München - außerhalb der Altstadt

  • 1. sind für mich die Lenbachgärten in erster Linie stinknormale Wohnhäuser und keine Zeugnisse von Hochkultur (vergisst man vielleicht schnell, wenn man sonst die Qualität im deutschen Wohnungsbau sieht).

    2. liegt es mir fern, eine Bresche für "Leute mit wenig Geld" zu schlagen, kritisiere jedoch, dass solche Preise absolut unverhältnismäßig sind. Wer kauft deiner Meinung nach diese Wohnungen, wohl doch nicht mal die Münchner Schickeria.

    3. darfst du mich gerne duzen, auch wenn wir geteilter Meinung sind. :zwinkern:

  • In München - Neuhausen baut derzeit die BAYWOBAU mehrere Wohnhäuser in "klassisch-traditioneller Architektursprache". Verantwortliche Architekten sind Jürgen und Rüdiger Patzschke. Bauliche Voraussetzungen waren unter anderem:

    Zitat

    • Ausgewählte Materialien, z. B. einheimische Hölzer und umweltschonende Mineralfarben, bürgen für gute Funktion und lange Lebensdauer.
    • Umwelt- und naturverträgliche Baustoffe sorgen für ein gesundes Wohnklima. So verwenden wir Ziegel für alle Außen- und Innenwände.
    • Modern Bauen heißt auch ökologisch Bauen. Selbstverständlich bauen wir nach der neuen Energiespar-Verordnung

    Interessant sind folgende Überlegungen:

    Zitat

    Gedanken zum Architektur-Konzept
    Abschnitt Patzschke in den PARK VILLAS

    Der Mensch sucht in der sich verändernden Welt Beständigkeit, d. h. in der Architektur das Vertraute, das Historische, deshalb die Hinwendung zu klassisch/traditioneller Architektur.

    Käufer oder Mieter von Wohnungen - also Architekturlaien - rufen in zunehmendem Maße nach behaglicher Architektur der klassischen Tradition, aus der spürbaren Sehnsucht nach mehr Reichtum und Schönheit in der Form, nach Gestaltung in der Architektur, die sich ohne Erläuterung erschließt. Sie wünschen sich Häuser mit einer nuancierten verfeinerten und stärker an der Tradition orientierten Architektursprache, dennoch sollte Architektur frei von dogmatischen Bindungen angewandt werden.

    [...]

    Ein Hauptanliegen des Büro Patzschke ist es, verlorengeglaubte Qualitäten wie Behaglichkeit, Wärme und Geborgenheit in das Stadtbild und die Architektur zurückzubringen.
    Das Büro Patzschke sucht nicht den kurzfristigen Erfolg scheinbar innovativer, modischer Architektur, sondern entwirft Bauten, die aus bedeutender und überlegener Haltung gegenüber unserer Kultur entstehen.

    http://www.baywobau.de/muenchen/eigen…euhausen-2.html
    http://www.baywobau.de/muenchen/eigen…m-patschke.html
    http://www.baywobau.de/muenchen/eigen…ausen/lage.html
    http://www.baywobau.de/muenchen/eigen…/ansichten.html
    http://www.baywobau.de/muenchen/eigen…sbeispiele.html

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Wie meinst du das? Sind dir die Häuser nicht traditionell genug? Hälst du den Text für Werbe-Blabla?

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Die Häuser sind nichts besonders herausragendes. Das ist seit 3-4 Jahren die allgemeine Standardlösung für mittelstark verdichtete Wohngebäude am Innenstadtrand von Großstädten.
    Die Problemparameter sind dabei:
    1) Ein verhältnismäig teurer Baugrund, den man nicht (mehr) wirtschaftlich vernünftig mit Einfamilienhäusrn bebauen kann, weil man für das gleiche Geld 15 Autominuten weiter stadtauswärts eine echte Villa anstatt eines EFHs bekommt.
    2) Das Scheitern der großen Nachkriegs-Mehrfamilienhausbauten. Sei es nun Plattenbau oder die etwas höherwertige Betonskelett/Ziegelfassadenbauweise aus den 1980ern und frühen 1990ern. Nach 10-15 Jahren waren die nicht mehr sonderlich attraktiv, das schreckt hetige Käufer von ETWs ab.
    3) Gewinnmaximierung für den Bauträger. Die Einzelbauten stehen so dicht beieinander, dass man sich gegenseitig in die Wohnung guckt. Bäumepflanzen als Sichtschutz wird durch Tiefgaragen und andere Infrastruktur verhindert.

    Sonderlich klassisch sehen die Häuser tatsächlich nicht aus. Niedrige Deckenhöhe, bodentiefe Fenster - der aktuelle Trend. Die Rückbauten von Plattenbau in Ostdeutschland kommen oft zu einem ganz ähnlichem Ergebnis.

  • Zitat von "Stadtmensch"

    Sonderlich klassisch sehen die Häuser tatsächlich nicht aus. Niedrige Deckenhöhe, bodentiefe Fenster - der aktuelle Trend. Die Rückbauten von Plattenbau in Ostdeutschland kommen oft zu einem ganz ähnlichem Ergebnis.

    Ganz genau! Hätte mich jemand allein anhand der Bilder nach der Bauzeit gefragt, hätte ich auf renovierten und leicht umgebauten Siedlungswohnbau der 20er/30er getippt. Nichts besonderes also - da ist man von den Patzschkes im Villensektor besseres gewöhnt.

    PS: Täusche ich mich, oder wurde das Projekt nicht bereits an anderer Stelle besprochen?

  • Zitat von "Harmonica"

    Hätte mich jemand allein anhand der Bilder nach der Bauzeit gefragt, hätte ich auf renovierten und leicht umgebauten Siedlungswohnbau der 20er/30er getippt.

    Auf genau diese Epoche hatte ich auch spontan beim Betrachten der Skizzen getippt. Sei gegrüßt, Bruder im Geiste! :zwinkern:

    Allein schon die Flachdächer widersprechen doch der sonstigen patzschkeschen Formensprache, die sich an die Kaiserzeit anlehnt und nicht an die Architektur der Weimarer Republik.

    @ Jürgen & Rüdiger P. aus B.

    Das könnt Ihr besser! (Wobei man aber auch zugeben sollte, daß es viele Kollegen weitaus schlechter machen...)

    Zitat

    Die Exclusivität der Anlage findet ihren Ausdruck

    Und dann auch noch Schnösel-Legasthenie im Werbetext... :zwinkern:

  • Zitat von "Pilaster"

    Und, warum, bitteschoen, sind dies Park-Villas und nicht Park Villen oder noch besser Villen im Park???

    Siehe den thread ueber Anglizismen im Deutschen in Auerbachs Keller.

    Oder "villae".

    Das wäre dann die wirklich richtige Form (joh, auch der Rechtsverdreher hat das Latinum... :zwinkern:)

  • Abseits aller Sprachfragen: Ich finde die Entwürfe auch ziemlich langweilig. Das können die besser!

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • ich finde diesen klassischen 30er jahre stil eigentlich ganz angenehm.
    wie immer auch eine frage des umfeldes, daher verstehe ich gar nicht, wie man dies überhaupt sinnvoll beurteilen kann, ohne die stadtsituation im umfeld gesehen zu haben. wenn drumherum ähnliche oder eher modernistische bebauung steht, macht es doch sicher sinn.

    und hässlich ist es ja nun aber auch nicht.

  • Einem Spiegel-Artikel nach wird das Olympia-Dorf in München abgerissen weil es zu marode ist um es zu sanieren. "Eine Sanierung der vor 36 Jahren erbauten Bungalow-Siedlung kam nicht in Frage. Die Schäden an Dächern, Wasserleitungen und der Dämmung sind zu groß geworden. Doch weil das Dorf unter Ensembleschutz steht, wird der Neubau dem alten Dorf sehr ähnlich sehen. Anfang September wurde mit dem Abriss der 800 Bungalows begonnen, die letzten Bewohner müssen bis zum April 2008 ausgezogen sein. Die Hochhäuser bleiben stehen."

    "Das neue Dorf soll ähnlich aussehen - doch die studentischen Bewohner bangen um die Dorfidylle. Schon bei der Abriss-Party kam es zu Krawallen."

    Dummes Pack!

    http://www.spiegel.de/unispiegel/wun…,507571,00.html
    olympiadorf.de
    http://www.olydorf.mhn.de/
    Olympiadorf München
    http://www.sueddeutsche.de/muenchen/artikel/897/126699/
    http://www.wikio.de/deutschland/bayern/munchen/olympiadorf
    http://de.wikipedia.org/wiki/Olympiastadion_(M%C3%BCnchen)

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Manche Garage schaut besser aus als das. Aber ich finde es schon erstaunlich, daß der Mensch sich an alle Unterkünfte gewöhnt und dieses dann mit aller Macht verteidigen will. Das hat was archaisches. :aetschgruen:

  • Da das Olympiadorf nicht in der Altstadt sondern weit außerhalb erichtet wurde, habe ich eigentlich keine solcherlichen Probleme mit den dortigen Bauten gehabt, obwohl die meisten der sog. "Bungalows"-Kisten wirklich heruntergekommen sind. Bei den momentanen Neubauten in München allerdings sollte man auch keine großen Erwartungen an eine Neubebauung an dieser Stelle hegen.

  • Hm... schade das man es nicht saniert. Ist doch auch irgendwie ein Baudenkmal... die Olympiade '76 war schon ein Event. Und nur weil ich dort nie wohnen wollen würde würde ich nie einen Abriß fordern geschweige denn die Leute, die dagegen prostestieren als Pack beschimpfen.
    Muss wohl für Architekturstudenten 'ne ganz nette Ecke sein... und wohnraumtechnisch finde ich die 60er auch okay. Zumindest diese Zeilenhochhäuser in der freien Natur haben manchmal echt tolle Wohnungen - wenn man drin ist und ins weite Land schaut. Allerdings mein ich hier nicht diese 08/15- Sozialsiedlungen sondern schon so höherwertige wie Stuttgart-Landwasser.

    ... sind die Neubauten denn wenigstens Rekos oder nur einfach neue Betonkisten ohne historischen Bezug??

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)