• Glaub mir, die Politiker sind ebenso fassungslos - zumindest jene die ich kenne. Das Haus ist unter Denkmalschutz gestanden, warum dieser aufgehoben wurde, wird sich wohl so schnell nicht wirklich klären lassen.

  • So, ich habe heut in der früh mit einem mir bekannten Stadtrat telefoniert und es wird auch Thema im Rathaus werden. Hier ist nun zu hoffen daß die Ratsherren mehrheitlich empfindliche Sanktionen gegen diesen "Investor" beschließen.
    Hier muß einfach mal ein Exempel statuiert werden um weitere Bauherren von ihren teils ilegalen Machenschaften verschreckt. Mir wäre es ja am liebsten daß entsprechender "Bauherr" zumindest die Fassade wieder originalgetreu herzurichten hat - das sind allerdings wohl rechtlich immer etwas knifflifge Sachen die man prüfen muß ob sie denn auch Erfolg haben.

    LG
    Henry

  • Hier muß einfach mal ein Exempel statuiert werden um weitere Bauherren von ihren teils ilegalen Machenschaften...

    Aber dieser Abriss war ja wohl nicht illegal, sondern genehmigt. Oder? Hier liegt also das Problem nicht nur in der Gier der Investoren, sondern auch den Versäumnissen der Politiker, die keinen Ensembleschutz bzw. keine Gestaltungssatzungen für neu entstehende Bauvorhaben beschließen.

  • Es hatt meines Wissens nach eine Baugenehmigung gegeben, diese bedeutet aber nicht gleichzeitig auch eine Abrissgenehmigung. Hinter der historischen Fassade hätt er ja machen können was er will.

  • Das Haus ist unter Denkmalschutz gestanden, warum dieser aufgehoben wurde, wird sich wohl so schnell nicht wirklich klären lassen.

    Zu Türkenstraße 52 steht in Wikipedia - Liste der Baudenkmäler in der Maxvorstadt:
    "Neubarock, mit Erker, 1882/83 erbaut von Heinrich Lehmpuhl
    2008 aus der Denkmalliste gestrichen wegen baulicher Veränderung 1947–1950 am Obergeschoss und Dachstuhl sowie wegen Umbauten des Treppenhauses und der Schaufenster im Erdgeschoss in den 1960er-Jahren."

  • Zu Türkenstraße 52 steht in Wikipedia - Liste der Baudenkmäler in der Maxvorstadt:"Neubarock, mit Erker, 1882/83 erbaut von Heinrich Lehmpuhl
    2008 aus der Denkmalliste gestrichen wegen baulicher Veränderung 1947–1950 am Obergeschoss und Dachstuhl sowie wegen Umbauten des Treppenhauses und der Schaufenster im Erdgeschoss in den 1960er-Jahren."

    Ja, das sind immer so die offiziellen Erklärungen, genau wie einst in der Sailerstraße. Als wenn sich bauliche Veränderungen nicht rückgängig machen lassen würden.

    Ich für meinen Teil habe da ganz andere Vermutungen......aber wenn ich die hier schreibe, krieg ich die nächsten Tage Post vom Anwalt stickpoke:)

  • Ein Münchner Forist könnte bei Gelegenheit die dort aufgelisteten Objekte fotografieren und vorstellen. Damit wir sehen, was München in den nächsten Jahren noch alles an Abrissen blühen könnte. (Natürlich in der Hoffnung, dass kein Immobilienhai mitliest und erst auf Ideen kommt.)

  • Ein Münchner Forist könnte bei Gelegenheit die dort aufgelisteten Objekte fotografieren und vorstellen. Damit wir sehen, was München in den nächsten Jahren noch alles an Abrissen blühen könnte. (Natürlich in der Hoffnung, dass kein Immobilienhai mitliest und erst auf Ideen kommt.)


    Es ist in München eine seltsame Geschichte - selbst Statdräte wissen oftmals erst vom Baugeschehen wenn plötzlich Häuser abgerissen wurden. Aber es ist auch irgendwo ein Filz bei der Stadt München - die brauchen offiziell dringend Mitarbeiter, nur, bewirbt sich einer dort, bekommt er dann recht bald eine standardtgemäße Absage. Da stimmt irgendwas nicht.

  • Ein Münchner Forist könnte bei Gelegenheit die dort aufgelisteten Objekte fotografieren und vorstellen. Damit wir sehen, was München in den nächsten Jahren noch alles an Abrissen blühen könnte. (Natürlich in der Hoffnung, dass kein Immobilienhai mitliest und erst auf Ideen kommt.)

    Ich könnte exemplarisch ein paar auswählte Häuser aus der Liste der gestrichenen Baudenkmäler fotografieren (z.B. diejenigen in der Herzogspitalstraße und Kardinal-Faulhaber-Straße in der Altstadt) und in diesen Strang einstellen. Allerdings komme ich frühestens Ende kommender Woche dazu. Wäre wirklich mal interessant zu sehen, wie sich diese Kandidaten (zumindest äußerlich) darstellen.

    „Sollt ich einmal fallen nieder, so erbauet mich doch wieder!“ (Inschrift am Schwarzhäupterhaus in Riga)

    Nach Baden-Baden habe ich ohnedies immer eine Art Sehnsucht.
    Johannes Brahms (1833-1897)

  • Ich fürchte, solange in München die Entwicklung des Immobilienmarkts so weitergeht, werden wir uns in den kommenden Jahren noch von einigen der hier gezeigten Gebäude verabschieden müssen.

    "Mens agitat molem!" "Der Geist bewegt die Materie!"

  • Die meisten aus der Denkmalliste gestrichenen Gebäude dürften hier zu finden sein: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der…in_M%C3%BCnchen
    Beispiel Hans-Sachs-Straße 1 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Hans…%C3%BCnchen.jpg
    u.a. wegen vereinfachter Fassade. Den fehlenden Stuck könnte man u.U. wieder aufbringen.

    Das ist ja das Perfide: irgendjemand schafft heimlich Tatsachen, indem er Teile eines denkmalgeschützten Hauses verändert und dann kommt irgendwann das Denkmalschutzamt und hebt den Denkmalschutz gleich ganz auf, weil das Haus ja "kaum mehr denkmalwürdige Substanz aufweist". Damit wird die Schutzfunktion, die ja die eigentliche Aufgabe des Denkmalschutzes wäre, ad absurdum geführt und abrisswillige Besitzer geradezu animiert, den Denkmalschutz auf diese Art zu unterlaufen... logischer und besser wäre es, die Besitzer anzuhalten, den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen, anstatt sich auf einen reinen Substanzfetischismus zurückzuziehen.
    Bzgl. einiger aus der Denkmalschutzliste gestrichener Gebäude besteht immerhin noch Ensembleschutz, aber ob der viel bewirkt, sei dahin gestellt...

    Einen besonders kuriosen, ja geradezu lächerlichen Fall stellt das Haus Kardinal-Faulhaber-Straße 6 dar: es wurde ebenfalls aus der Denkmalschutzliste gestrichen mit dem Argument, es sei "aufgestockt und innen stark erneuert". Nun ist dieses Haus ursprünglich mal ein barockes Adelspalais gewesen (ein kleines und bescheidenes zwar, aber immerhin) und war um 1720 durch den Umbau von zwei vorher an dieser Stelle befindlichen Bürgerhäusern entstanden. Es wurde Palais Spreti genannt, da es zeitweise dem italienisch-bayrischen Adelsgeschlecht von Spreti gehörte. Das Haus hatte ursprünglich nur zwei Obergeschoße, wurde aber nach einem Besitzerwechsel nach 1863 um ein weiteres Geschoss aufgestockt.
    Hier eine Ansicht von ca. 1910 (Haus ganz links): https://stadtarchiv.muenchen.de/scopeQuery/bil…EID=10&SQNZNR=1
    Man sieht deutlich, dass die Aufstockung zu diesem Zeitpunkt bereits erfolgt war. Nach schweren Beschädigungen im 2. Weltkrieg baute man das Haus zumindest äußerlich mehr oder weniger wieder so auf, wie es vor dem Krieg ausgesehen hatte, innen gestaltete man es neu. Auf dieser Grundlage wurde es in den 70ern, nach Einführung der Denkmalschutzgesetze, unter Denkmalschutz gestellt. Von der originalen Barockausstattung war schon lange vor der Zerstörung nichts mehr da gewesen, weil das Haus ab 1916 von einer Bank genutzt wurde (Teile der Originalausstattung befinden sich im Bayerischen Nationalmuseum). Das Innere hatte also auch zum Zeitpunkt der Unter-Denkmalschutz-Stellung schon keinen historischen Wert mehr, es war ja auch, wie oben geschrieben, nach den Kriegszerstörungen neu gebaut worden. Nach einer weiteren Renovierung vor vielleicht 10-15 Jahren, bei der das Innere nochmal komplett neu gestaltet wurde, kam das Denkmalschutzamt schließlich auf die Idee, dass das Haus nicht mehr genügend historische Substanz aufweisen würde, außerdem aufgestockt worden wäre und somit nicht mehr dem Originalzustand entsprechen würde, weswegen es keinen Denkmalschutz mehr verdiene. Dass das Haus bereits im 19. Jahrhundert aufgestockt worden war und mit genau diesem Aussehen auch unter Denkmalschutz gestellt worden war, interessierte anscheinend niemand mehr. Das ist nicht nur ein Schildbürgerstreich, sondern auch eine unglaublich armselige Argumentation! Wenn dieser Verlust an Innensubstanz so wichtig gewesen wäre, hätte man es gleich nicht unter Schutz stellen dürfen und hätte auch viele andere Gebäude, von denen ebenfalls nur die Fassaden übrig geblieben waren (oder sogar rekonstruiert worden sind), niemals unter Denkmalschutz stellen dürfen!

    Hier ein Bild des heutigen Aussehens, man vergleiche es bitte mit dem Aussehen im historischen Bild oben:

    (Wikipedia Commons, Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported, Autor: AHert)

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • https://audiothek.ardmediathek.de/items/88069556

    Ein Beitrag über den Münchner Wiederaufbau, insbesondere der Alten Pinakothek durch Hans Döllgast. Dessen kontroverser Ansatz , wer das Gebäude noch nicht kennt, war die Spuren des Krieges hervorzuheben und zu integrieren und nicht den ursprünglichen Glanz von Klenzes wiederherzustellen. Aber eben auch nicht das schadhafte Gebäude als ungenutzte Denkmalruine einfach stehen zu lassen oder abzuräumen.

  • Dessen kontroverser Ansatz , wer das Gebäude noch nicht kennt, war die Spuren des Krieges hervorzuheben und zu integrieren und nicht den ursprünglichen Glanz von Klenzes wiederherzustellen.

    Dieser Ansatz ist komplett mißglückt. Als ich 1984 zum ersten Mal in München war und das gesehen habe, dachte ich - ohne irgendwas über die Kriegszerstörung und den Wiederaufbau durch Döllgast zu wissen: "Was ist das denn für ein verkorkstes Flickwerk?!"

  • Das ist wieder dieser unsägliche Fetischismus der Ereignisgeschichte: Anstatt Bauwerke als Ausdruck des Geistes und der Kultur einer Epoche zu verstehen (also nach der Geistes- und Kulturgeschichte), werden sie einfach als Dokumente für historische Ereignisse genommen. Am Ende kommt dann so ein verkorkster Mist raus.

  • Am Ende kommt dann so ein verkorkster Mist raus.

    Das ist nicht nur verkorkst, sondern verkopft. Und ich vermute, dass in fast keinem anderen Land der Erde eine solche Kopfgeburt entstünde. Insofern ist das ja schon wieder "typisch deutsch". :zwinkern:

  • Ich kann dir zwar grundsätzlich zustimmen, du solltest deinen scharfen Ton aber trotzdem mal etwas zurückfahren. Das kommt ja schon Hassreden gleich.

    Hat die Schönheit eine Chance-Dieter Wieland