• Zitat von "Brandmauer"

    Deshalb ist es auch so wichtig, daß die Katharinenkirche wiederaufgebaut wird. Weitere Althäuser stehen in der Kühnertsgasse (wie oben gezeigt), auf der Nordseite der Lorenzer Straße, in der Johannesgasse und Theatergasse und in der Luitpoldstraße.


    Stimmt schon, es gibt noch kleine Bereiche die mit dem Burgviertel mithalten können. Mit solchen "einfachen" Mitteln wie dem Wiederaufbau der Katharinenkirche könnte man viel erreichen. Dazu gleich nächstes Stichwort: Luitpoldhaus! Wird das nun abgerissen und durch einen Neubau ersetzt? Hoffentlich nicht! Ich habe im Buch "3 x Nürnberg" ein Bild vom Luitpoldhaus entdeckt. Daher kommt eigentlich nur eine Rekonstruktion, bzw. weitergeführter Wiederaufbau in Frage. Welchen Vorteil ein Neubau gegenüber dem Wiederaufbau hat erschließt sich mir nicht! Oder ist die Angst vorm Abriss unbegründet?

    Bei den Spaziergängen durch die Stadt merke ich immer mehr was fehlt: es sind die Plätze, die als solches auch erlebt werden. Also Plätze, die an allen Seiten eine Begrenzung zeigen. Das war ja durchaus bei den Meisten Nürnbergs der Fall (Hans-Sachs-Platz, Obstmarkt etc.) Durch die "autogerechte" Stadt sind diese Plätze eher zu breiten Straßen geworden, das Gefühl ist ein völlig anderes. Durch die jetzt gegenteilige Politik sollte sich die Stadt wieder mehr darauf besinnen, die Stadt "wohnlicher" zu machen - auch hier ein klares Argument zur Rekonstruktion um es auch wieder gemäßigt kleinteiliger zu bekommen.

    LG
    fury

  • Zum Thema Laternen gerade folgendes gefunden:

    Zitat

    ...[Die Dresdner Gaslaternen]sollten eigentlich schon mitte der 8o-er jahre verschwunden sein. gen westen - speziell nürnberg - für etwa 2oo west-mark pro stück + dazugehörigem kopfsteinpflaster. die idee stammte damals von alexander schalck goldkowski persönlich. mit der gegenwehr der dresdner bewohner hatte selbiger nicht gerechnet. nachdem uns mehr oder weniger über nacht auf drei straßenzügen in striesen die alten laternen abgebaut und durch moderne elektrische ersetzt wurden, trafen sich auf dem rathaus mehrere bewohner, um ihren unmut zu äußern.wir wollten unsere gaslaternen zurück.unser wissen über den künftigen verbleib der laternen konnten wir natürlich nicht kund tun. unsere argumente für den erhalt der laternen waren daher rein aus denkmal pflegerischer sicht.nach langen diskussionen kam es dann aber zu einem kompromiss, welchen der stadtrat zähneknirschend unterschrieb. wir, die anwohner haben an den wochenenden neue löcher für unsere alten laternen gegraben. und die stadtwerke haben die neuen, viel zu großen elektrolampen wieder abgebaut. leider wurden die alten laternen von nun an mit strom betrieben. aber alle anderen gaslaternen waren gerettet.


    <Quelle mit Bild: http://www.fotocommunity.de/pc/pc/cat/2229/display/16031845\r
    http://www.fotocommunity.de/pc/pc/cat/2 ... y/16031845

  • Zitat von "William"

    Die alten Laternen sind aber nur in der Regel oben etwas verzierter als die Nachbauten in Nürnberg. Deshalb denke ich, dass dann z.b. bei der Weißgerbergasse und Maxbrücke nur die Masten alt sind. Ich meine auch, dass alte Gaslaternen irgend etwas zum Öffnen eines Fensters haben müssten.
    So wie hier in Berlin sehen die doch meistens aus:

    http://www.tagesspiegel.de/medien/hermes/cme1,162779.html


    Falls es bisher noch nicht deutlich genug gewesen sein soll hier noch als Zitat die Anmerkung zum Bild 20 auf Seite 57 des Altstadtberichts Nr. 2 (1977)

    Zitat

    Gaslaterne mit elektrischer Installation am Fachwerkhaus Untere Wörthstraße 8, angebracht 1976. Gehäuse genau nachgebildet, Ausleger und Spitze vom Original abgegossen. Beispiel für die exakte Dokumentation alter technischer Formen durch die Altstadtfreunde.


    Nachfolgend ein Blick von der Karlsbrücke in die Untere Wörthstraße, im Vordergrund die Nr. 4, im Hintergrund die oben angesprochene Nr. 8.

    Auf Seite 54 gibt es auch ein Bild einer Laterne mit dem gleichen Masten wie auf der Maxbrücke; die eigentliche Laterne ist nicht völlig identisch, aber sehr ähnlich, soweit man das beurteilen kann, denn auf Deinem Bild ist ja die Spitze abgeschnitten. Es dürfte sich bei dem historischen Bild um die Urform der Nürnberger Standardlaterne handeln, wohingegen die Nachbauten auf einer leicht vereinfachten späteren Version beruhen. Auf der Maxbrücke steht also mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das Original oder ein detailgetreuer Nachbau einer Nürnberger Gaslaterne aus dem späten 19. Jahrhundert. Eine Gaslaterne wie Dein Beispiel in Berlin findet sich auf keinem Bild in besagtem Artikel, auch nicht bei den wenigen Zeichnungen (Wilder) und dem einen Foto aus der Frühzeit der Nürnberger Gasbeleuchtung (1847 bis ca. 1870).
    Wenn Du immer noch zweifelst, dann schlage ich Dir vor, daß Du Dir den Altstadtbericht besorgst und selbst den Artikel mit den dazugehörigen Bildern studierst.


    Das mit den Dresdner Gaslaternen ist eine interessante Sache. Zehn oder zwanzig Jahre, nachdem man die eigenen Lampen verscherbelt oder verschrottet hat, versucht man Ersatz von anderswo zu holen. Aber die Dresdner Laterne sieht natürlich auch anders aus als die Nürnberger, weshalb es nicht nur für Dresden besser war, daß der Deal gestoppt werden konnte, sondern auch für Nürnberg, zumindest wenn dann anstatt der Dresdner Laternen Nachbauten von Nürnberger Laternen aufgestellt wurden.


    Zitat von "fury"

    Dazu gleich nächstes Stichwort: Luitpoldhaus! Wird das nun abgerissen und durch einen Neubau ersetzt? Hoffentlich nicht! Ich habe im Buch "3 x Nürnberg" ein Bild vom Luitpoldhaus entdeckt. Daher kommt eigentlich nur eine Rekonstruktion, bzw. weitergeführter Wiederaufbau in Frage. Welchen Vorteil ein Neubau gegenüber dem Wiederaufbau hat erschließt sich mir nicht! Oder ist die Angst vorm Abriss unbegründet?


    Offiziell ist es ein Umbau, aber viel von der alten Substanz wird wohl nicht bleiben.
    Inwieweit ein rekonstruiertes Luitpoldhaus den Flächenbedarf decken würde kann ich nicht sagen, und daß man sich einen barrierefreien Eingang wünscht ist aus heutiger Sicht verständlich, aber es stellt sich natürlich schon die Frage, ob es dafür nicht andere Lösungen gegeben hätte.
    Der einzige, von dem ich in letzter Zeit eine Stellungnahme zu dem Thema gehört habe, war Stadtrat Joachim Thiel, der sich darüber beklagt hat, daß mit dem Neu- oder Umbau es Luitpoldhauses ein weiterer Flachdachbau in der Altstadt entstehen soll.
    Herr Thiel scheint derzeit auch der einzige Stadtrat zu sein, der es regelmäßig mit Architektur- und Denkmalschutzthemen in die Presse schafft. Das Thema "Deutscher Hof" ist aufgrund einer Diskussionsveranstaltung der JU Nürnberg-Nord mit Herrn Thiel groß rausgekommen; er hat auch nach dem Vorschlag von Stephan Grosse-Grollmann, den Neptunbrunnen auf den Jakobsplatz zu verlegen, den Hauptmarkt als Standort vorgeschlagen.
    In Bezug auf die öffentliche Diskussion zum Thema Baukultur hätte ich mir von Christine Kayser mehr Präsenz erwartet. Von ihr habe ich noch nichts gelesen. Das könnte natürlich auch an den Zeitungen liegen, aber das halte ich für eher unwahrscheinlich.

  • Norimbergus
    Danke, jetzt weiß ich bescheid. In ausländischen Städten, ich erinnere mich an Barcelona z.b., wo wesentlich mehr solche alten Laternen zu sehen sind, hat jede Straße ihre eigenen Laternen, deshalb wunderte ich mich schon etwas über die Normierung in Nürnberg und das immer gleiche, recht schlichte Gehäuse.

    Auf diesem Bild ist eine Laterne an der Maxbrücke ganz abgebildet:

  • Ich denke, dieser Strang ist geeignet, um die an anderer Stelle immer wieder geäußerten Rekonstruktionswünsche bezüglich der Nürnberger Altstadt zu kommentieren. Dabei gehe ich von einer subjektiv "gefühlten" Rangliste aus und versuche Finanzierungsaspekte, da müßig, zunächst auszublenden.

    1. - Pellerhaus (Vorderhaus)
    2. - Hauptmarkt (v. a. Nord- und Westseite)
    3. - Toplerhaus
    4. - Grolandhaus
    5. - Viatishaus
    6. - Gartenbauamt
    7. - Steppe; Tucherstrasse, Herzgasse, Hans-Sachs-Gasse, Martin-Treu-Strasse (vormals Dötschmannsplatz)
    8. - Patrizierhäuser in der Schildgasse (v. a. Ort der Unterzeichnung der "Goldenen Bulle" von 1356)
    9. - Moritzkapelle und Bratwurstglöcklein

    zu 1.: sehr unwahrscheinlich, da das Vorderhaus ein Denkmal ist. Rechtlich gibt es hier überhaupt keine Handhabe, einen Abriß durchzuführen. Wenn überhaupt, müßte das 50er Jahre Pellerhaus transloziert werden. Das geht aber nicht, weil es mit dem historischen EG und dem Hof eine Einheit bildet.

    zu 2.: Das Schneckendorf-Rathaus ist ebenso wie das Pellerhaus ein Denkmal und daher ein Abriß absolut unwahrscheinlich. Außerdem gehört es zu den ansehnlicheren Bauten der Nachkriegszeit, das ist auch meine Meinung. Natürlich war der Vorkriegsbau malerischer, kein Thema. Aber ich finde, andere Maßnahmen hätten in Nürnberg Vorrang. Für die Rekonstruktion der Westseite müßte man erst einmal die Häuser Nr. 11, 15 und 17 kaufen. Weiteres Problem ist, daß die Waaggasse sehr stark verbreitert wurde, so daß das frühere Turmhaus heute mitten in der Straße stünde. Ich habe da mal für das DAF (Forum) eine wenn auch etws ungelenke Montage erstellt, da bezweifelt wurde, daß die mit Sicherheit kommende Straßenbahn und Rekonstruktion sich vertragen könnten:


    Foto/Montage: baukunst-nuernberg.de

    Die Wiederherstellung von 11-17 würde eine umfassende Planung und ein nicht einfaches Genehmigungsverfahren erfordern, nachdem die historischen Grundstücksgrenzen nicht mehr bestehen und auch die Baulinien selbst an dieser Stelle leicht verändert sind. Wohl wäre der leichtere Weg, nur Fassadenrekonstruktionen zu machen, womit viele leben könnten, aber hämischen Architekten sowie orthodoxen Denkmalpflegern eine Steilvorlage gibt.

    zu 3.: Für den Wiederaufbau des Toplerhauses müßte man die dortigen Wohnhäuser kaufen und eine Abriß- und Baugenehmigung für den Neubau erhalten. Denkmalpflegerisch gehören die Häuser zum Altstadtensemble, und man muß befürchten, daß es heißt, es handele sich um ein abgeschlossenes Ensemble, das durch eine Rekonstruktion des Toplerhauses gestört werden würde. Die Wirkung der Fassade im Zusammenspiel mit der Burg ließe sich aber wiederherstellen. Fraglich ist aber die Dokumentation des Baus, es sollte aber einiges an Plänen vorhanden sein.

    zu 4.: Das Grolandhaus stünde heute isoliert mehr oder weniger mitten auf der Tetzelgasse, wie ein Stockzahn gegenüber dem Scharrergymnasium, am Rande einer 50er-Jahre-Auflockerungs-Hundewiese. Hierzu nochmals der Verweis auf meine Website mit entsprechenden Vergleichsbildern. Es ist fraglich, ob es alleine so gut wirken würde. Die Schwierigkeiten bei einer Rekonstruktion werden angesichts der von Riegel im Strang "Fachwerkbauen in Nürnberg" diskutierten Bauweise plastisch; jedenfalls wäre es sicher nur eine Spekulation, wie es gewesen sein könnte. Natürlich stört das einen echten Rekonstruktionsbefürworter nicht!

    zu 5.: Das Viatishaus wäre natürlich eine tolle Sache, denn der Obletter-Block ist wirklich unansehnlich. Andererseits ist er deswegen so viel flacher als das Vorkriegsgebäude, weil die im Wiederaufbau geschaffene Blickachse von der Lorenzkirche zur Burg sonst verstellt wäre:


    Foto: baukunst-nuernberg.de

    Ich fände es durchaus bedauerlich, wenn diese liebgewonnene Beziehung wegfiele; durch den Neubau an Stelle von Betten-Nagel wird sie schon beeinträchtigt. Das heutige Gebäude, könnte man es erwerben, bedürfte aus optischen Gründen jedoch tatsächlich eines Ersatzes.

    zu 6.: Das Gartenbauamt habe ich schon einmal montiert, hier gilt im Prinzip das gleiche wie für das Toplerhaus, wenn auch keine Blickbeziehung mit der Burg im Hintergrund herstellbar ist.


    Fotomontage: baukunst-nuernberg.de

    Auch hierfür müßten Wohnhäuser weichen und auch Grundstücks- bzw. Baulinien verändert werden. Ich halte das eher für eine unwahrscheinliche Maßnahme.

    zu 7.: Großflächige Rekonstruktionen des früher sensationellen Altstadtkerns und späteren "Steppe" wären natürlich extrem wünschenswert, insbesondere die Tucherstraße mit ihren drei berühmtesten und weiteren wunderbaren Höfen war mit das beste, was Nürnberg zu bieten hatte. Dort müßten aber extrem viele Häuser abgerissen und ersetzt werden, was die Sache unpopulär machen würde. Allenfalls im Wege der Salamitaktik könnte man hier wohl mit Einzelmaßnahmen vorankommen, ansonsten wohl nur aufgrund eines zentralistisch-autoritären politischen Programms. Vielleicht sollte man überlegen, einen Anfang mit der Tiefgarage am ehemaligen Dötschmannsplatz zu machen:


    Fotomontage: baukunst-nuernberg.de

    zu 8.: Das finde ich einen neuen und interessanten Gedanken, selbst wenn auch hierfür Wohnbebauung weichen müßte. Als historische Stätte wäre es für mich besonders reizvoll, den dortigen Innenraum wenigstens ansatzweise wiederherzustellen, der sehr berühmt war.

    zu 9.: Interessanterweise wird hier eher selten der Wunsch nach diesem berühmten Ensemble geäußert, vielleicht, weil der Wunsch nach Bürgerhäusern dringender ist als der nach Sakralbauten, von denen Nürnberg auch heute noch eine vortreffliche Auswahl zu bieten hat. Aber ich denke, daß das eine noch am ehesten wahrscheinliche Maßnahme sein wird, denn der Platz ist frei, der Gedanke ist bekannt, und sogar der eingelassene Pflasterstein spricht: "der Wiederaufbau bleibt künftigen Generationen vorbehalten". Auch ist hat das Projekt eine übersichtliche Größe, und die Nutzung sollte überhaupt kein Problem darstellen. Gerüchteweise soll der Eigentümer des Schürstabhauses von diesen Rekonstruktionsplänen eher weniger angetan sein, da seine Südfassade erheblich verschattet werden würde...

    Übrigens: es gibt daneben noch viele wartende Ergänzungen und Halbrekonstruktionen, siehe den Strang "Nachkriegsprovisorien - Nürnberg".

  • sehr gute Liste! Sowas habe ich auch im Kopf!
    Ich bin jedoch der Meinung, dass man - speziell die Rekonstruktionen - auf Machbarkeit hin einstufen sollte. Insofern würde meine Rangfolge als Vorschlag so aussehen:

    1. Pellerhaus - Teilweise Rekonstruktion im Gang. Für die Fassade fehlt der öffentliche Wille/Druck. Hier muss ein Bewußtsein geschaffen werden. Wie im Pellerhausstrang schon erwähnt wurde ist das Pellerhaus bei den meisten Nürnbergern völlig unbekannt, wird also nicht als "Sehenswürdigkeit" gewürdigt.

    2. Grolandhaus - Vom Platz her machbar, es sollte jedoch als Ensemble - ähnlich wie es war - angedacht werden. Gerne mit passenden "Füllbauten" wie beispielsweise Frankfurt im Bereich des Technischen Rathauses. Hier könnte eine Wohngruppe entstehen, die dann das einzelne Haus nicht als Solitär stehen lässt.

    3. Gartenbauamt - da bin ich mir nicht ganz sicher ob der Platz noch halbwegs frei ist. Im Grunde gilt m.M. nach dasselbe wie beim Grolandhaus - der Anschluss muss passen.

    4. Moritzkapelle - der Platz ist frei, also worauf noch warten? Hier muss auch die "Werbetrommel" gerührt werden, Spenden, Investoren etc.

    5. Dötschmannplatz - leider vollkommen verbaut - Für das haus Nr. 13 müsste die Parkgarage weichen. Auch hier ginge es um eine Ensemblebildung (dafür mit Tiefgarage!?) ich fürchte hier wird der Platz zu klein.

    6. Toplerhaus - Problem bereits erwähnt

    7. Viatishaus - dito

    8. Schildgasse - dito

    9. Steppe - ganz schwer umzusetzen

    10. Hauptmarkt - dito

    Ich möchte nochmal erwähnen, dass ich nicht vom Fach bin. Gleichwohl bin ich an Architektur interessiert - speziell natürlich Nürnberg. Ich möchte durch meine Anmerkungen niemanden berichtigen. Es geht mir eher um eine m.M. nach realistische "Machbarkeit".

    In diesem Sinne

    LG
    fury

  • Ein Punkt vorweg: es ging in der Frage, auf die die Liste antwortet um wünschbare Rekonstruktionen, noch nicht um die Machbarkeit. Letztlich ist alles machbar, wenn es nur gewollt wird ... von Investoren, Eigentümern und Stadt.

    Aber dennoch zur Machbarkeit im einzelnen:

    ad 1.) Richtig, das Problem ist hier der Denkmalschutz auf der 50'iger Jahre-Fassade. Theoretisch könnte der allerdings durchaus aufgehoben werden. Es ist im Prinzip einfach eine Frage des Willens. Die Translozierung wäre natürlich denkbar und m.E. nicht völlig undurchführbar.

    ad 2.) Die Nordseite mit dem 50'iger Jahre Rathaus unter Denkmalschutz wird vermutlich wegen des Denkmalschutzes nicht rekonstruierbar sein. Ich hatte allerdings ohnehin mehr an die West- und die Südseite gedacht. Und da sehe ich keine so großen Probleme. Besonders die Südseite ist an Häßlichkeit derzeit kaum zu überbieten (sagt auch jeder Nürnberger). Zugleich standen da vor dem 2. Januar 1945 so unschätzbar wertvolle und bedeutende Bauten wie das Rieter'sche Haus ("Haus zu ersten Bitte"), in dem seit dem 14. Jahrhundert die Kaiser des Heiligen Römischen Reichs bei ihren Nürnberg-Besuchen Hof hielten.

    ad 3.) "Für den Wiederaufbau des Toplerhauses müßte man die dortigen Wohnhäuser kaufen und eine Abriß- und Baugenehmigung für den Neubau erhalten." Oder den Eigentümer überzeugen, die bestehenden Wohnhäuser (ist das mehr als eines???) selbst abzureißen und ihm Unterstützung für den Wiederaufbau des Toplerhauses geben/organisieren. Alles nur eine Frage des politischen Willens. Dasselbe gilt für den eventuellen Ensembleschutz. Den sehe ich hier allerdings nicht für ein so großes Problem an, da er ja einzig dazu dient, den alt-nürnbergischen Charakter der Altstadt zu wahren. Und der würde durch einen Abriß der 50'iger-Jahre-Bebauung und ihre Ersetzung durch Rekos der wirklichen Altnürnberger Bauten sicher kaum gestört. Und wenn ja, wäre das ein weiteres Beispiel für die komplette Bescheuertheit unseres Denkmalschutzes und seiner Dogmen ... und das wäre wieder ein politisches Problem.

    ad 4.) Jedenfalls machbar und ein guter Anfang für weitere Rekonstruktionen in der Ecke. Das Grolandhaus muss ja nicht isoliert stehen bleiben. Ganz im Gegenteil: es soll einen Auftakt bilden 8)

    ad 5. - 7.) Dasselbe Problem wie beim Toplerhaus mit derselben Lösung: Überzeugungsarbeit bei den derzeitigen Besitzern der Nachkriegsbebauung; Investorensuche; Unterstützung durch Stadt, Altstadtfreunde etc.; keine Flächenabrisse und "Alles-oder-Nichts"-Lösungen (außer beim Viatishaus), sondern Vorgehen Stück für Stück.

    ad 8.) wie 5.-7. Ansonsten noch die Anmerkung: daß noch niemand über die Rekonstruktion des Gundherrenhauses/Haus zum Goldenen Schild, in dem 1356 die Goldene Bulle verfasst und ausgefertigt wurde, nachgedacht hat, war für mich als Neu-Nürnberger immer völlig erstaunlich. Das war eigentlich fast meine erste Reko-Idee neben dem Pellerhof. Außer diesem Haus gab es wohl in der Schildgasse noch einige Patrizierhäuser mehr von dem Kaliber.

    ad 9.) "Es ist eine alte Geschichte, doch bleibt sie immer neu ..." Das Problem ist wohl, daß der Besitzer des aktuellen Bratwurstglöckleins die Kapelle nicht will, weil sie direkt vor seinem 50'iger-Jahre-Bau stehen und den verdecken würde. Da er wiederum sehr gute Kontakte in die Nürnberger Lokalpolitik hat ... [Rest bitte selbst ergänzen]

  • War mir schon klar, dass es eine "Wunschliste" ist. Aber letztlich möchte ich gern "Erfolge" sehen :) Ich denke mir eben, wenn erstmal Mögliches auch umgesetzt wird, sieht die Bereitschaft für Mehr schon ganz anders aus.

    Wir haben am Beispiel Fleischhaus ja schon gesehen, dass eine Rekonstruktionsbereitschaft durchaus latent vorhanden ist. An der Durchsetzung haperts! Das Luitpoldhaus ist der nächste Kandidat! Da sollten die AF auch mal ansetzen. - Mir ist klar, dass das eine Forderung von mir ist, bei der sich die Frage ergibt was ich selbst dafür tue. Aber genau diesen Eindruck hatte ich oft von den AF. Vorschläge der Stadt wurden meist abgelehnt, eigene Vorschläge waren kaum zu erkennen. Dieses Problem beschäftigt mich noch. Da muss mehr getan werden.

    siehe Philon:

    Zitat

    Hallo, Leute: wer hat denn gesagt, die Altstadtfreunde sollen Rekonstruktionen selbst finanzieren oder sogar eigenhändig bauen?! Sie sollen sich für Rekonstruktionen einsetzen, d.h. Lobbyarbeit bei der Stadt, Investoren gewinnen, Ideen in den Ring werfen, Finanzierungsmodelle konzipieren, Eigentümer kontaktieren und sie für Rekonstruktionen begeistern, über das Alte Nürnberg informieren usw. Darum geht es doch. Bauen und Finanzieren müssen natürlich Privatinvestoren oder die Stadt.

    LG
    fury

    PS: Abgesehen von dem politischen Willen zur Reko. Was soll mit den Leuten geschehen, die zur Zeit in diesen Häuser leben und für eine Reko abgerissen werden sollen? Beispiel Toplerhaus: Möchten diese dann im Reko-Toplerhaus wohnen?

  • Zu Adlerstraße 36: Es besteht konkrete Hoffnung, daß das Haus als Denkmal anerkannt wird. In den "Nürnberger Altstadtberichten", Heft 23 (1998), S. 23-32, gibt es einen Artikel von Harald Pollmann mit dem Titel "Keine Rettung mehr für Adlerstraße 36?", hier finden sich u. a. auch etliche Fotos von dem Gebäude aus verschiedenen Jahrzehnten. Fraglich ist aber, wie es mit dem Stumpf weitergeht, hoffentlich wird er nicht zeitgemäß ergänzt, sondern historisch getreu restauriert. Es ist nur ein idealistischer Käufer gefragt, die Altstadtfreunde dürften finanziell momentan nicht in der Lage sein. Alleine für die Sanierung des Hauses Hintere Ledergasse 43 werden einige (!) Millionen Euro notwendig sein. Wer sich einen Altstadtbericht schicken lassen will, kann diesen sicherlich gegen Entgelt (leider weiß ich den Preis nicht) beim Verein - Altstadtfreunde Nürnberg e. V., Obere Krämersgasse 16, 90403 Nürnberg, Fax 0911 - 8 10 89 34, E-Mail mailto:info@altstadtfreunde-nuernberg.de">info@altstadtfreunde-nuernberg.de - beziehen oder antiquarisch suchen.

  • Der Eine oder Andere wird es schon wissen:

    Am 1. März 1009 um 16:00 Uhr gibts im Fembohaus das "Stadtgespräch": Der Wiederaufbau: zwei Sehweisen. Altstadtfreunde e.V. und Baulust e.V. diskutieren. 4,- Euro Eintritt.

    Am 15. März 2009 gibts dann ein Podiumsgespäch: Der Wiederaufbau im Rückblick. Auch um 16:00. 2,- Euro. Mit Willy Prölß und Oscar Schneider.

    LG
    fury

  • Zitat von "baukunst-nbg"

    Wer sich einen Altstadtbericht schicken lassen will, kann diesen sicherlich gegen Entgelt (leider weiß ich den Preis nicht) beim Verein - Altstadtfreunde Nürnberg e. V., Obere Krämersgasse 16, 90403 Nürnberg, Fax 0911 - 8 10 89 34, E-Mail mailto:info@altstadtfreunde-nuernberg.de">info@altstadtfreunde-nuernberg.de - beziehen oder antiquarisch suchen.


    Ich habe mir vor wenigen Jahren alle Altstadtberichte, die mir noch gefehlt haben (und das waren damals fast alle, da ich noch nicht lange Mitglied war), gekauft. Der Preis war günstig, ich glaube als Mitglied habe ich 4 Euro pro Heft gezahlt; Nichtmitglieder zahlen etwas mehr (oder 4 Euro war der Normalpreis und Mitglieder zahlen nur 3? Ich weiß es nicht mehr genau).

    Und jetzt meine Meinung zum Hauptmarkt.

    Westseite
    Der kürzlich irgendwo im Forum hervorgebrachten Vermutung, daß hier beim Wiederaufbau Baulinien verändert wurden, muß ich widersprechen. Der Karte auf S. 33 der Broschüre des Nürnberger Baureferats zu Heinz Schmeißners 100. Geburtstag zufolge (diese Karte hätte ich gerne für die ganze Altstadt, am besten noch ergänzt um die Veränderungen von Grundstücksgrenzen) sind sowohl die Baulinien zur Tuchgasse als auch zum Hauptmarkt selbst nicht verändert worden, außer natürlich am nördlichen Ende, und dort im Wesentlichen durch die Verbreiterung der Waaggasse. Ich sehe auch keinen Grund zur Annahme, daß sich Grenzen zwischen Parzellen verändert haben, abgesehen von Zusammenlegungen mehrerer Parzellen. Aber dort, wo heute eine Grenze ist, müßte früher auch eine gewesen sein.
    Hauptmarkt 7/Tuchgasse 1: Bis zum Dachansatz noch der Bau von ca. 1913/1914. Mit Beseitigung der Kriegsschäden/Nachkriegsvereinfachungen ist hier der Vorkriegszustand ohne Neubau herstellbar; allerdings bräuchte man wohl einen neuen Dachstuhl (ich bin aber kein Zimmermann und kann das deshalb nicht wirklich beurteilen)
    Hauptmarkt 9: Durch Verbesserungsmaßnahmen der Altstadtfreunde in erfreulichem Zustand. Wieso dann hier rekonstruieren? Nur weil es nicht dem Vorkriegszustand entspricht?
    Hauptmarkt 11/13: Am besten wäre eine Aufteilung in zwei Parzellen mit passender Neubebauung, gerne auch Rekonstruktion; der jetzige Zustand ist besonders störend, da es zwischen dem jetzt schon sehr guten Hauptmarkt 9 und dem relativ einfach zu verbessernden Hauptmarkt 15 steht.
    Hauptmarkt 15: Hier stand zwar das Behaimsche Haus mit großer Geschichte (im Haus wurde Martin Behaim geboren, vor dem Haus fand hundert Jahre lang die Heiltumsweisung statt), aber architektonisch war das Gebäude nicht außergewöhnlich. Hier bietet sich Korrektur am Bestand durch andere Fenster, anderen Putz, Chörlein und Dacherker an. Dies könnte in Etappen erfolgen (wie bei Hauptmarkt 9 geschehen). Das ist in meinen Augen die realistischste aller möglichen Verbesserungen.
    Hauptmarkt 17: Hier hilft wohl auch nur Neubau, gerne auch Rekonstruktion; wichtig wäre dann auch eine Verengung der Waaggasse.
    Zur Wiedergewinnung einer belebten Dachlandschaft wäre außer einiger dominierender zentraler Erker auch wichtig, daß die Giebelbrandmauern wieder über die Dachflächen hinaus hochgemauert werden würden.

    Südseite
    Mich wundert auch, weshalb so wenig über die Südseite gesprochen wird, wo diese doch offensichtlich die häßlichste ist. Aber auch vor dem Krieg war das meiner Meinung nach schon die schwächste Seite. Die Parzellen waren schon vor dem Krieg ziemlich groß (schon immer, zumindest schon seit mehreren Jahrhunderten; aber da es schon immer so war kritisiert man es nicht, bei der Westseite wird es kritisiert, weil es vor dem Krieg anders, zugegebenermaßen auch wirklich besser, war), an den Fassaden gab es kein einziges Chörlein und die Dachlandschaft war, durch die wenigen Parzellen und der deshalb wenigen, noch dazu sehr kleinen Firstsprünge, durch das Fehlen von die Dachflächen überragenden Brandmauern und aufgrund der geringen Zahl kleiner (wenngleich etwas schöner als die Schlepperker der Nachkriegszeit anzusehender) Erker, ziemlich langweilig; einzig das Eckhaus zur Plobenhofstraße sorgt hier mit seinem zum Hauptmarkt zeigenden Giebel für Abwechslung, sehr eingeschränkt auch der Firsterker über dem Rieterschen Haus. Allerdings ist meine Quelle hierzu ein Bild von 1936; falls im Rahmen der "Entschandelung" der Altstadt hier in den letzten Vorkriegsjahren noch Verbesserungen beispielsweise bei der Dachlandschaft des Rieterschen Hauses vorgenommen worden sein sollten, so würde das meine Kritik etwas zurücknehmen.
    Für rekonstruktionswürdig halte ich hier nur das Eckhaus zur Plobenhofstraße und das Rietersche Haus, dieses aber auch nur, wenn für die Dachlandschaft alte Zeichnungen/Stiche als Vorbild genommen werden, wodurch eine in den Maßen bis auf wenige Zentimer (oder noch genauer) exakte Rekonstruktion unmöglich wäre.
    Die beiden dazwischenliegenden Häuser hatten auf dem Wertstufenplan keine Einstufung. Das an das Rietersche Haus angrenzende Gebäude war wohl ein Neubau aus dem Jahr 1830, das östlich davon liegende Gebäude ist noch auf einer Wilderschen Zeichnung von 1850 in deutlich anderem Zustand als auf der Photographie von 1936 zu sehen; ob es sich hier um einen Umbau oder einen Neubau nach 1850 (aber deutlich vor 1900; keine Spur vom Nürnberger Stil) handelt weiß ich nicht. Für diese beiden Binnengebäude zwischen den Eckhäusern sehe ich keinen Anlaß für Rekonstruktionen. Wenn man sich schon Gedanken über den zum heutigen Tag äußerst unwahrscheinlich erscheinenden Fall macht, daß der Kappler-Bau abgerissen wird, so kann man doch auch davon träumen, daß es in Zukunft Architekten geben könnte, die die Nürnberger Bautradition weiterentwickeln. Hier wäre für einen solchen Architekten ein geeigneter Einsatzort.

    Ostseite:
    Hauptmarkt 16: Ich schlage Abriß und Rekonstruktion des Eisenbachschen Hauses vor.
    Plobenhofstraße 6 (ehemaliger Plobenhof): Rekonstruktion wäre schön, aber der Bestand hat Qualität; Verbesserungen von Fenster und Dach wäre wichtig, ansonsten besteht an anderer Stelle wesentlich mehr Handlungsbedarf.
    Hauptmarkt 12: was sollte hier überhaupt rekonstruiert werden? Das 1869 abgerissene Kürschnerhaus, dessen bauliche Anlage - Traufseitigkeit zum Hauptmarkt, dahinter ein Trakt mit senkrecht zum Vorderhaus liegender Firstlinie - vom Nachkriegsbau (Architekt Fritz Mayer) zitiert wird? Das Solgersche Telegraphenamt von 1872? Oder den durch radikale Umgestaltung des Solger-Baus entstandenen letzten Zustand, der mit seinem hohen, zum Hauptmarkt zeigenden Giebel fast dem Plobenhof Konkurrenz machte? Ich denke, hier haben wir die von vielen relativ gut proportionierten Nachkriegsbauten bekannten Probleme, insbesondere Fenster; in solchen Fällen bin ich auch immer sehr schnell geneigt, Kritik am Dach anzubringen, aber auch das Kürschnerhaus hatte immer ein Dach ohne jeglichen Erker; nicht mal Wengerlein gab es. Mein Vorschlag auf jeden Fall: Verbesserung des Bestands, keine Rekonstruktion.

    Nordseite
    Ich plädiere für keinerlei Veränderung!
    Hier muß ich jetzt ganz ketzerisch werden: das Hallersche Haus war sicher sehr charakteristisch, aber eigentlich doch eher eine Kuriosität als eine Schönheit. Die Brandmauer, in die nach Abriß den Judenviertels nachträglich Fenster eingebrochen wurden und der im östlichen Abschnitt (im Westen bildet sie ja den Giebel des Vorderhauses) auf den ersten Blick das bekrönende Dach fehlt (da es sich um die Rückwand des südlichen Seitenflügels handelt wird es wohl nur ein nach Norden, also nach innen zum Hof hin abfallendes, ziemlich schmales Pultdach gegeben haben) - wenn heute in der Altstadt ein Neubau entstehen würde, der zu einem derart exponierten Platz wie dem Hauptmarkt hin kein Dach zeigt, sondern nur eine Mauer, weil das Dach nur zur Rückseite hin abfällt, dann möchte ich Euer Geschrei hören. Beim Hallerschen Haus liegt das natürlich in der Baugeschichte (oder besser: der Abrißgeschichte des Judenviertels) begründet, aber für die Frage, ob ein Haus oder eine Ansicht schön ist, ist die Baugeschichte erst mal egal. Davor stand diese kleine Häuserzeile (die im Wertstufenplan übrigens in der zweiten Kategorie auftaucht und damit höher eingestuft war als das Hallersche Haus), die mich nicht unbedingt vom Hocker reißt, und nach Osten hin standen noch zwei schmale Häuser nebeneinader, die zeimlich verloren in die Höhe ragten; auf der beliebtesten Hauptmarkt-Ansicht (Blick nach Nordwesten mit Schönem Brunnen, links nörliche Westseite, rechts Hallersches Haus, dahinter IHK und Sebalduskirche) tauchten diese gar nicht auf. Insgesamt ein sehr heterogenes Bild mit gewissem Reiz, aber auch rekonstruktionswürdig?
    Der Schneckendorfsche Rathausbau hat sicher gewisse Schwächen, leider gerade beim frontalen Anblick aus größerer Entfernung, wodurch er auf den meisten Bildern schlechter wegkommt, als er in Wirklichkeit ist. Aber aus der Nähe und v.a. in der Schrägansicht finde ich ihn fast grandios. Wenn ich nördlich der Frauenkirche vom Obstmarkt her komme oder noch mehr, wenn ich von der Burgstraße her kommend zwischen Wolffschem Bau und Ostchor der Sebalduskirche durchlaufe und danach kommt rechts die IHK und links nach dem Wolffschen Bau etwas zurückversetzt der Schneckendorfsche Bau mit seiner enormen Rhythmik durch die sehr plastisch ausgeführte vertikale Gliederung - das ist ganz großes Kino, wenn man die zu breite Waaggasse und v.a. die gestalterischen Defizite zweier Kappler-Bauten, nämlich des Eckhauses Hauptmarkt 17 und der Hauptmarktsüdseite, außer Acht läßt.

  • @ Norimbergus:

    Vielen Dank für die detaillierte Auflistung der Bauten am Hauptmarkt. Das könnte man glatt 1:1 als Wiederaufbauplanung drucken lassen!

    Nicht recht geben würde ich dir allerdings hinsichtlich des Behaim'schen Hauses und hinsichtlich des Plobenhofs. Das Behaim'sche Haus sollte m.E. allein wegens einer geschichtlichen Bedeutung rekonstruiert werden (wie das Rieter'sche Haus).

    Zudem geht es ja gerade beim Hauptmarkt auch nicht so sehr um die architektonische Bedeutung des Einzelbaus, sondern - wie eigentlich immer bei alten Städten - um das Ensemble. Und zum Ensemble gehören eben gerade auch die schlichten Bauten. Die sind eben nur vermeintlich "unwichtig"; tatsächlich machen sie aber letztlich die Atmosphäre eines Ensembles erst möglich ... ganz so wie die Pausen oder Fermaten in einem klassischen Musikstücke: scheinbar unwichtig, da da ja "musikalisch nichts passiert". Aber lass sie weg und das Stück ist kaputt.


    Ich habe gestern das Buck "Bild und Erinnerung" von Mulzer, Beck und Bäuerlein geschenkt bekommen, das einmalige Luftaufnahmen Nürnbergs vom Sommer 1944, ein halbes Jahr vor der Ausradierung des Alten Nürnbergs enthält.
    Ich bin aus dem Staunen und der Trauer nicht mehr herausgekommen. Erst diese Luftaufnahmen zeigen, was für eine wundervolle, geschlossene Stadt das war. Vor allem die Aufnahmen des alten Stadtkerns im dann totalzerstörten Sebald sind unglaublich: eine solche dichte, enge, atmosphärische Bebauung kenne ich nur noch aus italienischen Städten. Der Einzelbau mag nicht besonders interessant gewesen sein, aber die Atmosphäre, die diese mittelalterlichen, verschachtelten Gassen und Höfe ausstrahlen, ist einmalig ... ein Blick in eine wahrgewordene Märchenwelt, uralter tiefer Traum.

    Umso größer ist die Trauer und die Wut auf die Verbrecher, die das alles mutwillig zerstört haben. Trauer, weil das bei allen Rekonstruktionsbemühungen nie wieder zurück gebracht werden kann: wir reden selbst hier allenfalls über 10 Rekoprojekte. Allein in diesem Viertel standen aber an hunderte und aberhunderte Häuser aus dem 13. - 15. Jahrhundert! - und das ist nur ein Viertel des Alten Nürnberg! Was sind da letztlich die 10 Rekonstruktionen, über die wir hier reden? Und selbst diese 10 sind nach Aussagen der Nürnberg-Kenner unrealistisch. Was soll man da letztlich sagen.

    Gerade diese Vergeblichkeit und letztliche Aussichtslosigkeit steigert auch meine Wut auf die Täter ins Unermeßliche. Der Band referiert auch den "Marschbefehl" von Harris für den Angriff vom 2. Januar 1945. Mir sind fast die Augen rausgefallen: der Angriff auf Nürnberg wird darin doch tatsächlich damit begründet, daß die Stadt noch nicht so stark zerstört sei wie andere deutsche Großstädte. Das müsse geändert werden, d.h. der Zerstörungsgrad Nürnbergs auf den Level von Köln, Frankfurt usw gebracht werden. Nürnbergs Altstadt wurde also einzig aus dem Grund zerstört, daß sie noch nicht zerstört war: das war Zerstören um des Zerstörens willen, Morden um des Mordens willen.

  • Ich habe eine Idee, wie der Aufbau Nürnbergs bis zum heutigen Tag beschrieben werden kann. Es war in erster Linie eine Wiederherstellung der bedeutenden künstlerischen Werke. Architektur, also der Erhalt eines schlichten, einfachen Hauses oder gar eine Rekonstruktion war nicht wichtig. Hierfür gibt es viele Beispiele: Abtragung von Ruinen, sieben Zeilen, fast Unschlittplatz, Adlerstraße, weitere Abriße von Gebäuden, die im Weg standen. Dagegen wurde sehr viel Energie in die Wiederherstellung der Burg, der Kirchen, des Rathauses und auch in die Wiederherstellung von Hauszeichen, Hausfiguren, Chörlein und Wappen gelegt. Viele wichtige und die wichtigsten Kunstwerke überhaupt wurden gerettet. Welche Stadt hat so viel von ihrem Erbe geschützt? Sämtliche Denkmäler und Brunnen existieren noch. Gleich nach dem Krieg hat man Erker, die erhalten waren in Neubauten integriert. Details, also z.b. Türen oder Dacherker oder Gitter wurden erstmal gesammelt. Es wurden ja vor dem Krieg ganze Räume ausgebaut und in Sicherheit gebracht, nicht bewegliche Objekte zugemauert.... .
    Zu dieser Einstéllung passt das Thema, dass am Hauptmarkt keine einzige Fassade wieder entstanden ist. Andererseits habe ich den Eindruck, dass alle Brücken im Grunde im historischen Zustand sind.
    Somit gibt sich ein gemischtes Urteil über den Wiederaufbau der Altstadt. Was die Kunstwerke, Kirchen und wertvollen Bauteile angeht ganz klar eine 1 (von den Altstadtfreunden alleine wurden 24 Hausfiguren angebracht, dazu einige markante, bedeutende Hauszeichen, 16 Chörlein angebaut, so dass die Zahl derer wieder um die 80 ist. Die vielen Ausleger, die man heute sieht, stammen übrigens alle nicht aus Nürberg. Bezeichnend ist auch, dass die Leidensstationen in Johannis, teilweise auch die Gärten dort, und die beiden Friedhöfe wie unangetastet aussehen. Bei näherer Betrachtung sieht man auch, dass man mit den Resten der Klöster liebevoll umging und man hat noch zwei Kirchenruinen im Zentrum für die Zukunft stehen gelassen. Andererseits hätte man viel mehr Altbauten noch bewahren können und hier, vor allem hinsichtlich vieler zu nichtssagender Neubauten und wenig Rekos, kann man Nürnberg nur duchschnittlich beurteilen. Zum Glück hat man auch an der Stadtmauer festgehalten und sich entschlossen sie wieder aufzubauen. So viele mittelalterliche Kunst und Gebäude, die viele Jahrhunderte auf dem Buckel haben, alles von so hohem kulturellen Wert, sind zum Glück noch da.

    Was ich leztendlich sagen will ist, dass ich mir es nicht vorstellen kann, dass sich hier das so schnell ändert und man auf einmal mit Rekonstruktionen beginnt. Der Wiederaufbau Nürnbergs ist zu sehr auf das Detail beschränkt. Wäre auch unsinnig hinsichtlich so viel nicht ganz wiederhergestellter historischer Bauten. Den Hauptmarkt würde ich eher mit Spolien bereichern, z.b. Dacherker von der Karlstraße.


    @ philon Keine Angst! Selbst in England werden diese beiden Denkmäler noch wackeln, und zwar gewaltig.

  • Zu Norimbergus: ich bin mit Deinen Gedanken zur Verbesserung des Hauptmarktes fast ganz einverstanden. Ein paar Bemerkungen habe ich jedoch. Ich finde die Rekonstruktion des Behaimhauses ganz wichtig wegen der geschichtlichen Bedeutung. Sie ist auch möglich, da es das Grundstück noch so gibt. Den Schneckendorff-Bau könnte man mit einem etwas steileren Dach optisch sehr verbessern und an die Altstadt anpassen (so etwa wie beim modernen "Fleischhaus" geschehen, aber dann ohne die zu großen Dachgauben dort)
    Des weiteren sollte man die Chance nicht verpassen, den Neptunbrunnen wieder auf dem Hauptmarkt aufzustellen.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Zitat von "Nämberch"

    Was ist eigentlich aus der kürzlich entstandenen Idee geworden den Neptunbrunnen am Jakobsplatz anzusiedeln?

    Wenn ich es auf der letzten Jahresversammlung der Altstadtfreunde richtig verstanden habe, ist das Problem, daß die Anwohner des Stadtparks, wo der Brunnen seit 1962 steht, ihn nicht mehr "rausgeben" wollen, egal ob er auf den Hauptmarkt oder auf den Jakobsplatz kommen soll ... und welcher Politiker will schon seine Wähler vergraulen.
    Da müsste man wohl einen Drittguß machen. :augenrollen:

  • Noch mal am Rande bemerkt: Das Problem ist, dass man bei der ganzen zweiten-Weltkriegsgeschichte noch nicht so sicher ist, was nun wirklich los war. Zumindest mir geht es so. Einerseits wird bei Dresden immer von solch einer Katastrophe gesprochen, andererseits sind nach den neuesten Zahlen weniger Menschen gestorben als in Pforzheim. Oder sind die neuesten Zahlen falsch?
    Für den Fall, dass die alten Zahlen von 300 000 stimmen und Churchill wußte, dass es bei einem Angriff auf Dresden zu solchen verheerenden Auswirkungen kommen kann, was war dann letztendlich sein Ziel im Krieg gegen Deutschland, bei so einer unglaublich hohen Zahl ? So weit dass nicht sicher ist, was die Ambitionen waren, und Historiker behaupten Churchill hätte anders gehandelt als es im Sinne der Regierung und der englischen Bevölkerung war, kann man, wie Philon, eine schlechte Meinung von Churchill haben. Also abwarten was noch für neue Fakten auf den Tisch kommen.

    zum Thema: Neptunbrunnen am Jakobsplatz fand ich immer als Idee gut. Jetzt habe ich über den Brunnen gelesen, dass er aber extra für den Hauptmarkt bestimmt war. Also gehört er eigentlich auf den Hauptmarkt. Dort würden ihn auch die meisten sehen und Nürnberg hätte einen der schönsten Plätze Europas.
    Denn der Neptunbrunnen galt als "der schönste Springbrunnen Deutschlands". Das Ensemble Neptunbrunnen, Jakobskirche, Elisabethkirche und weißer Turm wäre allerdings auch beachtlich. Hinter dem Turm käme sozusagen als moderner Bruder der Ehekarusellbrunnen.

  • Zitat

    Ich habe eine Idee, wie der Aufbau Nürnbergs bis zum heutigen Tag beschrieben werden kann. Es war in erster Linie eine Wiederherstellung der bedeutenden künstlerischen Werke. Architektur, also der Erhalt eines schlichten, einfachen Hauses oder gar eine Rekonstruktion war nicht wichtig. Hierfür gibt es viele Beispiele: Abtragung von Ruinen, sieben Zeilen, fast Unschlittplatz, Adlerstraße, weitere Abriße von Gebäuden, die im Weg standen.

    Ich denke, das beschreibt es sehr gut.
    Was man in Nürnberg - wie eigentlich fast überall sonst - nicht gesehen hat oder nicht sehen wollte, ist, daß gerade die vielen schlichten Häuser und Höfe die Atmosphäre und damit die Identität einer Stadt ausmachen.

    Man hatte in Deutschland nach dem Krieg im Grunde praktisch nirgendwo die Stadt als solche, ihre Atmosphäre und Urbanität im Auge, sondern allenfalls (und auch das oft genug nicht) Einzelbauten, denen man den Charakter von Kunstwerken zugesprochen hatte.
    D.h. man hat nirgends Stadt als Stadt, als architektonisches Ganzes wiederaufgebaut. Wiederaufgebaut wurden höchstens Kunstwerke in Form von Solitären; die Stadt selbst wurde dagegen fast immer völlig neu gebaut statt wiederaufgebaut.
    Die einzige Ausnahme davon scheint mir unter den größeren Städten wirklich Freiburg zu sein - da muss ich jetzt sogar mal youngwoerth recht geben :zwinkern: (bei den kleineren fehlt mir noch der Überblick; zumindest Rothenburg und Freudenstadt sind diesen Weg wohl auch gegangen. Aber wie wenig ist das letztlich bei hunderten zerstörter Städte und Dörfer).