• Zitat von "Norimbergus"

    Weil bei uns seit Kriegsende genau das Gegenteil eingetreten ist. Die Leine war total verbaut. Es gab eine Leineinsel (ähnlich wie in Nürnberg heute noch), wo alle Ränder mit Fachwerkhäusern zugekleistert waren. Ungefähr so (aus bildindex):


    Nach dem Krieg war hier (fast) alles zerstört. Zwar haben wir heute noch einen kleinen Rest an Fachwerkhäusern, jedoch sah man die Chance, die Leine sichtbar zu machen. Das hatte die Folge, dass die Insel zugeschüttet wurde, die Häuser abgeräumt, Straße drauf, viel Grün und so. Heute ein eher toter Stadtraum.

    Ich stimme Dir zu, das man aber bei Randbebauungen öffentlichen Raum einrichten sollte. Ein Mix ist da nicht verkehrt. Generell gefiel mir aber Flussgestaltung.

    ursus carpaticus: Ich wollte den historischen Ort des Rathauses nicht speziell "entwürdigen". Mir ist klar, dass es vielleicht bedeutende Rekonstruktionen blockiert. Zudem finde ich Vorkriegsbauten, insbesondere regionaltypische (und Nürnberg hat seinen eigenen Stil), allemal besser. Es gibt aber schöne Zeugnisse aus den 50ern, die ich absolut schätze.

    Nach meiner persönlichen Meinung sind viele Nachkriegsbauten - sorry - in Nürnberg nicht sehr gut gelungen. Das Rathaus ist mir nunmal, völlig losgelöst von dem, was davor stand, positiv aufgefallen.

  • Zitat von "Leine1977"

    [...] jedoch sah man die Chance, die Leine sichtbar zu machen. Das hatte die Folge, dass die Insel zugeschüttet wurde, die Häuser abgeräumt, Straße drauf, viel Grün und so.


    Klingt logisch: ich mache einen Fluß sichtbar, indem ich ihn teilweise zuschütte :gehtsnoch: .
    Allerdings scheint sich mir der Umgang mit dem Fluß nahtlos in den sonstigen Wiederaufbau in beiden Städten einzufügen, zumindest nach dem, was man über Hannover so hört und liest und wie es sich auf Luftbildern darstellt (ich muß zugeben, daß ich noch nie dort war).
    Auch in Nürnberg ist die meiste Pegnitzbebauung verlorengegangen und an vielen Stellen wurde die Pegnitz auch nicht mehr bebaut, vor allem in den Randbereichen der Altstadt (z.B. Katharinenmühle, Nägeleinsmühle; erhebliche Teile der Insel Schütt; Nordufer östlich des Hans-Sachs-Platzes, heute Leo-Katzenberger-Weg; früher gab es am östlichen Ende des heutigen Leo-Katzenberger-Wegs, also etwa dort, wo heute die Mensa steht, sogar noch die Kleine Insel Schütt, die durch Zuschütten des nördlichen Armes auch nicht mehr existiert), aber im Kernbereich hat man das Ufer wieder bebaut - und das war zweifellos richtig. Und dort, wo nichts bebaut wurde, da gibt es zumindest keine mehrspurigen Straßen, sondern zumeist nur Fußwege.

    Und zum Schneckendorfschen Rathaus sage ich nichts mehr. Ich habe meine Meinung einige Seiten vorher kundgetan und sie hat sich nicht geändert.

  • Sollte die alte kleinstädtische Bebauung im alten Ortskern von Nürnberg-Wöhrd rekonstruiert werden? 5

    1. Ja, aber erst später – in der Altstadt gibt es wichtigere Objekte (4) 80%
    2. Nein, warum denn auch, schließlich gibt es in den Kleinstädten im Umland doch genügend vergleichbare Bebauung. (0) 0%
    3. Ja, dieser Ortskern ist wichtig für die Identität des Stadtteils, der Stadt, und könnte sich als „Kleinstadt in der Großstadt“ zu einem beliebten Touristenmagneten entwickeln, außerdem würde das gesamte Viertel deutlich aufgewertet und an Lebensqualität g (1) 20%

    EIngemeindungen von Städten, die dann im Laufe der Jahrzehnte auch baulich von der größeren Stadt geschluckt wurden und sich allmählich von der Stadt zu einem reinen Stadtviertel entwickelten, sind relativ selten. In Berlin, Stuttgart und Hamburg gab es zwar EIngemeindungen von Städten (u.a. Bad Canstatt und Spandau), die aber teilweise bis heute von den Sturkturen her mehr eine eigene Stadt mit entsprechenden zentralen Funktionen, als ein reiner Stadtteil geblieben sind. Was sicher nicht zuletzt an der Größe und Bedeutung dieser Orte bereits zur Zeit der Eingemeindung liegt (Canstatt soll ja sogar erst Jahrzehnte nach der Eingemeindung nach Stuttgart zum "Bad" erhoben worden sein).

    Im Falle des Nürnberger Stadtteils Wöhrd scheint aber genau so ein oben angesprochener Fall vorzuliegen. Ursprünglich muß Wöhrd eine Kleinstadt / Marktgmeinde gewesen sein, der alte Ortskern ist heute noch deutlich aus dem Stadtplan herauslesbar und zeigt die Strukturen eines kleineren Stadtkerns. Interessant ist dabei die geringe Entfernung zur Nürnberger Altstadt, die, wenn überhaupt, höchstens einen halben Kilometer betragen dürfte.

    Der Ort wurde schon 1825 eingemeindet und anschließend großstädtisch bebaut.

    DIe heutige Bebauung stammt größtenteils aus den 50er Jahren. Die Ursprungsbebauung wurde leider bei britischen Luftangriffen im II. Weltkrieg weitgehend zerstört. Sie war offensichtlich bis zur Zerstörung weitgehend intakt erhalten geblieben. Bilder davon finden sich u.a. in den Bildbänden "Nürnberger Erinnerungen", die Aufnahmen zeigen eine kleinstädtisch strukturierte Bebauung mit Fachwerk- und Sandsteinhäusern im regionalen Stil. Bei eingemeindeten Dörfern, die mit der Stadt baulich verwuchsen und von den Strukturen her dann auch mehr und mehr verstädterten, hat man ja meistens dann irgendwann zur Spitzhacke gegriffen; die ursprünglich dörfliche Bebauung wich einer großstädtischen, so daß von der ländlichen Vergangenheit der meisten Stadtteile heute nichts mehr zeugt. Nicht so aber offenbar bei der Kleinstadtbebauung Wöhrds. D.h. man hat damals die ursprüngliche Bebauung also stehen gelassen und nicht durch Großstadt-Gebäude ersetzt.

    Schade, daß man da nach dem Krieg fast nichts rekonstruiert hat. Eine "Kleinstadt in der Großstadt" wäre heute sicher eine interessante Attraktion auch für den Tourismus. Aber die 50er-Jahre-Häuser locken niemanden.

    Ein Luftbild (Quelle: Wikipedia) zeigt die Lage des alten Ortskerns mit der heutigen Nachrkiegsbebauung eingekapselt von anderen Stadtvierteln - http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/0/09/Woehrder_See.JPG

  • Ja diese Feststellung kann kaum einen überraschen.. Auf eine Verbesserung der Jetzt-Zustand im rekonstruktiven Sinne wird dort nicht angespielt.

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  • Bei dem Haus Pfeifergasse 9, das restauriert wird, wurden übrigens die oberen Geschosse, zumindest die Wand zur Straße, vollständig abgerissen.

    Einmal editiert, zuletzt von William (14. Januar 2016 um 19:50)

  • kurze Anmerkung allgemein zur Qualität des Wiederaufbaus:

    mir ist diese Tage ein kleines Buch "Nürnberg in alten Ansichtskarten" in die Hände gefallen. Der Verlag sitzt in Frankfurt und die Ausgabe ist von 1981 (!). Die ersten Sätze des Vorwortes sind interessant:

    "Das Bild der Stadt Nürnberg auf alten Postkarten hat von daher seinen hohen Reiz, daß diese Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört war. Auch was erhalten blieb, steht heute in einem neuen Zusammenhang und, wo ein Bestand sich unberührt bewahren konnte, stellt sich selten einmal jene alte Stimmung ein, die er im Ensemble mit dem Verlorengegangenen hatte. Aus diesem Grund gewinnen die alten Ansichten über ihren wehmütigen Stimmungswert hinaus unersetzbaren dokumentarischen Charakter, selbst dort, wo die Künstlerhand des Produzenten ihren Bildgegenstand, ihr Instrument, überstimmt."

    Und das von 1981! Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

  • Naja, einen Grund für diese Frage gibt es schon, denn das Bubbles hatte letztes Wochenende "Closing"-Party:

    Zitat

    Bubbles macht zu! Ist tatsächlich so, nur noch einmal die allseits bekannten Regularien namens Affenhaus und Affengeil mitnehmen (5. bzw. 6. Juni), gerne auch nochmal den 80er-Mittwochs-Club aka Le Bateau, aber dann ist Schluss ... aber Halt, jetzt nicht gleich weinen, denn erstens wird's ja im September - nach einer umfangreichen Umgestaltung, „... auf die wir uns am besten jetzt schonmal ordentlich gefasst machen sollten ...“ - wieder weitergehen. Und zweitens erwartet uns ja vorher doch noch auch ein richtig zünftiges Abschlusswochenende [...]


    Quelle: http://www.curt.de/nbg/pdf/nbg/curt_135_online.pdf, Seite 5 des PDF-Dokuments (Seite 8/9 der Printausgabe)

    Es sieht also danach aus, daß sich in nächster Zeit hier nichts relevantes tut, also kein Abriß, aber auch nichts positives.

  • Hier findest Du eine Montage von baukunst-nbg, in der er die Obergeschosse des Altbaus auf den heutigen Bestand montiert hat. Sieht eher nach Barock aus - ist aber möglicherweise im Kern viel älter und nur barock überformt. Genauere Informationen und mehr Bilder findet man sicher in der hier genannten Quelle (Harald Pollmann, "Keine Rettung mehr für Adlerstraße 36?", "Nürnberger Altstadtberichte", Heft 23 (1998), S. 23-32). Ich werde, wenn ich es nicht vergesse (ansonsten einfach noch mal nachhaken), bei Gelegenheit mal nachlesen und hier kurz was dazu reinschreiben, aber aus urheberrechtlichen Gründen sicher keine Bilder einscannen und reinstellen.

  • weil es da dieses "das Alte ist vorbei"- Denken nicht gibt. Eine große Stadt darf nicht zu traditionsverbunden sein.

    Einmal editiert, zuletzt von William (10. Januar 2016 um 20:54)

  • Apropos Fürther Straße: was war da noch mal mit diesem komischen Pavillon, der vor dem Justizpalast für eine Ausstellung über die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse hingestellt werden sollte - ist diese Verschandelungsaktion noch aktuell?

    Immerhin handelt es sich ja um einen wichtigen Leitbau in der Fürther Straße, und das Gebäude repräsentiert weitaus mehr als die dortigen Ereignisse der Jahre 1945 - 49 - und die städtebauliche Situation wird in diesem Bereich ja bereits durch die qualitativ minderwertige Nachkriegsarchitektur auf der gegenüberliegenden Straßenseite stark beeinträchtigt. Die Fürther Straße hätte das Zeug zu einem prächtigen Boulevard - aber dafür müßte man nicht nur diese eigentümliche Schlangenlinien-Führung der Fahrbahnen wieder begradigen...

    Was den Bereich Bahnhofstraße / Bahnhofsplatz betrifft (über den Platz selber und diese häßliche gifitig knallorange Königstorpassage schweigen wir am besten), so weine ich den abgerissenen Postgebäuden keine Träne nach. Was hier fehlte und fehlt war ein Grundkonzept für eine Neubebauung mit hochwertiger Architektur - dafür dürfte jetzt der Zug abgefahren sein, das neue Hotel am östlichen Ende der Brachfläche dürfte die Richtung aufzeigen, was da hinkommen wird: West-Platte. Vom Rundbau hieß es ja zeitweise, er sei aufgrund seiner maroden Stahlskelett-Konstruktion nicht mehr sanierungsfähig. Aber sicher gäbe es doch Möglichkeiten die durchaus attraktive Fassade auf der Straßenseite in einen Neubau zu integrieren. Die beiden übrigen Gebäudeteile des noch stehenden Postkomplexes halte ich ohnehin für nicht erhaltenswert, da er sich durch qualitativ minderwertige Architektur auszeichnet - der Zwischenbau aus der Nachkriegszeit, und der Kopfbau, ein im Dritten Reich abgewandelter Bauhaus-Entwurf. Die Post nutzt den Gebäudekomplex heute nur noch teilweise.

  • Die Rasterfassade von Unschlittplatz 13 bleibt dennoch die schlechteste in der Reihe. Besser als ein modernes "Experiment" in der Altstadt ist sie natürlich schon.
    Am Neubau KGS 1a sind in der Tat die bodenlangen Fenster und die Schaufenster im EG etwas störend. Dennoch sind die erreichten Proportionen von Fenstern/Fassade verhältnismäßig irgendwie noch "edel" oder "harmonisch".

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