• Hallo!

    hier ein kleiner Beitrag auf einen sehr grossen Misstand im Hinblich auf historisches Bauen: die Stadt Halle war die wohl am wenigsten vom Bombenkrieg betroffene Grosstadt Deutschlands & als solche wunderschoene Architektur zu bieten hat, hat jedoch nachhaltige & tiefgehende einschnitte in ihr historisches Stadtbild NACH dem Krieg durch die Kuturbarbarei der SED erfahren. Das Schlimme ist das diese Kulturbarbarei in vollem Umfang wieder von den derzeitigen Lokalpolitikern wieder aufgenommen wurde. Gegen den erklaerten Willen der Bevoelkerung & einschlaegiger Buergerinitiativen hat man an dem Marktplatz, einstmals einer der schoensten Deutschlands, einen ultra-haesslichen Betonklotz hingepflanzt, wo zuvor mit der Alten Waage einer der schoensten deutschen Renaissancebauten stand. Das Kuratorium Altes Rathaus setzt sich nunmehr fuer den Wiederaufbau des ehemaligen Gebauedes ein - meiner Meinung nach eine klasse Idee weshalb ich dem Verein auch vor Kurzem beigetreten bin. Waere klasse, wenn sich noch mehr Unterstuetzung finden wuerde - der Mitgliedsbeitrag liegt fuer Studenten bei 5 Euro, ansonsten bei 10 Euro: ich denke, das es in jedem Fall gut investiertes Geld ist

    http://www.altes-rathaus-halle.de

    Hier ein Bild von den betroffenen Gebauden: rechts die Alte Waage (an deren Stelle nun der unsaeglich haessliche Kaufhof-Klotz steht) & links davon das wiederaufzubauende Rathaus:

    Fuer weitere bildliche Eindruecke von diesem in der Tat ehemals wunderschoenen Marktplatz einfach dem obigen Link folgen & auf Bildarchiv klicken!

    „Ein Volk, das von seiner Geschichte sich trennt, und wenn ihm Schmach auf der Stirne brennt, wird von Gott von der Tafel gelöscht.“ - Otto von Bismarck

  • Gemeinschaftswerk der DDR und den Nachwendestadtplanung. Halle, von der Hanse- zur Salz- zur Chemiestadt. Zu spät bemerkte man, daß dies kein Auf- sondern ein Abstieg war. Heute Hartz-IV-Stadt, mit 28 % Arbeitslosen und einem fürchterlichen Image in Ost wie West. Und die neuen Bauten am Stadtzentrum(nicht nur die Kaufhofwolfsschanze anstelle des geprengten Rathauses), frei nach Wirtschaftswunderbauhaus, stehen diesem Image auch nicht entgegen. Eine nachträglich ruinierte Stadt, die von ihrer großartigen Geschichte nicht profitieren konnte.

    Es gibt noch weitere Monde: Merseburg, Weißenfels, Zeitz, Bernburg...eine der geschichtsträchtigsten Gegenden, einst mit dem höchsten wirtschaftlichsten Potential Deutschlands, wird heute nach und nach zu einer einzigen Wüstung.

    Nein, die werden gedünstet

  • Naja, so düster würde ich die Situation in und um Halle nicht sehen. Ich denke, dass Halle so ein negatives Image hat, weil die Einwohner die Stadt selbst so schlecht machen, obwohl sie auch heute noch viel Potential besitzt. Halle ist - neben Erfurt - die einzige Großstadt mit einer (nahezu) geschlossenen Altstadt in Deutschland und auch in kultureller Hinsicht hat die Stadt mehr zu bieten, als die meisten anderen Städte in ihrer Größe.

    Warum die HallenserInnen ihre Stadt selbst so negativ sehen und sich ihrer sogar zu schämen scheinen, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Die Altlasten aus DDR-Zeiten sind natürlich nach wie vor sichtbar, aber das sind sie in Dresden oder Jena auch. Die prekäre wirtschaftliche und arbeitsmarktpolitische Lage der Stadt ist im Vergleich mit [lexicon='Leipzig'][/lexicon], Erfurt, Berlin oder Rostock auch nicht (viel) schlimmer.

    Das Image vom grauen Halle trifft schon seit Jahren nicht mehr zu, auch wenn einzelne Viertel noch ziemlich verfallen wirken. Aber auch hier gibt es, wie in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] oder Dresden, herrlich sanierte und geschlossene Altbauviertel.

    Ich glaube, dass es an der Zeit ist, dass in Halle mal ne ordentliche Imagekampagne gemacht wird, denn die Stadt ist besser als ihr derzeitiger Ruf. Angesichts der geschichtlichen und kulturellen Bedeutung der Stadt, ließe sich doch bestimmt was machen :daumenoben:

  • Nun, die Hallenser sollten aber auch die Bereitschaft entwickeln, für ihre Stadt zu kämpfen und zu demonstrieren. Wenn damit nicht der Wille einhergeht, die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts, zumindest im Stadtkern ungeschehen zu machen, wird die Zerstörung fortgesetzt werden...denn den Modernisten ist das Verbliebene noch viel zuviel "altes Zeug".

    Nein, die werden gedünstet

  • @ Wissmut
    naja diese Bereitschaft haben die Hallenser eindeutig an den tag gelegt als sie vor den Stadtverordneten gegen den Kaufhofklotz demonstriert haben...
    auch wenn gewiss viele Gebauede vom Abriss bzw. Verfall bedroht sind, so nimmt doch der Marktplatz & hier das rathaus eine Sonderstellung ein, von dessen Wiedererrichtung eine nicht unerhebliche Signalwirkung ausegehen wuerde.

    „Ein Volk, das von seiner Geschichte sich trennt, und wenn ihm Schmach auf der Stirne brennt, wird von Gott von der Tafel gelöscht.“ - Otto von Bismarck

  • Das Dumme an Demonstrationen ist nur, dass sie wenig bewirken. In einer Stadt wie Halle, werden Investoren (siehe Kaufhof) mit offenen Türen empfangen. Dort ist man über jede Investition froh, die zur Wiederbelebung der langsam aussterbenden Stadt beitragen. Da interessiert keinen, ob ein funktionaler Neubau auf einem historisch wichtigen Ort, wo einst das Rathaus stand, angemessen ist.

    Aber Halle ist keine Ausnahme. Ich kritisiere schon lange, dass in den ostdeutschen Städten zu viel Wert auf funktionale Investorenarchitektur gelegt wird, während der Denkmalschutz eine untergeordnete Rolle zu spielen scheint. Wenn der Trend weiter anhält, ist der Osten bald genauso seelenlos wie der Westen, wo die Zentren, nicht selten auch von wenig kriegszerstörten Städten, kein Gesicht mehr haben.

    Des Weiteren fällt mir auf, dass Rekonstruktionen im Osten meistens nur dann getätigt werden, wenn sie im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden. Sobald aber das Nichtvorhandensein von historischer Substanz bzw. deren Neubebauung im sozialistischen Einheitsbrei auf die DDR zurückzuführen ist, scheint eine Rekonstruktion ausgeschlossen zu sein. Beispiele dafür gibt es genug (siehe Altes Rathaus Halle, Augustusplatz [lexicon='Leipzig'][/lexicon], Sophienkirche Dresden usw.). Mir scheint, als ob in solchen Fällen der alte sozialistische Geist in den Entscheidungsgremien die Gehirne vernebelt.

    Oder wie ist es zu erklären, dass die Wiedererrichtung der Frauenkirche auf so viel positive Resonanz stößt, während die Rekonstruktion des Berliner Stadtschlosses, einhergehend mit dem Abriss des asbestbelasteten Palast der Republik, zur Farce wird? :augenrollen:

  • Die Händelstadt feiert in diesem Jahr ihr 1200 jähriges Bestehen. Sie besitzt noch nach wie vor ein hohes Maß an historischer Bausubstanz, was für die Stadt Segen und Fluch zugleich bedeutet. Denn die Stadt ist zu arm, um die Mittel zur Pflege ihres historischen Erbes alleine aufzubringen.

    Insgesamt genießt die Stadt leider noch einen eher negativen Ruf, woran die Hallenser selbst auch nicht ganz unschuldig sind. Klar, der Plattenbaugürtel um die Stadt kann wirklich deprimieren, aber es liegt m.M.n. auch in der Natur der Hallenser, ihre Stadt schlechter zu machen als sie ist, während die 40 km entfernten Leipziger eher dafür bekannt sind, ein wenig zu übertreiben, was ihre Stadt angeht.

    Verstecken braucht sich die Stadt an der Saale jedenfalls nicht. Kulturell hat die Stadt viel zu bieten und strotzt nur vor Geschichte, und sie hat, wenn man diversen Quellen vertrauen kann sowie die stetig steigenden Studentenzahlen zur Hand nimmt, ein sehr gut ausgebautes Hochschulwesen. Auch die Wirtschaftskraft, da war man bislang immer letzter, hat sich in den letzten 5 wesentlich gebessert. Da hat Halle sogar Berlin überholt.


    Zum Schluss gibt's noch einen sehr lesenswerten Artikel von Dankwart Guratzsch und ein paar Impressionen aus Halle:

    Artikel: http://www.welt.de/data/2006/08/17/1000048.html

    Bilder:
    http://www.halle-ist-schoen.de/pic/00000044.jpg

    http://www.halle-ist-schoen.de/pic/00000024.jpg

    http://www.halle-ist-schoen.de/pic/00000025.jpg

    http://www.halle-ist-schoen.de/pic/00000026.jpg

    http://www.halle-ist-schoen.de/pic/00000034.jpg

    http://www.halle-ist-schoen.de/pic/00000035.jpg

    http://www.halle-ist-schoen.de/pic/00000037.jpg

    http://www.halle-ist-schoen.de/pic/00000081.jpg

  • Die zwei runden Geburtsjahrkinder dieses Jahr sind wirklich gute Beispiel, was Image ausmachen kann. Während vom 800-jährigen Dresden auch international nur die guten Seiten bekannt sind (ich meine nicht die Leute hier aus dem Forum, die natürlich meist nicht nur oberflächlich informiert sind) - selbst die Dresdner, die immer wieder die Verluste des Zweiten Weltkrieges beklagen glauben zum großen Teil daran, dass Dresden wirklich immer noch eine der schönsten Städte der Welt ist -kennen viele von Halle nur nie schlechtesten Seiten. Meiner Ansicht nach ist Halle wahrscheinlich eine der am meisten unterschätzten Großstädte Deutschlands - zumindest hat die Stadt sehr großes Potential, wenn es da mal irgendwann wirtschaftlich stärker aufwärts gehen sollte. Und eine tolle, interessante Geschichte hat die Stadt auch zu bieten, da stimme ich ganz und gar zu.

  • Halle mag ja eine schöne Stadt sein - aber mit dieser Aktion haben sie sich bei mir erstmal total ins Abseits geschossen.

    Berliner Brücke bei Wikipedia

    Da hat man schon eine der schönsten innerstädtischen Gründerzeitbrücken Deutschlands - und reißt sie für einen Neubau ab, der deutlich teurer als eine Sanierung ist. Das ist aber nicht alles, der Neubau ist von einer Häßlichkeit, die man sonst nur von westdeutschen Autobahnbrücken kennt.

    ... Brücken werden irgendwie immer häßlicher - und alte Brücken schützt niemand.

    Die einzige Großbrücken-Reko steht ausgerechnet in Magdeburg... die Sternbrücke war ein absolutes Superprojekt.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • War im Juni auch mal in Halle. Die Innenstadt ist sehr schön. Wenn man jedoch durch die Vororte fährt (zumindest von Leuna kommend) könnte man meinen, man kommt in eine sibirische Provinzstadt...

  • Die schönsten Ecken Deutschlands sind am ärmsten dran - ich könnte mich immer wieder darüber aufregen.
    Sei es Halle, Görlitz oder Weißenfels - die Ärmsten der Armen müssen ihre verfallenen Schmuckstücke abreißen,
    während man in Frankfurt mal wieder ein Glaspalast in die Höhe zieht.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Hui, da ist noch viel zu tun... aber eine richtige Reko ist das natürlich nicht - steht ja das meiste noch. :)

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Nach dem großen Vorbild [lexicon='Leipzig'][/lexicon] möchte ich hier die jeweils aktuellen Bau- und Sanierungsprojekte der Saalestadt vorstellen und zur Diskussion anregen.
    Allen, die sich noch ein Bild von der halleschen Altstadt machen wollen, sei folgender Link hilfreich:
    http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?t=1864

    Ein weitere interessante Seite ist http://www.denkmal.de , wo das Denkmalverzeichnis der Stadt Halle veröffentlicht ist; erstellt vom Landesamt für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt Anfang/Mitte der 1990er Jahre

    Los gehts:


    Neubau in Marktnähe (Bärgasse) unter Einbeziehung mittelalterlicher Mauern auf DDR-Abrissfläche


    Spitzbogen


    Das linke Haus ist seit drei Monaten eingerüstet, das rechte wird seit drei Monaten angekündigt. Die Häuser befinden sich in der Großen Steinstraße 21 und 23 unmittelbar außerhalb der Altstadt an der Haupteinfallstraße von Nordost.
    Wie man schemenhaft sieht, verfügt das linke Haus über zwei Erker!


    Der Harz ist eine Straße in der nördlichen Vorstadt von Halle. Hier wird ein Gründerzeitler saniert.


    In der Karl-Liebknecht-Straße in der Nördlichen Innenstadt wird eine Stadtvilla hochwertig saniert


    Das schmale mittlere Haus vor der Einrüstung (Mai)


    Im Oktober steht das Baugerüst


    Liebenauer Straße (Südvorstadt)


    Marienstraße (zwischen Altstadt und Bahnhof)


    Marthastraße (Steintorvorstadt)


    Neunhäuser/ Ecke Brüderstraße während der Sanierung (unmittelbar NO des Marktes)


    Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Ich habe leider kein Foto von vorher, aber das Haus (20er Jahre) muss eine ziemliche Ruine gewesen sein.


    Blick auf die Westseite der Rannischen Straße (Altstadt): Das im Hintergrund eingerüstete Jugendstilhaus ist mittlerweile fertig.
    Die drei Häuser im Vordergrund (rechts das Gasthaus "Zur Rose") sollen ab April 2008 saniert werden, womit ein wichtiges Ensemble der vorindustriellen Entwicklung Halle gerettet wäre.
    Aufnahme am Tag des offenen Denkmals aus Rannische Str. 9


    Auf der Nordseite des Weidenplans (nördl. Innenstadt) wird eine Stadtvilla saniert, links davon wird eine neu geschaffene Brache wieder bebaut.

    So, das wars erstmal für heute. Morgen muss ich noch ein paar Bilder machen, um dann einen zweiten Teil hier einzustellen.

  • vielen dank! so ein themenstrang war längst überfällig. für viele nicht-hallenser wäre es vielleicht hilfreich, wenn es zu einzelnen fotos noch ein paar erläuternde infos gäbe.

    oder für´s erste zu folgenden fragen:
    wie hoch ist inzwischen der sanierungsgrad der altbausubstanz?
    was wird mit den hochhäusern am riebeckplatz geschehen?
    und vor allem: ist die eigentümerin der stadtvilla in der k-l-s tatsächlich die ex-oberbürgermeisterin i(ngrid) häußler?

  • Einleitung in Städtebau und Architektur der Stadt Halle (Saale)

    http://img502.imageshack.us/img502/290/googlestadtplanhn8.gif
    Quelle: Von mir erstellt auf Grundlage von http://maps.google.de

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    Die Altstadt
    von Halle bietet ein heterogenes Bild. Dominierend sind Bauten der Zeit von 1870 bis 1910, es lassen sich von allem in Marktplatznähe auch Bauten der klassischen Moderne finden. Mit der Großen Märkerstraße ist ein hervorragendes Straßembild von Bauten der Renaissance und des Barock erhalten, aber auch anderswo lassen sich verstreut Gebäude aus vorindustriellen Epochen in Massiv- und Fachwerkbauweise finden (Rannische Str., Schmeerstraße, Alter Markt, Kühler Brunnen, Kl. Ulrichstraße, Gr. Klausstraße, Brüderstraße und viele mehr).
    Neben der Gründerzeit bildet die größte städtebauliche [lexicon='Zäsur'][/lexicon] der Städtebau der DDR-Zeit, der vor allem im westlichen Teilder Altstadt anzutreffen ist und dort von 1965 bis 1989 hunderte historische Gebäude vor allem aus älteren Epochen zerstört hat.
    Viele städtebauliche Problemstellen (Brachen) wurden nach der Wende geschlossen, so dass städtebauliche Wunden geheilt wurden, jedoch architektonische Kontraste geschaffen wurden (Markt, Gr. Steinstraße, Leipziger Str.).
    Insgesamt zeugt das Altstadbild von bewegter Geschichte in hervorragenden Zeugnissen vom Mittelalter bis zur Frühmoderne, und vom Kontrast der Plattenbauten zum historischen Stadtbild.

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    Die Nördliche Innenstadt
    legt sich wie ein Rind im Westen, Norden und Osten um die Altstadt. In dem Bereich befinden sich in Altstadtnähe noch vereinzelt vorindustrielle Bauwerke der ehemaligen Vorstädte.
    Die vier Vorstädte sind:
    1. Die Neumarktvorstadt schließt im Norden an die Altstadt und wurden um 1985 von Flächenabrissen heimgesucht, so dass sich heute nur noch ca. 10-15 Gebäude der Vorstädtischen Zeit erhalten haben. Die Hauptstraße waren Geist- und Breite Straße.
    2. Die Klaustorvorstadt schließt im Westen entlang der Mansfelder Straße an die Altstadt an. Nach Abrissen in den 90er Jahren sind noch wenige barocke Höfe erhalten
    3. Die Steintorvorstadt befand sich entlang und nördlich der Großen Steinstraße. Wenige Gebäude der frühen 19. Jh. und zwei ältere (18. Jh.) erinnern noch an die vorstädtische Zeit.
    4. In der Galgtorvorstadt (Leipziger Str.) stammen die ältesten erhaltenen Gebäude aus der Mitte des 19. Jh.

    Alle Vorstädte wurden ab Mitte des 19. Jh. großstädtisch ausgebaut, sodass sich vor allem mit der Geiststraße, der Großen Steinstraße und der Leißziger Straße großartige Straßenbilder des Historismus erhalten haben. Die Vorstädte wurden miteinander Verbunden und teils durch enge Blöcke (Ludwig-Wucherer-Straße, Weidenplan, Emil-Abderhalden-Straße, Geiststr., Leipziger Str., Gr. Steinstraße, Robert-Franz-Ring, um Anhalter Str., Laurentiusstr., Forsterstraße etc.), teils locker (Luisenstraße, Blumenstraße, Karl-Liebknecht-Straße etc.) bebaut. Die historische Bebauung ist in der nördlichen Innenstadt zu ca. 90% erhalten. Der Anblick einiger Straßenzüge wird jedoch dadurch etwas getrübt, dass viele Häuser zu DDR-Zeiten entstuckt wurden, was in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] ein weitaus weniger verbreitetes Problem ist.
    Der Sanierungsstand ist in Straßenzügen mit lockerer Bebauung und in ruhigen Bereichen am größten, am geringsten in eng bebauten, vor allem aber an den Hauptstraßen (Ludwig-Wucherer-Straße, Gr. Steinstraße.) obwohl hier viele repräsentative Gebäude stehen und das Stadtbild am großstädtischsten wirkt. In der nördlichen Innenstadt ist die Sanierungstätigkeit z.Z am größten.
    Problematisch ist die Lage im Berich zw. Magdeburger Straße und Bahnanlagen. Hier ist die Sanierungstätigkeit eher gering.

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    Die Südliche Innenstadt
    schließt an die ehemalige Vorstadt Glaucha an, die sich entlang des Steinwegs, der Langen Straße, des Steges und der Glauchaer Straße befand. Am Steinweg befindet sich noch ein bescheidenes Gebäude des frühen 19. Jh, am Franckeplatz drei vom 17. bis 19. Jh. Ansonsten wurde die Vorstadt im 19. und 20. Jh. radikal umgestaltet. Der Steinweg ist eine repräsentative Straße des Historismus mit einigen Ersatzbauten der 80er Jahre des 20. Jh. Am Steg stehen zwei halbbewohnte Punkthochhäuser (22-Geschossser), die auf ihren Abriss warten.
    In Glaucha befinden sich die Franckeschen Stiftungen (gegr. 1698), die als Waisenhaus und Erziehungsanstanlt von August Hermann Francke gegündet wurden. Heute lernen und arbeiten hier ca. 2000 Menschen. Die Anlage wird Schritt für Schritt saniert.

    Der Rannische Platz, in den der Steinweg von der Altstadt kommend mündet, ist einer der eindrucksvollsten Platzanlagen Halles. Von hieraus gehen sieben wichtige Straßen sternförmig in alle Richtungen.
    Der südwestliche Tei der Südlichen Innenstadt (siehe Karte) ist von Bauten des Jugendstils (1900-15)in lockerer Blockrandbebauung teilweise mit Vorgärten bebaut.

    Der mittlere Teil zwischen Pfännerhöhe und Philipp-Müller-Straße ist äußerst dicht mit gründerzeitlichen repräsentativen Mietshäusern bebaut (sog. Mietskasernen). Hier wie in sehr vielen Straßen in Halle sind auch noch das historische Pflaster und die Granitbürgersteige erhalten. Dieser Bereich ist ein authentisches Zeugnis des späten 19. Jh., in dem die Arbeiter und Familien ihre Wohnungen hatten.

    Der Erhaltungsgrad in der Südlichen Innenstadt beträgt nahezu ca. 95%, nur Einzelgebäude wurden v.a. von 1980 bis 2007 abgerissen. Der Sanierungsstand ist wechselhaft, an manchen Hauptstraßen (Torstraße, Liebenauer Straße, Beesener Straße etc.) schlecht, an anderen (Philipp-Müller-Straße, Pfännerhöhe etc.) dagegen gut. Grundsätzlich sind Gebäude in lockerer Bebauung (Preßlerberg, Wittestraße, Geseniusstraße etc) und in Nebenstraßen in besserem Zustand als solche in enger Blockrandbebauung (z.B.: Bernhardystraße).

    Schlecht sieht es dagegen im Osten der Südlichen Innenstadt aus (Merseburger Straße, Rudolf-Ernst-Weise-Straße, Raffineriestraße). Hier war traditionell eine Mischung von Industrie und Wohnen. Nach Zusammenbruch der Industrie und Leerstand bzw. Abriss der Ruinen werden die Wohnbehäuser zusehehens entvölkert. Nach den Plattenbaugebieten (HaNeu und Silberhöhe) ist Merseburger Str. und östlich die unattraktivste Gegend der Stadt.
    Die gründerzeitlichen Wohnhäuser sind hier seit einigen Jahren zum Abriss freigegenen, das Quartier soll "neu geordnet" werden.

    Der Berich um Niemeyerstraße (östlich der Franckeschen Stiftungen) ist ebenfalls ein städtebauliches Problemfeld mit vielen Lücken und heruntergekommener Altbau- und DDR-Bebauung.

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    Die Stadtteile Paulusviertel und Giebichenstein werden später vorgstellt.

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    rakete:
    Der Sanierungsgrad ist von Gegend zu Gegend völlig unterschiedlich. Einige Bereiche total verfallen, einige mäßig aber bewohnt, andere nach der Wende hochwertig saniert. Von daher ist es sehr schwer, sich festzulegen.
    Wenn ich mich festlegen soll:
    Nördl. und südl. Innenstadt außerhalb der Altstadt: ca. 60%, es kann aber auch sein, dass ich völlig falsch liege. Vielfach positive Entwicklungen, aber auchvereinzelt Abrisse.
    Gründerzeitbestand Altstadt: 90% Sanierungsgrad
    Vorgründerzeitbestand Altstadt: ca. 70% Sanierungsgrad

    Die Hochhäuser am Riebeckplatz (22-Geschosse) dienen zur Zeit als Werbeträger. Zukunft m.E. noch immer ungewiss. In den Medien hört und liest man nichts mehr.

    Die dritte Frage kann ich leider ebenfalls nicht beantworten. Die Frage habe ich mir aber auch schon gestellt


    Eines von zwei Hochhäusern am Riebeckplatz, sie bilden das Entree zur Stadt vom Bahnhof aus. Der Platz wurde im Krieg beschädigt und in den 60ern autogerecht umgestaltet. Alle Fahrbahnen liegen mittlerweile über Bodenniveau, so dass man als Fußgänger ploblemlos von Bahnhof die Stadt erreichen kann und umgekehrt.


    Wer sich tiefergehend mit der Baugeschichte Halles beschäftigen möchte, dem sei dieser Text zu empfehlen (Einleitung des Denkmalverzeichnisses): http://www.denkmal.de/sa/halle/denkmalbest.html

  • Zitat von "rakete"

    vielen dank! so ein themenstrang war längst überfällig.

    Hier möchte ich mich ausdrücklich anschließen. Vielen Dank, auch für die prompt nachgereichten Informationen.
    Von den vorgestellten Bauvorhaben finde ich dieses hier besonders interessant:

    Betitelt mit:
    Neubau in Marktnähe (Bärgasse) unter Einbeziehung mittelalterlicher Mauern auf DDR-Abrissfläche

    Alexander, hast Du zufällig Informationen darüber, was wir dort zu erwarten haben, am besten wäre natürlich ein Modellbild.

  • Zitat

    Alexander, hast Du zufällig Informationen darüber, was wir dort zu erwarten haben, am besten wäre natürlich ein Modellbild.

    Ich muss mich korrigieren. Es ist keine DDR-Abrissfläche, die hier neu bebaut wird, sondern eine Abrissfläche, die 2006 geschaffen wurde, denn bei Google Earth z.B. ist das Grundstück noch bebaut.
    Weitere Infos:
    http://www.aki-halle.de/thema/markt/roteliste/baer.htm
    http://www.halle-aktuell.de/asp/Service/ga…en_b%C3%A4r.htm

    Hier, was geschehen ist:
    http://www.halleforum.de/viewtopic.php?…orum=1&start=60
    Es kann sein, dass es sich um eine Reko handelt. Ich gebe zu, dass mir das jetzt auch völlig neu ist. Ich wohne halt noch nicht so lange hier.

    Heute Nachmittag mache ich aktuelle Fotos von der Baustelle.

    So sah es am 9.9.2007 von den Hausmannstürmen der Marktkirche aus: