München - außerhalb der Altstadt

  • Ein für mein Demokratieverständnis unerhörter Vorgang zeichnet sich in diesen Tagen in München ab.

    So gehen unsere Politiker mit dem Willen des Volkes um. Parallelen zur Dresdner Situation? :augenrollen:

  • in der Tat ist eine solche Kleinkariertheit wenig nachvollziehbar, die Bevölkerung hat doch entschieden;
    sie hätten wenigstens die ursprüngliche Frist einhalten hätten können;

    Zitat

    * Die Höhenbeschränkung wird abgeschafft. Ein absolutes Höhenlimit soll es nicht mehr geben, stattdessen muss über die zulässige Höhe jeweils in Abhängigkeit vom städtebaulichen Kontext entschieden werden.

    Ha, ha ... selten so gelacht ... und wer entscheidet über die zulässige Höhe? der Stadtrat, also der Gegner des Volksbegehrens :x

    Zitat

    * Der Bürgerentscheid war und ist rechtlich sehr fraglich und wäre in den meisten Bundesländern nicht einmal zulässig gewesen.

    was ist denn das für ein Argument?
    1. wird Bayern nicht umsonst als einer der Musterstaaten in Sachen direkter Demokratie sogar im Ausland anerkannt
    und
    2. nur weil es in anderen Bundesländern nicht zulässig gewesen wäre, soll es hier in Frage gestellt werden?
    Wo ist denn da die Logik und der föderale Gedanke? :?

    Zitat

    * Die Initiatoren des Bürgerentscheids benutzten verzerrte und unwahre Aussagen, um die Bürger gezielt zu beeinflussen.

    Nur soviel: Wer im Glashaus sitzt...

    schade das bei uns so mit Demokratie im engsten Sinne umgegangen wird :(

  • Ich freue mich ehrlich gesagt dafür. Einige Hochhäuser die zusammen einen Cluster bilden, sind für mich gute Beispiele moderner Architektur.
    Vorrausgesetzt die Hochhäuser sehen gut aus, der Highlight Tower zum Beispiel begeistert mich. Es sind zwar auch nur Glasfassade, aber hohe Gebäude faszinieren mich.

    Erinnert mich ein bisschen an La Defense in Paris, was ich als gelungen und auf jeden Fall aufwertend finde.

    Außerdem war es das Ergebnis 49/51 %

    Zitat

    Die Initiatoren des Bürgerentscheids benutzten verzerrte und unwahre Aussagen, um die Bürger gezielt zu beeinflussen.

    Zitat

    Es soll untersucht werden, welche Hochhausstandorte zu Ensenbles ausgebaut werden sollen und wie mit vorhandenen Ensembles umzugehen ist.

    Es geht um Ensembles, nicht um Stadtbild zerreissende Hochhäuser


    Hier ein Bild mit Fernwirkung, mir gefällt das irgendwie, dieses Hochhaus im Hintergrund.

    http://www.muenchen-guenstige-hotels.de/images/siegest…trasse_bild.jpg

  • Naja, wie man's nimmt. Ich finde Hochhäuser störend und (besonders wenn man drunter steht) sehr bedrückend.
    Und ich denke es ist erträglicher für Hochhausfans wenn man keine baut als für Hochhaushasser wenn man welche baut. Auf deinem Bild die HH's im Hintergrund wirken wie eine dunkle bedrohliche Wolke... keineswegs schön... finde ich jedenfalls.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Zitat von "Booni"

    Naja, wie man's nimmt. Ich finde Hochhäuser störend und (besonders wenn man drunter steht) sehr bedrückend.
    Und ich denke es ist erträglicher für Hochhausfans wenn man keine baut als für Hochhaushasser wenn man welche baut. Auf deinem Bild die HH's im Hintergrund wirken wie eine dunkle bedrohliche Wolke... keineswegs schön... finde ich jedenfalls.

    Dem kann ich nur zustimmen. Und danke für gerade dieses Bild, denn es zeigt, dass Hochhäuser überhaupt nicht nach München passen. München hat doch durch gelungenen Wiederaufbau seine alte Stadtstruktur wiedergewonnen und die wird durch Hochhauscluster zerstört. Denn sie beeinträchtigen die Essemblewirkung und ändern den Charakter einer Stadt. Muss man denn krampfhaft in jede Stadt Hochhäuser klatschen, nur weil sie gerade IN sind? Wieso umstellt man dann nicht auch Florenz oder Venedig mit Hochhäusern?
    Und egal wie knapp der Bürgereintscheid ausging, für sind Bürgerentscheide das höchste Gut in einer Demokratie und daran darf nicht gerüttelt werden.

  • Ich kann euch verstehen. Allerdings finde ich, dass es ein gelungener (!) Hochhauscluster auch etwas wie Wirtschaftskraft ausstrahlt und für mich eine Ergänzung zu einer klassischen Bebauung darstellt. Man muss klassische und Hochhausbebauung bloss trennen und nicht mischen.

  • Hochhäuser sind ambivalent. Eine langweilige Stadt können sie durchaus aufwerten, wenn sie ansprechend gestaltet sind. Das trifft aber für die meisten Hochhäuser nicht zu. Aus der Ferne beeindruckend durch ihre Höhe, erscheinen sie aus der Nähe kalt und steril. Verschattete Straßenschluchten wirken z. B. in Frankfurt düster und wenig einladend. Ist es übrigens nicht bemerkenswert, dass in New York der beliebteste Wolkenkratzer das Chrysler Building mit seinen expressionistischen Ornamenten und seiner phantasievollen Dachspitze ist? Keines der vielen Hochhäuser der Moderne schneidet dort so gut ab wie dieses Art-Deco-Gebäude, das aus orthodox-modernistischer Sicht eigentlich Kitsch ist. Selbst Helmut Jahn hat mit dem Frankfurter Messeturm zwar im Umriss Art-Deco zitiert, aber natürlich alle Ornamente weggelassen.

    Städte wie München mit einem wertvollen und unverwechselbaren Stadtbild gehen große Risiken ein mit so massiven Eingriffen wie dem Bau von Hochhäusern, selbst wenn man sie in Clustern bündelt. Natürlich verbindet man mit ihnen auch Wirtschaftskraft und Weltoffenheit, aber Hochhäuser stehen genauso für eine globale Wirtschaftsmacht, die immer mehr kulturelle Besonderheiten nivelliert und keine anderen Werte mehr kennt als Shareholder Value und hohe Abfindungen für Vorstandschefs...
    New York downtown is everywhere... :!:

  • Zitat

    Hier ein Bild mit Fernwirkung, mir gefällt das irgendwie, dieses Hochhaus im Hintergrund.

    http://www.muenchen-guenstige-hotels.de/images/siegest…trasse_bild.jpg

    Also diesem Bild kann ich überhaupt nichts abgewinnen.
    Eigentlich sieht der Kontrast von historischer Bebauung und modernistischem HH nie gut aus. Ich bevorzuge Dinge, die passen.
    Wenn schon HH in traditioneller Umgebung, dann bitte auch ein solches HH (die ersten Art-Deco-HH waren teilweise wirklich gelungen), und wenn schon modernistische HH, dann auch nur in einer solchen Umgebung. Aber bitte nicht noch mehr von diesen ästhetischen Widersprüchen.

    Die Äußerungen der Stadtbaurätin sind eine Kampfansage an das historische und traditionelle München.
    Noch gehört München nicht wegen, sondern trotz modernistischen Stadtumbaus zu den schöneren Städten Deutschlands, aber solche Ideologen wie die Stadtbaurätin werden das schon noch schaffen, dass München irgendwann aussieht wie Essen.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Zum Verkehrsministerium muß ich unbedingt was sagen:
    Wertvollste Informationen findet man in "Schleich: Die zweite Zerstörung Münchens", auch drei Bilder von der Kuppel, wenn ich mich recht erinnere.
    Schleich schreibt, dass die Kuppel wie die der Wiener Paulskirche oval war, und daher auf den Betrachter je nach Blickwinkel schlank oder breit wirkte. Der Wiederaufbau des Verkehrsministeriums und die Kosten des Abrisses hätten sich exakt die Waage gehalten. Man entschied sich für den Abriss allein aus Gründen der FUNKTIONALITÄT.
    Das Verkehrsministerium sei längst ein Wahrzeichen der Stadt geworden und dadurch, dass es neben der Einfahrt zum Hauptbahnhof stand, wußte der Münchner / Tourist beim Erblicken des Turms vom Zug aus: "Jetzt bin ich in München"! Eine 90 Jähringe Frau, die ich selbst kenne, hat mir das bestätigt, dass sie regelrecht verwirrt war, als sie später in München ankam und beim Einfahren in den Bahnhof die Kuppel nicht mehr fand.
    Von daher vermisse ich das Verkehrsministerium mehr als alle anderen verschwundenen Münchner Gebäude, also etwa die Herzog Max Burg oder die Neue Pinakothek.

  • Ich werde jetzt recht traurig.
    Kosten waren gleich aber die Funktionalität war entscheidend, obwohl fast jeder sich auf die Kuppel orientiert hatte und sich auch noch öfters verwunderte warum die Kuppel aus verschiedene Blickwinkel immer anders aussah. Das nenne ich grossartig!!!!
    Jezt verstehe auch ich das die Kuppel auf so viele Bilder von nach dem Krieg über das sehr schwer zerstörte München herausragte und schlank oder breit augt.
    Macht der Verlust dieses markanten und interessanten Gebäude noch schmerzlicher!!!
    Dasselbe Gefühl habe ich zu Berliner Dom, der jetzt sehr PLUMP augt und auf alte Bilder sehr schlank scheint.

    Deutschland war früher ein Paradis für Liebhaber von wuchtigen imposanten Gebäuden. Nach dem Krieg wurde fast jeder von dieser Giganten gejagt und abgeschossen. FUNKTIONALITÄT war entscheidend!!!

    Die grosste Opfer der Baukunst:

    - Verkehrsministerium in München (nr 1??);
    - Justizpalast Magdeburg (nr 1 oder 2?);
    -
    - Neue Reichskanzlei Berlin (nr 3?)
    - ...
    - Karstadt Gebäude an der Hermansplatz Berlin
    - ?
    - Börse Berlin
    -
    -
    - Turmhaus Krupp an der Altendorfer Strasse in Essen (nr 20-30);

    Habe die Verloren Architektur wegen der Krieg studiert aber es soll jetzt endlich ein grosses und dickes Buch erscheinen über der Verloren Architektur von NACH dem Krieg.

    Rob

  • In der letzten Woche habe ich einen Raum der alten Königlichen Glyptothek am Computer rekonstruiert.
    Es gibt zwar viel Material über die Glyptothek, allerdings widerspricht es sich häufig. Daher war die Rekonstruktion sehr zeitaufwenidg (~40 Stunden.
    Ausgewählt habe ich den "Äginetensaal", den 3 Saal im urpsprülichen Rundgang. Hier waren - wie der Name schon verrät - die Giebelfiguren des Äginatempels auf Aphaia ausgtestellt - einem der Höhepunkte der Glyptothek.
    Hier ein Bild der Ägineten im ergänzten Zustand, so wie sie bis 1939 ausgestellt waren:

    und die beiden Giebel heute:

    Die Wände des Saales waren mit grünem Stuckmarmor verziert, die Decke war mit Goldornamenten versehen, An der Westwand war eine Rekonstruktion des Äginatempels angebracht.

    So schaut der Saal heute aus:

    eine selten Farbzeichnung zeigt den Apollo- und Bacchussaal, die ähnlich wie der Äginetensaal gestaltet war

    Nun zur Reko:

    Fußbonden

    Foto und rekonstruktion:


    Die Rekomnstruktion des Saal ist noch nicht vollendet. Zum einen müßen noch einige Dekorationen der Decke verändert werden, zum anderen überlege ich wie und ob ich die Ausstellungsstücke in die Rekonstruktion integriere.

  • Wäre es eigentlich möglich, die Innenräume anhand des vorhandenen Materials zu rekonstruieren? Wenn ja würde ich da stark für plädoyieren, schließlich ist diese ja künstlerisch nicht ganz unbedeutend und bevor sie in Vergessenheit gerät...

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Glückwunsch und viel Erfolg für die virtuelle Rekonstruktion der Glyptothek! Die großartigen Innenräume waren einer der Höhepunkte des Klassizismus in Deutschland. Dazu trugen die prächtigen Farben ganz entscheidend bei. Dagegen ist die heutige langweilig graue Nachkriegstristesse vielmehr Nachhall eines völlig veralteten Bilds antiker Kunstauffassung. Der verhängnisvolle Irrtum von Winckelmann über die angebliche "edle Einfalt, stille Größe" der Antike wirkt bis heute nach in puristisch öder (Museums-)Architektur. Klenze und Cornelius waren mit ihrer Formen- und Farbenfülle viel näher am Lebensgefühl (nicht nur) der Antike.

    Wie geschickt sich Klenzes Museumsarchitektur mit den ausgestellten Objekten zu einem Gesamtkunstwerk von hohem Erlebniswert verbindet sieht man heute in der Neuen Eremitage in Sankt Petersburg, einem der schönsten Museen der Welt.

    The State Hermitage Museum: Virtual Tour

    Auf der Website gibt es einen virtuellen Rundgang mit vielen Bildern durch Klenzes Petersburger Museumsräume, die teilweise an die Glyptothek erinnern, z. B. Raum 25, gallery of the history of ancient painting.

  • Die von Klenze errichtete Glyptothek war mit ihren prunvollen Innenräumen eines der bedeutensten klassizistischen Bauten Europas.
    Die Innenräume des Museums wurden 1944 durch Bomben die den nahen NSDAP Parteibauten galten schwer beschädigt - die NS-Bauten blieben unbeschädigt. Erst mehrere Jahre nach Kriegsende wurde die Glyptothek mit einem neuen Dach versehen - inzwischen waren die Räume aber zerstört. 1972 wurde das Museum wiedereröffnet, die Räume waren sehr schlicht gehalten.
    In den letzten 3 Wochen habe ich nun in über 100 Stunden begonnen die einstigen Innenräume zu rekonstruieren:
    Fassade: rekonstruiert, allerdings ohne Statuen
    Eingangssaal: rekonstruiert
    Ägyptischer Saal: rekonstruiert
    Inkunabelnsaal: rekonstruiert
    Äginetensaal: rekonstruiert, noch Veränderungen an Deckenornamnten nötig
    Apollosaal: rekonstruiert
    Bacchussaal: Wände&Boden rekonstruiert
    Niobidensaal: nur N-Wand rekonstruiert
    Festsäle, Heroensaal, Römersaal, Saal der farbigen Bildwerke, Saal der Neueren, Hof und Assyrersaal fehlen noch komplett
    Zum Schluß soll ein Video durch diese Säle führen. Da aber ein Bild etwa 20 Minuten zum rendern braucht und eine Sekunde Film aus 15 Bildern besteht, dauert alleine das rendern ewig.

    Und hier noch einige Bilder:
    Portikus der Fassade während der Rekonstruktion:

    Der fertige Portikus:


    Die Fassade vom Königsplatz aus:

    Der Ägyptische Saal auf einem historischen Foto - es esistieren nur s/w Fotos:

    und hier die Rekonstruktion:

    Der Inkunabelnsaal:

    Und wieso poste ich das ganze? Ich suche nun nach Tipps. Da bald die Festsäle an der Reihe sind (wenn ich mal wieder sehr viel Zeit habe) kommt die Frage wie man die Deckengemälde Cornelius` integriert. Von den Malereien existieren nur s/w Fotos und Vorzeichnungen (Umrisse) auf Karton. Wie kann man diese nun in die Rekonstruktion integrieren?
    - s/w Fotos an die Decke?
    - Umrisse an die Decke, ein Gerüst in die Säle stellen und sagen Cornelius malt noch?
    - die Vorzeichnungen ausmalen?
    Oder hat jemand von euch noch eine Idee

  • Schade das der Bau heute nur noch aus 60er Jahre Langweile besteht. Woher kennst Du denn die Farben der ehemaligen Malerei ? Wenn das alles real rekonstruiert werden würde, wäre es wirklich klasse. Leider fehlt dazu der Wille - würde nur Strauß noch leben. Der würds anpacken.

  • Respekt. Gute Arbeit! :)
    Ich kann mir irgendwie gar nicht vorstellen, dass es überhaupt keien Farbaufnahmen bzw. Gemälde gibt - da wird doch wohl mal irgendein farbiges Bild gemacht worden sein?

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • tolle Rekos PB!!!
    ich freu mich schon auf das restlich München vor '45 :D

    im ernst: wenns nicht anders geht nimm die schwarz-weiß Bilder

    Zitat

    Leider fehlt dazu der Wille - würde nur Strauß noch leben. Der würds anpacken.

    ja - Strauß dachte ja sogar ernsthaft daran im Innenministerium das Odeon zu rekonstruieren...

  • Zu den Farben: Als Quellen habe ich zum einen die Baupläne Klenzes die z.T. noch existieren, allerdings nicht immer in Farbe. Zu dem gibt es einige Museumsführer aus dem 19. und frühem 20. Jahrhundert , in denen die Innenräume beschrieben werden. Außerdem gibt es 3 (wirklich nur 3) farbige Malereien aus den Innenräumen. Diese sind allerdings nicht ganz genau:
    Bei diesem Bild
    , das den Ägyptischen Saal zeigt ist der Obelisk scharz dargestellt, in Wirklichkeit ist er aber aus Rosengranit.