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    Wie kann man sich nur für so etwas begeistern?

    Ich würde sagen, vielleicht weniger inhaltlich, sondern aus Interesse am Kunsthandwerk. Die Fliesen sind nun keine Automatenware. Und mit heutigen Mitteln eine solche Farbigkeit herzustellen ist besonders faszinierend, weil es den DDR-Alltag gerade auch im Chemie-Dreieck Halle-Wolfen-Bitterfeld in neuer Qualität erlebbar macht.

  • Wenn ich das richtig sehe, wurde in diesem Strang noch nicht über das Rekonstruktionsprojekt der Bahnhofstürme in Halle (Saale) berichtet - ich bin zufällig über dieses schöne Projekt gestolpert. Nachdem wir nun den Uhrenturm des Nürnberger Volksbads zurückbekommen, können wir hier zur nächsten Turmrekonstruktion beitragen. Aktuell wird wohl erstmal für eine Machbarkeitsstudie gesammelt, und es fehlen nur noch wenige Euro, bis diese beauftragt werden kann. Infos gibt es auf den folgenden Seiten:

    Bahnhofstürme Halle e.V.

    Crowdfunding für Halle (Saale) | Halle-Crowd

    So sah der Bahnhof früher aus:

    history-vergangenheit-01.jpg

    Die "Umgestaltung" von 1968 - man muss sagen, die "völlige Verunstaltung" von 1968:

    history-vergangenheit-02.jpg

    Dieses Desaster wurde zum Glück schon in den 80ern wieder rückgängig gemacht, allerdings ohne die Türme:

    history-gegenwart.jpg

    Die Pläne für die Zukunft, für die sich der "Bahnhofstürme Halle e. V." einsetzt:

    history-zukunft.jpg

    Copyright aller Fotos: Bahnhofstürme Halle e. V.

    Das sind doch super Pläne! Schöne fände ich allerdings, wenn man auch gleich noch die Laterne (ist das die richtige Bezeichnung?) der großen Kuppel rekonstruieren würde. Auf dem alten Foto sieht man, dass die Laternen der kleinen Türme auf die Laterne der Hauptkuppel bezogen proportioniert waren. Werden also die Türme wieder aufgebaut, braucht es auch die alte Laterne der Hauptkuppel - sonst wird diese arg stummelig aussehen. Insgesamt aber ein tolles Projekt, das wir hier begleiten können und an dessen Realisierung wir uns hoffentlich bald erfreuen dürfen.

  • ...inzwischen war die Crowdfunding-Aktion erfolgreich. 3.810 Euro wurden eingesammelt, und damit 114% von den notwendigen 3.350 Euro. Es wird also nun, davon gehe ich aus, ein Ingenieurbüro damit beauftragt, die Baukosten zu ermitteln. Vielleicht kann man also schon bald für den Wiederaufbau der Türme spenden. Ich würde mich sehr freuen!

  • Wenn ich mich hier mal einklinke - weiß eigentlich jemand, warum zwischen Hallmarkt und Salzgrafenplatz flächendeckend neu bebaut wurde? Geht das auf einen DDR-Abriß zurück? Mein Dom Publisher Architekturführer schweigt sich dazu leider aus.

    Lanes are meant to be crossed. If you're staying in your lane you're obviously advancing too slow.

  • weiß eigentlich jemand, warum zwischen Hallmarkt und Salzgrafenplatz flächendeckend neu bebaut wurde? Geht das auf einen DDR-Abriß zurück?

    Genau weiß ich es nicht. Die Gegend mit dem Namen "Spitze" ist ein uralter Siedlungskern. Das ist ein Teil des "Tales", wo die Salzsieder ansässig waren. Baulich war es wohl eine Mischung aus Gewerbegebiet und eher unscheinbaren alten Häusern. Halle modernisierte sich schon im 19. und im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts sehr stark. Damals wurden viele historische Gebäude abgerissen. Man muss nur mal darauf achten, wie stark die Altstadt mit Gründerzeitlern durchsetzt ist. Selbst das historisch wertvolle Talamt blieb Ende des 19. Jahrhunderts nicht in situ erhalten. Statt dessen wurde auf der Moritzburg ein freier Nachbau des Talamtes errichtet und zwei wertvolle Renaissance-Interieurs, die aus dem alten Talamt vor dessen Abriss gerettet worden waren, dort wieder eingebaut. An der Nordseite (Talamtstraße) und Südseite (Salzgrafenstraße) des Hallmarktes finden wir gründerzeitliche Bebauung. Jenseits des Hallorenrings dann Neubauten der letzten Jahrzehnte und ganz wenige Gründerzeitler (Kellnerstraße). Auf meinem Stadtplan von 1984 ist dieses Gebiet südlich der Neuen Residenz als bebaut gekennzeichnet. Nur westlich der Moritzkirche war eine größere Freifläche (Busbahnhof).

    Als kleinen Trost für verlorene Bauten möchte ich hier noch eine vorbildliche Sanierung vorstellen. Eigentlich wollte ich das schon vor zwei Jahren, hatte es dann aber vergessen. Die Große Märkerstraße beginnt an der Südseite des Marktplatzes links (östlich) vom Stadthaus. Sie ist eine der schönsten Straßen der Stadt, wird aber von Touris leicht übersehen. Hier befindet sich eines der wertvollsten Bürgerhäuser der Stadt. Es war über viele Jahre ein Sorgenkind der Denkmalpflege, die übrigens genau gegenüber ihren Sitz hat. Seit 2007 war die Fassade der Großen Märkerstraße 5 mit einem blauen Netz gesichert. So stand das Haus über viele Jahre da und gammelte vor sich hin.

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    Halle (Saale), Große Märkerstraße in Richtung Marktplatz, rechts mit blauem Sicherungsnetz Haus Nr. 5 (vor der Sanierung)
    (Foto: Sicherlich, Januar 2008, CC-BY-2.5)

    Vermutlich Anfang 2022 wurde dann aber doch eine Sanierung abgeschlossen. Der Anblick der weißen Fassade mit feinstem barockem Stuck hat mich förmlich umgehauen. Das Haus ist phänomenal schön und erinnert mich ein wenig an Prag. Erbaut wurde es 1717 bis 1719. Möglicherweise stammt es im Kern aus dem 16. Jahrhundert. Im 19. Jahrhundert gab es einige Veränderungen.

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    Große Märkerstraße 5 (Foto: Dguendel, 30. Januar 2023, CC-BY-4.0)

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    Große Märkerstraße 5 vor der Sanierung (Foto: Sicherlich, März 2007, CC-BY-2.5)

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    Große Märkerstraße 5 (Foto: Catatine, 15. März 2022, CC0)

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    Große Märkerstraße 5 (Foto: Catatine, 15. März 2022, CC0)

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    Große Märkerstraße 5, Detail Fassade rechts, vor der Sanierung (Foto: Sicherlich, März 2007, CC-BY-SA-3.0)

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    Große Märkerstraße 5, Detail Fassade und Tor rechts (Foto: Catatine, 2. April 2022, CC0)

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    Große Märkerstraße 5, das Tor vor der Sanierung (Foto: Sicherlich, März 2007, CC-BY-SA-3.0)

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    Große Märkerstraße 5, Tor (Foto: Catatine, 15. März 2022, CC0)

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    Große Märkerstraße 5, Haustür vor der Sanierung (Foto: Sicherlich, März 2007, CC-BY-SA-3.0)

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    Große Märkerstraße 5, Haustür (Foto: Catatine, 28. März 2022, CC0)

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    Große Märkerstraße 5 (Foto: Catatine, 2. April 2022, CC0)

    Die Tafel an der Fassade erinnert an die Gelehrten, die einst in dem Haus wohnten. Im Innern sind Teile der historischen Ausstattung erhalten. Im zweiten Obergeschoss gibt es einen Festsaal.

  • Schöne Sanierung, ich frage mich allerdings warum man sich entschieden hat, bei den Girlanden über dem Hauptportal nicht mehr dem äußeren Rand des Torbogens zu folgen, sondern die Girlanden mehr schräg als gebogen in den Torbogen hat rutschen lassen.
    Da es ein größerer, offensichtlicher Unterschied zur Vorversion ist, nehme ich an, man hat das ganz bewusst gemacht und es ist kein Versehen oder eine Ungenauigkeit gewesen.

  • Von der Großen Märkerstraße N°5 zur Kleinen Märkerstraße N°5 und seinen Nachbarbauten:

    Da ist ja wohl offenbar einiges schief gelaufen. Laut dem Wikipedia-Eintrag wurde im Jahr 2018 Strafanzeige wg. Zerstörung eines Baudenkmals gestellt. Laut den neuesten Bildern zur Kl. Märkerstraße wurden aber das zerstörte Dach und rechte Zwerchhaus von N°5 inzwischen wieder hochgezimmert. Im Hofbereich sollen wohl - wie schon bei der Gr. Märkerstraße N°5 - nach Abbrüchen gestalterische sehr mäßige moderne Neubauten errichtet werden.

    Das schrieb ich 2015:

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Große Märkerstraße 5, eine Sanierung, die in ihrer Qualität neue Maßstäbe setzt. Die Fassade ist von erlesener Schönheit. In den Kanon von herausragenden Häusern dieser Zeit kommt nun ein weiteres Glanzlicht hinzu, das man anschauen möchte und das Gefühl hat, sich nicht mehr davon trennen zu können. Hier ist eine überwältigende Spitzenleistung geschaffen worden.

  • Wenn ich mich hier mal einklinke - weiß eigentlich jemand, warum zwischen Hallmarkt und Salzgrafenplatz flächendeckend neu bebaut wurde? Geht das auf einen DDR-Abriß zurück? Mein Dom Publisher Architekturführer schweigt sich dazu leider aus.

    Soeben eher zufällig unter "Neubaugebiet Spitze" im Dom Publishers gefunden - das war tatsächlich ein großflächiger DDR-Abriß aus den 80ern (wobei sich der Architekturführer etwas indirekt ausdrückt - war "Gegenstand von DDR-Architekturwettbewerben" ... "nur die Kellnerstraße blieb bestehen").

    Ohne Wende sähe Halle vermutlich aus wie Chemnitz, nicht wegen Zerstörungen, sondern weil alles abgerissen wurde.

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  • Der letzte Beitrag zum sanierungsbedürftigen Eckhaus Brüderstr. 7 ist mittlerweile auch schon wieder mehr als drei Jahre her. Hat sich dort immer noch nichts getan? Steht das Haus überhaupt noch?

    Gibt es eigentlich Neuigkeiten zum Haus Brüderstraße Nr. 7? Sanierungs- und Bauarbeiten sollten ja in diesem Frühjahr beginnen.

    Es ist wohl zu befürchten, daß hier tatsächlich auch im Jahre 2021 nichts passiert, um das Haus zu retten.

  • Brüderstraße 7 steht meines Wissens noch. Das letzte Beweisfoto ist vom 10. März 2023.

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    Halle (Saale), das Haus Brüderstraße 7 von der Kleinen Steinstraße aus (Foto: Catatine, 10. März 2023, CC0)

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    Blick von der Kleinen Steinstraße in die Brüdersteaße, rechts die Häuser Brüderstraße 7, 6 und 5 (Foto: Catatine, 10. März 2023, CC0)

  • Zur aktuellen Situation ist ja auch etwas in diesem Internet zu finden:

    Neue Planungen für Komplex Brüderstraße / Kleine + Große Steinstraße: Seniorenheim statt Hotel – Du bist Halle

    Wäre der Seitenflügel an der Kleinen Steinstraße nicht abgebrochen worden, hätte man den geplanten großen Neubau von selbst ein wenig auf Abstand zur Giebelseite halten können. Na ja, vergossene Milch...hoffentlich beginnt die Sanierung, bevor Brüderstraße N°7 zu Pulver zerfällt.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • :--):--):--)

    Und so ein Investor, der so etwas verbricht (Neubau im Zwischenbereich), soll an dieses Baudenkmal herangelassen werden? Das kann ja nur schief gehen, denn für eine solche Person ist so ein Objekt nur eine ungeliebte Braut. Da kann die Denkmalpflege noch so viel Herzblut investieren - aber so ein Investor wird das Minimum im Innern erhalten, wohl gerade nur das, was die Denkmalpflege zu erhalten fordert. Der Rest des Hauses ist aber Freiwild!

  • Ich bereite gerade eine Galerie zu Halle vor und möchte dabei auch die DDR-Flächenabrisse zeigen und dokumentieren.

    Vielleicht gibt es ja Experten hier im Forum, die noch etwas zu den unklaren Punkten (mit Fragezeichen markiert) sagen oder die Liste noch weiter ergänzen können.

    Eine Liste der Kriegsschäden ist in der Wikipedia zu finden, die Abrisse sind außer im Dom Publishers Architekturführer nicht an einem Ort dokumentiert und auch dort nicht vollständig.

    Ggf. sind die Formulierungen nebulös wie auf Halle im Bild ("1984 wurde das umliegende Wohngebiet zum Teil neu bebaut und auch der Platz umgestaltet"). Die Jahreszahl 1984 weist aber auf Abrisse hin, schließlich begannen da auch die anderen Abrisse im Süden der Altstadt.

    1 Breite Straße, Fleischerstraße, 80er-Jahre

    2 Wohnanlage Domplatz, ab 1986

    3 Neubaugebiet Spitze, 80er-Jahre

    4 vermutlich: Bau der Hochstraße, ab 1968?

    5 unklar: Glauchaer Straße, Kriegsschäden?

    6 Brunos Warte, ab 1984

    7 Schülershof, ab 1964

    8 unklar: Jerusalemer Platz, vermutlich 80er-Jahre?

    9 Riebeckplatz: vermutlich überwiegen hier die DDR-Abrisse gegenüber den Kriegsschäden?

    10 Ernst-Toller-Straße: Bebauung fehlt heute, stand nach der Erbauung des Thälmannplatzes noch, vermutlich 80er-Jahre?

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  • Die Abrissmeldung von Orakel bezieht sich auf dieses Haus:

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    Halle (Saale), An der Waisenhausmauer 4 (Foto: Catatine, 20. Juni 2016, CC-BY-SA-4.0)

    Das Gebäude, dessen Neorenaissance-Fassade seit Jahren mit einem blauen Sicherungsnetz verhängt war, stammte aus der Zeit um 1871. Die benachbarten Häuser sind erhalten und saniert. Rechts ist das die freistehende Waisenhausapotheke von 1869/70, links die Nr. 6, erbaut 1871, mit schöner spätklassizistischer Fassade.

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    An der Waisenhausmauer 2, Waisenhausapotheke (Foto: Tilman2007, 23. Juli 2017, CC-BY-SA-4.0)

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    An der Waisenhausmauer 6 (Foto: Dguendel, 27. November 2014, CC-BY-SA-3.0)

    An die Nr. 6 schließen sich noch drei weitere Häuser an, sodass sich eine schöne Zeile ergibt. Die stattliche Nr. 12 wurde 1877/78 für die Reichsbank erbaut..

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    Die Häuser An der Waisenhausmauer 12, 10, 8, 6 und 4, davor die Straßenbahnhaltestelle Am Leipziger Turm
    (Foto: Catatine, 20. Juni 2016, CC-BY-SA-4.0)

    Die Haltestelle Am Leipziger Turm liegt zwischen den Haltestellen Riebeckplatz und Franckeplatz, aber nicht direkt am Leipziger Turm. Wir befinden uns hier knapp außerhalb der Altstadt, vor deren Südostecke. Die Bezeichnung "Waisenhaus" bezieht sich auf die Franckeschen Stiftungen.