstformen das Kunstsein abspricht, weil sie nicht dem eigenen ästhetischen Empfinden entsprechen.

    Du begehst den selben Fehler wie Herr Schaper vom Tagesspiegel, der den Förderverein Berliner Schloss als "reaktionär" bezeichnet hat. Der Begriff passt hier überhaupt nicht. Und Graffitis nicht für Kunst zu halten ist vollkommen legitim.

  • Ich empfehle, sich über diese Kunstform näher zu informieren. Vielleicht werden dann einige altbekannte Vorurteile abgebaut: https://www.rnd.de/lifestyle/graf…DBBJ2N2A2E.html

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  • Ich empfehle, sich über diese Kunstform näher zu informieren. Vielleicht werden dann einige altbekannte Vorurteile abgebaut: https://www.rnd.de/lifestyle/graf…DBBJ2N2A2E.html

    Autoritäre Quelle für Informationen: RND Redaktionsnetzwerk Deutschland GmbH ablachen:)

    Die RND Redaktionsnetzwerk Deutschland GmbH (Eigenschreibweise RedaktionsNetzwerk Deutschland) mit Sitz in Hannover ist die Redaktion für überregionale Inhalte der Verlagsgesellschaft Madsack GmbH & Co. KG. Deren größter Kommanditist ist die Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft, das Medienbeteiligungsunternehmen der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD).

  • Und das soll jetzt was für die Kunstform Graffiti bedeuten?

    Und wenn du schon Texte von irgendwo her klaust, dann wäre eine Quellenangabe oberstes Gebot!

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  • Ich empfinde es als bemerkenswert reaktionär, wenn man jüngeren Kunstformen das Kunstsein abspricht, weil sie nicht dem eigenen ästhetischen Empfinden entsprechen. Kunst muss nicht gefallen, schon gar nicht jedem, um als Kunst verstanden zu werden.

    ... wenn es denn Kunst wäre...