• Immer wenn solche Meldungen erscheinen will man am liebsten alles hinschmeißen. Es verändert sich architektonisch doch eigentlich gar nichts zum besseren, die wenigen positiven Ausnahmen sind ein Tropfen auf dem heißen Stein. Die modernistische Ideologie der Architekten und Stadtplaner scheint unumstößlich zu sein.

    In dubio pro reko

  • Du musst Dir eben bewusst sein, dass man nur mit adäquatem (Fach-)Personal ein System verändern kann. In der Politik geht es noch relativ "einfach", indem man eine Partei gründen und sich zur Wahl aufstellen kann. Schwieriger wird es schon mit dem Journalismus. TV-Sender und Zeitungsredaktionen sind geschlossene Systeme, in die Du allenfalls nach einer langwierige Ausbildung und/oder über persönliche Kontakte sowie eine Bewerbung aufgenommen wirst. Und auch dann bleibst Du unter Aufsicht. Erst das Medium Internet ermöglicht eine neue Meinungsvielfalt, da auch Leute von "außen" dort mit Hilfe eines Blogs Positionen veröffentlichen können. Noch schwieriger wird es aber im Bereich Architektur. Dazu musst Du ein Studium absolviert haben, eine Stelle erhalten und einen Auftraggeber gewonnen haben. Und dann musst Du Dir noch Gestaltungsspielräume erarbeitet bzw. erhalten haben. Nur solche Leute können das System von innen sprengen. Es braucht eine Revolte in der Architektenschaft. Die sehe ich allerdings im Moment noch nicht. Im Gegenteil, die Studenten sind - wie auch in politischen Angelegenheiten - mehrheitlich strikt konformistisch.
    Uns bleibt da nur die Möglichkeit, ein wenig herumzumäkeln, möglichenfalls Einfluss auf Bürger und Politiker zu nehmen. Letztlich aber sind wir den Ergebnissen der Entscheidungsträger ausgeliefert.

    Einmal editiert, zuletzt von Heimdall (20. Februar 2017 um 17:25)

  • So rasant wie sich gerade die Architekturlandschaft verändert (für unsere Verhältnisse), verstehe ich das ständig wiederholte Gejammer wirklich nicht. Aber vielleicht wirds an anderer Stelle mal wieder Zeit für ein Update, was in den letzten Jahren so alles entstanden ist, gerade auch im akademischen Bereich, was uns immer mehr neue klassische Architektur bescheren wird.

    Es dauert eben auch alles seine Zeit, bis das wirklich durchschlägt und vor allem auch bei Entscheidungsträgern, Investoren usw. antizipiert wird. Von den Anfängen der Postmoderne etwa bis zum breitenwirksamen Einsatz hats gute zwei Jahrzehnte gedauert, und die Bewegung war aufgrund mangelndem akademischem Unterbau nicht nachhaltig.
    Aber es wird wieder... Die Riebeckplatz-Planungen gehören bereits zu einer allmählich aussterbenden Gattung.

  • Alles sehr schöne und wertvolle Stadtbild-prägende Gebäude, die unbedingt sanierungs- und erhaltenswert sind.

    Insbesondere das alte Polizeipräsidium am Hallmarkt (Listen-Nr. 5) - ganzheitlich gesehen noch im guten Zustand, und das Renaissancehaus Große Märker Straße 7 (Listen-Nr. 3) gefallen mir ganz besonders. Das Renaissancehaus ist ja ein echtes, vor allem ein absolut historisches Juwel... Trotz des zwei Jahrzehnte langen Leerstandes hat es immer noch so eine schöne und erhabene Ausstrahlung; die Fenster, Dachgauben und das Eingangsportal sind sogar noch in einem mehrheitlich guten Zustand.

    Hoffentlich wird es gerettet, die anderen in der Liste vorgestellten Häuser auch.

  • (...) Die Einrichtung eines Hotels und einer Wohnanlage für Senioren wurden geprüft. (...)


    Und wie war das Ergebnis dieser Prüfung?

    Das Gebäude wäre doch sicher groß genug gewesen, allen Finanzbeamten aus Halle einen Platz zu bieten. Aber man lässt das Haus lieber verfallen und baut sich gleich daneben ein ganz neues Finanzamt. Auch ein neues Hotel entsteht gleich nebenan. Das hätte man doch ebenfalls im alten Polizeipräsidium unterbringen können.

    Bei Google Maps sieht es so aus, als sei ein Teil der Dacheindeckung schonmal erneuert worden. - Hoffentlich ist das Haus noch zu retten. Diese Absenkung klingt aber auch nicht gerade prickelnd. :(

  • Das Charlottenviertel in Halle, mit dem oberen Teil der Leipziger Straße (Boulevard), dümpelt seit Jahren vor sich hin. In der Mitteldeutschen Zeitung wird die obere Leipziger Straße schon mal als "Schrottmeile" bezeichnet.

    Zwischen Leipziger Straße und Stadtgottesacker befinden sich nach großflächigen Abrissen unschöne Brachen.


    Jetzt gibt es Hoffnung. Die Leipziger Stadtbau AG hat von der der Stadt Halle mehrere dieser Grundstücke erworben und plant dort zu bauen. Schon melden sich kritische Stimmen.

  • "Imposant und marode - Burgbrücke in Halle muss dringend"

    http://www.mz-web.de/halle-saale/im…werden-26812562

    "Bauarbeiten - Kein Durchkommen auf der Pfälzer Brücke"

    http://www.mz-web.de/halle-saale/ba…uecke--26191580

    Dazu siehe auch die Planungsunterlagen vom Stadtrat, die man unter http://buergerinfo.halle.de/ suchen kann.

    http://buergerinfo.halle.de/vo0050.asp?__kvonr=13651&search=1
    http://buergerinfo.halle.de/vo0050.asp?__kvonr=12588&search=1

  • Zitat: „Im Zuge der Instandsetzung sollen nun auch ursprünglich historisch vorhandene Brückendetails, wie zum Beispiel Geländerform und Postamente, Gesimsausbildung und Farbgestaltung wieder hergestellt werden.“ von dort. Sehr schön!

    Herzliche Grüße

    Bilder von mir finden sich auch bei Wikimedia.

  • An der Ecke Domstraße / Grosse Klausstraße wurde ein 1980 errichteter Plattenbau für 3,6 Mio. € generalsaniert und dabei die Fassade völlig überarbeitet. In meinen Augen eine klare Verbesserung und nun deutlich altstadtkonformer.

    Zitat

    An der Vorderseite eines der Häuser aber, ebenfalls weit oben, versieht nach wie vor „Der ewige Geheimdienstmann“ sein Handwerk mit Blick auf das Reformhaus; ein Kunstwerk von Frank Hüller, der die Figur zu diesem Zweck noch einmal überarbeitet hat. „Die HWG saniert die Kunst am Bau grundsätzlich, das schafft Identität.“ Das Unternehmen, sagt Christian Zeigermann, wolle zukünftig sogar eigene Kunst schaffen lassen.


    Sanierung in der Domstraße - So schön kann die Platte sein

    Bisherige Ansicht

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Zitat

    In meinen Augen eine klare Verbesserung und nun deutlich altstadtkonformer.


    Aber wirklich nicht!
    Das glatte Gegenteil ist der Fall1
    Der Balg ist geschlechtslos geworden - einfach eine schwache primitivistische postneomodernistische Kommerzbude. Der gerade in seiner mehrschichtigen Versatzstückhaftigkeit bemühte, und sehr viel altstadttauglichere Charme der alten DDR-Platte ist dahin.
    Ein veritaber Schandfleck für die Altstadt!

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • In meinen Augen eine klare Verbesserung und nun deutlich altstadtkonformer.

    Also ich kann da auch beileibe keine (deutliche) Verbesserung erkennen. Die Platten hatten ihren Charme, auch noch nach gut 35 Jahren. Durch die Sanierung sind sie nun gesichtslos geworden und der Anblick wird sich in den nächsten Jahren gewiss nicht verbessern.

    "Wenn wir die ehemalige Schönheit der Stadt mit der heutigen Gemeinheit verrechnen, kommen wir, so die Bilanz, aufs direkteste in den Schwachsinn." (E.H.)