• Danke Baukunst-nbg!
    Der Falkenturm (ich hoffe ich habe es richtig gemerkt- ansonsten peinlich für mich!) ist ein Bestandteil der Stadtmauer etwa zwischen Glaskubus und Germanischem Museum, dem gegenüber ist das Gebäude welches ich meinte- es schließt einen kleinen Platz ab mit einer gähnend langweiligen Glasfassade.

  • Mal etwas anderes zum Thema Rekonstruktionen in Nürnberg:

    Zeitungsartikel der NN vom 19.07.2005 - Zitatanfang:
    Die Ergänzung der historischen Stadtmauer am Rathenauplatz hat keine Chance auf Verwirklichung: Der Bauausschuss des Stadtrats befasst sich heute noch einmal abschließend mit dem Thema.

    Der etwa fünf Kilometer lange Sandsteinwall, der in wesentlichen Teilen aus den Jahren 1346 bis 1452 stammt, hat am Laufertorturm eine 310 Meter lange Lücke. Als erste Überlegungen zur Neugestaltung des früheren Sebaldus-Areal bekannt wurden, regten Leser dieser Zeitung an, das fehlende Mauerstück nach historischen Vorlagen zu bauen und somit die einstige Geschlossenheit der Altstadt wieder herzustellen.

    Die CSU-Stadtratsfraktion griff die Anregung auf und beauftragte die Verwaltung, einen Bericht über die Umsetzbarkeit dieser Idee abzugeben. Die Studie liegt nun vor, ihr Ergebnis: Eine Verwirklichung scheitert nicht nur am fehlenden Geld. Auch der gültige Bebauungsplan spricht dagegen, denn zum einen schreibt er genau an dieser Stelle eine Grün- sowie eine Straßenverkehrsfläche fest.

    Den kompletten Artikel können Sie unter folgender Adresse nachlesen:
    http://www.nn-online.de/artikel.asp?art=368695&kat=10

    Meine Meinung:

    In Wahrheit liegt es ein bißchen am Bebauungsplan (kann man ändern), etwas mehr schon am Geld (kann man beschaffen und budgetieren), aber am meisten natürlich am politischen Willen.

    Herr Dr. Exner, ich kenne ihn selbst, spricht für das Landesamt für Denkmalpflege die zurzeit amtliche Sprache: der Rest der Stadtmauer würde durch eine Rekonstruktion entwertet werden. Nach dieser Meinung wären aber strenggenommen auch alle anderen Baudenkmäler der Nürnberger Altstadt wertlos, und auch vor dem Krieg wurde jahrhundertelang ergänzt, repariert, rekonstruiert.

    Schließlich können die Architekturhistoriker meist erkennen, welche Teile original und welche ergänzt sind.
    Auf der anderen Seite hat die Einstellung des BLFD natürlich für sich, daß zumindest nichts weiter zerstört wird, und die Denkmalschutzgesetze sollten zumindest verhindern, daß die Stätte der historischen Stadtmauer überbaut wird. Leider ist die Mauerlücke hier auch als solche von historischer Bedeutung, weil sie die (gottseidank erstickten) Ansätze des 19. Jahrhunderts zeigt, die Stadtbefestigung einzureißen.

    Allerdings ein schwacher Trost, und meiner Meinung nach wird hier die Denkmalpflege vor allem dazu benutzt, Forderungen von Bürgern abzuschmettern, besonders wenn es kein anderes Argument (außer Geld) dagegen gibt.

  • Naja, ich fände es aber auch schöner, wenn einige kriegszerstörte Fachwerkhäuschen rekonstruiert werden anstatt einer vor weit über 100 Jahren abgerissenen Stadtmauer. Nur - das wird sicherlich keine Alternative sein.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Zitat

    Herr Dr. Exner, ich kenne ihn selbst, spricht für das Landesamt für Denkmalpflege die zurzeit amtliche Sprache: der Rest der Stadtmauer würde durch eine Rekonstruktion entwertet werden. Nach dieser Meinung wären aber strenggenommen auch alle anderen Baudenkmäler der Nürnberger Altstadt wertlos, und auch vor dem Krieg wurde jahrhundertelang ergänzt, repariert, rekonstruiert.

    Ja, das leidige Thema Denkmalschutz-Dogmen.
    Im Entwickler-Forum gibt's dazu drei ziemlich interessante Texte:

    http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?t=520\r
    http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?t=520
    http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?t=418\r
    http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?t=418
    http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?t=521\r
    http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?t=521

  • Das ist das Neue Museum für Kunst und Design des 20. Jahrhunderts, von Volker Staab (1999). Auf das sind die Nürnberger sehr, sehr stolz. Du hast insoweit mit deiner Kritik recht, als man von außerhalb den Block etwas unschön über die Stadtmauer ragen sieht. Auch beim Gang entlang der Innenseite der Mauer ist man von der plötzlichen Glasfront geschockt. Allerdings hat man das Moderne ansonsten innerhalb der Stadt ganz gut versteckt. Von Luitpold- und Königstraße führen nur ganz schmale Gassen auf den extra neu geschaffenen Klarissenplatz zu, wie hier von der Luitpoldstraße aus, so daß die Straßenzüge ungestört bleiben:

    (Nur nebenbei ist auf Emil Hechts Café Imperial von 1900, rechts im zweiten Bild, hinzuweisen, leider kriegsverstümmelt. Ein Beispiel des damals beliebten Neu-Nürnberger Stils, der lokalen Ausprägung des Historismus. Man bezog sich auf die glorreiche Zeit der Reichsstadt, indem man Stilzitate aus Gotik und Renaissance sowie gezielt auf die Geschichte anspielende Bauplastik, hier ein Bildnis der Caritas Pirckheimer, die von 1463-1532 lebte, verwendete.)

  • Danke für die kleine Aufklärung.
    War in der Tat geschockt, als ich an der Mauer entlanglief und diese Glasfront schier erschlagen hatte. Die Seitenfront aus Sandstein geht schon wieder.

  • Wir hatten das Thema ja bereits, ich konnte es allerdings auf die Schnelle nicht finden.
    Mein letzter Stand der Dinge war, dass das Projekt deutlich abgespeckt wird, da es allerdings seit einiger Zeit Aufnahmen des Baugeschehens im Netz gibt, scheint es nun, als konnte doch einiges vermeintlich "Unzeitgemäßes" wider das Kunstbeiratskartell durchgesetzt werden.

    Mal abwarten, was daraus wird - auch wenn ich es mir nicht verkneifen kann, einen Hauch von Hundertwasser (soll nicht lobend gemeint sein) zu konstatieren; wenngleich mich das Resultat noch widerlegen mag.

    Baugeschehen:
    http://www.weileder-immobilien.de/noris_venezia/bautenstand.htm

    Netzpräsenz des Projektes:
    http://www.noris-venezia.de/markenimmobilien.html


    Frage an die Nürnbergkenner: Woher genau stammt "Noris"? Ist nicht "Norimberga" die latinisierte Form von "Nürnberg"? Oder ist "Noris" älter?

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Re: Wurzelbauerstraße 11 - 17, Noris Venezia

    Ich bin zwar kein Nürnberger, und ich bin mir auch nicht ganz sicher, aber ich glaube, "Norimberga" ist italienisch.

    "Noris" hingegen SOLL die lateinische Übersetzung sein. Mit "soll" meine ich, dass irgendein Humanist sich das als Kunstwort ausgedacht hat (ich meine zumindest, dass ich das mal gelesen habe).

  • Re: Wurzelbauerstraße 11 - 17, Noris Venezia

    Danke!
    Eine schöne Sache, werde ich mir merken... wie leicht und süß klingt doch "Noris", wenn man es z.B. vergleicht mit einem etwas ungehobelten und schwerfälligen "Berolina" (wobei diese m.W. auch stets genauso dargestellt wurde und nicht als Nymphe). ;)


    "Zwei Freiplastiken von Philipp (->) Kittler stellen die Nymphe N. dar: Die 'N.', die Bronzefigur einer grazilen Mädchengestalt (1903 am Geschäftsgebäude von (->) Ostermayr) und die im Gedenken an die Opfer des (->) Ersten Weltkriegs geschaffene 'Trauernde N.' (1923) auf dem (->) Westfriedhof."

    Hat wer Bilder dieser Objekte?

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Re: Wurzelbauerstraße 11 - 17, Noris Venezia

    tut mir leid, aber das venedig projekt ist doch designtechnisch kontextfreie sinnabszens.
    klar es ist nicht haesslich, aber es passt in die gegend schlechter als jede bunte tankstelle oder ein burger king
    und dazu noch ne schicke marketing begriff kreation, niveau heuschelnd

    noris, na klar, das ist doch aber jetzt echt mal disney...

    nicht das ich etwas gegen disney, ab und an, haette, aber den germanischen urbanen atavismen fuegt es nur einen weiteren hinzu :?

  • Re: Wurzelbauerstraße 11 - 17, Noris Venezia

    Eines vorweg: Mir ist noch nicht klar, was bei diesem Projekt am Ende herauskommt, mithin, wie meine Meinung über diesen sein wird.

    Wir sollten aber aufpassen, dass sich nicht en passant gescheiterte modernistische Dogmen einschleichen: z.B. der Hass auf die Kopie, die Ablehnung des Orientierens an Etwas, das nicht Teil einer restringierten Menge von Objekten der klasssischen Moderne oder des sogenannten "Kontemporären" ist.

    Zu allen Zeiten wurde kopiert und abgekupfert, das war nie etwas per se Schlechtes. In der Renaissance oder im Klassizismus hat man fleißig von der Antike abgeschrieben. Die Kopie war schon beinahe das Ideal. Zahlreiche heute verehrte Gebäude, z.B: die Walhalla bei Regensburg oder sogar das in den Himmel nationaler Symbole aufgerückte Brandenburger Tor sind Kopien antiker Baukunst. Stilistisch sind sie daher schon im doppelten Sinne keine Neuschöpfungen.

    Diese Offenheit sollte auch ggü. dem Noris-Projekt gelten. Ob das Ergebnis gut oder schlecht ist, entscheidet sich nicht dadurch, dass venezianische Baukunst kopiert wird. Man nimmt Formen, die sich anderswo bewährt haben, und passt diese lokalen Gegebenheiten an. So hat man es immer gemacht und das Ergebnis waren teilweise Gebäude, die wir heute pflegen oder gar rekonstruieren wollen.

    Wenn sich Disney darauf reduziert, dass das, was man baut, nicht durch und durch ortstypisch ist (wobei in der Gesamtheit das Ortstypische nach wie vor deutlich überwiegen sollte), und dass es in irgendeiner Form bereits irgendwo existiert (ganz gleich, ob in Zeit oder Raum), dann ist Disney sogar etwas Gutes.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • ich finde das projekt sehr ansprechend, das so ein konzept realisiert wird ist in Deutschland bzw. Bayern doch eher selten ..

    Am Ufer der Sonne wo die wesen vom sehen träumen ist in Echtzeit überall Nacht

  • zum verstaendnis, der begriff disney hat fuer mich keinen negativen beiklang... mein einwand ist, kurz gesagt, folgender:

    da passt in dem ganzen viertel vorne und hinten nichts zusammen, regionale, lokale identitaet verloren, wiederaufbau verweigert, 90% der neubauten dilettantisches chaos: liebe zum detail ist ihr erzfeind, hauptsache der wasserhahn ist qualitaetsware und die doppel-fenster sind neu...
    und dann kommt da tatsaechlich ein gestaltetes, neues haus daher und... schaut natuerlich mal gleich nach venedig aus :schockiert:

    und wenn man sich dann, als betrachtender besucher, auf der suche nach einem, die nerven entspannenden, vielleicht sogar gemuetlichen platze,
    das gesamtbild der gegend, 60er jahre zweckbauten germanischer tristesse plus neues neovenedig-ensemble, ansieht...

    also ich bitte euch... an einem lustigen tag kommt der geneigte betrachter nicht mehr aus der :banane: erheiterung heraus
    dann fehlt da nur noch der maserati mit eingebauter blondine welche die vodka flasche haelt und ab gehts nach venedig, italien...

    das ist alles ungefaehr so koherent wie der salsa-tanzende deutsch-schweizer
    8)
    und genau so lustig
    oder tragisch

    aber, ok, klar, warum nicht, offen fuer alles
    immerhin ein positiver, neuer deutscher mentalitaetszug

  • bin waehrend einer auslandreise ueber den riefenstahl film 'triumph des willens' gestolpert, mit groele-adolf und lauter verirrten mitschreiern, aber:

    jede menge aufnahmen von nuernberg vor dem krieg, aus der luft, aus der fussgaengerperspektive, da kommen einem die traenen.
    wenn man diese romantische stadt sieht...
    damals musste man wirklich nicht nach italien oder frankreich fahren, um etwas 'schoenes' zu sehen, das war dort naemlich meistens haesslicher...

    was war das fuer ein schoenes land...

    was fuer ein abstieg...

    :weinenstroemen:

    die dummheit kennt keine grenzen

  • Die Bilder sind wirklich schön, und es kam der Dame ja auch gerade darauf an, daß die Schönheit der Altstadt besonders gut herauskommt, um die richtige emotionale Grundstimmung beim Zuschauer zu erzeugen. Begrenzt auf die Bilder der Stadt ohne Marschierende, Jubelnde etc. gelingt das natürlich, wenn auch der gebildete Zuschauer es durchschaut. Dies ist ja auch gerade der Punkt, weshalb der Streifen filmwissenschaftlich, gerade international, so zwiespältig betrachtet wird.
    Ich habe mal Ausschnitte des Anfangs gesehen. Der Film beginnt mit Aufnahmen des Flugzeugs, mit dem die NS-Spitze nach Nürnberg transportiert wird, mit klassischer Musik über den Wolken. Dann nur noch Wolken, aus denen plötzlich schemenhaft die Türme der Lorenzkirche auftauchen. Es folgen Luftaufnahmen der unzerstörten Stadt, später Fahrszenen in der Innenstadt aus der Perspektive von Zuschauern, Fahrzeuginsassen usw.

    Traurig, wirklich.

  • Was finde so schade mit Nürnberg ist das es gibt wenige Plätzen, Altstadtinseln das versetz die Zuschauer im Vorkriegszustand....wenn ich wohnte in Nürnberg gab es plänen für ein Rekonstruktion zwischen Pegnitz und Marktplatz....Fleischhof?...ist etwas davon geworden?

  • @Marc:

    Zitat

    was war das fuer ein schoenes land...

    was fuer ein abstieg...

    Du sprichst mir aus dem Herzen....selten ist eine so grossartige Nation innerhalb so kurzer Zeit derartig gesunken, und nie hat ein Volk seinem eigenen Niedergang mit derartigem Stolz zugesehen und sogar aktiv darauf hingearbeitet...

    „Ein Volk, das von seiner Geschichte sich trennt, und wenn ihm Schmach auf der Stirne brennt, wird von Gott von der Tafel gelöscht.“ - Otto von Bismarck