München - Berg am Laim

  • Ein in meinen Augen sehr gelungener Neubau ist im Werksviertel entstanden. Ganz im Stil des "Industrial Design" und in Anlehnung an alte Fabrikhallen.

    Zitat

    Was von der Bauherrin, der Optima-Aegidius-Firmengruppe, als „Factory-Loftstyle“ bezeichnet wird, nennen Oliv Architekten eine „Symbiose aus klassischen und zeitgeistigen Elementen“. Der Bezug zum ehemals industriell geprägten Areal liegt jedenfalls auf der Hand: rote Ziegel, Rundbögen, Lisenen. Damit knüpfen Oliv, ähnlich wie auch Hild und K für ein Hotel im Werksviertel, an die Architektur historischer Lager- und Fabrikhallen sowie klassischer Kontorhäuser an.

    Arbeiten und Rutschen im Werksviertel - Bürogebäude in München von Oliv Architekten

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • ^Im Vergleich zu vielen zeitgenössischen Bauten ist der Neubau gelungen.

    Er ist allerdings leider nicht sehr Münchnerisch, vermittelt durch die roten Ziegel eher norddeutsches Flair. Nach Hamburg würde das Gebäude also besser passen. Innen leider die übliche Rohbau-/Sichtbetonästhetik, mit der man sich gutes Innendesign spart.

    Ein Gimmick ist die Rutsche:

    Zitat

    Über eine breite Treppe gelangt man in den als Garten gestalteten Innenhof. Für buchstäblich kurze Wege sorgt eine zehn Meter hohe und 31 Meter lange Rutsche, mit der sich der Weg vom vierten Obergeschoss in den Hof schnell bewältigen lässt.

    Mir stellt sich allerdings die Frage, ob das wirklich jemand regelmäßig nutzt? Rutschen die Frauen im Bürokostüm oder der Unternehmer im Anzug dort vier Stockwerke herunter auf die Straße? Oder haben die Architekten da eher so etwas wie einen Kindheitstraum verwirklicht? (Ich war früher als Kind gelegentlich in einem Bekleidungsgeschäft, dass eine Rutsche zwischen den Stockwerken hatte. Die habe ich als Kind gerne mal genutzt.)

  • Er ist allerdings leider nicht sehr Münchnerisch, vermittelt durch die roten Ziegel eher norddeutsches Flair. Nach Hamburg würde das Gebäude also besser passen.

    Es fällt mir schwer einen genuinen münchnerischen Stil auszumachen.

    Das Wahrzeichen der Stadt, die Frauenkirche, besteht aus roten Ziegeln, der alte Hauptbahnhof bestand aus welchen, der Pasinger Bahnhof zeugt heute noch davon, das städtische Hochhaus in der Blumenstraße aus dem Jahr 1929, das Zeughaus, die Frauengebäranstalt (heute Privatklinik), etliche weitere Kirchen, Fabriken und zahlreiche Altbauten der Gründerzeit, ebenso wie die Trutzburg Gasteig ;)

    Natürlich gibt es in Hamburg ungleich mehr Gebäude aus roten Ziegeln, das schon. Aber je mehr unterschiedliche Baustile sich in einer Stadt sammeln, desto abwechslungsreicher und lebendiger. Eine Innenstadtstraße gemischt aus Jugendstil, Maximilianstil und der Neorenaissance finde ich bspw. spannender als z.B. eine einheitlich barocke. Und gerade in den äußeren Bezirken dürfen sich gerne auch wildere Stilmixe zusammenfinden (viel besser als monotone weiße Kisten).

    Die Industriearchitektur der 1920er Jahre wird auch in einigen anderen aktuellen Projekten herangezogen, z.B. in Berg am Laim, hier: https://www.art-invest.de/projekt/die-macherei/ und hier: https://www.oliv-architekten.com/projects/neweastsidemunich)

  • Na ja, in München gab es zu allen Zeiten ein klares Übergewicht an verputzten Häusern, vom Mittelalter im Grunde bis heute, das war die klar dominierende Bauweise nicht nur in München, sondern im ganzen bayerischen, österreichischen und böhmischen Raum. In ganz alter Zeit dürfte es bis auf die paar Kirchen wie Frauenkirche, Salvatorkirche und Allerheiligenkirche am Kreuz gar keine unverputzten Häuser gegeben haben, ich kann mich nicht entsinnen, in alten Ansichten jemals ein Altmünchner Bürgerhaus oder Adelspalais (d.h. vor dem 19. Jh) gesehen zu haben, welches unverputzt gewesen wäre. Kirchen würde ich in dieser Frage generell außen vorlassen, weil das immer eine besondere Bauaufgabe war, die mit dem Profanbau wenig zu tun hatte.

    Es ist zwar richtig, dass vor allem im Maximilianstil zur Mitte des 19. Jhs gerne unverputzte Ziegelfassaden verwendet wurden, aber auch dort geschah das nicht in der Mehrzahl, z.B. gibt es in der ganzen Maximilianstraße kein einziges ziegelsichtiges Haus. Ich würde auch sagen, dass die ziegelsichtigen Fassaden in der Maximilianzeit eher für Nutzgebäude wie Kasernen, Bahnhöfe oder Krankenhäuser verwendet wurden, nicht für normale Hausfassaden.

    In der Gründerzeit kam es sicher auch des öfteren vor, dass man Teile der Fassaden ziegelsichtig ließ, aber selten bis gar nicht betraf das komplette Fassaden; auch hier war die Mehrzahl verputzt. Auch in der Wiederaufbauzeit nach dem 2. Weltkrieg hat man in großer Mehrzahl verputzte Häuser gebaut, das hatte Meitinger in Anlehnung an die jahrhundertelange Tradition in seiner Schrift zum Wiederaufbau 1946 auch so vorgeschlagen.

    Von daher kann man schon sagen, dass unverputzte, ziegelsichtige Fassaden für München lange Zeit untypisch waren. Das heißt aber natürlich nicht, dass solche heutzutage abzulehnen wären, es ist bloß nicht typisch "münchnerisch", da hat Heimdall schon recht.

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • Das stimmt für mich schon, ich würde zum Vergleich den Augustiner an der Landsberger Straße nehmen, da dieser auch industrielles Design mit Backstein verbindet. Da erkennt man in meinen Augen ein gewisses Münchner Aussehen im Gegensatz zum Neubau. Dann noch das Braustüberl nebendran mit dem Walmdach, da weiß man gleich wo man ist.

  • Jaja, ich finde den Bau auch passend, gerade für die teilweise industrie- und fabrikgeprägten Vorstädte ist das doch wunderbar.

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • Baumkirchner Straße

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    Die beiden letzten Zeugen des aus der Pfarrkirche Sankt Stephan und ein paar wenigen Bauernhöfen bestehenden Dorfes Baumkirchen.

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    Die Nr. 53, der Voglhof, wurde 1991 nach seiner Entkernung aus der Denkmalliste gestrichen.

    Ein paar Aufnahmen von der sich nördlich unmittelbar an den Voglhof anschließenden Neubebauung zum S-Bahnhof Berg am Laim hin:

    baumkirchner_str_53_vxnick.jpg

    Dieses Hochhaus ist unmittelbar neben dem Voglhof geplant:

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    Blick vom Voglhof nordwärts. Rechts das Hochhaus der Süddeutschen Zeitung.

    Und Gegenrichtung:

    baumkirchner_str_p149zfcsd.jpg

  • Kreillerstraße 25

    Vor ein paar Tagen bin ich mit dem Rad mal wieder durch die östlichen Stadtviertel von M gekommen und wollte dabei u.a. mal die Behr-Villa und das Gartenhäuschen (Salettl) im Sommer fotografieren. Der aktuelle Anblick des reizenden, unter Denkmalschutz stehenden Gartenhäuschens hat mich dabei extrem traurig und wütend gemacht.

    Im Gegensatz zur Villa ist der kleine Park mit dem Gartenhäuschen und erhaltener Einfriedungen öffentlich zugänglich.

    Behrpark – München Wiki (muenchenwiki.de)



    Januar 2018

  • Arbeiten, Leben, Einkaufen im neuen Quartier "Macherei" in Berg am Laim.


    Zitat

    Geprägt sind die Blöcke von einer Architektursprache mit markanten Konturen, rauen Materialien, Metallelementen und Klinkerfassaden, die die vormalige Industriearchitektur auf dem Areal und im umgebenden Stadtteil aufgreifen. Zugleich zeigen die von den drei Büros individuell entworfenen Einzelgebäude zahlreiche Gestaltungsvarianten in Größe, Form, Farbe und Materialität.

    Neue Arbeitswelten - Stadtquartier in München von HWKN, Ochs Schmidhuber und Holger Meyer

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Von den drei Projekten, welche jeweils ,,Macherei" genannt werden, scheint das Münchner noch am ehesten Maßstäben gut gestalterer gewerblicher Stadträume zu folgen: https://www.die-macherei.de/

    Wenn man das Umfeld dort kennt, wurde mit den vier dichten Blocks mit Innenhöfen und der fußgängerfreundlichen Durchwegung etwas Urbanität geschaffen an einem Ort, wo man es nicht erwartet hat und andere Nachbarflächen hoffentlich irgendwann anknüpfen. Sowas ist so meine ich neben hier im Forum sicher indiskutablen Schwächen bei der Architektur auch anerkennenswert.