Tübingen (Galerie)

  • In der Stiftskirche habe ich auch einen alten Freund besucht, den Grafen Eberhard im Bart. Er läßt Euch sehr herzlich grüßen!

    Der Stiftskirchen-Zoo war heute auch geöffnet.

    Eberhards getreuer Löwe. Seinem Herrn leistet er nun seit 518 Jahren Gesellschaft.

    Wuff!

  • Weiter geht es durch die Haaggasse, die vom Haagtorplatz zum Marktplatz führt. Der Weg ist in Rot markiert.

    Der Haagtorplatz, der seinen Namen dem 1831 abgebrochenen Tor verdankt. Der Platz als solcher ist aber erst in den 1960er Jahren entstanden, als man eine große Mühle abriß. Die Haaggasse geht rechts hinter den Bäumen ab.

    Blick in die Haaggasse

    Die vier Häuser links vorne wurden nach einem kleineren Stadtbrand 1771 errichtet.

    Gegenüber Häuser des 16. und 17. Jahrhunderts.

    Die Bebauung wird stattlicher, je näher der Marktplatz liegt. Hinter dem weißen Haus rechts mündet der Kapitänsweg ein.

  • Ein Blick zurück. Das traufständige Haus und sein linker Nachbar stammen aus dem 15. Jahrhundert.

    Links die Einmündung des Kapitänsweges, der zum Schloß führt.

    Am Kapitänsweg stehen zwei stattliche Bürgerhäuser. Das rosafarbene Haus (erbaut ca. 1527) wurde unlängst saniert und ist als kleine Fußnote in die deutsche Geistesgeschichte eingegangen. Es ist nämlich das Geburtshaus der "Schwäbischen Geistesmutter" Regina Bardili (1599-1669), geborene Burckhardt; sie ist die gemeinsame Vorfahrin von Friedrich Hölderlin, Ludwig Uhland, Ottilie Wildermuth, Karl Gerok und Friedrich Wilhelm Joseph Schelling.

    Der Kapitänsweg weiter oberhalb.

    Die Rückseite der Häuser am Kapitänsweg von einer Privatwohnung aus gesehen.

    Fortsetzung folgt...

    2 Mal editiert, zuletzt von Tübinger (11. Juni 2014 um 20:22)

  • Wie immer tolle Fortsetzung. Einfach eine traumhafte Stadt :)

    Ein kleines Detail am Rande, das mir aufgefallen ist: Am zweiten weißen Haus rechts hat man eine Gaupe zu einer kleinen Trasse umfunktioniert. Das ist doch eine tolle Idee. Damit ließe sich so manche fürchterlichen Dachterrasse oder Aufstockung verhindern, gleichzeitig würde man Geld sparen.

    Zitat

  • Blick nach Norden aus dem Dachgeschoss eines Hauses an der Haaggasse. Vorne links ein Haus aus dem 15. Jahrhundert. Darüber das Spital (mit dem Giebeltürmchen) und der Fruchtkasten.

    Weiter durch die Haaggasse zum Marktplatz.

    Von Norden mündet die Judengasse ein. Das Haus in der Bildmitte stammt im Kern aus dem 14. Jahrhundert.

    16. Jahrhundert; das angeschnittene Haus links daneben teilweise aus dem 14. Jahrhundert.

    Weiter in Richtung zum Marktplatz.

    Ein Blick zurück

  • Der Marktplatz ist nicht mehr fern. Links das älteste bisher datierte Haus Tübingens von 1359(d). Die Fassade wurde im 17. Jahrhundert verändert. Das stattliche Haus gegenüber ist aus dem 15. Jahrhundert.

    Neben dem ältesten Haus ein Neubau, angepaßt, trotzdem zum Kotzen.

    Ein Beispiel, daß stark verändertes Fachwerk nicht unbedingt freigelegt werden muß.

    Im Eck ein Haus des 14. Jahrhunderts.

    Kurz vorm Marktplatz. Links hinten die Rückseite des Rathauses.

    Das rosa Haus vorne rechts im Kern 14. Jahrhundert.

    Der Ratskeller besteht im Kern aus zwei Häusern, beide aus dem 15. Jahrhundert.

    Ein letzter Blick zurück.

    In den nächsten Tagen geht es weiter mit der Burgsteige und dem Schloß.

    Einmal editiert, zuletzt von Tübinger (12. Juni 2014 um 21:38)

  • Wie immer tolle Fortsetzung. Einfach eine traumhafte Stadt :)

    Ein kleines Detail am Rande, das mir aufgefallen ist: Am zweiten weißen Haus rechts hat man eine Gaupe zu einer kleinen Trasse umfunktioniert. Damit ließe sich so manche fürchterlichen Dachterrasse oder Aufstockung verhindern, gleichzeitig würde man Geld sparen.

    Gut gesehen! Beide Gauben sind übrigens erst bei der Sanierung des Hauses vor ca. 10 Jahren hinzugefügt worden; die Gaube bei dem niedrigeren Gebäudeteil links ist alt.
    So sieht der Dachausbau von der Seite aus. Der durchbrochene Giebel gefällt mir nicht so recht, aber es gibt schlimmeres.

  • Der Weg von der Haaggasse zum Schloß ist rot markiert.

    Noch ein allerletzter Blick in die Haaggasse.

    Nun auf zum Schloß! Zuerst durchs Wiener Gässle zum Faulen Eck.

    Am Faulen Eck beginnt die Burgsteige.

    Das Haus vorne rechts ist von 1574.

    Bei dieser Scheußlichkeit frage ich mich seit Jahren, ob es ein Neubau oder ein brutal modernisiertes Fachwerkhaus ist. Der Balkenkopf und einige nicht auf dem Photo sichtbare Details lassen mich vermuten, daß es ein Fachwerkbau ist.

    Noch ein Ärgernis. Ein gut angepaßter Neubau, für den aber 1999 ein Haus von 1412 abgerissen wurde (Infos hier.) Immerhin wurde das steinerne Erdgeschoss in etwas veränderter Form beibehalten.

    Einmal editiert, zuletzt von Tübinger (13. Juni 2014 um 21:50)

  • Ein Blick zurück auf die Südseite der Burgsteige. Zwischen den beiden Häusern in der Bildmitte rechts...

    ...öffnet sich ein unscheinbarer Durchgang zur Neckarhalde. Ich bin jahrelang an ihm vorbeigegangen ohne zu merken, daß das ein öffentlicher Weg ist! Das weiße Haus links ist aus dem 15. Jahrhundert.

    Die Häuser stehen so dicht beieinander, daß die Dächer zusammengewachsen sind.

    Einmal um die Ecke...

    ...und eine hübsche Kleinigkeit erscheint: Ein gotischer Türrahmen aus Holz.

    Ein idyllischer Steig führt weiter zur Neckarhalde.

    Wir kehren aber zur Burgsteige zurück.

  • Das obere Ende der Burgsteige ist erreicht. Das rote Haus in der Mitte entstammt dem 15. Jahrhundert.

    Gegenüber steht dieses stattliche Haus des 16. Jahrhunderts. Kurioserweise wurde hier 1550 das erste Buch in slowenischer Sprache gedruckt, nämlich Primus Trubers "Catechismus in der windischen Sprach". Der Reformator Truber (Primož Trubar) kam als Flüchtling nach Tübingen und wurde später Pfarrer im heutigen Ortsteil Derendingen, wo er auch begraben liegt. In dem Haus wohnte später Michael Mästlin, der Lehrer Johannes Kepplers.

    Auf der äußeren Grabenmauer des Schlosses steht seit 1904 das Haus der Königsgesellschaft Roigel (eine Studentenverbindung).

    Ein feines Haus mit hübschen Details. Auch die Innenausstattung ist gut erhalten.

    Noch zwei Blicke aus dem Schloßtor.

  • Schloß Hohentübingen ist erreicht. 1078 erstmals erwähnt. Sitz der Pfalzgrafen von Tübingen. 1342 zusammen mit der Stadt an Württemberg. Ab 1507 Ausbau zur neuzeitlichen Landesfestung, zugleich als Residenz genutzt. 1647 durch die Franzosen belagert und beschädigt. Ab dem 19. Jahrhundert von der Universität genutzt.
    Das untere Schloßtor von 1607, erbaut unter Herzog Friedrich I.

    Der untere Graben.

    Eine Brücke führt zum Tor, unter der sich jemand ein kleines, privates Strandbad angelegt hat.

    Das Portal von 1607, geschaffen von Christoph Jelin. Ein bedeutendes Beispiel des Manierismus in der deutschen Architektur.

    Wie der englische Hosenbandorden auf ein württembergisches Portal kommt, ist eine lange Geschichte...

    Zwei Landsknechte mit eisernen Waffen.

    Neptun und Diana


    Die stark verwitterten Säulenbasen wurden vor kurzem ausgetauscht. Die Qualität ist leider nicht so gut wie bei den Originalen (die im Stadtmuseum magaziniert sind).

    Die Tore sind noch original.

    Graffiti sind bekanntermaßen keine Erfindung unserer Zeit.

    Fortsetzung an einem anderen Tag.

  • Bei dieser Scheußlichkeit frage ich mich seit Jahren, ob es ein Neubau oder ein brutal modernisiertes Fachwerkhaus ist.


    Ich bin überhaupt nicht auf die idee gekommen, dass es kein Fachwerkbau sein sollte. Freilich auch deswegen, weil es viele solcher verputzter Fachwerkhäuser gibt. Allein das unterste Geschoß mit der Garage schaut modern aus. Schau doch mal, wie eben die Wände sind.

    ...öffnet sich ein unscheinbarer Durchgang zur Neckarhalde. Ich bin jahrelang an ihm vorbeigegangen ohne zu merken, daß das ein öffentlicher Weg ist!


    Aber als Kind kennt man doch alle solchen Gäßchen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in meiner Heimatstadt ein öffentliches Gäßchen gibt, das mir nicht vertraut wäre. Als Kind ist man doch da überall reingegangen. Oder ist Tübingens Altstadt zu groß, als dass man zwangsläufig alles so gut kennt?


  • Aber als Kind kennt man doch alle solchen Gäßchen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in meiner Heimatstadt ein öffentliches Gäßchen gibt, das mir nicht vertraut wäre. Als Kind ist man doch da überall reingegangen. Oder ist Tübingens Altstadt zu groß, als dass man zwangsläufig alles so gut kennt?


    Ich bin nicht in Tübingen, sondern in der Nähe aufgewachsen. Tübingen kenne ich seit meiner frühesten Kindheit, doch hingezogen bin ich erst zum Studium und mein Interesse an der Altstadt hat sich auch erst im Laufe der Zeit ganz entfaltet. Übrigens ist die Altstadt wirklich sehr verwinkelt und es gibt noch mehr ganz schmale und unscheinbare Durchgänge.


  • Ich bin überhaupt nicht auf die idee gekommen, dass es kein Fachwerkbau sein sollte. Freilich auch deswegen, weil es viele solcher verputzter Fachwerkhäuser gibt. Allein das unterste Geschoß mit der Garage schaut modern aus. Schau doch mal, wie eben die Wände sind.


    In der Tübinger Altstadt wurde nach dem Krieg glücklichweise meistens ziemlich konservativ und der Umgebung gemäß gebaut. Zugleich wurden zahlreiche alte Häuser zumindest äußerlich stark modernisiert. Daher gibt es einige Häuser, bei denen man genau hinschauen muß, um sie sicher als Neubau zu erkennen. Und in einigen Fällen bin ich mir immer noch nicht sicher.

  • Ich habe noch in dem Post zur Haaggasse das fehlende Photo eines Hauses aus dem 14. Jahrhundert eingefügt. Wer es nicht eigens suchen möchte: Hier ist es noch einmal.
    Es ist doch verblüffend, welch hohes Alter sich in unscheinbaren Gebäuden verbirgt. Die starke Vorkragung ist übrigens in Tübingen ein fast immer zuverlässiges Kennzeichen sehr alter Fachwerkhäuser. Das dritte Obergeschoß dürfte später dazugekommen sein.

    Einmal editiert, zuletzt von Tübinger (13. Juni 2014 um 22:04)

  • Ich versteh nicht, dass noch so viele FWH erhalten sind, wenn es offenbar ganz leicht sein musste, diese zu ersetzen. Warum wurde der Besitzer von Burgsteige 10 so bevorzugt, dass man ihm den Abriss durchgehen ließ? Warum durften das nicht die anderen Hausbesitzer?

    PS: Das Haus der Königsgesellschaft Roigel ist Spitze.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ich versteh nicht, dass noch so viele FWH erhalten sind, wenn es offenbar ganz leicht sein musste, diese zu ersetzen. Warum wurde der Besitzer von Burgsteige 10 so bevorzugt, dass man ihm den Abriss durchgehen ließ? Warum durften das nicht die anderen Hausbesitzer?


    Ich erinnere mich wage, daß der Abriß von Burgsteige 10 seinerzeit mit der extrem niedrigen Deckenhöhe begründet wurde. Was sonst noch mitgespielt hat, weiß ich nicht. Der entscheidende Grund, warum die Tübinger Altstadt so gut erhalten ist, sind die extrem vielen Studenten. Tübingen hat 80000 Einwohner und die Universität fast 29000 Studenten. Die Mieten in Tübingen sind mit die höchsten in Deutschland (eine wahre Pest, wie ich aus eigener leidvoller Erfahrung sagen muß.) Die Nachfrage nach vergleichsweise billigem Wohnraum ist enorm hoch und daher können die Hausbesitzer auch die heruntergekommensten Fachwerkhäuser noch für viel Geld an Studenten vermieten. Die Wuchermieten, die in Tübingen für die letzten Löcher verlangt werden, sind kaum zu glauben. Hinzu kommt noch, daß in Tübingen dank des hohen Bildungsniveaus etwas mehr Wertschätzung für historische Bauten vorhanden ist als sonst in Baden-Württemberg.

    PS: Das Haus der Königsgesellschaft Roigel ist Spitze.


    Das Haus strahlt Qualität aus. Die Holzarbeiten sind handwerklich erstklassig gemacht, fast wie bei einem Möbelstück. Das Haus ersetzt übrigens die alte Schloßküferei (Bild).
    Hier noch ein Photo, das die schöne Lage auf der Grabenmauer zeigt.

    2 Mal editiert, zuletzt von Tübinger (15. Juni 2014 um 09:59)

  • Das untere Schloßtor ist durchschritten. Hinten links der "Fünfeckturm".

    Blick nach Süden zur Neckarhalde.

    Blick zurück zum unteren Tor.

    Der Fünfeckturm wurde ab 1667 errichtet. 1647 hatten die Franzosen den dort vorher stehenden Rundturm mittels einer Mine gesprengt

    Der Vorgängerturm sah so aus

    Einmal editiert, zuletzt von Tübinger (21. Juli 2014 um 00:06)

  • Die Ostseite des Schlosses in der noch die Schildmauer der mittelalterlichen Burg steckt.

    Das obere Tor

    Bevor es in den Schloßhof geht, machen wir in einen Abstecher auf die nordöstliche Bastion, von der aus man einen guten Blick auf die Stadt hat.

    Von der Bastion aus kann man auch eine Kuriosität sehen: Im Garten des Roigelhauses steht die (leider unzugängliche) älteste noch bespielbare Kegelbahn Deutschlands, erbaut wohl um 1800.

  • Wir wenden uns wieder dem oberen Schloßtor zu. Der kleine Rundbau aus dem frühen 19. Jahrhundert diente astronomischen Zwecken.

    Das obere Schloßtor, das 1892 nicht ganz originalgetreu erneuert worden ist.

    Das Tor vom Schloßhof aus gesehen.