Dresden - Wiederaufbau des Turmhelmes der Lukaskirche (in Planung)

  • Natürlich wird hier jedem bewusst sein, dass ein Altenheim besondere Ansprüche stellt. Aber nichts spricht dagegen, diese in einen schönen Bau zu integrieren. Ein Rollbett benötigt sicherlich kein Flachdach oder hippe fensterkonstruktionen. ;) Solche Dinge werden hier angeprangert.

    Ihr Bespiel mit der Leipziger Uni ist wohl fehl am Platze. Es ist nicht des Bürgers Schuld, wenn die Architekten nicht schön und Kontext getreu entwerfen können (einiige können das sowieso sehr wohl!). Mit "Kontext getreu" meine ich hier die Historie des Bauplatzes und dessen resultierende Umgebeung. Die Lukaskirche steht nebenan und es wird das Pfarramt (oder was es war) "benutzt". Ein reiner, neumodischer Zweckbau wird dem nicht wirklich gerecht und die alte Bewohnerschaft ist sicherlich auch anderes gewohnt. ;) Über die Studentenhochhäuser brauchen wir wohl kein Wort verlieren … Es ist einfach unterirdisch, was manche Architekten und Bauherren diesen Orten antun, obwohl es weit besser geht. Zu sehen ist das an der Rampischen Strasse 29, welche günstiger sehr nahe an den historischen Vorgängerbau reicht als ein neumodischer Bau und das Ergebnis sieht umwerfend aus und wird Dresden gerecht. Auch am Neumarkt steht eine Seniorenresidenz, ganz nach historischem Vorgängerbau. Eine hippe Gestaltung wie an der Lukaskirche ist unnötig, besonders bei dem Standort.

  • Zumindest hat mancher unprofessioneller Möchtegern mehr ästhetisches Einfühlungsvermögen als die meisten professionellen Gernegroßen heutzutage und muß diesen Missstand nicht durch abstrakte inhaltslose Worthülsen schönzureden versuchen. Auch wenn obiges eine Handskizze darstellen sollte, ist die zeichnerische Ausführung der Rundbögen trotzdem dilettantisch. Wäre ich der Architekt, wäre es gegen meine Berufsehre solch ein nichtssagendes Bauschild aufzustellen. Zeitdruck hin oder her.

  • So....
    Nachdem wieder allerhand Wasser die Elbe heruntergelaufen ist und dennoch nicht die Rekonstruktion der Türme der Lukaskirche angekündigt wurde, müssen wir uns mit dem sukzessiven Voranschreiten der Bauarbeiten an der Seniorenresidenz am Lukasplatz 4 begnügen.
    Und was soll man sagen: die Visualisierung auf dem Bauschild hat den geneigten Passanten nicht getrogen. Hier bekommt man noch was angekündigt wurde! Die großflächigen Glasfassaden bringen ein vollkommen neues Gestaltungselement an den von traditionellen Gebäuden gesäumten Platz, der dadurch sicherlich ein metropolenhaftes Antlitz erhält. Hier wird sich der gemeine Senior wohlfühlen, bekommt er doch viel Luft und Sonne, ein sauberes und ordentliches Heim und den Ausblick auf einen recht ansprechenden Monumentalbau der Kaiserzeit. Was kann man da noch verlangen?

    Aber seht selbst:


    Man kann schon die großflächigen Glasfassaden erkennen, in denen sich dereinst der monumentale Kirchenbau spiegeln wird. Das vorher nicht wirklich zu erahnende Staffelgeschoss mildert meiner Ansicht nach etwas den verheerenden Gesamteindruck ab.


    Das prachtvolle Eingangsportal des Altbaus hat man gekonnt eingebunden! Es wird auch in den Obergeschossen durch einen tiefen Fassadeneinschnitt markiert, der statt der ebenen Folie einer Glasfront in Form einer Lochfassade ausgeführt wird. Die wahllose Anordnung der Fenster weicht die klassische Gliederung auf und wirkt auch auf den zweiten Blick recht spannungsreich!


    Letztgenannte Gestaltungsweise wiederholt sich sinnigerweise auch bei den Seitenfassaden.

    Bilder sind von mir.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Theoretisch könnte es bald mit der Rekonstruktion der Turmhauben losgehen, da die 100.000 Euro Eigenanteil lt. Spendenbarometer mit Stand 31.10.2010 zusammengekommen sind, welche Voraussetzung zum Beantragen umfangreicher Fördermittel sind. Im Zuge des Kirchentages in Dresden sollte diesbezüglich hoffentlich etwas gehen. Wäre natürlich ein Knaller, wenn Dresdens Horizont bald wieder eine weitere Kirchturmspitze hinzubekäme.

    http://www.lukaskirchturm-in-dresden.de/

    Einmal editiert, zuletzt von Henry (12. April 2011 um 21:09)

  • Wenngleich man trotz mancher umlaufender Gerüchte von der Rekonstruktion des Turmhelmes der Lukaskirche so gar nichts hört, möchte ich euch doch Bilder von dem inzwischen fertiggestellten Altenheim zeigen, dass auf der Ruine des ehemaligen Gemeindehauses aufsitzt.


    Gesamtansicht des Baues vom Lukasplatz (Parkplatz) aus gesehen.


    Ansicht der Fassade zur Lukasstraße.

    "Details":


    ehemaliger Seiteneingang


    Erdgeschossfenster


    Weiteres, ehemals rundbogiges Ergeschossfenster.

    Falls gewünscht, kann ich noch einmal Bilder des Ruinenzustandes heraussuchen, die die Überformung der Ruine vielleicht treffend zu illustrieren vermögen. Ansonsten möchte ich mir erst einmal weitere Kommentare sparen.

    Bilder sind von mir.

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  • Dank fuer die Dokumentation des Jetzt-Status an dieser Stelle, Bilderbuch! Und ja, das Heraussuchen von Bildern des Ruinenzustandes erscheint mir aeusserst wuenschenswert.

  • Und mehr Bilder sieht man auf der ersten Seite hier im Thread. :wink:

    Was ist eigentlich mit dem wirklichen "Turmhelm" der Kirche? Der ist noch immer nicht vervollständigt, oder?

    Bei derart viel Spitzfindigkeit wundert es mich schon, dass du eine solche Frage stellst. Hatte ich nicht darauf hingewiesen, dass man von dem Rekonstruktionsvorhaben nichts hört?!

    Ohne jemanden belästigen zu wollen, zeige ich nun Bilder, die an einem schneelosen Wintertag im Jahre 2009 entstanden.

    So präsentiert sich die Kirche leider noch immer:


    Ansicht vom Lukasplatz aus

    Und nun zur Ruine des Gemeindeamtes:


    Ansicht der Platzfront


    Ansicht der ebenfalls aufwendig gestalteten Rückfront mit dem zentralem Treppenturm. Hier wurde alles abgebrochen und der Hof großflächig überbaut.


    Der Seiteneingang


    Ein possierliches Tierchen an der Säulenbasis.


    Jahrzehntelang der Witterung ausgesetztes Mauerwerk.


    Ebenfalls abgebrochener Seitentrakt.


    Einfriedung

    Ich habe mir bei der Gelegenheit gleich noch einmal die Bilder des gesamten Spazierganges durch diesen Teil der Südvorstadt (ehemaliges Amerikanisches Viertel) angesehen und war trotz der Alltäglichkeit der Motive dieses zentrumsnahen Stadtteils ehrlich erschrocken!
    Zwar wurden mittlerweile wieder einige noch vorhandene Ruinengrundstücke beräumt, was dafür aber kommt, ist keine Aufwertung des Stadtbildes, sondern der ungehemmte Einzug der Peripherie in die inneren Stadtviertel. In diesem Zusammenhange kann man über das Altenheim leider sogar noch recht froh sein!

    Bilder sind von mir.

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  • Laut Aussage der Internetseite http://www.lukaskirchturm-in-dresden.de/ erfolgte nun erst einmal eine "Notsicherung der Turmstümpfe", die bis 2016 andauern soll (warum auch immer). Zur aktuellen Spendensituation steht dort:

    Zitat

    Für die Errichtung der Turmhaube benötigen wir umfangreiches Eigenkapital zur Einwerbung von weiteren Fördergeldern. Nur mit einem hohen Spendenstand können wir auch weitere Stellen überzeugen, den Wiederaufbau des Kirchturms zu unterstützen. Durch die Unterstützung zahlreicher Sponsoren und durch vielfältige Veranstaltungen haben wir in den letzten zehn Jahren bereits einen erheblichen Anteil des Eigenkapitals aufgebracht.

    Der Spendenstand beträgt bereits 111.633,65 € (Stand: 3. August 2011)!
    Davon wurden bereits 2.800,00 € für Sanierungsarbeiten am Lukaskirchturm aufgewendet.
    Herzlichen Dank an alle Spender.

    Jedoch müssen bis zum Beginn des Wiederaufbaus des Lukaskirchturms noch viele Spenden eingeworben werden; u.a. für die vorher nötige Sanierung des Turmunterbaues.

    Möchten Sie uns unterstützen? Für Ihre Zuwendung bedanken wir uns recht herzlich und stellen Ihnen gern eine steuerlich absetzbare Spendenbescheinigung aus.

    Kontonummer: 162 466 00 10 (für Spenden und Mitgliedsbeiträge)
    Bankleitzahl: 350 601 90 bei der KD-Bank Dortmund (Bank für Kirche und Diakonie; ehemalige LKG / Landeskirchliche Kreditgenossenschaft Sachsen)
    Den gewünschten Verwendungszweck wie z.B. "Wiederaufbau Lukaskirchturm" bitte unbedingt angeben.

  • Die Ruine fand ich besser

    Kann mich Herzogs Meinung nur anschließen - als Ruine war wenigstens ersichtlich, dass hier einst ein schmucker Bau stand und man konnte, so wie an Bilderbuchs Fotos, noch die Konturen erkennen! "Aufschließung über alles" - Schade!

    Es darf nie vergessen werden, dass die Kunst eines Landes der Wertmesser nicht allein seines Wohlstandes, sondern vor allem auch seiner Intelligenz ist

  • An der Nordseite des Lukasplatzes, der an dieser Stelle der Stadt den Übergang zwischen dem "alten Dresden" und der Totalschadenszone markiert, soll auf einem "brachgefallenen Grundstück", das bisher vornehmlich der illegalen Müllentsorgung diente, ein typisches Dresdner Würfelhaus entstehen. Leider aber ist die Architeltur derart grottig, dass sie keine gesonderte Erwähnung verdient. Trotzdem sollte der Bau für den Platz ein Gewinn sein.

    Andreas-Schubert-Straße 44 - GAMMA Immobilien Dresden

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  • Vor dem Turm der Lukaskirche, so zeigen historische Fotos, war in Richtung der Stadt ein geschlossenes Gebiet mit Wohngebäuden der Gründerzeit vorhanden. Jetzt ist daraus ein unbefriedigendes Versuchsareal unterschiedlicher Architekten geworden. Alles steht irgendwie in einem Raum ohne Anfang und Ende, ohne Fassung herum.

    So sehr der schöne, neue/alte Turmhelm für die Lukaskirche zu begrüßen ist, kann er seine Legitimation wohl nur noch aus der Silhouettenwirkung aus Richtung der Strehelener Straße herleiten.
    Er faßt nichts mehr zusammen alles fließt vor dem Turm auseinander und zerbröselt. Schade, ob der zahlreichen Bemühungen des Vereins.
    Eindrucksvoll zeigten sich die teppichartigen Gewölbeausmalungen ( feinster Jugendstil ) im Inneren. Gut dokumentiert, könnten sie einen weiteren Schritt bei der Wiedergewinnung des ehm. Interieurs der Kirche einleiten.
    Das Umfeld der Lukaskirche wirkt nach wie vor unfertig. Keine Spur von den ehemals vorhandenen städtebaulichen Zusammenhängen.
    Dankbar kann man für die Erhaltung der historistischen Pfarrhausreste neben der Kirche, in einem Neubau sein. Das die morbiden Mauern überhaupt noch genutzt werden konnten, grenzt schon ans Unbegreifliche.
    Es scheint, dass die Architekten sich schwer taten, die Rudimente in den Neubau einzubeziehen. Besonders die Bereiche über dem einmalig schönen Historismus - Portal erscheinen etwas verkrampft.
    So bleibt leider nur zu konstatieren, das das ehemals vorhandene, prächtige Pfarrhaus ( ausgehender Historismus ) nur noch ein Abglanz seiner selbst ist.

  • Naja. Das auf einer Aufschüttung entstandene Umfeld der Lukaskirche wirkte schon immer irgendwie unfertig.

    Die Lukaskirche war natürlich als Dominante der Südvorstadt und des sogenannten Amerikanischen Viertels entstanden, das bis auf ein Mietshaus aus dem "Stadtgedächtnis" gelöscht wurde. Nachdem in den 50'er Jahren monumentalste Aufbauplanungen bestanden, die nur rudimentär umgesetzt werden konnten, umschloss man in den 70'ern das Viertel mit gewissen Dominanten (u.a. Juri-Gagarin-Straße), die die dahinter liegenden Provisorien notdürftig kaschierten.
    Heute versucht man nicht wirklich einen Neuanfang. Die kommunalen- und staatlichen Planungen zeugen immerhin davon, dass das postulierte Ziel "Europäische Stadt" noch immer keine Rolle spielt und man am Baugrund schamlos Raubbau betreiben kann (u.a. neuer Kindergarten in der Schnorrstraße und Technikum von Knerer und Lang).

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Das Spendenbarometer zeigt nun knapp 150.000 Euro. Wenn man die alten Pressestimmen auf der Webseite liest, dann ist davon die Rede, dass die Gemeinde 100.000 Euro selbst aufbringen müsse, dann könne man in Verhandlungen mit Sponsoren treten bzw. öffentliche Fördermittel beantragen. Das erste Etappenziel ist ja nun längst überschritten. Weiß jemand, warum sich offenbar immer noch nichts tut? Man könnte doch zumindest mal mit der Rekonstruktion des kleinen linken Seitenturmes loslegen, um ein Zeichen zu setzen, dass es voran geht.

    http://www.lukaskirchturm-in-dresden.de/

  • Nachdem nun das Zifferblatt der Turmuhr rekonstruiert wurde, will man im nächsten Schritt die Statik des Unterbaues prüfen. Termine für weitere Schritte der Rekonstruktion der Turmspitze, stehen jedoch noch nicht fest. "Die Kirche rechnet eben in Jahrzehnten", was manchmal regelrecht anstrengend sein kann. Aber zum Glück sind wir nicht katholisch. stickpoke:)

    http://www.dresden-fernsehen.de/Aktuelles/Arti…ustand-gezeigt/

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • wer sich detailiert mit der Architektur und der Rekonstruktion des Turmhelms befassen möchte, findet hier auf dem Publikationsserver der TU Dresden eine Diplomarbeit aus dem Jahr 2001, die die Thematik aufgreift und vertieft. Sehr interessant.

  • Interessanter Artikel über einen Förderverein, der Sponsoren für die Wiedererrichtung des Turmhelms der Lukaskirche sucht.

    Zitat

    Jens Christian Giese ist Vorsitzender eines Fördervereins. 2002 gegründet, haben sich die etwa 70 Mitglieder vorgenommen, den Turm wieder in einstiger Größe errichten zu lassen. Und nicht nur das. "Wir haben uns auch die Erhaltung von Kirchgebäude und Gemeindehaus insgesamt auf die Fahnen geschrieben", sagt Giese. Erst im Frühsommer haben Handwerker das Dach des Hauptschiffes repariert - im Auftrag des Fördervereins.

    Rund 11.000 Euro gibt der Förderverein für die Untersuchungen aus. Bis Jahresende sollen die Ergebnisse stehen. Hieb- und stichfest müssen die sein. "Damit wir klar sagen können, dass es technisch möglich ist." Der Hauptgrund: "Wir suchen Sponsoren." Und die brauchten Klarheit darüber, was an Geld nötig sei. "Erst wenn wir Förderer haben, können wir einen Bauantrag stellen."

    http://www.dnn-online.de/dresden/web/dr…kirche-66830289

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.