Dresden - Wiederaufbau des Turmhelmes der Lukaskirche (in Planung)

  • Zitat

    Aktuelles vom Förderverein

    31. Oktober 2016: Machbarkeitsstudie Wiederherstellung des Kirchturms der Lukaskirche Dresden


    In mit den kirchlichen Gremien ließ der Förderverein, parallel zu seiner praktischen Unterstützung zum Erhalt der Gebäude der Kirchgemeinde (z.B. Reparatur des Kirchendaches) und den ständigen Maßnahmen zur Spendengewinnung, in den eine Machbarkeitsstudie zur Sicherung des Bestandes und zum Wiederaufbau der Turmspitze von unabhängigen Sachverständigen erstellen. Der Förderverein ist froh, dass nunmehr fachlich fundiert feststeht und publiziert werden kann, dass
    • die Lukaskirche auf festem Boden steht und nicht rutschungsgefährdet ist,
    • der Turmstumpf einen soliden Zustand hat und einen wiederaufgebauten Turm problemlos tragen könnte und
    • die Kosten sich im erwarteten Rahmen bewegen und langfristig für den Förderverein unter Zuhilfenahme von passenden Fördermitteln zu stemmen sind.

    Hier die Studie:
    http://www.lukaskirchturm-in-dresden.de/media/dokument…askirchturm.pdf

    Was mich etwas wundert: Offenbar wollen die nur den großen Hauptturm, aber nicht den kleinen Nebenturm rekonstruieren. Das fände ich allerdings aus Gründen der symetrischen Ansicht schade.

  • Die Rutschgefahr hat man also auch untersucht.

    Das ist übrigens nicht verwunderlich, da das Gelände an dieser Stelle sanft bis zur Südhöhe ansteigt. Um einen herausgehobenen Bauplatz für die Kirche zu gewinnen, hat man bis 1898 extra ein großes Plateau aufgeschüttet. Dieses ragt z.T. bis zu sechs Meter aus seiner Umgebung heraus.

    Die Symmetrie des Kirchenbaues ist eigentlich nur aus der Andreas-Schubert-Straße heraus relevant. Insofern könnte man sich mit der alleinigen Rekonstruktion des Hauptturmes durchaus anfreunden. Der Wiederaufbau des kleinen Seitenturmes kann ja auch irgendwann nachgeholt werden.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Zitat

    Zur Sanierung unseres Hauptturmes gehört auch die Reparatur des Abschlussbereiches. Hauptanlass dafür ist die über Jahrzehnte mangelhafte Wasserabführung des Notdaches. Die Überlegungen der Jarmer Architekten eröffnen dazu eine optimale Lösung. Der Turm der Lukaskirche bleibt als Mahnmal in seinen Grundkonstruktionen unverändert erhalten. Mit Einkürzen des Dachrandes treten die vier Giebelflächen hervor. An den geneigten Dachflächen werden mehrere kleine Wasserableitungen eingeordnet. Die Turmgiebel können nun deutlich abgelesen werden. Der Förderverein unserer Kirche kann die vor unserem Hauptzugang aufgestellte Uhr einbauen. Nach Aussage des Vereinsvorsitzenden Herrn Giese sollen zudem alle Giebel mit einer Uhr versehen werden.
    Die Visualisierungen zeigen das stolze Ziel. Das Turmkreuz wird im vorderen Dachbereich eingeordnet und verdeutlicht selbstbewusst die neue Zeit!

    http://www.lukaskirche-dresden.de/aktuelles/


    Scheint so als wollen die die Turmhaube gar nicht???


    Interessante Details auf der Seite der Architekten:


    http://www.jarmer-architektur.de/buero/aktuelle…kirche-dresden/

    Zitat

    Die historischen Emporenbögen und Säulen sind hinter den Verkleidungen des Tonstudioausbaus der 1960-er Jahre vorhanden und
    können dem Kirchraum wieder Leichtigkeit und Weite geben

  • Moment, ich denke hier liegt entweder ein Konflikt zwischen der Gemeinde-Leitung und dem Förderverein Lukaskirchturm vor oder es geht nur um die Sanierung der Turmgiebel, aber noch nicht um die Turmhaube.

    "Henry" hat jedenfalls die Webseite der Kirchengemeinde verlinkt. (http://www.lukaskirche-dresden.de/aktuelles/). Daneben gibt es aber auch die Internetpräsenz des Fördervereins Lukaskirchturm (http://www.lukaskirchturm-in-dresden.de/).

    Was geschähe denn mit den gesammelten Spenden, wenn das Vorhaben gar nicht umgesetzt würde? Vielleicht kann ein Dresdner Mitforist hier Aufklärung leisten.

  • Alles andere als die Wiederherstellung der Turmhaube wäre eine Enttäuschung. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass der Förderverein die gesammelten Spenden für eine Konservierung der Kriegszerstörung frei gibt. Als Spender würde ich mir da getäuscht vorkommen.

  • Moment, ich denke hier liegt entweder ein Konflikt zwischen der Gemeinde-Leitung und dem Förderverein Lukaskirchturm vor oder es geht nur um die Sanierung der Turmgiebel, aber noch nicht um die Turmhaube.

    Das Wort "Mahnmal" macht hier stutzig. Ich denke und hoffe mal, dass es sich hier um ein grobes Missverständnis handelt.

  • Zitat von Chris1988

    Aber von dem zweiten kleinen Turm ist nie die Rede oder?

    Die Frage beschäftigt mich auch schon eine Weile, und so habe ich mir nun doch mal die Zeit genommen, diesbezüglich im Netz zu recherchieren. Im Fazit ist festzuhalten, dass in allen neueren Veröffentlichungen zum Thema tatsächlich nur von der Rekonstruktion des Hauptturmes die Rede ist, die Komplettierung des östlichen Seitenturmes kommt darin praktisch nicht vor. Ich bin aber trotzdem sehr optimistisch, dass auch die kleine Seitenkuppel eines Tages wieder entstehen wird. Der in nicht allzu ferner Zeit zu erwartende Anblick der Turmfront – mit rekonstruierter Fassade und dem VOLLSTÄNDIGEM Hauptturm – wird hier große Überzeugungsarbeit leisten, denn dann wird ein Umstand, der in früheren Darlegungen immer mal anklang, noch viel deutlicher werden: Die Symmetrie ist durch die fehlende östliche Turmhaube unakzeptabel gestört.
    Ich möchte nachfolgend einige sehr interessante Informationen zum Gesamtprojekt vorstellen, die außerdem meinen Optimismus – denke ich mal, nachvollziehbar machen.

    Begonnen hatte alles so:

    Zitat von Förderverein Lukaskirche e.V.

    In Vorbereitung des 100-jährigen Jubiläums der Weihe der Lukaskirche entstand im Jahr 2000 bei den Gemeindegliedern der Lukaskirche die Idee, die Turmhaube des Hauptturms und den östlichen Seitenturm [Anm.: Fettmarkierung von mir] der Lukaskirche wieder aufzubauen. Am 12. September 2000 befasste sich der Kirchenvorstand der Evangelisch-Lutherischen Lukaskirche erstmals offiziell mit dieser Idee, was als Initialzündung für die Gründung des Fördervereins Lukaskirche Dresden e.V. angesehen werden kann. Nachdem am 27. April 2001 der entsprechende Förderverein gegründet war und seit dem 14. August 2001 eine Diplomarbeit der TU Dresden als erste Machbarkeitsstudie vorlag, beschloß der Kirchenvorstand am 30. September 2002 mit elf Stimmen (bei einer Gegenstimme und einer Enthaltung) den Wiederaufbau des Lukaskirchturms und legte gleichzeitig fest, daß die regulären Haushaltsgelder der Gemeinde für den Wiederaufbau nicht verwendet werden dürfen.
    Quelle: http://www.lukaskirchturm-in-dresden.de/


    Die im Zitat genannte Diplomarbeit von Regine Ortlepp (quasi erste Machbarkeitsstudie) ist im Netz vollständig einsehbar. Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass die Bewertung durch die betreuenden Professoren wie folgt lautete: „Note 1,0 (sehr gut)“.
    Ich bin nun wahrlich kein Experte für Tragwerksplanungen (darum geht es in großen Teilender Diplomarbeit) und würde mir hierzu kein eigenes Urteil anmaßen, aber folgende Aspekte darf man auch als Laie bewerten – die Lesbarkeit (inwieweit schlüssig und verständlich) und die Fülle an zusammengetragenen Informationen – von mir für beides 1A mit Sternchen.
    Das folgende Zitat aus der Diplomarbeit gefällt mir am besten (Fettmarkierung von mir):

    Zitat von Regine Ortlepp

    Als auf der Sitzung des Fördervereines am 30. März diesen Jahres [Anm.: die Rede ist vom Jahr 2001] vom kirchlichen Baupfleger, Herrn Däßler, die Idee angesprochen wurde, auch einen neuen Entwurf für den Wiederaufbau des Turmhelmes in Betracht zu ziehen, stieß dieses bei den Vertretern der Kirchgemeinde auf heftigen Widerstand. Es herrschte weitestgehend Einigkeit darüber, daß ein Neuentwurf nicht gewünscht wird. Der Herr Pfarrer Pätzold erklärte, daß das schlanke Aussehen des Turmes für die Gesamtwirkung der Kirche besonders wichtig sei. Die Kirche sei ja im Ganzen noch erhalten, ebenso der Turmschaft, lediglich der Teil des Turmhelmes müßte ergänzt werden, wurde von Herrn Geisler, Mitarbeiter des Kulturamtes, angefügt; auf diese Weise würde dem Stadtviertel noch etwas Originales bleiben, obwohl sehr viel zerstört wurde. Zudem sei es mit einer rekonstruktiven Wiederherstellung leichter, Spenden zu mobilisieren, so die Ansicht des Herrn Pfarrer Seickel, da das Gebäude dann wieder eine Einheit bildet. Hieraus zeichnet sich unverkennbar die Intention der vorliegenden Aufgabenstellung ab – die rekonstruktive Wiederherstellung der ehemals sehr schlanken Turmhaube in ihrer nach außen sichtbaren Wirkung.
    Quelle: L1 (Link am Ende des Beitrages)

    Der im Zitatgenannte kirchliche Baupfleger Herr Dreßler war übrigens nicht der einzige, der solch eine tolle Idee hatte, in der Diplomarbeit sind auch entsprechende Anregungen von Architekten aufgeführt (ich wollte nicht so viel zitieren).

    Sehr interessant sind auch die akribisch recherchierten Angaben zu den dokumtentarischen Grundlagen einer Rekonstruktion. Dazu wir u. a. ausgeführt, dass die die originalen Bauunterlagen (aus der Entstehungszeit der Kirche) im Krieg verbrannt sind. Es gibt aber einige andere Quellen. Zu einer sehr wichtigen hier noch ein Zitat aus der Diplomarbeit:

    Zitat von Regine Ortlepp

    Hierzu ist eine Fotografie aus der Zeit der Weihe der Kirche besonders geeignet, da sie, als Fotoplatte noch vorhanden, ein sehr detailliertes Bild von der Ansicht der drei Türme liefert.
    Quelle: L1 (Link am Ende des Beitrages)

    Der Begriff *Fotoplatte* (bezogen auf die Zeit Ende 19./ Anfang 20. Jhd.) bezeichnet in der Regel eine spezielle Fotoaufzeichnung, die üblicherweise eine sehr hohe Auflösung besitzen.
    Die vorhandenen Quellen für die Rekonstruktion erlauben damit eine gute Nachbildung des Turmäußeren, nicht aber der originalen Innenkonstruktion des Turmes. Die Tragwerkkonstruktion musste neu konzipiert werden. Diesen Umstand muss man wissen, um die Darlegung zur Positionierung der zuständigen Denkmalpflegebehörde würdigen zu können. Hierzu heißt es nämlich sinngemäß, dass seitens des Denkmalschutzes keine Schwierigkeiten zu erwarten sind. Ich habe den betreffenden Passus so verstanden, dass ein Veto der Denkmalpfleger in solchen Fällen nicht gerade unwahrscheinlich gewesen wäre. Also mit der Argumentation, wenn man solch einen Turm rekonstruiert (im denkmalpflegerischen Sinne), dann muss auch die Tragwerkkonstruktion weitgehend dem Original entsprechen.

    Zum Abschluss noch einige Fotos (nicht jeder hier im Forum hat den Zustand der Lukaskirche vor Augen). Zunächst ein Vorkriegsfoto:


    Von JensChristian Giese, Dresden - Förderverein Lukaskirche Dresden e.V., Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=65752788

    Der aktuelle Zustand:


    Vonubahnverleih - Eigenes Werk, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=47079288


    Und noch 2 Fotos vom Zustand kurz nach der Zerstörung. Vorab aber noch ein Zitat zur Erläuterung:

    Zitat von Regine Ortlepp

    Zum Ende des zweitenWeltkrieges, beim Luftangriff auf Dresden im Jahre 1945, wurde der schlankeTurmhelm der Lukaskirche zerstört. Der Turm brannte aus, und von der Spitze warnur noch das abgekippte, nach Osten herunterhängende Stahlskelett übrig. Auchdas Dach des östlichen Seitenturmes wurde durch das Feuer zerstört. 1950entfernte man die herabhängende Kirchturmspitze.
    Quelle: L1 (Link am Ende des Beitrages)


    Von DeutscheFotothek‎, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7937498


    Von DeutscheFotothek‎, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7937329


    Der Link zur Diplomarbeit von Regine Ortlepp (L1): Klick

  • "Die­ weithin sichtbare Turmspitze – sind wir das wirklich heute als Kirche?"

    Genau, lieber die Kirchtürme schleifen, die Kreuze abhängen und -legen, die Glocken zum Schweigen bringen und dann einen Bunker beziehen, während draußen die Minarette wachsen. Das ist Kirche heute.

    Erbärmlich!

  • @erbse

    Ja, offensichtlich tut uns der Pfarrer nicht den Gefallen, rein architektonisch und städtebaulich zu diskutieren. Es hätte ja gereicht zu sagen, dass anderes im Moment wichtiger und dass aufgeschoben nicht aufgehoben ist. Aber nein, er muss seine EKD-Vorstand-Gesinnung zum Besten geben.

    Einmal editiert, zuletzt von Philipp (24. November 2018 um 23:02)

  • Dem Unterfangen wünsche ich alles Glück! Der Turm, für sich genommen sehr qualitätvoll, würde die Stadtsilhouette enorm bereichern.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Das ist Total-Resignation eines alten Mannes.

    Kirche braucht aber keine Bedenkenträger, sondern Zeichen sichtbaren Aufbruchs in die Zukunft.
    Und die heißt, Wiederherstellung und vor allem Teilhabe aller (auch der Atheisten) an der Schönheit des Wiederaufgebauten. Denn Schönheit ist der Spiegel Gottes. In Kunst, Musik, Architektur, in des Menschen Tagewerk.

    Denn Freude soll einziehen in die Herzen.

    Und der Spruch "Ehre sei Gott in der Höhe" wird erst wirklich erfahrbar, wenn die Turmspitze wieder am Himmelszelt piekt.