München - Ludwigsvorstadt - Isarvorstadt

  • Hier ein paar Fotos eines fast fertiggestellten Neubaues am Kaiser-Ludwig-Platz in der Ludwigsvorstadt, den man als kleine Stadtreparatur bezeichnen kann:
    das Wohnhaus Kaiser-Ludwig-Platz 10.

    Kurz zum Platz an sich: der Name erinnert an Ludwig IV., genannt Ludwig der Baier, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches von 1328-1347. Der Platz ist ein ovaler Raum mit einer Grünfläche in der Mitte und einem großen Reiterstandbild Ludwigs des Baiern (Foto), auf den fächerartig sechs Radialstraßen zuführen. Die Bebauung ist gründerzeitlich und wird von dem prächtigen Theresien-Gymnasium geprägt (hier zwei Fotos: https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:…Muenchen-01.jpg, https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:…_Muenchen_2.JPG). Die anderen umliegenden Wohnhäuser sind größtenteils ebenfalls noch aus der Gründerzeit, so dass sich ein sehr nobler Platz ergibt. Gestört wurde diese Harmonie von zwei Nachkriegsbauten, von denen jetzt ein Gebäude abgerissen wurde und durch ein neues Wohnhaus ersetzt wurde. Laut Geschäftsführer Giehr (so heißt der wirklich :biggrin: ) vom Unternehmen Meag wurde mit folgender Absicht gebaut: "Mit modernen Ausprägungen werden die baulichen Themen aus der Umgebung aufgenommen. Das reicht vom Vorgarten mit Einfriedung über den großzügigen Eingang, die strukturierte Fassade mit ihrer erkerähnlichen Ausprägung bis hin zu den Einfassungen der Fenster. Man habe sich große Mühe gegeben, damit sich das Gebäude in den baulichen Kontext einfügt, wollte aber auch nicht einfach den historischen Baustil kopieren." (Quelle: http://www.sueddeutsche.de/muenchen/ludwi…h-alt-1.3271656). Das ist das übliche Bla-bla, aber das Ergebnis ist auf jeden Fall besser als der Vorgängerbau.

    Hier der Vorgängerbau von 1982 (das grün-graue Haus in der Mitte): https://www.google.com/maps/place/Kaiser-Ludwig-Platz+10,+80336+München/@48.1315653,11.5559247,61a,41y,228.42h,43.06t/data=!3m1!1e3!4m5!3m4!1s0x479ddf512f3d80bb:0x896c425e1ee72524!8m2!3d48.13117!4d11.55548

    Hier Fotos vom Neubau (der Vorgarten mit Einfriedung fehlt noch):

    Ein sicher nicht herausragender Bau, aber doch einigermaßen angenehm; ich finde die beiden Seitenerker recht schön sowie die Strukturierung durch die horizontalen Gesimse und die Fensterumrahmungen. Die Ziegelverkleidung ist ebenfalls eine interessante Wahl, schaut für meinen Geschmack allerdings irgendwie unfertig und fremd aus... besser würde es mir wahrscheinlich verputzt gefallen. Schöner hätte ich außerdem noch gefunden, wenn auch die Hauptfassade zur Straße hin (dort, wo das etwas unförmige Portal ist) einen Erker gehabt hätte, aber auch so stellt es alles in allem eine Verbesserung im Vergleich zum Vorgängerbau dar.

    Natürlich ist es trotzdem kein Vergleich zum Vorkriegsbau an selber Stelle (das Haus in der Mitte):


    (Wikimedia Commons; Herkunft: Zeno.org, ID-Nummer 20000643122, Genehmigung: Gemeinfrei)

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • Streit um Neubau in der Mozartstraße: Ist dieses Haus zu kitschig?

    Quelle: https://www.abendzeitung-muenchen.de/muenchen/stadt…V2J3q4zP2OX9keo

    Wenn mal ausnahmsweise einer keine Einheitsklötze bauen möchte, sondern schön und harmonisch, dann kriechen diese Klötzchenbauer aus allen Löchern und diffamieren das Schöne als "kitschig".

  • Fast alle Kommentare im Artikel zu diesem Neubau fallen eindeutig positiv aus.Der Entwurf für das schöne München sei zu "Traditionell und Kitschig "so die Kommission???:wie:!

    Ja,wozu gibt es dann eigentlich diese Gestaltungskommission?!

    Für moderne Allerweltsarchitektur braucht man sie nicht.Ich dachte solch eine Kommission setzt sich für eine architektonische Verbesserung einer Stadt ein.Aber den Eindruck habe ich hier nicht. Unverständlich.:kopfschuetteln:

  • Wenn mal ausnahmsweise einer keine Einheitsklötze bauen möchte, sondern schön und harmonisch, dann kriechen diese Klötzchenbauer aus allen Löchern und diffamieren das Schöne als "kitschig".

    Zumal das 70iger Jahre Kasterl was da jetzt noch die Gegend verunziert, keiner so wirklich vermissen täte.

  • Wahnsinn, was ist denn das für eine Stadtgestaltungskommission? Selbst in Berlin lässt mal traditionalistische Architekten in Gegenden, die von gründerzeitlichen Gebäuden geprägt sind, gewähren und greift sie nicht noch an. Die Äußerungen der tonangebenden Kommissionsmitglieder sind nicht nur für sich genommen ein Hohn, sondern auch unkollegial gegenüber dem Architekten des Entwurfs. Den Stil eines Kollegen lässt man eben gelten, wenn er in sich stimmig ist. Es verlangt ja auch kein Traditionalist von einem Moderne-Architekten, seinem Entwurf Gesimse und Erker anzufügen.

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Es verlangt ja auch kein Traditionalist von einem Moderne-Architekten, seinem Entwurf Gesimse und Erker anzufügen.

    Was ich aber mal sehr reizvoll fände. :zwinkern:

    (Ich bin ja überhaupt ein großer Freund davon, modernistische Gebäude durch traditionelle Zu-/Umbauten kontrastreich zu verändern. Krüppelwalmdächer auf Flachdachblocks. Türme und Erker an Rasterhochhäuser. Pfeilerarkaden aus Marmor vor die Glaskasteneingänge. Opulentes Jugendstildekor in brutalistischen Sichtbeton einfräsen. Fachwerkaufsätze über Strichcode-Fassaden.... :tongue:)

  • Aber ein schön verzierter Nachkriegsbau in der Kaufingerstraße, der gut zu den auch historischen Gebäuden seiner Umgebung passte, durfte durch eine der banalsten Fassaden überhaupt ersetzt werden...

    Das ist Krieg gegen die Schönheit was diese Leute da machen, ihre Arbeit machen sie auf alle Fälle nicht.

    Hat die Schönheit eine Chance-Dieter Wieland

  • "...sei historisierend, wird moniert."

    Sie hätten auch monieren können, dass das Gebäude "zu schön aussieht". Zeigt doch einmal mehr, wie krank das Denken in den Köpfen dieser selbsternannten Gestaltungsrichter ist.

    In dubio pro reko

  • Eine deartig besetzte Stadtgestaltungskommission dreht sich doch völlig um sich selbst, anstatt das Stadtbild objektiv bewerten zu können. Einzig (und ausgerechnet!) die Amsterdamer Kollegin äußert sich positiv zu dem Entwurf. Bei uns in Baden-Baden gibt es eine solche Kommission auch. Da gelingt es ihnen zwar meist, die allerschlimmsten Entgleisungen zu korrigieren, aber wenn für einen einfältigen Betonklotz mal wieder ein schöner Altbau platt gemacht wird, verliert dazu niemand auch nur jemals ein Wort. huh:)

    Zurück zum Thema: Man könnte seine Meinung zu den Aussagen über die Mozartstraße 4 in der "Abendzeitung" ja an die Kommission direkt richten. Siehe hier unten per Mail unter Kontakt: https://www.muenchen.de/rathaus/Stadtv…t/KfS-Info.html Ein Effekt wäre hieraus sicher nicht zu erwarten, aber so würden sie vielleicht mal sehen, was andere Leute so denken.

    Interessant sind übrigens die auf dieser Webseite in der Einleitung oben genannten Projekte wie (der geplante Umbau des) Gasteigs und (der realisierte Neubau des) Pschorr-Hauses, mit denen sich diese Kommission in der Vergangenheit beschäftigt hat. Das sind bezeichnenderweise zwei Beispiele, die sich in ihrer Realisierung kaum schlimmer aufs Stadtbild auswirken könnten! So viel also zur Expertise der Kommission! :kopfschuetteln:

    „Sollt ich einmal fallen nieder, so erbauet mich doch wieder!“ (Inschrift am Schwarzhäupterhaus in Riga)

    Nach Baden-Baden habe ich ohnedies immer eine Art Sehnsucht.
    Johannes Brahms (1833-1897)

  • Ich hab mal gegoogelt wer diese Komissionsmitglieder sind.Klar alles Architekten der Moderne.Was will man von diesen Leuten da auch anderes erwarten.Na ich bin gespannt was nun am Ende da herauskommt.

  • Halbwegs normal empfindende Menschen müssen es erst einmal begreifen: sie wollen es einfach nicht - das schöne, harmonische, zusammenpassende, ja "geheilte" Stadtbild. Das macht ratlos, so wie einen Arzt der Patient ratlos macht, der überhaupt nicht gesund werden will, weil er es eben besser findet, krank zu sein.

    Und: sie sind die Gestaltungskommission und sitzen an den Schalthebeln der Macht.

    Vielleicht würden geeignet konzipierte Meinungsumfragen in solchen Situationen hilfreich sein, denn man gelangt in einen Bereich, wo man mit Argumenten kaum mehr weiterkommt. So könnte man immerhin nachweisen, dass die Gestaltungskommission eine (gleichwohl schlagkräftige) Minderheit vertritt - im Bereich der Stadtgestaltung, der nun einmal jeden Menschen betrifft.

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Diese Gestaltungskommission macht genau das Gegenteil von dem, was ein normaldenkender Mensch mit Hausverstand denken würde, wofür sie da sein sollte. Das haben wir Bürger (und leider etwas spät, aber immerhin auch die Stadträte) in Dresden bemerkt, was diese unsägliche Gestaltungskommission alles torpediert hat. Diese rein ideologisch besetzten Gestaltungskommissionen sind die Böcke, die man (Bauverwaltung) als Gärtner einsetzt und daher darf man sich nicht wundern, wenn unsere Stadtbilder überall von diesen Böcken verwüstet werden.

    Naja, zum Glück hat diese Gestaltungskommission keine verbindliche Wirkung: Wenn ich der Architekt wäre, würde ich bei der nun 2. Runde mit den "Nachbesserungen" jetzt sogar noch das eine oder andere Türmchen mit glasierten Ziegeln und einem riesengroßen, schmiedeeisernen Wetterhahn darauf den Böcken vorlegen und fragen, ob ich noch einmal nachbessern soll, da mir auch noch ein paar Ideen gekommen sind wie ich den vis-a-vis liegenden Plattenbau an die Umgebung anpassen könnte...:biggrin:.

  • Man könnte sie auch mit ihrem eigenen üblichen Argumenten schlagen: Das historisierende Gebäude sorgt doch für Kontraste, die sie ja selbst immer so lieben, wenn sie wieder einen Klotz zwischen Altbauten setzten dürfen.

    Hat die Schönheit eine Chance-Dieter Wieland

  • Das hat ja auch eine gewisse innere Logik: Die Gestaltungskommissionen vertreten die "gute Gestaltung". Und das ist aus ihrer Sicht das, was in den Architekturfakultäten als gut beigebracht wird: Klare Linien, Reduktion auf das "Wesentliche", Transparenz, "Ehrlichkeit", Eindeutigkeit, Fokussierung auf das funktional notwendige, "less is more", mit den Eigenschaften des Materials arbeiten usw. So hab ich das zumindest mal gelernt. Und auch, dass der Architekt da einen Erziehungsauftrag habe.

  • Das hat ja auch eine gewisse innere Logik: Die Gestaltungskommissionen vertreten die "gute Gestaltung". Und das ist aus ihrer Sicht das, was in den Architekturfakultäten als gut beigebracht wird: Klare Linien, Reduktion auf das "Wesentliche", Transparenz, "Ehrlichkeit", Eindeutigkeit, Fokussierung auf das funktional notwendige, "less is more", mit den Eigenschaften des Materials arbeiten usw. So hab ich das zumindest mal gelernt. Und auch, dass der Architekt da einen Erziehungsauftrag habe.

    Ruth Berktold ist dafür ein ganz "tolles" Beispiel, die seit 2002 an der Hochschule München lehren darf, in dieser Gestaltungskommission sitzt und zu deren Werk das hier gehört:

    https://www.yes-arc.com/projects/residential.html

    Es ist ein Trauerspiel, dass solche Menschen, die ideologisch völlig festgefahren sind, das Antlitz einer Stadt bestimmen sollen.

  • Mich würde mal interessieren, warum die heutige Architektur sich Weitestgehend von klassisch, traditionellen Formen so weit entfernt hat? Ja, sie werden direkt bewusst abgelehnt Bzw schon verdrängt.In der modernen Architekturwelt haben sie heute fast schon keine Daseinsberechtigung mehr.Ein traditioneller Architekt hat heutzutage keinen leichten Stand sich mit seinem Stiel durchzusetzen.Um Erfolg zu haben muss er sich dem modernen Zeitgeist irgendwie anpassen und mit dem Strom treiben,entgegen seiner inneren Überzeugung.Ich denke,nur sehr wenige traditionelle Architekturbüros die schon einen Rang und Namen haben, können sich auf dem Markt gegen die vorherrschend und bestimmende Moderne noch hier und da behaupten .

    Kann man inzwischen in der Welt der Architektur,schon von einer Art ,"Diktatur der Moderne"sprechen?Profitieren vielleicht bestimmte Kreise auf der Welt von der Moderne?-Da sie so auffällig stark vorangetrieben und durchgesetzt wird.

    Könnte nicht dadurch die Individualität der Architektur verloren gehen und letzendlich sich auf eine weitestgehende Vereinheitlichung der Formensprache reduzieren?

  • Mich würde mal interessieren, warum die heutige Architektur sich Weitestgehend von klassisch, traditionellen Formen so weit entfernt hat?

    Aktuell durch die Besetzung der Hochschulposten mit Linientreuen. Ist aber zunehmend in anderen Fachrichtungen ähnlich. Historisch, also warum es so weit kam, wäre die Entwicklung eine Untersuchung wert.

    Um Erfolg zu haben muss er sich dem modernen Zeitgeist irgendwie anpassen und mit dem Strom treiben

    In Zeiten der Cancel Culture betrifft das weitgehend alle relevanten Berufszweige. Welcher Journalist, welcher "Fernseh-Promi", welcher Schauspieler, welcher Schriftsteller... kann sich noch erlauben, gegen den Zeitgeist zu argumentieren, ohne einen "Shitstorm" auszulösen und berufliche Probleme zu bekommen?

    Profitieren vielleicht bestimmte Kreise auf der Welt von der Moderne?

    Selbstverständlich. Ohne Profit würde der Modernismus nicht existieren. Genormte, industriell hergestellte Formen entsprechen eben den Interessen einer globalen Bau- und Anleger-Maschinerie. Zudem werden ideologische Ziele verfolgt, was immer wieder bei Debatten zu Rekonstruktionsobjekten zu beobachten ist. Ein positiver Rückgriff auf Geschichte ist nicht gerne gesehen.

    Könnte nicht dadurch die Individualität der Architektur verloren gehen und letzendlich sich auf eine weitestgehende Vereinheitlichung der Formensprache reduzieren?

    Nicht nur Individualität, sondern vor allem auch der Ortsbezug. Und Vereinheitlichung entspricht sowohl den Interessen des Kulturmarxismus wie der globalen Oligarchie. Mich wundert allerdings das "könnte" in der Frage. Das ist doch offenkundig. Sollte es jedenfalls sein. Vor allem für jemanden, der sich seit Jahren mit dem Thema beschäftigt und seine Sinne schärft, indem er in diesem Forum angemeldet ist.