1. Welche Kommune in Deutschland hat private Besitzer dazu angehalten, zerstörte Gebäude zu rekonstruieren? Mir wäre keine bekannt.
Meistens war es das Gegenteil: Die Kommunen haben alles dafür getan, dass eben nicht rekonstruiert wurde. Die Ideologen haben die Auflockerung der Städte begrüßt und wollten sich bewusst von der alten, europäischen Stadt abgrenzen, ja, sie mutwillig zerstören.
Dabei muss man sich die Absurdität und den Aufwand klarmachen: Eigentlich wäre es doch naheliegend gewesen, die Städte unter Respektierung des alten Straßengrundrisses und der alten Parzellen wiederaufzubauen. Denn dies hätte eine Nutzung der nicht oder nur teilzerstörten Häuser sowie auch der durchaus noch vorhandenen Infrastruktur, beispielsweise von Wasserleitungen, ermöglicht. Auch wäre es rechtlich am einfachsten gewesen, weil die alte Eigentümerstruktur beibehalten worden wäre.
Stattdessen hat man unter großem Planungsaufwand Parzellen verändert und zusammengelegt und teilweise ganze Straßen verlegt, was Enteignungen, den Bau neuer Infrastruktur und den Abriss von teilweise nur leicht oder gar nicht beschädigten Häusern erforderlich machte.
Es gibt Beispiele, wo die Stadtverwaltung privaten Eigentümern geradezu verboten hat zu rekonstruieren, und ihnen Auflagen gemacht hat, die dazu gedacht waren, den Wiederaufbau eben gerade nicht historisch getreu durchzusetzen.
Ich glaube auch nicht, um konkret auf Nürnberg zurückzukommen, dass die östliche Sebalder Altstadt in ihrer unvergleichlichen Banalität ein Zufallsprodukt ist, oder Ausdruck des zufällig gleichen Willens vieler verschiedener Eigentümer. Nein, hier wollte man ein Exempel statuieren und hat von oben herab durchgesetzt, wie die Häuser wiederaufzubauen sind, eben in dieser spießigen Banalität in Form einer vorstädtischen Mietskasernensiedlung, wie wir sie heute kennen.