München - Maxvorstadt

  • ein lesenswerter artikel in der welt:


    was mich besonders überrascht und gleichermaßen entsetzt ist das folgende: "Im Zweiten Weltkrieg brannte zwar der Dachstuhl der Glyptothek ab, aber die Fresken waren unbeschädigt [...] als letzter trauriger Akt entschieden, im Inneren der Glyptothek den Putz abzuschlagen."
    ich habe bisher immer geglaubt, die glyptothek sei zerstört worden. ich meine auch, in der alten nationalgalerie zu berlin einen hinweis gelesen zu haben, dass die fresken im krieg zerstört wurden. wer weiß da genaueres?
    eine willkürliche zerstörung wäre ja ein skandal! (man bedenke auch, dass die künstler 12 jahre daran arbeiteten!)

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Das entspricht dem Geiste der Nachkriegszeit !
    Alles Schöne abreißen und durch Langeweile ersetzen...

    Hier ein paar Bilder der Fresken von Cornelius:

    :weinengelbtraenen:

  • "ich habe bisher immer geglaubt, die glyptothek sei zerstört worden. ich meine auch, in der alten nationalgalerie zu berlin einen hinweis gelesen zu haben, dass die fresken im krieg zerstört wurden. wer weiß da genaueres?"

    Ein Teil der Fresken hatten die Bombenangriffe überdauert, doch da die Decken, Fenstergläser und Teile der Wände fehlten zerstörte Wettereinflüsse die restlichen erhaltenen Gemälde. Beim Wiederaufbau für Olympia `72 war man sich lange uneinig über die Form des Wiederaufbaus - die Pläne variierten zwischen einer kompletten Rekonstruktion und einer kompletten Neugestaltung der Räume - leider entschied man sich für letzteres. Der Stuck(marmor), der noch erhalten war wurde entfernt, die wenigen Freskenreste wurden aufbewahrt (und sind zur Zt. im Haus der Kunst zu sehen). Leider ist mir kein Bild von den Festsälen (die Räume mit Fresken) nach 1944 (Bombenangriffe) bekannt, während sonst eigentlich von allen Räume Schwarz-Weiß-Fotos existieren.

    Ich arbeite zur Zeit an einer Homepage über die Geschichte des Münchner Königsplatzes (Neubau Ludwig I. => Parteiviertel der NSDAP => Münchner Museumsareal). Darunter befinet sich auch eine ausführliche Rubrik über die Gylptothek. Dort ist es möglich die 13+2 Säle der Glyptothek in den Jahren 1903, 1946 und 1972 zu besichtigen (300 HTML-Seiten, 500 Bilder). Da noch nicht alle Bildrechte geklärt sind dauert es allerdings noch einige Zeit.

  • " Und die CSUler mögen zwar historische Fassaden, aber das Innere ist ihnen leider meist egal"

    ja, da mag was wahres dran sein! leider.

    " Deshalb gab es nur noch die beiden Kontraste - Neubau bzw. komplette Rekonstruktion - nachdem der Mittelweg ausgeschlossen war.
    1964 erhielt Josef Wiedemann für die Planung und Durchführung des Wiederaufbaus. Dieser entschied sich für eine Version ohne Stuck, Marmor usw. "

    bitter. naja, wie oliver schon sagte, das entsprach halt ganz dem geist der zeit.

    "Werke aus hellem Material waren in Räume mit dunklerer Wandverkleidung - z.B. grüner Stuckmarmor - während z.B. die ägyptischen Statuen aus dunklem Stein in einem Saal mit gelblichem Stuckmarmor standen."

    tja, so weit wird heute selten gedacht, da gibt's dann meistens ein schlichtes weiß an wand und decke.

    "Eine Vorabversion meiner Homepage ist übrigens bereits online"

    schöne seite! gut bebildert!

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Theresienstraße 35 (links im Bild) soll umgebaut oder abgerissen werden. Weiß jemand etwas dazu?

    Copyright: photographsofarchitecture.com

  • @Mahner mir ist da von nichts bekannt, wär aber schad drum. Aber frag doch mal bei der Lokalbaukommission nach, die müßten es eigendlich wissen.
    Wenn hingegen des bunte Kasterl rechts im Bild abgerissen werden soll, wär s mir scho Recht.

  • Und schon wieder schlechte Nachrichten:

    Zitat von tz.de

    Anwohner frustriert
    Baujuwel in der Türkenstraße muss Neubau weichen: Hier wird das alte München zerstört

    Der Bagger hat ein Loch in die Fassade gefressen. Das traurige Ende eines verzweifelten Kampfes: Jahrelang haben sich die Anwohner für den Erhalt des historischen Wohnkomplexes an der Türkenstraße 52 und 54 stark gemacht. Sie sind gescheitert.
    [...]

    https://www.tz.de/muenchen/stadt…n-11814520.html

    und:
    https://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.jahrela…d9ab1e9620.html

    Vor 10 Jahren: https://www.sueddeutsche.de/muenchen/maxvo…hutz-ab-1.32241

    ob das noch aktuell ist/je war weiß ich nicht:
    https://www.mw-konzept.de/t-rkenstrasse-52-54

  • Ich habe es heute mit Entsetzen gelesen - ich bin einfach nur fassungslos. Wann hat diese Barbarei endlich mal ein Ende ?

  • Es kommt wie erwartet. Tausche schöne Altbauten gegen Rasterkuben. In den 70er/80er Jahren hat sich der Kabarettist Gerhard Polt solche „Kahlschlagsanierungen“ in München vorgenommen. Leider hat es offenbar kein nachhaltiges Umdenken bewirkt.

    https://youtu.be/UAO0IZVswxs

    In dubio pro reko

    3 Mal editiert, zuletzt von reklov2708 (2. März 2019 um 09:28)

  • Selbst Politiker sind da mitunter machtlos - ich kann mich entsinnen wie wir uns zur Ortsbegehung in der Sailerstraße in Schwabing getroffen haben um den Abriß der netten kleinen Hexenhäuserl zu verhindern. Es waren Stadträte der CSU, SPD und FW vor Ort - der Abriß konnte nur aufgeschoben werden bis die Denkmalbehörde ihr vernichtendes Urteil fällte. Es ist traurig, daß sich Bauspekulanten selbst gegen die Ratsherren immer wieder durchsetzen können

  • Situation heute Mittag ... ohne Worte. Es standen mehrere Bewohner des Viertels auf der gegenüberliegenden Straßenseite und haben sich über den Abriss und den mangelnden Denkmalschutz beklagt. Es sind immer wieder Leute stehengeblieben, um Fotos zu machen. Allenthalben Kopfschüptteln. Mal sehen, wie sie bald ihre neuen Nachbarn aufnehmen werden. Im Lehel werden für solche Neubauten im Schnitt bis zu 23 Euro Miete pro Quadratmeter verlangt.


    (Bild von mir)

    „Sollt ich einmal fallen nieder, so erbauet mich doch wieder!“ (Inschrift am Schwarzhäupterhaus in Riga)

    Nach Baden-Baden habe ich ohnedies immer eine Art Sehnsucht.
    Johannes Brahms (1833-1897)

  • Ja, ganz schlimm für die Straße. Und das besonders schlimme ist, dass ich angesichts der Münchner Situation befürchten muss, dass es mit den Gebäuden daneben in absehbarer Zeit weiter geht. Zumindest das linke, gelbe Nebengebäude, denn es macht keinen sonderlich gepflegten Zustand. Das Gebäude weiter links hat ja offenbar ein neues Dach mit Dachgauben erhalten.

  • Ja, ganz schlimm für die Straße. Und das besonders schlimme ist, dass ich angesichts der Münchner Situation befürchten muss, dass es mit den Gebäuden daneben in absehbarer Zeit weiter geht.


    Das befüchte ich auch und ich bin auch etwas ratlos was ich da tun kann? Ich könnt Robert Brannekämper anrufen, welcher ein wirklicher Retter alter Bausubstanz ist, aber auch ihm als Stadtrat sind zum Teil die Hände gebunden. Was noch möglich wäre - eine Bürgerintiative gegen den Abrißwahn, leider sind die Altstadtfreunde München da auch nicht sehr aktiv ||

    LG
    Henry

  • Ich habe von den Stadträten jetzt keinen mehr erreichen können - ist Samstags abend nicht so ganz leicht. Den einen Abirß´kann ich ohnehin nicht mehr verhindern aber ich telefoniere noch einmal am Montag mit dem Stadtrat um wenigstes weitere Abrisse zu verhindern - versprechen kann ich allerdings nix, ich tue aber alles was in meiner Macht steht.