München - außerhalb der Altstadt

  • Hier noch ein paar Informationen zum Bauträger:

    linsmayerprojekte.de/aktuelle-projekte#herzogstr-49

    Nach dem Bildern aus der Bauphase ist es eher Betonbunker als Plattenbau.

    Dort heißt es nur:
    "Abbruch Bestand und Neubau eines Wohnhauses mit Tiefgarage"

    Ich kann mich nicht erinnern, dass Plattenbauten aus der Nachkriegszeit Tiefgaragen hatten.



    Da gibt es aber auch 4 unterschiedliche Ebenen:
    Erdgeschoss, 1. Obergeschoss, einen Mittelteil und ein zweigeschossiges Dach, das sich zwar als Flachdach entpuppt, aber bei alltäglichem, ungenaueren Hinsehen ein Spitzdach ist.

    Ich wollte nur zeigen, dass es mir bei Plattenbauten nicht bekannt ist, dass es so viele verschieden aussehende Etagen gibt. Weiter gibt es bei diesem Beispiel noch ein Gestaltungselement an der Straßenkreuzung rechts oben am Dach, wo der Mittelteil etwas nach oben ragt und es eine Art Plattform gibt. Und mir ist es fremd, dass bei Plattenbauten mit Dachziegeln gearbeitet wurde.

    Vielleicht erinnert die Fenstersprossung und die Form der Fenster von der Herzogstraße in München an einen Plattenbau, aber sonst nichts.

  • Noch nicht einmal das erinnert mich an den Plattenbau. Die Vorstellung von einem Plattenbau hat mit dem Neubau Herzogstraße 49 für mich absolut überhaupt gar nichts gemeinsam.

    Es ist kein Plattenbau, "Plattenbau" ist einfach nur zu einem Begriff für alles geworden, was schlecht ist.

    Ganz ehrlich, der Neubau ist gerade noch "ok". Das liegt wahrscheinlich hauptsächlich am Dach, was das einzige ist, was irgendwie eben "Ok" ist und dadurch das ganze Gebäude irgendwie "ok" macht. Ich hätte es besser gefunden, wenn man den Altbau behalten hätte und hier eine Fassadenrekonstruktion gemacht hätte.

    In Deutschland gibt es wirklich eine Rekonstruktions-Kultur, die es hier in Österreich nicht gibt. Dadurch leihen sich viele Neubauten auch Elemente von Altbauten ab. Ich muss sagen, ich finde das eigentlich recht gefährlich für den tatsächlich alten Bestand, da dann das Risiko besteht, dass Altbauten durch pseudo-alte Häuser und Disneylandarchitektur ersetzt werden und man es als in Ordnung empfindet, oder "mehr in Ordnung" empfindet, als wenn es ein total moderner Klotz wäre. Sprich: Die Stimme gegen den Abriss von (manchen) Altbauten wird leiser … SEHR gefährlich! – merkt euch meine Worte in 10 Jahren dann.

    2 Mal editiert, zuletzt von Sean Apollo (2. Januar 2017 um 03:28)

  • München - Thalkirchner Straße/Ecke Brudermühlstraße

    Studentenwohnheim nach umstrittenem Entwurf wird nach jahrelangem Tauziehen nun doch gebaut

    Es ist sicherlich gefälliger als des was da zuvor gestanden ist, man hätt aber mehr daraus machen können.

  • Zitat von Stephan Riedel

    München - Thalkirchner Straße/Ecke Brudermühlstraße

    Studentenwohnheim nach umstrittenem Entwurf wird nach jahrelangem Tauziehen nun doch gebaut


    sueddeutsche.de/muenchen/sendl…-fuer-studenten-1.2895759


    Leider entspricht der Bau nicht mehr der Abbildung im verlinkten Zeitungsbericht. Man hat den Entwurf ja bereits vor Jahren "glattgebügelt". Das Dach ist nun platt und die Erker sind flacher.

    Das ist der Entwurf, nach dem gebaut wird: http://abload.de/img/studentenheim_untersevvuno.jpg

    Ich bin sehr gespannt, wie das am Ende, mit dem Betondach, aussieht.

  • Interessant, was ein bisschen Farbe ausmacht. Vorher - für mich - in der Wirkung ´gemütlich-süddeutsch´, jetzt ´hanseatisch-kalt´.

  • Hat mir vorher vom Farbton her besser gefallen. Aber so oder so sieht das Gebäude sehr passabel und ansehnlich aus. Eines der wenigen brauchbaren und denkmalschutzwürdigen der nach 1945 entstandenen Gebäude in M.

  • Hat mir vorher vom Farbton her besser gefallen.

    Abwarten, es dauert nicht lange und es erscheint im gemütlichen Matschgrau :biggrin:

    Aber es ist seltsam, schon um 1900 wußte man daß Gebäude im kalten weiß bei schlechtem Wetter ungemütlich und abweisend aussehen, was viele Bauherren da zu veranlaßte ihre Gebäude in Elfenbeintönen zu streichen. In den 90iger Jahren kam dann die Mode mit "Mais 16" auf, ein Farbton zwischen gelb und orange - dies finde ich nun auch wieder etwas übertrieben, jedoch hätte dem Gebäude am Lenbachplatz ein cremfarbender Anstrich gutgetan.

  • Wenn ich dieses Gebäude sehe, dann fällt mir eine Diskussion wieder ein, die ich deswegen schon vor 20 Jahren mit einer Architekturstudentin in München führte. Ich weiß noch, daß sie damals das Bauwerk als "Verbrechen" bezeichnet hat, da es aus ihrer verquerten Sicht ein historisierendes und unauthentisches Konstrukt darstellte. Sie war damals noch an der Fachhochschule und ich bekam zum ersten Mal einen Eindruck davon, welcher Gehirnwäsche unsere Architekturstudenten ausgesetzt sind. Sie war nämlich ansonsten ein recht normales und nettes Mädchen und man merkte sofort, daß ihr diese Gedanken eingeimpft worden sind.
    Sie hat mir auch das erste Mal davon erzählt, daß ihr Prof zu konservative Entwürfe auf den Boden zu schmeissen pflegte.

    Kein Wunder, daß solche Bauten in den letzten Jahrzehnten die Ausnahme bildeten.

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • Es war ein Gebäude, das damals so eigentlich nur in München entstehen konnte. Die barockisierende Gestalt wurde durchaus wahrgenommen und akzeptiert; eine der Begründungen für diese Baugestalt war, dass mit diesem Neubau am ehesten Maß und Ausstrahlung der Vorkriegsbebauung wiederaufgenommen würden. Soweit ich mich erinnere, forderte damals niemand Kontrast, Provokation, Zeichensetzen. U.a. verdankte München dieser Ausnahmehaltung der Bauschaffenden seinen Aufstieg zur heimlichen Hauptstadt jener Jahrzehnte.

  • Es war ein Gebäude, das damals so eigentlich nur in München entstehen konnte.

    Ich will hier keineswegs politisieren, aber meines Wissns nach wurde dieser Bau unter dem Münchner CSU Oberbürgermeister Erich Kiesel errichtet.

  • Bei einem Standardbau aus den 70er hätte man wahrscheinlich über einen Abriss nachgedacht. Dieses Gebäude ist der beste Beweis was wirklich nachhaltige Architektur bedeutet. Wahrscheinlich wird das der einzige Bau aus der Moderne sein der das Zeitalter der Moderne überleben wird, seine zeitgenössischen Artgenossen werden hingegen durch andere belanglose Verschlimmbesserungen nach und nach ersetzt. Für den Investor von Damals die beste Entscheidung auch nach 40 Jahren eine tolles Immobilie zu haben. Als Investor würde ich nur so vorgehen........siehe auch meine Idee mit dem crownfunding :)

  • Bei einem Standardbau aus den 70er hätte man wahrscheinlich über einen Abriss nachgedacht.

    Zahlreiche Standardbauten aus den 70iger Jahren wurden auch bereits wieder abgerissen und auch dessen Nachfolgebauten werden zeitlich begrenzt sein. Bedauerlich daß man die Chancen nicht nutzt, nach dem Abriß einer 08/15 Kiste, etwas architektonisch anspruchsvolles daher zu setzen.

  • Aktuelle Meldungen aus München:

    Haus der Kunst:

    https://www.tz.de/muenchen/stadt…rt-7356050.html

    Troger Höfe (gegenüber der Villa Stuck):

    https://www.tz.de/muenchen/stadt…fe-7338925.html

    Wenn dies bereits eine überarbeitete Version ist und die Vorgängervariante selbst der Stadtgestaltungskommission zu fad war, hätte sie bei mir wahrscheinlich Brechreiz ausgelöst. Auch diese überarbeitete Variante ist schlicht und ergreifend langweilig und kommt wie alles in letzter Zeit einfach nur glatt und schleimig daher. Vor allem wird sie einfach dem Standort Bogenhausen, insbesondere gegenüber der Villa Stuck nicht gerecht...was (natürlich) zu erwarten war...

    Neubauviertel aus dem Reagenzglas:

    https://www.tz.de/muenchen/stadt…dt-7365918.html


    Wie ein Ei dem anderen gleicht sich was heute in München gebaut wird...ob wie hier in Moosach, an der Theresienwiese oder zwischen Donnersberger Brücke und Hackerbrücke...Architekten haben Farben verlernt (Formen ohnehin schon lange)...es gibt nur noch -in seiner Neutralität geradezu unübertrefflich- weiß


    Harte Zeiten...

  • Ja, dieses Neubauviertel ist natürlich unterste Kajüte. Aber da werden ja vor allem Staatsbedienstete leben müssen. Die bekommen ihr Geld von denjenigen, die solche Aufträge vergeben. Also, haben sie ruhig zu sein.

    Bei der Diskussion zum "Haus der Kunst" bekommt man mal wieder die ganze NS-fixierte Psychopathologie der alten BRD vorgeführt:

    Zitat

    Doch auch die negativen Stimmen mehren sich. „Es ist doch absurd, das Gebäude wieder so anzuschauen, wie es die Nazis gewollt haben. Ich kann nicht einfach die Bäume wegrasieren und so tun, als wenn nichts passiert wäre“, sagte Sepp Dürr (Grüne) in der vergangenen Woche im Kunstausschuss des bayerischen Landtags. „Ich möchte diesen Bruch haben, möchte den auch architektonisch spüren. Ich möchte die demokratische Antwort dort spüren“, sagte auch Georg Rosenthal (SPD).Auch Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, zeigte sich entsetzt. Sie wies darauf hin, dass es in München weitere bauliche Zeugnisse aus der NS-Zeit gebe, die untrennbar mit den Nationalsozialisten und ihren Verbrechen verknüpft seien. Vor dieser Kulisse spiele sich auch die aktuelle politische Wirklichkeit ab. Pegida und Co. gingen dort entlang ganz bewusst spazieren.

    Der ästhetische "Bruch" als "demokratische Antwort". :lachentuerkis: Ich warte mal auf den hoffentlich nicht mehr zu langen Tag, an dem sie auf dem Willy-Brandt-Haus in Berlin die rote Fahne entfernen und eine schöne Eckkuppel errichten. Als "Bruch" und Antwort des Volkes auf über 150 Jahre Bevormundung und Herunterwirtschaftung unseres Landes.
    Knobloch hingegen zeigt die typischen angelernten Reflexe. Die Frau müsste dringend zum Arzt, wenn sie ständig so entsetzt ist, hier wegen ein paar Treppenstufen und ein paar gefällten Bäumen. Und der Vergleich mit Pegida ist natürlich mal wieder unterste Kanone. Was hat Chipperfield mit Pegida eigentlich zu tun? Wenn dort mal eine Demonstration die Straße langgezogen ist, dann hat diese das ja schon vor einem möglichen Umbau getan. Insofern haben die Renovierungsmaßnahmen darauf gar keinen Einfluss.