München - außerhalb der Altstadt

  • Kann mal ein aktuelles Bild von der Baustelle machen, im Wochenanzeiger gab es auch mal einen Artikel mit einer nicht sonderlich viel hergebenden Visualisierung. Aber wie so eine Schuhschachtel im PC-Stil (den kein normaler Mensch braucht) aussieht, weiß man ja zur Genüge...

    >Mei ist des greisslich...besser man streicht die Münchner SPD von der (Denkmal)liste, diese Betonköpfe sind doch einfach nur noch verottet

  • @Walhall
    Nicht nur die Münchner SPD hat für mich schon sehr lange das Haltbarkeitsdatum deutlich überschritten. :zwinkern:
    In welchem Jahrhundert die geistig stehen geblieben sind, zeigt sich auch in der oben verlinkten Äußerung des Sozialdemokraten Wolfgang Helbig:

    Zitat

    Diesbezüglich konterte Wolfgang Helbig seinem Gegenüber Finkenzeller wegen dessen »Bunker-mit-Flachdach«-Schmähung: »Geschmack ist kein Kriterium des Paragraphen 34.« Helbig meinte, dass in München äußerste Zurückhaltung bestehe, was architektonische Neuerungen betrifft. »Es sollte mehr Mut gezeigt, nicht immer alles historisierend gebaut werden. Jede Zeit hat eben ihre Baukultur und Architektur.«


    Die Zeiten, in denen "immer alles historisierend gebaut" wurde, sind ja nun mittlerweile 100 Jahre vorbei. Und dass es "Mut" bedürfe (es fehlte nur noch die Phrase von der "Zivilcourage"), eine hässliche Betonkiste in die Natur zu stellen, kann auch nur aus einem Sozi-Hirn stammen, dass mindestens seit Jahrzehnten keine neuronale Erneuerung erfahren hat. Wobei ich nicht behaupten möchte, dass es bei vielen CSU-Leuten mittlerweile deutlich besser aussähe.

  • @ Markus

    Die CSU im Bezirksausschuss Bogenhausen hatte bei der LHS München den Antrag gestellt, den Vorbescheidsantrag für das o.g. Bauvorhaben nicht zu erteilen. Zum Schutz der im Umfeld befindlichen Einzeldenkmäler wurde ein Aufstellungsbeschluss für ein Bebauungsverfahren empfohlen.Hier war unser Mitglied, der damalige Stadtrat Brannekämper federführend beteiligt.

    Parallel dazu haben wir über den hiesigen Ortsverband München von Stadtbild Deutschland mit einem Schreiben an den damaligen OB Ude gewandt und unsere starken Bedenken gegen das geplante Bauvorhaben bekundet. Weiter haben wir über den Ortsverband im Namen des Vereins eine Pressemitteilung herausgegeben, die auch in verschiedenen Münchener Tageszeitungen veröffentlicht wurde.

    Mit Schreiben vom 24.05.2014 hat uns der damalige OB Ude geantwortet:

    .............

    "Es wurde festgestellt, dass bei Betrachtung der Umgebung inzwischen eine Reihe von Neubauten vorhanden sind, die ebenfalls an dem Flachdachthema gemessen werden müssen. Damit tritt hier die ursprünglich traditionelle Bauweise zugunsten einer eher freieren Baurechtsinterpretation immer mehr zurück.

    Die Höhenentwicklung des geplanten Einfamilienhauses bleibt zudem unter der des Bestandsgebäudes. So ist auch aus dieser Sicht keine nachteilige Auswirkung zu erwarten und es kann davon ausgegangen werden, dass sich das neue Gebäude in die Hangsituation einfügt, ohne den Kontext nachteilig zu beeinträchtigen."

    .............

    Leider hatten alle Bemühungen, die das Bauvorhaben zu verhindern versuchten, keinen Erfolg.

    Ein Bild des geplanten Neubaus werde ich nachliefern.

    Einmal editiert, zuletzt von Stephan Riedel (20. November 2014 um 17:02)

  • Letzte Woche hat der Konzertsaal-Verein seinen Entwurf für einen Bau am Finanzgarten (Galeriestraße) vorgestellt, der seiner Bezeichnung "Neues Odeon" natürlich Hohn spricht:


    "Neues Odeon", Master-Thesis von Markus Krempels, Visualisierung DIMENSIONhoch3

    http://www.konzertsaal-muenchen.de/

    Zitat

    Diese Arbeit zeichnet sich durch eine ungewöhnliche, intensive Auseinandersetzung mit dem Ort, der Topographie, der Stadtsilhouette und einer stupenden Durchdringung der komplexen Aufgabenstellung aus. darüber hinaus bietet der Entwurf sowohl konstruktive als auch gestalterisch einen sehr faszinierenden, heiteren, poetischen Ansatz.


    so Dipl.Ing. Gert F. Goergens DBW, Architekt und Stadtplaner, Stadtheimatpfleger in seiner Beurteilung. http://www.konzertsaal-muenchen.de/fileadmin/user…e_PK_11.12..pdf ...eine "stupende Durchdringung" also.... wenn die Stadt solche "Stadtheimatpfleger" hat braucht man sich nicht wundern...
    Statt darauf zu dringen, das alte Odeon zu reaktivieren, das seit Ende des Krieges einen Dornröschenschlaf verfallen ist, vor dem Krieg als einer der besten Säle Europas gerühmt wurde und nun unwürdig als überdachter Innenhof des Innenministeriums fungiert, werden mit diesem Käse(-würfel) (im wahrsten Sinne des Wortes) gleich schon einmal die Maßstäbe und Erwartungen an einen evtl später stattfindenden Architektenwettbewerb gesetzt, die nicht auf ein Mehr an gestalterischer Qualität hoffen lassen.
    Dass der Entwurf von einem Studenten kommt, zeigt wie es um die Architektenausbildung bestellt ist. :daumenunten:

    http://www.br.de/nachrichten/ob…enchen-100.html
    http://www.sueddeutsche.de/muenchen/archi…-soll-1.2263305

    Gegeninitiative:
    http://www.finanzgarten.net/

  • Sicherlich kann man sich über den Entwurf streiten. Da eine Nutzung des Innenhofs des Finanzministeriums (Standort des alten Odeons) aber wohl nicht ernsthaft in Erwägung gezogen wird, halte ich zumindest den Bau in der Galeriestraße für die beste Variante.
    Der Standort am Deutschen Museum wäre mit dem Abriss des alten Kongresssals verbunden, was überaus bedauerlich wäre. Ich hoffe, dass auch das Gasteig-Projekt vom Tisch ist. Dem Gasteig fehlt jegliche Eleganz und festliche Atmosphäre, die ich mir in der Galeriestraße auch bei einer guten modernen Architektur durchaus vorstellen kann.

  • Sicherlich ein aufschlussreiches und - für manchen - überraschendes Werk - leider sind viele Ideen Meitingers nur Vision geblieben... auch in dem Buch Wolfgang Sonne - Urbanität und Dichte im Städtebau des 20. Jahrhundert wird auf diese, für München so wichtige Arbeit, eingegangen.

  • Zum "Neuen Odeon". Mit der richtigen Beleuchtung kann man aus der alten Oma "Germanys next topmodel" machen. Bei Tageslicht sieht es schon etwas anders aus. Der Architekturstudent gibt eben architektonisch nur das wieder, was man ihm beigebracht hat. Dazu gehört etwas Illumination in den Projektbildern, was Entscheidern und Investoren wohl so etwas wie sakrale Ehrfurcht einflößen soll. So, also würde der heilige Geist tag und nacht aus jenem Wunderkristall strahlen. Die Realität dürfte eher ernüchternd wirken. Ein weiterer Glaskasten mit etwas vorgehängtem Gestänge.

  • Die gute Nachricht: der hässliche Parkhausklotz neben dem Luxushotel „Mandarin Oriental“ mitten in der Altstadt kommt weg.

    http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.neues-p…19bbdae6ca.html

    Die Projektentwicklergesellschaft Bauer & Wöhr hat für das Areal einen Architekturwettbewerb ausgeschrieben.

    1. Preis:

    Das spanische Büro Nieto Sobejano (auch verantwortlich für den Königshof Neubau)hatte den Architektenwettbewerb mit einem "avantgardistischen Entwurf" gewonnen, ein "auffälliges Unikat mit seiner futuristischen Stahl- und Glasfassade".(so die Jury) Leider kein Bild vorhanden. Soll angeblich ganz furchtbar sein!

    2. Preis: GKK Architekten

    http://www.gkk-architects.de/de/79/501.html#!501_13

    3. Preis: Münchner Architekturbüro Hild und K

    http://www.muenchenarchitektur.com/news/24-archit…5-tom-und-hilde

    und nun geschah das Wunder:

    der Projektentwickler und die Stadt entschieden sich für den 3. Preis des Büros Hild und K :wuetenspringen:

    "Stadtbaurätin Elisabeth Merk freut sich, dass man sich nun für einen Entwurf entschieden hat, der sich in die Gebäudestruktur der Altstadt nahtlos einfügt: „In einer Phase großer ökonomischer Attraktivität unserer Stadt haben wir die Aufgabe, die Identität Münchens zu bewahren, ohne uns dabei neuen Einflüssen zu verschließen. Bei zukunftsfähiger Architektur geht es darum, bestehende Qualitäten eines Quartiers wieder zu entdecken und im besten Fall sogar zu stärken. Dies wurde in dem Entwurf von Hild und K vortrefflich umgesetzt."

  • Diese sehr schöne Entwicklung habe ich letztens auch irgendwo mitbekommen, vielen Dank für die Nachricht hier. Das ist vielleicht ein kleines bisschen Entschädigung dafür, dass der Stachus mit einem anderen Hotelneubau auf Jahrzehnte verschandelt wird.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Mir gefällt Nr. 3 auch am besten, um Nr. 1 abzulehnen braucht es kein Bild, da reicht der Text:
    "avantgardistischen Entwurf" gewonnen, ein "auffälliges Unikat mit seiner futuristischen Stahl- und Glasfassade"


    => häßlicher Klotz, alles krum und schief und Solitär der sich nicht in seine Umgebung einfügt!

  • Der Abriss der Gebäude in der Müllerstraße 2 und 4 war bereits eine vom Stadtrat beschlossene Sache. Angeblich waren die Gebäude nicht mehr sanierungsfähig - das Gebäude Nr. 4 stammt aus dem Jahre 1828 !!!

    http://www.muenchen.de/rathaus/Stadtv…4/20140219.html

    Was folgte war ein beispielloser Protest verschiedener Münchner Initiativen. Auch der Ortsverband München von Stadtbild Deutschland war mit beteiligt. Es fanden zahlreiche Protestaktionen, u.a. Demonstrationen vor Ort statt.Von einer Initiative wurde u.a. eine online- Petition für den Erhalt der denkmalgeschützten Häuser gestartet.

    http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.kampf-g…163d4d137d.html

    Und was kaum einer ernsthaft zu hoffen wagte: Der Stadtrat hat seinen Beschluss aufgehoben, die unter Denkmalschutz stehenden Gebäude bleiben jetzt erhalten und werden nun saniert. :wuetenspringen:

    Die Wählergruppe HUT veröffentlichte gestern folgende Presseerklärung:

    Victory! Die Müllerstraße 2,4 und 6 bleiben erhalten. Bahn frei für "Bellevue di Monaco"."

    Wählergruppe HUT

    Munich, Deutschland
    25. Feb. 2015 — Zusammen mit zahlreichen Initiativen, allen voran Goldgrund mit ihrer Projektidee "Bellevue di Minaco", konnten wir den Stadtrat der LH München dazu bewegen seine ursprünglichen Abrisspläne zu revidieren. Die Gebäude der Müllerstraße 2, 4 und 6 bleiben nun stehen. Sie werden nun hoffentlich zu einem zentralen Punkt für Willkommenskultur. Vielen Dank an die zahlreichen Unterstützer die auch unsere Petition unterschrieben haben und/ oder auf andere Art und Weise für den Erhalt eingesetzt haben!

    Ende gut alles gut!

  • Gottseidank sind diese beiden historischen Gebäude nun gerettet (die Nr.6 hätt ich jetzt ned vermißt). Jedoch ist dies bloß ein kleiner Knochen den man uns hinwirft, die Wagnerstraße 1 und 3 (Schwabing) sind nach wie vor in akuter Gefahr, und für das Häuserl Tegernseer Landstraße 99 kommt wohl jede Hilfe zu spät - und des ist nur ein Bruchteil der Münchner Abrißkandidaten. rant:)

  • Danke, Stephan Riedel, für diesen Hinweis. Die Architektur dieses Strafjustizzentrums ist aber wieder einmal eine einzige Enttäuschung. Wenn dies der erste Preis war, wie müssen dann erst die anderen ausgefallen sein! Man hat den Eindruck, als würde die Bandbreite architektonischer Eingebungen z.Zt. immer weiter eingeengt und kanalisiert hin zu uninspirierter Stangenware, oder sind heutige Architekten so ängstlich, hilflos und mutlos geworden, dass sie immerzu auf Nummer sicher gehen wollen und sich an ausgetretene Pfade halten?

  • Naja, die anderen Wettbewerbsbeiträge sehen fast identisch aus, alles Rasterfassaden mit höchstens noch Lisenen. http://www.competitionline.com/de/ergebnisse/118388

    Dürfte aber zu einem erheblichen Teil auch am Auftraggeber selbst und seiner Ausschreibung liegen.
    Der anerkannte Entwurf von Hascher Jehle hätte immerhin zwei Baukörper mit unterschiedlichem Charakter statt eines einzigen Klotzes geschaffen, zudem mit durchaus ansprechender Hofgestaltung: http://www.competitionline.com/de/beitraege/67328

  • Eindrucksvolle Dokumentation, dass die nächste Generation unfähiger Stadtplander ("Landschaftsgärtner") schon rangezogen worden ist:

    http://lao.wzw.tum.de/?id=194

    Zitat

    In Zusammenarbeit mit der Bayerischen Staatsoper werden Bachelor-Abschlussarbeiten zur Gestaltung und Bespielung des Max-Joseph-Platzes
    in einer Ausstellung im Nationaltheater gezeigt.

    Zitat

    Er könnte der schönste Ort in der Innenstadt sein: der Max-Joseph-Platz vor Residenz und Nationaltheater.

    Doch stattdessen gibt es hier seit Jahrzehnten ein beispielloses städtebauliches Durcheinander.

    Nun legen Studenten der Technischen Universität München (TUM) Vorschläge zur Neugestaltung des Platzes vor: Sie würden den Verkehr verbannen und stattdessen Künstlerateliers ansiedeln.

    http://www.sueddeutsche.de/muenchen/innen…anung-1.2355474

    Zitat

    Idee mit italienischem Flair
    Neugestaltung des Max-Joseph-Platzes in München

    Der Max-Joseph-Platz ist einer der unattraktivsten Plätze in München. Tagtäglich führt er viele Kunst- und Kulturfreunde zusammen, doch leider meistens mitten ins vorherrschende Verkehrschaos. Das soll sich ändern.

    http://www.br.de/radio/br-klass…g-idee-100.html

    Dann doch lieber dieses "städtebauliche Durcheinander", das wenigstens eine gewisse Urbanität aufweist, als diese glatten, langweiligen teilweise nicht mal wirklich konkreten (weil mit hypermoderner Visualisierung angedeuteten) Entwürfe, die wohl eher den Platz zu einer totsanierten Ödnis verkommen lassen, als an eine "italienische Piazza" erinnern. :augenrollengruen: