• Würde irgendjemand, wenn Venedig zu 92% zerstört und im 50-70'iger Jahre-Stil wiederaufgebaut worden wäre, allen Ernstes sagen: "Die haben doch alles richtig gemacht. Venedig ist doch immer noch viel schöner als Frankfurt. Venedig hat doch immer noch so viel mehr mittelalterliche Bauwerke als Duisburg. 8% des alten Venedig gibt es doch immerhin noch. Es gibt keinen Grund, hier irgendwas zu rekonstruieren."Nein, im Gegenteil: wer das sagen würde, würde zurecht für komplett verrückt erklärt.


    Ich finde du machst dir das recht einfach. Venedig ist noch erhalten, genauso Siena, Florenz, Rom usw. Wären aber alle diese Städte zeitgleich innerhalb von 2 Jahren vernichtet worden, so wie Nürnberg, Hildesheim, Dresden, Braunschweig quasi zeitgleich vernichtet wurden, wäre der Aufbau Venedigs eher nicht komplett und 1:1 erfolgt, das glaube ich nicht.

    Ich halte es für vielversprechender schrittweise vorzugehen, und da ist der wichtigste Baustein der Pellerhof und anschließend das Pellerhaus zu rekonstruieren. Danach strahlt das sicherlich auf den Egidienplatz aus, es wird Eindruck machen und auch das Peststadel bestimmen. Damit wäre wesentliches zurückgewonnen und niemanden muss es wehtun, auch nicht lokalen Politikern, wie dem Nürnberger OB, der sich fachfremd und unverständlicherweise negativ dazu äußert. Im aktuellen Pellerhausmagazin ist die Rekonstruktion des Hildesheimer Marktes schön nachgezeichnet, dessen Wiederherstellung mit 10 (Teil-)Rekonstruktionen über Jahrzehnte brauchte. Soetwas braucht halt Zeit, was wir in Dresden und Frankfurt erleben sind eher seltene, einmalige Gelegenheiten in der Städtebaugeschichte, die gottseidank genutzt wurden, die aber eben auch nur durch einen desaströsen Wiederaufbau nach dem 2. WK möglich waren. Ein solches Desaster kann ich in Nürnberg nicht erkennen, abgesehen von den Einkaufstempeln, die bei Ausfall eines Geschäftmodells/Eigentümers direkt zur Disposition stehen, sind die Strukturen hier andere. Das macht die Stadt sehr angenehm lebendig, aber für Rekonstruktionsbestrebungen ist das ein heißes Pflaster. Wo ich dir zustimme, die Stadt Nürnberg achtet zu wenig auf die Bewahrung der Nürnberg-typischen Details. Gefühlt verschwindet mehr Sandstein, verschwinden mehr Spitzhelme und Bauschmuck als neu hinzukommt. Bei fast jeder Sanierung verschwindet irgendwas, und wenn es nur eine Stuckdecke oder ein Sprossenfenster ist; Wärmedämmung ist eine richtig schlimme Plage. Das sind in meinen Augen die täglichen und dringenden Probleme des Nürnberger Stadtbildes.

  • Wer nicht erkennt, welch ungeheures Potential eine Stadt wie Nürnberg hat, der ist mit der Position eines OB offenbar vollkommen überfordert. Denn sonst hätten wir schon längst eine lebendige Rekobewegung. Befeuert würde diese durch die Stadtgesellschaft, welche sich mit Leidenschaft für die Verschönerung und vor allem Zurückgewinnung verlorener Ausstrahlung und Identität einsetzte.

    Es ist wirklich eine Schande, was uns diese Leute in Nürnberg hinterlassen wollen.

  • Die Probleme ist ja wie Philon schreibt die Wahrnehmung von der Schönheit der Stadt und auch die Möglichkeiten zu eine Verbesserung.

    1 Die Stadt ist schön genug - hier muss mann mit der Ergebnis zufrieden sein. Grund - es gibt viel hässlichere Städten in Deutschland. Und wenn die schöner sind da sind die weniger von Krieg getroffen - also nicht vergleichbar.
    Aber ist Nürnberg wirklich schöner als Mainz Altstadt/Aachen oder Münster? Hier gibt eine kompletten Verzerrten Selbstbild.

    Erst gibt auch es schon viele Deutsche Städten die tatsächlich schöner sind. Die Mythos von Nurnbergs Wiederaufbau kann nur von sehr sehr auswählte Vergleiche leben. Wenn weder Politiker oder Burger die Wiederaufbau als problematisch erleben dann wird auch nichts passieren.

    2 Zweitens - es ist doch unglaublich diese Erklärungen weil es in Frankfurt, Potsdam, Dresden klappt und nicht Nurnberg - hier gibt es so viele Ausreden wie Beispiele. Die Wahrheit ist aber dass die alte Nurnberg die meisten Nürnberger egal ist- da ist shopping in der Provinzhauptstadt viel wichtiger.

    Trotz die erhebliche Erhaltung baut Potzdam ihre Alte Markt wieder auf. Trotz die grosse erhaltene Altstadteil in Lübeck kommt eine anspruchsvolle Grundungsviertel zustande. Klar gibt es lokale Gründe in Lübeck und Potsdam aber die Hauptgrund weil es in Nürnberg nicht kommt ist eine falsche Selbstverliebtheit.

    Die Wahrheit ist - Nurnberg könnte sogar die hässlichste Grosstadt in Bayern sein. Und sogar Köln ist ein viel mehr lohnende Reiseziel. Aber in die Köpfe der Nürnberger ist das egal. Hier sind die Nurnberger kein Sekund besser als die Stuttgarter - shopping, shopping, shopping

  • Ich glaube kaum das man in Nürnberg "selbstverliebter" ist als in Dresden oder Potsdam und nur "shopping" in der Provinzmetropole möchte. Absurde Argumentation...

    Die Ausgangslage ist halt um das Jahr 2010 ein ganz andere als die um 1960.
    Ich war kürzlich in Dresden, das erste mal seit ca. 15 Jahren. Die Stadt hat sich in Summe sehr positiv im Stadtbild entwickelt. Aber die Mono-Strukturen in der Innenstadt, die Kettenrestaurants mit ihren ewig gleichen Bestuhlungen und Angeboten, das mangelnde Kleinräumige und im Grunde urbane, das können auch die Fassaden nicht überdecken. Aber was soll man sagen, so wird eben heute gebaut! Das bringt die Rendite die erwartet wird. Der Dresdender Neumarkt ist insofern zumindest für mich im Endergebnis viel durchwachsener als häufig bejubelt. Und kaum ist man um die Ecke begrüßt einem das sozialistische Erbe aufs herzlichste...

    Und einen Vergleich mit Städten wie Danzig oder Warschau, in denen ein paar Straßenzüge in historischer Anlehnung wieder errichtet wurden kann Nürnberg aus meiner Sicht jederzeit für sich gewinnen.

    Was hier im Forum immer wieder nachvollziehbar betrauert wird ist das verschwinden von wirklich alten, großen deutschen Städten. Und ja, da hat Nürnberg unglaublich mehr verloren als so manch andere. Aber die großen Fehler von Städten wie Köln, Frankfurt, Dresden, in denen die alten Städte weitgehend überformt wurden, hat man zumindest hier nicht gemacht.
    Noch dazu wurde durchaus viel schon in Zeiten größter Not rekonstruiert. Unterm Strich fühlt sich die Stadt vor allem für "Nicht-Kenner" sehr historisch an. Das ist das Vermächtnis des Wiederaufbaus der mit Dresden am schwersten zerstörten deutschen Stadt. Und ja, über diese Weisheit der Stadtbürger kann man auch heute "froh" und "stolz" sein.

    Nun wird die Stadt sich weiter entwickeln, so wie sie es schon immer getan hat. Die Frage dabei ist lediglich, wie "gut" das Neue wird und ob es Platz gibt für neue Wiederaufbauprojekte. Ich meine schon und hoffe darauf...

    d.

  • Hier sind die Nurnberger kein Sekund besser als die Stuttgarter - shopping, shopping, shopping

    Also ich weiß nicht, in Nürnberg existiert ein Verein mit bald 6.000 Mitgliedern (übrigens, man muss nicht Nürnberger sein um Mitglied zu werden, wer von den Nörglern hier ist Mitglied und unterstützt die Arbeit gegen den hier gescholtenen Gleichmut der Nürnberger? -> https://www.altstadtfreunde-nuernberg.de/startseite.html), und dieser Verein erwirbt und erbt beinah jährlich weitere mittelalterliche Gebäude in der Altstadt hinzu, rekonstruiert, saniert und bewirtschaftet. Ich kann in Stuttgart rein gar nichts vergleichbares erkennen. Das alte Nürnberg, eine gigantische Altstadt wie sie vor 1945 war, dass diese innerhalb einiger Jahrzehnte mit zigtausend Gebäuden zurück kommt, das ist doch irgendwie echt zuviel verlangt. Bei Nürnberg fällt es übrigens leicht, den Begriff Altstadt zu umreißen. Mach das doch mal bitte mit Potsdam, Köln oder Frankfurt, und was genau wird denn davon aktuell wieder hergestellt?

  • @dexter

    Ist es so Irre die Desinteresse an der Altstadt mit ihre Hauptfunktion als Einkaufsmetropole knupfen? Ich habe ja selbst in der Altstadt gelebt und sogar die nostalgische Bilder in McDonald am Hauptmarkt zeugt auch nicht wirklich fur eine grossartige Interesse am Altstadt. Gibt es in Politik wirklich eine Verständnis fur die kulturelle Bedeutung Nürnberg? In Dresden baut man ja immer noch weiter auf ihre einzigartige Museumslandschaft.

    Mann muss ja auch ehrlich sein - die einzigartigkeit Nurnberg lag an ihre geschlossene Altstadt und die Ruf lag nicht an Museums, Theater, Burg oder Kirchen. Heute hat Nürnberg ihre einzigartigkeit verloren. Dresden hat immer noch ihre Silhoutte, ein Kulturleben mit Institutionen wie Semperoper oder Gegenden wie Innere und Aussere Neustadt.

    Einmal editiert, zuletzt von johan v2 (7. August 2018 um 09:16)

  • @ johan v2

    das ist eben ihre subjektive Wahrnehmung.
    Ich räume allerdings ein, das sehr breite Kulturleben der Stadt Nürnberg, das in Städterankings ja auch immer wieder sehr gut bewertet wird, hängt nicht nur am "klassischen Nürnberg-Bild". Das ist eben nur eine Facette unter weiteren. Und das unterscheidet die Stadt ja auch von Dresden das im Vergleich stärker auf das Image als Elbflorenz abstellt. Und die städtebauliche Silhouette ist doch mit Burg und Kirchen, Stadtmauer und Dachlandschaft vorhanden.

    Was die Straßen betrifft:
    Wie wäre es mit der "der Füll", der oberen und unteren Wörthstraße, dem Ludwigsplatz, dem Hefnersplatz, dem Tiergärtnertorplatz, dem Unschlittplatz, dem Sebalder Platz, dem Burggarten, dem Geiersberg, den Krämersgassen etc.
    Allesamt unverkennbar reichstädtisches Nürnberg in Realform...

    Es mangelt in der Altstadt nicht an guten öffentlichen Räumen, einiges bleibt unter seinem Potenzial. Ohne Zweifel. Daran sollte auch gearbeitet werden. Aber die Voraussetzungen für eine Annäherung an das vergangene sind in Summe unbestritten viel besser als in den meisten anderen Großstädten in D.

    d.

  • Die Kleinteiligkeit und Grundkubatur der Altstadt wurde erhalten. Aber ähnlich wie z.B. Bern war das besondere die Einheitlichkeit der Fassaden (Sandstein usw). Und die ist leider dahin. Dort müsste man wieder anfangen. Wirklich schade, dass man Sandsteinfassaden nicht nach 1945 festgeschrieben hat. Aber Nürnberg HAT verglichen mit Kassel oder Stuttgart trotz aller Kritik eine weit bessere Ausgangslage.

    Und: Nirgendwo hat man eine so große Altstadt rekonstruiert. Nicht in Frankreich, nicht in Polen.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • @ johan v2

    das ist eben ihre subjektive Wahrnehmung.
    Ich räume allerdings ein, das sehr breite Kulturleben der Stadt Nürnberg, das in Städterankings ja auch immer wieder sehr gut bewertet wird, hängt nicht nur am "klassischen Nürnberg-Bild". Das ist eben nur eine Facette unter weiteren. Und das unterscheidet die Stadt ja auch von Dresden das im Vergleich stärker auf das Image als Elbflorenz abstellt. Und die städtebauliche Silhouette ist doch mit Burg und Kirchen, Stadtmauer und Dachlandschaft vorhanden.

    Was die Straßen betrifft:
    Wie wäre es mit der "der Füll", der oberen und unteren Wörthstraße, dem Ludwigsplatz, dem Hefnersplatz, dem Tiergärtnertorplatz, dem Unschlittplatz, dem Sebalder Platz, dem Burggarten, dem Geiersberg, den Krämersgassen etc.
    Allesamt unverkennbar reichstädtisches Nürnberg in Realform...

    Es mangelt in der Altstadt nicht an guten öffentlichen Räumen, einiges bleibt unter seinem Potenzial. Ohne Zweifel. Daran sollte auch gearbeitet werden. Aber die Voraussetzungen für eine Annäherung an das vergangene sind in Summe unbestritten viel besser als in den meisten anderen Großstädten in D.

    d.

    Wenn Prag zerstoert worden waere (und mit Prag muessen wir Nuernberg hier vergleichen, nicht mit Bochum), dann haetten dort die Burg, einige Kirchen und die Karlsbruecke jetzt auch gereicht!? Gerade deshalb, von wegen dieser Selbstverliebtheit, wird doch gar, aber auch gar nichts aus dieser “weit besseren Ausgangslage” Nuernbergs gemacht! Und seien wir doch ehrlich: so viel besser wie Hannover oder Kassel ist das heutige Nuernberg nun auch wieder nicht...

    Einmal editiert, zuletzt von Niederländer (7. August 2018 um 13:12)

  • Zunächst: Schön, daß das Forum wieder online ist. :)

    Zum Thema: Die neue Bebauung ist deutlich besser als die alte, viel schlechter geht allerdings auch nicht. Ich stimme hier, wie auch häufig im Folgenden, nothor und dexter zu: Mir scheint, die Altstadtfreunde wollen nicht als "Grundsatzopposition" wahrgenommen werden, achten bei solchen Bauwerken auf die - nach modernen Maßstäben - Angemessenheit und konzentrieren sich auf andere Projekte.

    Im Allgemeinen: Wie ich bei "Frankas" Beitrag schon geschrieben habe, stört mich an Nürnberg auch einiges: Die Autos müßten noch weiter aus der Stadt heraus (wobei die Fußgängerzone schon sehr groß ist), der schlichte, aber in der Grundform passende Wiederaufbau könnte so leicht historisiert werden, Eimzelbauwerke sollten rekonstruiert werden etc.

    Dennoch schießen hier viele weit über das Ziel hinaus, wenn sie Bochum, Stuttgart, Kassel oder Hannover als Vergleich ins Feld führen.
    Bei allen Verlusten verfügt N noch über Altstadtteile, dexter hat sie aufgezählt, die im Verhältnis (Größe 500.000+, schwer kriegszerstört) zu anderen Städten der BRD zum Besten gehören.

    Wer von denen, die die Frankfurter "neue Altstadt" bejubeln, hat sich diese vor Ort schon angeschaut? Ich halte diese für eine deutliche Verbesserung und als wichtiges Zeichen. Letztendlich aber ist nur ca. die Hälfte - und damit vielleicht zehn Häuser) - "original" wiederaufgebaut, der Rest sind moderne Anlehnungen, die dem Nürnberger 50er Jahre-Niveau entsprechen.
    Und Nürnberg ein provinzielles Shopping-Center wie Stuttgart? Beide Städte unterscheiden sich wie Tag und Nacht. Zugegeben, wenn ich in N bin, kaufe ich nicht ein, weil ich zu weit weg wohne und bei mir vor Ort dazu genügend Möglichkeiten habe. Die Innenstadt/Altstadt von N zeichnet sich vor allem durch Wirtshäuser und ein buntes urbanes Treiben aus, das natürlich auch Shopping enthält, dies aber keinesfalls als Schwerpunkt.

    Die Puristen mögen an N Tantalosqualen leiden, auch weil viele Verbesserungsmöglichkeiten so nahe erscheinen. Für mich liegt die Stärke Ns im großflächigen angepaßten Wiederaufbau, der immer noch viel Schönes bietet und die häßlichen Ecken umgehbar macht.

    Vergleiche zu Norditalien und Prag halte ich für schwierig. Das geschichtlich-kulturell-psychologisch kompromittierte D nach den Krieg ist eben doch etwas anderes. Übrigens stand Prag für mich schon immer über N, welches eher mit dem Vorkriegs-Frankfurt zu vergleichen ist.

  • ^
    Richtig, wenn man schon vergleicht, sollte man nicht nur die Orte/Städte nennen, sondern auch die Zeitschichten berücksichtigen. Es macht einen Unterschied, ob eine Stadt wie Prag oder Venedig, wie hier mehrfach phantasiert wurde, 1945 eingeebnet worden wäre oder heutzutage. Ich wette Prag hätte man 1945 nicht wieder so aufgebaut wie es heute ist, und Venedig würde man wohl heute nicht wieder so aufbauen. Da spielen gesellschaftliche Zwänge, Vorlieben und Nöte eine gewichtige Rolle. Ich war zwar noch nie in Venedig, aber ich höre dass man dort schon arg mit dem Tourismus, dem Einfluss des Meeres und schlicht der oft maroden Substanz kämpft. Diese Vergleiche sind für mich daher untauglich und führen zu nichts.
    Was es lohnt zu diskutieren sind konkrete, technisch und finanziell machbare und kulturell lohnenswerte Projekte. Ich kann mit der Nürnberger Altstadt heute gut leben. Ich wünsche mir aber das Pellerhaus zurück, gerne noch die eine oder andere weitere Reko sowie die Instandsetzung (Reko) der Winklerstraße 24 und der Adlerstraße 36. Für all das sind die Voraussetzungen nicht schlecht. Aber an quasi jedem Bauplatz in der Altstadt nach einer Reko zu rufen, ohne genau zu analysieren was da vorher gestanden hat und welche Funktion der Ort hat, das macht keinen Sinn. Wenn es nur darum geht die perfekte Altstadtkulisse zurückzuzaubern, dafür ist die Altstadt doch zu heterogen, zu stark beansprucht, flächig zu groß und für das Zentrum einer Metropolregion geschäftlich zu wichtig. Wer das will hat genug Motive in Bamberg, Cadolzburg, Fürth, Erlangen oder Rothenburg o.d.T. Aber es lohnt sich in Nürnberg für bestimmte Projekte zu kämpfen, das hat die Stadt nicht nur verdient und nötig, sondern von jeder einzelnen Maßnahme profitiert sie ungemein. So wie hochwertige Neubauten das Leitmotiv Altstadt fortschreiben, weiterentwickeln und trotzdem geschäftlich erfolgreich halten können, wenn sie gestalterisch gut sind, wie es das Altstadt-Karree m.M.n ist, oder auch die Sebalder Kontore, tragen auch einzelne Rekos zur Aufwertung der Altstadt bei. Pauschalieren ist da glaube ich nicht hilfreich. Wenn ein erfolgreiches Geschäftszentrum Altstadt-Karree die Altstadt als Standort stärker und erfolgreicher macht, und so eine Pellerhausrekonstruktion wahrscheinlicher wird, ist mir das sehr recht. Am Ende ist es dasselbe wie in Frankfurt, nur langsamer und in viel größerem Maßstab.

  • Wo geht die Diskussion um eigentlich - es geht um die politische Diskurs die in Nurnberg herrscht. Die Wiederaufbau von der Pellerfassade stosst ja auf enorme wiederstadt in die politische Etage. Warum? Eine Grund liegt in die Wahrnehmung von Nurnberg als eine Prachtbeispiel von Wiederaufbau. So lange diese eher romantische Bild von Nurnberg bleibt werde auch wirklich nicht verbesserungen kommen.

    Grosse der Altstadt
    Ja, die ehemalige Altstadt war im Deutsche Verhaltnise relative gross aber grosse Teilen kann nicht wirklich als weder Innenstadt oder Altstadt mehr bezeichnen.

    Aussere Laufer Gasse konnte irgendwie im Aussenbezirken von Stockholm stehen.

    https://www.google.com/maps/@49.45684…0!7i5376!8i2688

    Kann mann Backschlagergasse als Altstadt bezeichnen?
    https://www.google.com/maps/@49.45559…!7i13312!8i6656

    Vergleichbare Stadten

    Ja, meine erste Gedanken kommt auf Mainz und Braunschweig. Ich lasse micht halt nicht beindrucken von die heutige Einwohnerzahl als Nurnbergs einwohnerzahl sind halt hoch und runtergegangen seit Mittelalter.

    Mainz Markt
    https://www.kubische-panoramen.de/index.php?id_id=14698&p=i

    Nurnberg Hauptmarkt
    https://www.kubische-panoramen.de/index.php?id_id=377&p=i

    Braunschweig Altstadtmarkt
    https://www.kubische-panoramen.de/index.php?id_id=10299&p=i

    Kann mann wirklich hier sagen dass Nurnberg so ausragt. Mann konnte bestimt sagen dass jede von diese Wiederaufbau hat ihre Starken aber ich kann wirklich nicht sagen dass Nurnberg da ausragt. Fur mich fehlt halt wirklich eine Zentrum/Marktplatz. Die Hauptmarkt ist wirklich Nurnbergs grosste Defizit. Warum wird die Hauptmarkt nicht als eine Wideraufbauziel gesetzt?

  • Hier bin ich ganz bei Dir. Es geht nämlich nicht um eine Komplettrekonstruktion des alten Nürnberg, die unrealistisch wäre, sondern um punktuelle Projekte, die Traditionsinseln schaffen, wenn sich Chancen dazu ergeben...

    Ich wünsche mir aber das Pellerhaus zurück, gerne noch die eine oder andere weitere Reko

    Hier siehst Du das in meinen Augen zu negativ...

    Hier müsste man mit Zwangsenteignungen, Entmietungen, Entschädigungszahlungen und was weiß ich arbeiten, um z.B. das verloren gegangene Fotomotiv am Toplerhaus zurück zu gewinnen.

    Ohne Entmietungen wird es sicherlich nicht gehen. Aber das ganze müsste ja nicht mit sozialer Härte einher gehen, sondern z.B. mit Alternativangeboten an die Mieter. Das derzeitige Nachkriegsgebäude ist ja auch nicht riesig. Es sollte sich also um eine überschaubare Mieteranzahl handeln. Ansonsten braucht es keine Zwangsenteignungen, sondern es könnte, wenn die Stadt oder eine solvente Bürgerinitiative oder ein rekonstruktionsfreudiger Investor das wollte, dem Eigentümer ein Kaufangebot unterbreitet werden. Oder z.B. ein lukratives Angebot zur Förderung eines Bauvorhabens, sofern sich der Eigentümer für eine Rekonstruktion des Toplerhauses entschließt, das ich übrigens nicht nur als "Fotomotiv" abwerten möchte. Es ist ein ausgesprochen pittoreskes und stadtbildprägendes Renaissance-Gebäude gewesen, das mir persönlich (also rein subjektiv) sogar besser gefällt, als das Pellerhaus.

  • Wer von denen, die die Frankfurter "neue Altstadt" bejubeln, hat sich diese vor Ort schon angeschaut? Ich halte diese für eine deutliche Verbesserung und als wichtiges Zeichen. Letztendlich aber ist nur ca. die Hälfte - und damit vielleicht zehn Häuser) - "original" wiederaufgebaut, der Rest sind moderne Anlehnungen, die dem Nürnberger 50er Jahre-Niveau entsprechen.

    Das kann man m.E. so nicht sagen. Viele der nicht-rekonstruierten Häuser in Frankfurt sind schon über dem "Nürnberger 50'iger Jahre-Niveau". Teilweise handelt es sich um sehr gelungene, sehr kreative und durchdachte Adaptionen gotischer und frühneuzeitlicher Bauprinzipien. Das ist ein deutlicher Unterschied zum Nürnberger Wiederaufbau der 50'iger Jahre, der freilich immerhin - und das ist schon von unschätzbarem Wert - weitgehend die Kubaturen und Grundrisse bewahrt hat.

  • Wo geht die Diskussion um eigentlich - es geht um die politische Diskurs die in Nurnberg herrscht. Die Wiederaufbau von der Pellerfassade stosst ja auf enorme wiederstadt in die politische Etage. Warum? Eine Grund liegt in die Wahrnehmung von Nurnberg als eine Prachtbeispiel von Wiederaufbau. So lange diese eher romantische Bild von Nurnberg bleibt werde auch wirklich nicht verbesserungen kommen.

    Genau das ist Nürnbergs Problem. Aber wie man sieht, redet man selbst im Stadtbild Deutschland-Forum gegen eine Wand, wenn man es wagt, in Frage zu stellen, dass in Nürnberg alles prächtig gelaufen sei.
    Abgesehen davon, dass einige Leute dann Nürnbergs derzeitiges Erscheinungsbild in den Himmel loben, wird einem sofort vorgeworfen, man wolle "Enteignungen" oder der das Totschlagargument bemüht, dass eine "Totalreko" unrealistisch ist.

    Natürlich ist die "Totalreko" heute unrealistisch. Aber zum einen habe ich nicht deskriptiv, sondern normative argumentiert: Ich habe argumentiert, dass man Nürnberg Stein für Stein hätte wiederaufbauen sollen (so wie eben Warschau, Danzig oder St. Malo) und dass man das heute eigentlich auch tun sollte. Dass aktuell die Voraussetzungen dafür nicht bestehen, weiß ich auch. Aber die muss man dann eben ändern. Dementsprechend muss das alles in 30 Jahren nicht mehr so sein wie heute - vielleicht hat sich dann das allgemeine Bewußtsein in Deutschland gewandelt und man hat begriffen, wie wichtig Stadtbilder wie das Nürnbergs für die eigene kulturelle Identität sind.

    Zum anderen habe ich ja selbst erläutert, was in Nürnberg jenseits der "Totalreko" gemacht werden könnte: Fassadenrekonstruktionen bei den vielen Gebäuden, die die Vorkriegskubatur aufgreifen; punktuelle Rekonstruktionen von bedeutenden Einzelbauten wie dem Toplerhaus oder dem Grolandhaus. Und nicht zuletzt eben: Ensemble-Rekonstruktionen à la Frankfurt oder Dresden auf verbliebenen Brachen und/oder wo heute billige 70'iger Jahre-Betonklötze stehen (also vorwiegend in St. Lorenz), die in den kommenden Jahrzehnten mit Sicherheit fallen werden. Und eben für diesen Fall (im doppelten Sinn) bedarf es vorausschauender Konzepte.

  • ad 1597
    Richtig, das kann man doch überhaupt nicht vergleichen! Ein gelungenes Wiederaufbaukonzept (sicherlich mit den einen oder anderen diskutierbaren Detailfragen) versus einen Neuaufbau von unsäglicher Banalität, der ganz nebenbei keine einzige Reko zugelassen hat.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • ^
    Richtig, wenn man schon vergleicht, sollte man nicht nur die Orte/Städte nennen, sondern auch die Zeitschichten berücksichtigen. Es macht einen Unterschied, ob eine Stadt wie Prag oder Venedig, wie hier mehrfach phantasiert wurde, 1945 eingeebnet worden wäre oder heutzutage. Ich wette Prag hätte man 1945 nicht wieder so aufgebaut wie es heute ist, und Venedig würde man wohl heute nicht wieder so aufbauen. Da spielen gesellschaftliche Zwänge, Vorlieben und Nöte eine gewichtige Rolle. Ich war zwar noch nie in Venedig, aber ich höre dass man dort schon arg mit dem Tourismus, dem Einfluss des Meeres und schlicht der oft maroden Substanz kämpft. Diese Vergleiche sind für mich daher untauglich und führen zu nichts.

    Du begreifst es immer noch nicht: Ich argumentiere nicht deskriptiv, sondern normativ. Mir ist es völlig egal, ob Venedig oder Prag, wenn es zerstört worden wäre oder zerstört würde, originalgetreu wiederaufgebaut werden würde. Das ist alles für die Diskussion komplett irrelevant, genauso wie Venedigs spezifische Problem, die sich aus seiner Lagunenlage ergegebn für dieses Diskussion komplett irrelevant ist. Ich sage, dass es in diesem hypothetischen Fall wiederaufgebaut werden sollte.
    Ebenso wie eben eine Stadt von vergleichbarer Bedeutung wie Nürnberg Stein für Stein hätte wiederaufgebaut werden sollen und eben heute auch noch so wiederaufgebaut werden sollte.

    Geht doch bitte mal auf das normative Argument ein statt darüber zu diskutieren, was unter welchen Umständen faktisch vielleicht gemacht worden wäre oder nicht.

  • Vergleiche zu Norditalien und Prag halte ich für schwierig. Das geschichtlich-kulturell-psychologisch kompromittierte D nach den Krieg ist eben doch etwas anderes.

    Dito: Für die normative Frage, was getan werden soll, ist doch die deskriptive Frage völlig irrelevant, was aus welchen abstrusen, irrationalen Gründen wann getan oder nicht getan wurde. Es geht darum, was richtig wäre, zu tun, nicht darum, was irgendjemand mal warum faktisch getan hat.
    Und in der Tat: falls irgendjemand gemeint haben sollte, man dürfe Nürnberg oder Frankfurt oder Braunschweig wegen der NS-Vergangenheit nichts aufbauen, dann war und ist das nichts anderes als hirnverbrannter, irrationaler Schwachsinn. Gegen solchen Schwachsinn muss man argumentieren statt ihn hinzunehmen.