München - Ludwigsvorstadt - Isarvorstadt

  • Herr Herrmann

    Aber das ist doch auf vielen Feldern sichtbar, diese Verächtlichmachung von Traditionellem, Schönem und Konservativem. Heimdall hat es sehr gut dargestellt. Ich meine schau dir doch den ÖR an. Wo finden konservativ gesinnte Menschen im teuersten Rundfunk der Welt eine Plattform? Ganz sicher nicht bei Georg Restle oder Claus Kleber. Leute, die ihre linken Positionen nicht teilen werden verachtet, verhöhnt und in die Nazi-Ecke geschoben.

    In der Architektur ist es nicht anders. In meinen Augen durchleben wir gerade die dunkelste Periode der Architekturgeschichte. Nie in 3000 Jahren wurde so banal, einfallslos und lieblos gebaut wie heutzutage. Das ist wahrlich kein deutsches Phänomen, sondern ein globales. Es bräuchte hier unbedingt eine Gegenbewegung.

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Und schon wieder bekommen wir ungefragt eine Kostprobe aus einem Konvolut aus Kulturpessimismus, Bashing der angeblich nicht ausreichend konservativen Medien sowie einem politischen Statement um die Ohren gehauen. Manche Menschen müssen das ständig loswerden, auch wenn es noch so unpassend ist. Diese Früher-War-Alles-Besser-Mentalität nervt.

    Ob wir in der dunkelsten Periode der Architekturgeschichte leben, können wir übrigens aus unserer Warte schwer beurteilen. Das werden andere Generationen nach uns sicher besser einordnen können. Wir können aber immerhin Einzelbeispiele einordnen, wie den hier vorgestellten positiven Entwurf aus München.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Und schon wieder bekommen wir ungefragt eine Kostprobe aus einem Konvolut aus Kulturpessimismus, Bashing der angeblich nicht ausreichend konservativen Medien sowie einem politischen Statement um die Ohren gehauen. Manche Menschen müssen das ständig loswerden, auch wenn es noch so unpassend ist. Diese Früher-War-Alles-Besser-Mentalität nervt.

    Ob wir in der dunkelsten Periode der Architekturgeschichte leben, können wir übrigens aus unserer Warte schwer beurteilen. Das werden andere Generationen nach uns sicher besser einordnen können. Wir können aber immerhin Einzelbeispiele einordnen, wie den hier vorgestellten positiven Entwurf aus München.

    "Früher-War-Alles-Besser" vielleicht nicht, aber "Früher-War-Alles-Schöner" gewiß ;) !

    "Ob wir in der dunkelsten Periode der Architekturgeschichte leben, können wir übrigens aus unserer Warte schwer beurteilen." Also ich nehme mir das nun einmal für mich persönlich heraus - ich finde alle Kulturepochen vor der "Moderne" auf jeden Fall gotteszahlunendlich "erhellender" und ökologisch nachhaltiger sowieso!

  • Exilwiener ,eine Gegenbewegung von wem? Es gibt einige Menschen die sich für traditionelle Architektur stark machen (wie wir hier zB im Forum:wink:)die sind aber in der Minderheit und die Masse der Bürger,da interessiert sich auch nur eine kleine Minderheit für Architektur überhaupt.Ich wüsste nicht,wie man da gegenwärtig bei dieser Dominanz der Moderne zumindest etwas dagegen halten könnte.Modern kommt von Mode.Mode ist zwar nach einer gewissen Zeit wieder Vergänglich,aber die Mode der Architektur die gehenwärtig schlicht und sachlich ist ,hält sich hier in Europa leider schon so ziemlich lange,seit Bauhaus der 20er Jahre,also rund 100 Jahre.:opa:

  • Ich sag mal so - es wäre wünschenswert wenn sich gewisse Leute in der Münchner Gestaltungskommision wieder auf das Vermächtnis Thomas Wimmer zu besinnen.

    Auch wenn er Oberbürgermeister einer mir suspekten Partei war, so hat er sich doch für die architektonische Weltstadt mit Herz eingesetzt und dafür gesorgt, daß vieles erhalten blieb und wieder hergerichtet wurde.

    Makabererweise ist eines der häßlichsten Ecken Münchens nach ihm benannt - "Thomas Wimmer Ring", dem zahlreiche schützenswerte Bauten weichen mußten.

  • Streit um Neubau in der Mozartstraße: Ist dieses Haus zu kitschig?

    Quelle: https://www.abendzeitung-muenchen.de/muenchen/stadt…V2J3q4zP2OX9keo

    Die Bauherren der Mozartstraße haben jetzt wohl nachgegeben und den Entwurf angepasst.

    Sehr schade, dass tendenzen zu klassischem und angepasstem Bauen an prominenter Stelle gleich so kaputtgetreten werden. Vorher eindeutig positiver Beitrag zum Stadtbild, jetzt langweilig und aussagelos.

    Bezeichnend insoweit folgende Haltung einer Person, die sich vor allem zur Abwertung der Ursprungsfassade berufen fühlte:

    Der Münchner Architekt Christoph Sattler, der die Überarbeitung als "richtig" würdigte, hakte aber bei dem Punkt mit der klassischen Fassade ein: "Das ist eine architektonische Haltung, die retrospektiv ist." Er finde das Vorgehen "zu vorsichtig" und fragte, warum man sich nicht an einem Haus wie der Post am Goetheplatz orientiere.

    Nochmal zum Vergleich:

    Vorher:

    640x426?v=1606852535000&method=resize&cropRatios=3:2&cropRatios=2:3

    Nunmehr nach geforderter Anpassung:

    24947412-bueros-statt-hotel-und-gastro-der-neue-entwurf-fuer-das-kuenftige-gebaeude-gegenueber-vom-royal-kino-am-goetheplatz-2msmyRDhuuLH.jpg

  • Mir ist es ehrlich gesagt auch unbegreiflich, wie im Kontext eines so harmonischen, aber doch auch auffallend unprovokativem Entwurfs Gift und Galle gespuckt werden kann a la "überladen" "kitschig" und "nicht echt" / "unauthentisch" (jeweils O-Töne der Stadtgestaltungskommissions-Architekten).

    Ernsthaft?! Wegen zwei Erkern (davon einer nichtmal an der Straße), einen minimal angedeuteten Eckturm und einem Giebel??

    Wovor haben diese Leute Angst? Sie können doch weiterhin ihre bewährte Klötzchen / Glasarchtektur vom Stapel lassen (was das Büro, das hiesigen Entwurf verantwortet, übrigens sonst auch tut)??

    Was für eine unerträgliche Hybris, die sonst doch so hochgehaltene Baufreiheit (14 GG) der Eigentümer, die hier explizit klassisches Bauen wünschten, mit Füßen zu treten und sofort keifend und krakeelend auf einen Kollegen der Branche loszugehen!

    Und das immer mit unerträglich oberlehrerhaftem und apodiktischem Tonfall!

    Der Münchner Architekt Christoph Sattler, der die Überarbeitung als "richtig" würdigte, hakte aber bei dem Punkt mit der klassischen Fassade ein: "Das ist eine architektonische Haltung, die retrospektiv ist." Er finde das Vorgehen "zu vorsichtig" und fragte, warum man sich nicht an einem Haus wie der Post am Goetheplatz orientiere.

    Als wäre der Begriff "retrospektiv" schon eine Wertung! Natürlich ist dieser Entwurf retrospektiv weil klassisch, das hat doch niemand bestritten!

    Wieso muss sich das Haus denn unbedingt an der modernen, und wieso nicht an der historischen Nachbarbebauung orientieren??

    Ich empfinde es ohnehin im höchsten Maße unseriös, dass diese offensichtlich getroffenen Wertungen immer so insinuierend verpackt werden, statt sie klar auszusprechen, geschweige denn mit Argumenten zu untermauern! Leider eine grassierende Unsitte auch und vor allem in der Architektenbranche. Viel blabla und überschriftsartige Aussagen, statt mal mit echter sachlicher Auseinandersetzung um die Ecke zu kommen.

  • Na ja das geht doch noch. Sieht jetzt halt wie ein typischer Nachkruiegsbau aus.

    Die vorgetragene arrogante Haltung von Sattler (der m. E. sonst ganz vernünftig baut) ist aber trotzdem bedenklich....

  • Zitat von Resurrectus

    Na ja das geht doch noch. Sieht jetzt halt wie ein typischer Nachkruiegsbau aus.

    Klar ist das Kritik auf recht hohem Niveau.

    Aber mich deprimiert es dennoch maßlos, weil es Mechanismen und Machtverhältnisse in der Branche aufzeigt, die meinem Gerechtigkeitsempfinden widersprechen.

    Wenn schon überkritisch, dann bitte bei jedem Bauprojekt und mit vorgetragenen Sachgründen. Hier scheint es mir so, als genügte es, dass eine Kommission ohne Einlassung zur Sache "Hü" sagt, und der klassisch planende Architekt muss übers Stöckchen springen.

    Dass derart oberflächliche und blumige Ansichten bzw. Einlassungen dann über das Stadtbild entscheiden, empfinde ich auch als undemokratisch, weil keine echte argumentative Sachauseinandersetzung möglich wird (an der die Herrschaften wsl auch gar nicht interessiert sind).

  • Aber mich deprimiert es dennoch maßlos, weil es Mechanismen und Machtverhältnisse in der Branche aufzeigt, die meinem Gerechtigkeitsempfinden widersprechen.

    Wenn schon überkritisch, dann bitte bei jedem Bauprojekt und mit vorgetragenen Sachgründen. Hier scheint es mir so, als genügte es, dass eine Kommission ohne Einlassung zur Sache "Hü" sagt, und der klassisch planende Architekt muss übers Stöckchen springen.

    Dass derart oberflächliche und blumige Ansichten bzw. Einlassungen dann über das Stadtbild entscheiden, empfinde ich auch als undemokratisch, weil keine echte argumentative Sachauseinandersetzung möglich wird (an der die Herrschaften wsl auch gar nicht interessiert sind).

    Beim Hbf hat man sich nicht so stark gemacht für eine Fassadengestaltung, da darf überdimensioniert werden ohne Ende. Insofern verstehe ich die Frage der Verhältnismäßigkeit gut.

  • Die Kritik des zu "Retrospektiven" und der gleichzeitige Verweis auf die Post am Goetheplatz ist auch inkohärent, stammt die Goethepost doch von 1932 und ist somit auch bald 100 Jahre alt. Es ist ganz klar die Ablehnung des klassischen Bauens an sich, nicht so sehr die Abneigung gegen Retrospektives, der Mann ist nicht ehrlich.

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • Klar ist das Kritik auf recht hohem Niveau.

    Nein. Es geht hier nur um den Vergleich der beiden Entwürfe. Allein der Vorentwurf ist der Maßstab. Und daran gemessen ist das Ergebnis deprimierend. Wie Ressurection ric htig schrieb: ein Nachkriegsbau. In derlei scheint man hierzulande geradezu verbrunzt zu sein, um es auf gut niederösterreichisch zu sagen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Fatal ist vor allem die Signalwirkung die davon ausgeht und die, so glaube ich, von der Kommission auch durchaus beabsichtigt ist.
    Nämlich: "Liebe Kollegen, wenn ihr euch zukünftig solche Überarbeitungen ersparen wollt, dann verzichtet bitte direkt auf diesen klassischen Firlefanz!"

  • Eigentlich macht sich diese Gestaltungskommision entbehrlich. Schade, um's Geld... Wenn ohne sie etwas Besseres rauskommt, als mit ihr, ist sie sinnlos und die Signalwirkung, die Meister Eder ansprach, ist verheerend

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Stadtbild Deutschland hat rechtzeitig mit dem Architekturbüro Kontakt aufgenommen und angefragt, ob ein Vorstoß seitens unseres Vereines gewünscht wäre, um den Personen im Gestaltungsbeirat ihre eigene Subjektivität durch eine entsprechende Pressemitteilung vor Augen zu führen. Es wurde abgelehnt.

    In Zukunft sollten wir also unabhängig davon tätig werden, so schnell wie möglich.

  • Es sieht natürlich schlechter aus aber ganz ehrlich: ich hatte schlimmeres erwartet. Sicher eine Verbesserung zum jetzt-Zustand. Aber es ist schon schade um Erker, Gliederung und Zwerchhaus.

    Hat die Schönheit eine Chance-Dieter Wieland

  • In Zukunft sollten wir also unabhängig davon tätig werden, so schnell wie möglich.

    Ganz meiner Meinung Manuel!
    Es bringt wenig, wenn wir uns hier in unserer Filterblase zu Tode echauffieren.
    Vielmehr muss diese Diskussion in die Öffentlichkeit getragen werden.
    Pressearbeit, Pressearbeit, Pressearbeit,...