München - außerhalb der Altstadt

  • Auch wenn keine traditionelle Architektur genutzt wird, möchte ich euch kurz den derzeit größten im Bau befindlichen Neubau Münchens vorstellen. Den Neubau der sog. „BMW-Welt“ ( http://www.bmw-welt.com/\r
    http://www.bmw-welt.com/ ) unserer geliebten Wiener Freunde von Coop Himmelb(l)au. Das Gebäude wird im Sommer 07 eröffnet werden und soll Auslieferungs-, Verkaufs-, Tagungs- und Gastronomiezentrum in einem sein.

    Der Neubau wird am Olympiazentrum direkt neben dem BMW-Tower und BMW-Museum (die ich für gelungenere Beispiele moderner Architektur halte) errichtet. Hier das Bauschild:

    An sich fand ich die Planungsentwürfe für einen modernistischen Bau recht gut, wenn auch ein wenig überdimensioniert. Positiv ist auf jeden Fall, dass der Bau zum Glück nicht in der Altstadt sondern außerhalb erbaut und nur von Schnellstrassen und Nachkriegsbauten umgeben ist, so dass er in seiner Umgebung nicht groß stört.

    Nun 4 aktuelle Photos von gestern:

    Mein momentaner Eindruck ist, wie häufig bei Glaskästen, vorwiegend der von einem schwarzen Loch. Der Bau absorbiert so viel Licht, dass man nicht vor einem Glaskasten, sondern vor einem schwarz angestrichenen Haus zu stehen meint. Vielleicht wird dies nach Fertigstellung noch durch eine entsprechende Beleuchtung kompensiert.

  • Danke für die Eindrücke.

    Ich bin auch der Ansicht, dass man an dieser Stelle durchaus so bauen kann.

    Wobei mir nach wie vor, im Gegensatz zum Zylinder-HH, nicht klar ist, was dieses Gebäude mit BMW zu tun hat - könnte genauso gut ein normales Museum, eine Messehalle, oder sonst was sein.

    Die Wildheit und das Organische des ursprünglichen Modells hatte mir eigentlich gefallen (das Material natürlich weniger), das Ergebnis ist allerdings sehr bescheiden.

    Es ist der typische Betrug der Glas-Stahl-Fraktion, wo die Renderings stets Atmosphären zeigen, die später nicht erreicht werden können. Auch hier dominiert auf dem Modell weiß und hellblau. Das gefällt natürlich, zumal in Bayern. Die Innenräume sind lichtdurchflutet, über die Glasfassaden ziehen sich Farbverläufe, das ganze Objekt scheint zu leuchten - nichts davon wird eingehalten.
    Als richtigen Betrug kann man den kurzen Vorhang bezeichnen der vom Dach fällt: Auf dem Rendering suggeriert er helles, fast transparentes Material, das ein intensives, verlaufendes Hell-Dunkel-Spiel ergibt. Im Ergebnis sind es vorgehängte graue Betonplatten, die niemals auch nur ansatzweise so aussehen werden wie auf dem Modell. Da würde ich mir als Bauherr verarscht vorkommen.

    Einzig die gedrehte Spindel mag vermutlich im Ergebnis zu gefallen.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Peter Cornelius hat ja auch Goethes Faust illustriert... weiß jemand, ob es eine Faust-Ausgabe mit diesen Illustrationen gibt? Und wenn ja welche?

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Zitat von "thommystyle™"

    ...und noch a Frage: stimmt das eigentlich das die Börse aus ihrem Gebäude ausziehen muss?

    Ja, anscheinend schon. Vor Weihnachten hatte ich einen Artikel hierzu in der Zeitung gelesen. Das Gebäude soll in diesem Jahr umfassend saniert werden, so dass der Börsenbetrieb dort zeitweise nicht stattfinden kann. Wohin die Börse dann ausweicht, weiß ich nicht. Nachdem ich den Artikel gelesen hatte, wollte ich mehr darüber herausfinden, habe allerdings im Internet auch keine weiteren Informationen gefunden. Vor allem würde mich interessieren, ob die verlorengegangenen Kuppeln vielleicht wieder rekonstruiert werden. Vermutlich nicht, aber schaun mer mal.

    Zur Information, hier der Vorkriegszustand:


    Quelle: http://www.Bildindex.de">http://www.Bildindex.de

    und hier ein Wiki-Bild der heutige Situation:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:B%C3%B6rse-quer.jpg\r
    de.wikipedia.org/wiki/Bild:B%C3%B6rse-quer.jpg

  • Wie so oft fehlt die Dachlandschaft. Der häufigste Verlust bei Altbauten, noch vor dem Stuck.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Naja, wenn man die Teile für sich sieht, dann gehts ja eigentlich. Als Füllbauten in einer Fußgängerzone oder so, wären sie durchaus passabel. Aber in diesem Fall sieht das ja wohl anders aus... :augenrollen:

  • Die moderne überformung am Lorenzistock hätte es nicht gebraucht. Hier hätte man sicher mit wenig Aufwand eine ansprechende -auch der Nachbarschaft zum Dallmayer gerecht werdende Lösung - Lösung finden können. Besonders das Glasdach mit der aufgepappten Folie? und diese riesige Eingangstür stoßen auf.
    Was innen alles "ausgehöhlt" worden wäre auch mal interressant. Das Gewölbe ist jedenfalls noch vorhanden.
    Mich würde mal der Vorkriegszustand interressieren...

  • Ich möchte hier kurz eine der zahlreichen Kasernen im Münchner Stadtgebiet vorstellen. Vor etwa 200 Jahren war die Münchner Altstadt von zahlreichen Kasernenbauten umgeben. Am Deutschen Museum gab es zwei Kasernen, am Hofgarten eine, eine auf dem Areal der späteren Maximilianstraße. Alle diese Kasernen sind mittlerweile verschwunden (z.T. durch das Wachsen der Stadt, durch Zerstörungen im 2. Weltkrieg, durch Veränderungen im Kriegswesen usw.). Nur von einer einzigen der Innenstadtkasernen sind noch Gebäudereste erhalten.

    Bei dieser Kaserne handelt es sich um die Türkenkaserne, auch Prinz Arnulf Kaserne oder Neue Infanteriekaserne genannt. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde mit dem Bau begonnen, der allerdings kleiner als geplant ausfiel, da der neue Regent Ludwig I. in diesem Areal Museumsbauten (Glyptothek, Pinakotheken) errichtete und die Kaserne als störrend empfand.
    Bis 1919 war hier das 1. Bayerische Infanterie Leibregiment stationiert, die Elitetruppe der Bayerischen Armee (in diesem Regiment dienten u.a. Thomas Mann, Ritter von Epp und Graf von Arco auf Valley (Mörder von Kurt Eisner), sowie mehrere führende Mitglieder der NSDAP.
    Hitler plante die Kaserne abzureisen um hier einen Aufmarschplatz zwischen geplanten "Führergrabmal", einer "Halle der Partei" und einem Parteimuseum zu errichten.
    Im 2. Weltkrieg wurde die Anlage schwer beschädigt und nach und nach abgerissen. Heute befinden sich auf dem Areal die Pinakothek der Moderne, das Museum Brandhorst und ein Institutsgebäude der LMU.

    Von dem ehemaligen Kasernenanlagen ist nur noch das Eingangstor erhalten:


    Hier die Rekonstruktion der Kaserne:

    Rot umrahment das heute noch erhaltene Türkentor, blau das Areal des Museums Brandhorst, die restlichen ehemaligen Bauflächen sind bislang unbebaut ...

    Die erhalten Reste des Türkentores sollen für 300.000 € restauriert werden, meiner Meinung nach sollte wenigsten der 13achsige Torbau wieder errichtet werden

  • Gäbe ein prima Studentenwohnheim ab... in der Richtung ist München doch eh sehr aktiv. Und im Inneren könnte man weitere Universitätsgebäude bauen...

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Wenn ich richtig verstehe, ist das jetzt aber nur ein Vorschlag, eine Idee von "PB". Konkrete städtische Planungen für das Areal sind hingegen noch nicht vorhanden?

  • PB geht das Museum Brandhorst nicht bis an die Reste der Türkenkaserne heran? Also ein Wiederaufbau der 13achsigen Hauptfront ist meiner Meinung gar nicht machbar, obwohl wünschenswert, da der Rest der Front recht verstümmelt aussieht.
    Booni
    Das Innere ist bereits belegt durch die Neue Pinakothek und drei Baublöcke für die wissenschaftliche Sammlung des Bayrischen Staates, für das naturwissenschaftliche Institut sowie ein naturwissenschaftliches Museum.
    Heimdall
    konkrete städtische Planungen sehen wie PB sagt eine Restaurierung des Türkenkasernenfragments vor, die anderen Bauten stehen bereits oder sind im Bau. Ein Wierderaufbau von Teilen der Türkenkaserne wurde glaube ich noch nie diskutiert. Ich kenne nur schon jahrzehntelange Diskussionen darüber, wie das Türkenkasernengelände zu nutzen ist.
    Nachzulesen in dem sehr interessanten Buch über den Bau der Pinakothek der Moderne......"Pinakothek der Moderne" zur Eröffnung erschienen.

  • Womit hat es das Tor verdient, nicht abgerissen zu werden? So, wie es jetzt aussieht und wie es da einsam zw. den Büschen steht, scheint man sich ja nicht sonderlich darum gekümmert zu haben...

  • In den mir bekannten Nachkriegsplanungen wurde immer mit dem Tor geplant......wahrscheinlich der/ des Inschrift/ Wappen wegen, die über dem Tor angebracht ist.
    Aber so ein Erhalt von Fragmenten ist in München nicht neu, die Bayrische Staatskanzlei wurde um das Fragment des Armeemuseums gebaut. Dieses stand auch fast 50 Jahre ohne Sinn und Zweck am Hofgarten herum.

  • Also eine Reko der Kaserne im Innenstadtbereich halte ich weder für wünschenswert noch für sinnvoll. Viel eher sollte man das erhaltene Eingangstor angemessen in einen traditionellen Neubau integrieren.

  • Als Kaserne würde ich das Gebäude auch nicht rekonstruiert haben wollen, aber wie Booni bereits geschrieben hat als Studentenwohnheim mitten in der Stadt... :zwinkern:
    unter Willkommen beim Museum Brandhorst im Kunstareal in München - Museum Brandhorst findet man einen Lageplan der zeigt das selbst der 13-achsige Torbau nicht rekonstruierbar ist :( da der Baukörper des Museums knapp die Hälfte der Längsseite an der Türkenstraße für sich in Anspruch nimmt entweder müsst man das Tor verschieben oder an das Museum Brandhorst anbauen
    übrigens wie immer tolle Arbeit PB:daumenoben: