• Zitat von "Philon"

    daß gerade die vielen schlichten Häuser und Höfe die Atmosphäre und damit die Identität einer Stadt ausmachen.


    Das müßte man mal ganz zentral in den Mittelpunkt aktueller Diskussionen stellen! Ich habe diesbezüglich auch das Neumarkt-Projekt oft kritisiert. Und nicht nur die schlichten Bauten, auch die vielen kleinen eigenwilligen Details, die man sich heute denkt, sparen zu können (Bsp Torsituation Schössergasse Dresden / Streichung der Straßenbahn Brandenburg / Denkmale, Kandelaber, Zäune, Schilder, Pflasterung, uvm...).

    Zitat von "Philon"

    Man hatte in Deutschland nach dem Krieg im Grunde praktisch nirgendwo die Stadt als solche, ihre Atmosphäre und Urbanität im Auge, sondern allenfalls (und auch das oft genug nicht) Einzelbauten, denen man den Charakter von Kunstwerken zugesprochen hatte.

    :!::!::!:

    Ja, aus diesen Gründen mag ich FR, Merci. :)

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Zitat von "William"

    Noch mal am Rande bemerkt: Das Problem ist, dass man bei der ganzen zweiten-Weltkriegsgeschichte noch nicht so sicher ist, was nun wirklich los war. Zumindest mir geht es so. Einerseits wird bei Dresden immer von solch einer Katastrophe gesprochen, andererseits sind nach den neuesten Zahlen weniger Menschen gestorben als in Pforzheim. Oder sind die neuesten Zahlen falsch?
    Für den Fall, dass die alten Zahlen von 300 000 stimmen und Churchill wußte, dass es bei einem Angriff auf Dresden zu solchen verheerenden Auswirkungen kommen kann, was war dann letztendlich sein Ziel im Krieg gegen Deutschland, bei so einer unglaublich hohen Zahl ? So weit dass nicht sicher ist, was die Ambitionen waren, und Historiker behaupten Churchill hätte anders gehandelt als es im Sinne der Regierung und der englischen Bevölkerung war, kann man, wie Philon, eine schlechte Meinung von Churchill haben. Also abwarten was noch für neue Fakten auf den Tisch kommen.

    Nochmal kurz zum Thema Zerstörung:

    ich verstehe Philon sehr gut. Als ich mich in die Thematik einarbeitete hatte ich doch die eine oder andere schlaflose Nacht. Obwohl ich doch spät nach dem Krieg geboren bin fühle ich mich, als ob mir etwas genommen wurde. Diese Flair deutscher Städte wird wohl niemand mehr wieder herstellen können. Hier ist eine Kultur versunken. Insofern ist dieser Luftkrieg mit seinen Flächenbombardements ein Kriegsverbrechen! Doch wer hätte die Schuldigen angeklagt und was hätte es gebracht? In den letzten vier Kriegsmonaten sind auf Nürnberg mehr Bomben abgeworfen worden, als zusammengenommen alle Kriegsjahre zuvor! Einen Kriegsverbrecher zu bekämpfen rechtfertigt nicht, mit ebensolchen Verbrechen vorzugehen!

    Das bringt mich genau zu unserer AF "Problematik". Warum sollte ich auf Rekos verzichten? Welche Schuld habe ich und die Nachkriegsgeneration noch an dem Krieg? Für mich gibt es doch keine "Erbschuld" die ich von meinen Großvätern zu übernehmen habe! Warum dürfen wir in Nürnberg und anderen Deutschen Städten nicht unsere Häuser wieder wie vorher aufbauen?

    Solange wir dieses Thema überhaupt diskutieren müssen, bevor der erste Stein des Wiederaufbaus in die Hand genommen werden kann, solange wird erst mal nichts passieren. Und das ist aktuell unser Problem, beispielsweise mit dem Vorsitz der AF.

    Man muss auch endlich einmal klarstellen, dass wir in Nürnberg einen Wiederaufbau nur im Bereich der Sakralbauten als solchen bezeichnen können. Es gibt noch ein paar andere Bauten, aber im Kern sind es diese. Alles andere ist ein NEUaufbau!
    Wie um alles in der Welt kann ein Pellerhaus so "verschandelt" werden und danach, quasi sofort, unter Denkmalschutz gestellt werden? Ich bin mir sicher, da gibt es noch genug weitere Beispiele.

    Deshalb muss die "Reko-Bewegung" auch planvoll vorgehen. Es soll, muss sich etwas tun. Der jüngeren Generation liegt im allgemeinen sicher nicht sehr viel an der Thematik, die Generation, die das "Alte" noch kennt, stirbt langsam aus. Also sollten hier die Kräfte gebündelt werden. Ich schlage vor, sich auf ein, zwei mögliche Projekte zu konzentrieren und das "verschärft" verfolgen. Wenn sich Erfolge einstellen, werden andere Rekos leichter dazu kommen.

    LG
    fury

    PS: Nur um etwaigen Missverständnissen vorzubeugen: Ich bin kein "Ewiggestriger" und schon gar nicht "rechts". Trotzdem bin ich ganz Nürnberger und möchte einfach wieder etwas zurück haben von unserer ehemals "schönsten Stadt der Welt"...

  • Wieso sollte jemand denken, dass Du rechts(extrem)bist ?nichts von dem was Du sagst läßt darauf schliessen. Wo sind wir, wenn wir uns rechtfertigen müssen, falls wir zur eigenen Kultur stehen?
    Einerseits wollen hier viele Leute Rekonstruktionen und andererseits muss man sich dann für diese Forderung entschuldigen oder immer seine Gesinnung klarstellen. So ist das nicht besonders überzeugend.

  • Ich entschuldige mich auf keinen Fall für meine Forderung nach Rekonstruktionen! Ich habe es aber satt, dass "zur eigenen Kultur stehen" gleich das rechte Mäntelchen umgehängt bekommt.
    Trotzdem bin ich schon froh, dass Du mich verstanden hast. Jetzt gehts aber hoffenlich wieder Ontopic weiter...

  • Bitte verzeiht, wenn ich mich nicht in die Moraldiskussion einmische, sondern wieder auf die Gebäude zurückkomme; ich verstehe auch bestens den Wunsch, etwas vom alten Nürnberg zurückhaben zu wollen, habe aber einen etwas anderen Blickwinkel. Also, packt an!

    Hauptmarkt

    Norimbergus, vielen Dank für deine detaillierte Stellungnahme, die sicher viel Zeit in Anspruch genommen hat - das liest sich sehr gut. Auch ich kann ziemlich allen Punkten zustimmen.

    Westseite

    Zu den veränderten Baulinien: das bezog sich im Prinzip nur auf die Ecksituation zur Waaggasse. Das heutige Eckhaus (Hotel), an dem ich übrigens das mächtige, fast gaubenlose Dach schätze, wenn auch die Fassade unansehnlich ist, steht nur in seinem südlichen Teil auf der Baulinie, dann kam ein kleiner Vorsprung, von dem ab bis zum Eck (Turmhaus) die Baulinie etwas weiter in den Platz hinein ragte.

    Die Verengung der Waaggasse dürfte eine der problematischsten Aufgaben eines Umbauprogramms darstellen - die Waaggasse wird heute intensiv als Verkehrsweg genutzt, nicht zuletzt durch Bus- und ggf. Straßenbahnlinien, die dort verkehren, auch dürfte die IHK etwas dagegen haben, ihren Haupteingang in eine dunkle Gasse verschwinden zu lassen (ich höre schon: "Die müssen dann eben umdisponieren!"). Im übrigen halte ich auch eine Umgestaltung von Nr. 15 für eine erste, leicht zu verwirklichende Maßnahme, um voranzukommen und Lust auf mehr zu machen. 11/13 wären tatsächlich Vollrekonstruktionskandidaten; wer ein paar Milliönchen zuviel hat, könnte auch die phantastische Hof- und Innenarchitektur von Nr. 11 wiederherstellen lassen. Das Hotel am Hauptmarkt gefällt mir auch von der Kubatur her gut, aber die Fassade ist natürlich indiskutabel. Sofern die Rekonstruktion der Ecksituation zur Tuchgasse nicht durchsetzbar wäre, müßte man eine optische Umgestaltung des Hauses erwägen.

    Südseite

    Die Südseite ist in ihrer Ausgestaltung wirklich nicht schön, der ganze Block wirkt sehr uninspiriert und langweilig. Allerdings gefällt mir als Nutzer die Terrasse mit der Aussicht auf den Hauptmarkt sehr gut. Ich würde sie auch bei einem Neubau der Südseite in irgendeiner Form gerne wiederhaben.

    Ebenso ist das ehemalige Café Kröll mit seiner geschwungenen Innentreppe kultig. Möglicherweise ließe sich hier auch der bestehende Bau als Basis für eine Verbesserung der Südseite verwenden.

    Auch ich finde bedauerlich, daß es keinen Architekten gibt, der Neubauten in einer Art Neo-Nürnberger Stil entwirft und baut, oder zumindest Architektur entwirft, die das Flächendenkmal Nürnberger Altstadt kongenial ergänzen. Trotz der vielfältigen und profilierten Bautraditionen und großer Konkurrenz unter den Architekten scheint sich hier noch keiner in das Feld neuartig lokaltypisch bezogener Architektur vorzuwagen. Gerade die Südseite hielte ich insoweit, und da stimme ich Norimbergus zu, für ein vertretbares Betätigungsfeld. Die alten Fassaden waren tatsächlich auch nicht so prickelnd; mir persönlich geht es nicht primär um die sklavisch genaue Wiederherstellung eines historischen Zustanden, sondern um das Straßen- und Platzbild. Ich denke, im Hinblick auf die "unscheinbaren" Häuser an der Südseite könnte man auch einen Neubau wagen, der gegenüber der Vorkriegssituation keinen Nachteil bietet, oder diesen vielleicht sogar übertrifft.

    Nordseite

    Mir persönlich gefällt der Schneckendorf-Bau, wie schon gesagt, auch ganz gut. Die alte Nordseite war eigentlich nur die Brandmauer des Hauses, dessen Fassade zur IHK wies, mit ein paar Vorbauten. Ich gebe zu, daß das Alte hier unübertroffen malerisch war. Doch würde ich hier das "Neue" lassen, das mir schon etwas ans Herz gewachsen ist.

    Wenn ringsherum die Qualität stimmt, kommt das Rathaus auch zur Geltung, im übrigen finde ich alleine vom Typ her ein Rathaus als passendes Gebäude für einen Marktplatz. Auch der Palazzo Farnese am Campo del Fiori ist groß und sachlich, wenn auch von vornehmen Proportionen und würdevoll.

    Ein steileres Dach würde ich dem Gebäude nicht unbedingt verpassen, die kaum auffälligen parabelförmigen Gauben sind eines vieler interessanter Details, die dem Gebäude eine gewisse Qualität geben.

    Auch das Vordach zum Hauptmarkt zeigt bei näherem Hinsehen überraschende Gestaltungstiefe.

    Sicher ist, daß es sich handwerklich um eines der besseren Gebäude in Nürnberg handelt.

    Neptunbrunnen

    Zur (wohl etwa 850.000 Euro kostenden) Versetzung des Neptunbrunnens habe ich bislang nichts Neues gehört, verweise aber nochmals auf die im DAF geführte, interessante Diskussion, zu der ich folgende Fotomontage beigefügt habe, wobei sich der Brunnen aber nicht am historischen Standort befindet. Als Entschädigung für den Stadtpark habe ich eine Riesenfontäne vorgeschlagen, ähnlich der im Park Herrenhausen.


    Fotomontage: baukunst-nuernberg.de

    Ich bin übrigens gegen eine Versetzung an einen anderen Ort in der Altstadt, da der Multiplikatoreffekt am Hauptmarkt am größten wäre. Der Raum zwischen Jakobs- und Elisabethkirche ist übrigens kein Platz, sondern für mich ein Überbleibsel spätwiederaufbauzeitlicher Irrwege. Warum sollte man zum Flickschustern solcher Fehler einen seiner kostbarsten Schätze nehmen. Der Brunnen wäre für mich dort als einer der schönsten Platzbrunnen rausgeworfenes Geld. Nur der Hauptmarkt ist der richtige Platz für den Neptunbrunnen.

  • Das Haus Hauptmarkt nr. 9 kann auf jedem Fall als Referenz für die weitere Entwicklung des Platzes dienen. Gab es eigentlich Wiederstände, als das Haus historisiert wurde? Das neue Rathaus gefällt mir auch - sogar die Fenster sind hier in Ordnung was offenbar in Nürnberg sehr selten ist :augenrollen: Ist die Fassade leicht gebogen?

    Das Haus rechts vom Rathaus (Dresdner Bank?) hätte eine Reko des Giebels verdient. Gibt es hier irgendwelche Pläne? Das Hotel ist für mich - obwohl ein Neubau - ein typisches Nürnberger Haus und gefällt mir gut.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Zitat

    Wenn ringsherum die Qualität stimmt, kommt das Rathaus auch zur Geltung, im übrigen finde ich alleine vom Typ her ein Rathaus als passendes Gebäude für einen Marktplatz. Auch der Palazzo Farnese am Campo del Fiori ist groß und sachlich, wenn auch von vornehmen Proportionen und würdevoll.

    Hm, ich weiß nicht so recht. Ich denke zwar auch, daß das Rathaus halbwegs akzeptabel ist, aber gerade der Vergleich mit dem Palazzo Farnese zeigt doch recht gut, wo die Defizite des Neuen Rathauses liegen:



    Ich habe das jetzt nicht durchgerechnet (Schortschibähr, übernehmen Sie!), aber meinem Eindruck nach stimmt in Nürnberg schonmal das Verhältnis von Breite und Höhe überhaupt nicht.
    Außerdem ist die Kolossalordnung beim Neuen Rathaus viel zu starr, zu "rasterig", zu wenig aufgelockert. Man stelle sich den Palazzo Farnese ohne die sich abwechselnden Fenstergiebel und ohne das Eingangsportal vor - das würde völlig schiefgehen.
    Schließlich und endlich ist die Gestaltung der Erdgeschosszone beim Nürnberger Neuen Rathaus eine einzige ästhetische Katastrophe. Wie ist der Architekt nur auf die dämliche Idee gekommen, dieses Vordächelchen über 3/4 der Breite zu ziehen und daneben zwei Rundbogeneingänge zu setzen??? Grauslich.

  • Das Vordächelchen mit den Schaufenstern dahinter habe ich auch immer sehr schlecht gefunden beim Neuen Rathaus. Die zwei Rundbögeneingänge könnten als Motiv vom Ratsstuben Hans Beheims d. Ä. übernommen worden sein.
    Ich finde auch die generell zu großen Fenster und die Betonbrüstungsfelder darunter bei den Obergeschossen störend.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Diese Veranstaltung passt doch wie die Faust aufs Auge und könnte vielleicht das Interesse der fränkischen Forums-Eminenzen finden.

    Zitat


    Stadtgespräch im Fembohaus: „Der Wiederaufbau – Zwei Sehweisen”

    Um das Thema „Der Wiederaufbau – Zwei Sehweisen“ geht es am Sonntag, 1. März 2009, um 16 Uhr beim Stadtgespräch im Stadtmuseum Fembohaus, Burgstraße 15. Die Vereine Altstadtfreunde und Baulust, Stimmen von großem Gewicht in der Diskussion um das Stadtbild Nürnbergs, nehmen Stellung und formulieren ihre Positionen. Es diskutieren Werner Geim, Baulust e.V., und Karl-Heinz Enderle, Altstadtfreunde e.V. . Das Gespräch moderieren Gesa Büchert vom Kunst- und Kulturpädagogischen Zentrum (KPZ) und Rudolf Käs, Leiter des Stadtmuseums Fembohaus. Der Eintritt kostet inklusive Ausstellungsbesuch 4 Euro.

    Das Stadtgespräch orientiert sich an ausgewählten Leitsätzen zum Wiederaufbau der Altstadt, wie er vom Stadtrat am 26. April 1950 beschlossen wurden. Am Beispiel ausgewählter Bauten diskutieren die Teilnehmer Wert oder Unwert des Wiederaufbaus und stellen dabei die großen Baudenkmäler, verschiedene Museumsbauten, das Kreuzgassenviertel und weitere Bauwerke vor. Die Leitsätze werden in Erinnerung gerufen und mit der gebauten Wirklichkeit verglichen. Der Blick geht dabei auch in die Zukunft.

    Kräne, Bagger, Baugerüste – in den beiden Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg bestimmten sie das Bild der Stadt: Nürnberg war eine Dauerbaustelle. 100 000 Wohnungen wurden in zehn Jahren gebaut und nahezu alle wichtigen Baudenkmäler wiedererrichtet. Welch ein Werk: Noch nie in der Geschichte der Stadt wurde soviel in so kurzer Zeit geleistet. Nürnberg baut auf! Die Stadt rang um ihre Zukunft und erfand sich dabei neu. Ist der Wiederaufbau Nürnbergs eine Erfolgsgeschichte?

    Die Reihe „Stadtgespräch im Fembohaus“ greift aktuelle Themen zur Stadtgestaltung auf. Mit ausgewählten Gästen sprechen Fachleute über Fragen des Stadtbilds und der Architektur Nürnbergs. Das Kunst- und Kulturpädagogische Zentrum der Museen in Nürnberg (KPZ) und das Stadtmuseum Fembohaus lenken dabei den historischen Blick auf aktuelle Fragen. „Stadtgespräch“ stellt jährlich zwei Themen in den Mittelpunkt und bietet Gelegenheit für Fragen und Diskussionen. Die aktuelle Veranstaltung ergänzt die Ausstellung „Nürnberg baut auf! Prechtl, Koller, Heyduck und andere“, die noch bis 26. April im Fembohaus zu sehen ist.

    Quelle: nuernberg.de

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Da nicht Frau Lauterbach, sondern Herr Enderle als Pellerhof-Verantwortlicher für die Altstadtfreunde teilnimmt, ist zu hoffen, daß eine deutliche Stellungnahme für den weiteren Wiederaufbau historischer Gebäude erfolgt.

    Zum Schneckendorf-Bau: Immerhin zeigt der Bild-Vergleich auch die Qualitäten des Rathauses auf. Ich überlasse es jedem selbst zu urteilen, ob die Gemeinsamkeiten zwischen der Vorkriegs-Nordseite des Hauptmarktes oder dem Schneckendorfrathaus einerseits und dem Palazzo Farnese andererseits stärker sind. Zur Assymetrie möchte ich auch nochmal auf den alles andere als symmetrischen Vorkriegszustand hinweisen und darauf, daß im Mittelalter Symmetrie eher die Ausnahme war. Als Dominanzgeste ist die Symmetrie in der Neuzeit zur Blüte gelangt, und woher in der Nachkriegszeit die Symmetrie-Paranoia kam, dürfte unschwer zu erraten sein. Die Fassade des heutigen Pellerhauses ist wohl eines der wenigen Beispiele annähernder Symmetrie, die durch die Einbeziehung der Ruine bedingt war. Doch auf dem Dach sind einige Stangen außerachsial angeordnet - interessanterweise bezeichnen diese aber wiederum die Platzmitte des Egidienplatzes ... - Ich meine allerdings, daß der Streit ums Rathaus hier einer um des Kaisers Bart ist, denn die größeren, teils erheblichen gestalterischen Probleme in der Altstadt lauern anderswo.

  • Zitat von "Palantir"

    Diese Veranstaltung passt doch wie die Faust aufs Auge und könnte vielleicht das Interesse der fränkischen Forums-Eminenzen finden.

    Quelle: nuernberg.de

    Die Ausstellung scheint weniger interessant, da eher künstlerisch orientiert.

    Zitat

    Der Eine oder Andere wird es schon wissen:

    Am 1. März 1009 um 16:00 Uhr gibts im Fembohaus das "Stadtgespräch": Der Wiederaufbau: zwei Sehweisen. Altstadtfreunde e.V. und Baulust e.V. diskutieren. 4,- Euro Eintritt.

    Am 15. März 2009 gibts dann ein Podiumsgespäch: Der Wiederaufbau im Rückblick. Auch um 16:00. 2,- Euro. Mit Willy Prölß und Oscar Schneider.

    Das Podiumsgespräch sollte dafür umso interessanter sein.

    Zitat von "baukunst-nbg"

    ... - Ich meine allerdings, daß der Streit ums Rathaus hier einer um des Kaisers Bart ist, denn die größeren, teils erheblichen gestalterischen Probleme in der Altstadt lauern anderswo.

    Ist am Hauptmarkt überhaupt zur Zeit eine Rekonstruktion oder Rückbau möglich? Ich würde gerne einmal herausarbeiten, wo am ehesten erfolgversprechend eine Rekonstruktion angemahnt und evtl. verwirklicht werden kann. Am Hauptmarkt könnte ich mir zunächst nur eine Aufstellung des Neptunbrunnens vorstellen. Alles andere scheint mir am Hauptmarkt der Kampf gegen Windmühlen zu werden.

    Ja, Probleme gibts wohl überall, dennoch: die Moritzkapelle könnte einen Anfang machen. Was meint Ihr?

    LG
    fury

  • @ Fury

    Zwar gibt es gute Möglichkeiten die Moritzkapelle zu rekonstruieren - das gilt auch für die Katharinenkirche. Ich finde aber, dass man sich vor allem auf Profanbauten konzentrieren sollte. Gerade da gibt es die grössten Probleme. Das Toplerhaus wäre hier geeignet, das es sich um einem sehr kleinem - aber aüsserst interessanten Bau handelt.

    Ansonsten finde ich - nun fühle ich mich fast wie unser ujo36 - dass man weit mehr mit einer "Kalkputz/Sprossenfenster-Erste Hilfe für Nachkriegsbauten" erreichen könnte. Ich habe irgendwann eine Mail an die Altstadtfreunde geschrieben um zu fragen, ob es solche Pläne gibt. Leider keine Antwort bekommen - die Frage war wohl zu dumm :peinlich:

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Zitat von "Däne"

    @ Fury

    Zwar gibt es gute Möglichkeiten die Moritzkapelle zu rekonstruieren - das gilt auch für die Katharinenkirche. Ich finde aber, dass man sich vor allem auf Profanbauten konzentrieren sollte. Gerade da gibt es die grössten Probleme. Das Toplerhaus wäre hier geeignet, das es sich um einem sehr kleinem - aber aüsserst interessanten Bau handelt.

    Da stimme ich mit Dir überein. Trotzdem muss vor der Reko der Toplerhauses erst ein Abriss erfolgen! Wo kann also möglichst einfach eine Rekonstruktion eines Profanbaus erfolgen? Schwarzes Pellerhaus? :?

  • fury: immerhin wäre das Bratwurstglöcklein ein ziemlich profaner Teil der Moritzkapelle ;)

    Letztlich wäre ein Maßnahmenpaket ideal, bestehend aus:

    1. Sanierung historischer Gebäude
    2. mindestens punktuelle Rekonstruktionen
    3. Ergänzung / Behebung von Kriegsprovisorien und -Stümpfen
    4. Fassadenverbesserungen z. B. durch Sprossenfenster und Kalkputz, Erker, Chörlein, Figuren, Ausleger und sonstigen Zierrat
    5. "Aufräumen" in der Stadt mit Verkehrsschildern, Möblierung, Aufstellung geschmackvoller Leuchten, Straßenbelag usw.
    6. Überzeugung der Öffentlichkeit von der Wichtigkeit der Punkte 1-5 für die nachhaltige Stadtentwicklung.

    (keine Rangliste!)

    Ziff. 5 ist eine ureigene öffentliche Aufgabe, aber selbst dazu reicht's oft nicht bei der Stadt. Die anderen Punkte sind primär eigentümerbezogen, wenn auch eine durch einen Privateigentümer alleine bezahlte Rekonstruktion eher im Lichte der Investitionsrendite als infolge von Liebhaberei und Überzeugung möglich erscheint.

  • Zitat von "baukunst-nbg"

    fury: immerhin wäre das Bratwurstglöcklein ein ziemlich profaner Teil der Moritzkapelle ;)

    Gute Idee :daumenoben:

    Zitat von "baukunst-nbg"


    6. Überzeugung der Öffentlichkeit von der Wichtigkeit der Punkte 1-5 für die nachhaltige Stadtentwicklung.

    Wichtigster Punkt! Daran muss gearbeitet werden!

  • baukunst-nbg

    Um nochmal darauf zurück zu kommen, du hast nicht zufällig ein Bild von Adlerstr. 36 von vor 1945 ??? Wäre doch ein Anfangsprojekt für eine Reko, dafür müsste nichts abgerissen werden. Und so wie es im Moment aussieht wird es doch nicht ewig bleiben.

  • Zitat

    Zur Assymetrie möchte ich auch nochmal auf den alles andere als symmetrischen Vorkriegszustand hinweisen und darauf, daß im Mittelalter Symmetrie eher die Ausnahme war.

    Ganz richtig. Ich wollte auch keineswegs für Symmetrie in der Architektur plädieren. Ganz im Gegenteil finde ich Symmetrie meistens ziemlich langweilig.
    Aber wenn schon Symmetrie zum Gestaltungsprinzip erhoben wird, dann sollte das doch unter Beachtung der richtigen Proportionen und Maße, wie auch mit einem gewissen Detailreichtum und einer hinreichenden Abwechslung geschehen wie es beim Palazzo Farnese der Fall ist.

    Na ja, aber richtig ist natürlich, daß das Neue Rathaus sicher nicht das eigentliche Problem am Hauptmarkt ist. Die Südseite finde ich da deutlich dringlicher!

  • Zitat

    Am 1. März 1009 um 16:00 Uhr gibts im Fembohaus das "Stadtgespräch": Der Wiederaufbau: zwei Sehweisen. Altstadtfreunde e.V. und Baulust e.V. diskutieren. 4,- Euro Eintritt.



    An alle Nürnberger und Mittelfranken hier im Forum!!!

    Ich werde jedenfalls zu dem Stadt(Streit)gespräch am 01. März hingehen. Wäre das nicht einmal eine gute Gelegenheit, sich zu treffen, vielleicht eine oder zwei Stunden vorher?!

    Wer Lust und Zeit hat, soll sich doch einfach per PN bei mir oder hier im thread melden. Dann können wir das Treffen organisieren!

  • Philon: Mir gefällt der Palazzo Farnese auch besser als Hauptmarkt 18, nur soviel zur Versöhnung ;)

    Nämberch: nur Geduld, ich habe einiges in Vorbereitung. Adlerstr. 36 ist für mich übrigens keine (Voll-) Rekonstruktion, sondern eine Restaurierung bzw. Teilwiederaufbau eines Stumpfes und für mich völlig unproblematisch. Doch selbst bei solchen Objekten droht eine Kaputtrestaurierung.