Mit entscheidend für die Bürger, ob der Wiederaufbau der Altstadt funktional/altstadtgerecht (wie ausgeführt) oder als aufwändige Rekonstruktion mit modernen Wohnungsgrundrissen erfolgen sollte, dürfte gewesen sein, dass man bei der ersten Variante schneller den dringend benötigten Wohnraum zurückerlangte, und auch mehr Wohnkomfort erhielt:
vorher unbelichtete, unbelüftete Treppenhäuser, auf die zudem meist auch die im Innern liegende Küche folgte - nachher belüftete Treppenhäuser und Wohnungen mit belichteten Küchen,
vorher vereinzelt Dach- und Hofterassen - nachher für jede Wohnung ein eigener Balkon,
vorher schmale und verschachtelte Grundrisse - nachher grosszügige Familienwohnungen auf einer Geschossebene, vorher schmale, dunkle Lichthöfe - nachher grosszügige, gartenähnliche Innenhöfe.
Das sind alles Kriterien, die bei einer rekonstruierten Altstadt schwieriger zu erreichen gewesen wären. Für die Hausbesitzer und künftigen Bewohner kann man sich vorstellen, zu was sich diese entschlossen haben. Ich habe hierzu die Statpläne vor/nach 1945 x-mal verglichen, und dabei immer wieder einen Blick auf die Google-Flugaufnahmen geworfen und versucht, mich in die damalige Situation hinein zu versetzen.
Was mir auch noch auffällt, ist das beinah durchgängige Fehlen vom Burgsandstein an den Fassaden. Vereinzelt gibt es markante Eckgebäude, wo man zu Plattenverkleidungen aus diesem Stein gegriffen hat. Aber genau diese Sandsteinfassaden hatten doch das Wesentliche an der alten Altstadt ausgemacht. Innert kurzer Zeit so viel Sandstein anschaffen zu können, dürfte ein Ding der Unmöglichkeit gewesen sein. Ich habe mich schon ein paar mal gefragt, woher der in grossen Mengen benötigte Sandstein nur schon für die Rekonstruktion der Burg und gesamten Stadtmauer kam. Da mussten ganz sicher auch wiederaufbaufähige Ruinen herhalten und als Materiallieferant dienen.