Dresden - der Große Garten

  • Man sollte so Leute einfach mal 4 Wochen in einer solchen Ruine einschließen. Die wären doch sie ersten, die bereits in der ersten Nacht flüchten würden, um in ihre Villen zurückzukommen, in denen sicherlich nicht die Wasserschäden der letzten 50 Jahre konserviert wurden :augenrollen:

    APH - am Puls der Zeit

  • Wenn solche Sätze fallen, kommt mir unweigerlich die Assoziation zu dieser abartigen Neigung, sich durch Behinderungen anderer sexuell zu stimulieren, wie heißt das gleich nochmal...

  • Zitat

    „Durch die Rekonstruktion würde am Großen Palais mit leichter Hand die Fiktion einer gut vermarktbaren und politikkompatiblen luftigen Barockwelt geschaffen“

    Man muß den Satz richtig lesen. Er spricht von der Fiktion. Die Bauhausmoderne und die ihr entwachsenen weißen Beton- und Glaskuben mit Flachdach haben sich ja gerade in den letzten Jahrzehnten als Standard für Kaufhäuser und für politische Bauten der BRD (man denke etwa an das Berliner Bundeskanzleramt) durchgesetzt. Sie sind also demnach offenbar "gut vermarktbar" und "politikkompatibel". Wenn nun hingegen eine Barockarchitektur nur "Fiktion" solcher "Vermarktbarkeit" oder "Politikkompatibilität" sei, mag das zwar eine Fehleinschätzung sein, offenbart aber die tiefe Verunsicherung des Autors. Er erkennt nämlich hinter der Wiederherstellung originaler Barockformen (bzw. dem Bedürfnis danach) einen das bestehende Wirtschafts- und politische System möglichenfalls verändernden Geist. Deshalb bestreitet er, daß Barockarchitektur in das bestehende materialistische System nahtlos eingepasst werden könne. Ja, eine derartige Vorstellung sei nur "Fiktion"...

    Mag sein, daß er völlig fehl- und überinterpretiert. Diese Verunsicherung aber sollte man ihm dennoch nicht nehmen.

  • Was meint der Gute jetzt genau? Ein bißchen reparieren ist OK, aber nicht zuviel? Einfach mittendrin aufhören? Warum dann nicht gleich die Originalpatina eines ausgebrannten Gebäudes ohne Dach genießen?

  • Das Palais im Großen Garten ist nicht irgendein Bauwerk, es handelt sich um eine „Inkunabel sächsischer Baukunst von europäischer Bedeutung“. In diesem speziellen Fall werden Will, Tietz & Co. mit ihren abartigen Ansichten auf Granit beißen. Die Pro-Reko-Fraktion weist eine hochkarätige Namensliste auf. Da wären zunächst die „kampfgeübten“ Dresdner Denkmalpfleger („gestählt“ im Kampf gegen ideologische Dogmatiker, zum Beispiel zur Ulbricht-Zeit). Des Weiteren das mit internationalem Renommee versehene (folglich in analogen Fragen schwergewichtige) Baudirektorium der Frauenkirche (Burger ist erklärter und aktiv mitwirkender Unterstützer des Fördervereins). Güttler war der Hauptunterzeichner der damals an die sächsische Landesregierung gerichteten Petition (siehe Beitrag vom 31.07.2006, Palais-Strang Seite 1). Sehr aktiv unterstützend wirken namhafte Dresdner Musikwissenschaftler und Künstler. U.s.w.

    Wie gesagt, die Position der Dresdner Denkmalpflege zur Rekonstruktion des Festsaales ist eindeutig. Die diesbezüglichen Passagen auf der HP des Fördervereins stammen offenbar aus der Feder eines gewissen Herrn Winfried Werner, der langjährig im Dresdner Institut für Denkmalpflege als Arbeitsschwerpunkt mit dem Palais betraut war:

    Zitat

    Textquelle: HP Förderverein
    Palais Grosser Garten

    …1945 kriegszerstört, stand es (Anm.: *es* = Palais im Gr. Garten) für Jahrzehnte mehr oder weniger ungenutzt im Zentrum der Parkanlage. Nachdem bereits zu DDR-Zeiten unter städtischer Verwaltung eine Gebäudesicherung und erste Rekonstruktionsarbeiten erfolgt waren, wurden von 1993 bis 2002 durch den Freistaat Sachsen umfangreiche Sanierungsarbeiten vor allem an der Gebäudehülle vorgenommen. Der prächtige barocke Festsaal im Hauptgeschoss zeigt dagegen bis auf eine in den Jahren 1968-1974 rekonstruierte Probeachse noch die Verletzungen des Krieges.

    * Der prächtige barocke Festsaal … zeigt dagegen … noch die Verletzungen des Krieges*
    Steht zugegeben nicht explizit da, aber aus dieser Formulierung im Kontext des Gesamttextes ist m. E. eines klar abzuleiten:
    Die „Verletzungen des Krieges“ sind für die hier zuständige „Fachfraktion“ (Dresdner Denkmalpflege) nun wirklich nicht das, was es im Falle des barocken Festsaales zu „restaurieren“ gilt.

    Zitat

    Textquelle: HP Förderverein
    Palais Grosser Garten

    …Im Verein mit dem Stallhof am Schloß (1586/90) und dem Zwinger (1709/19) dokumentiert es (Anm.: *es* = Palais im Gr. Garten) die typisch sächsische Tradition des Hoffestes, das zur Repräsentation von Wohlstand und Macht des Kurhauses diente. Daß man dafür (Anm.: allein für Hoffeste, also für eine nichtständige Nutzung) aufwendige Bauten aus Stein errichtete, war im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation einmalig. Nachdem bereits zu DDR-Zeiten unter durchaus schwierigen Bedingungen hoffnungsvolle Zeichen gesetzt wurden (Beginn der 1992 vollendeten Rekonstruktion des Deckenstucks in den drei mittleren Erdgeschoß-Sälen, Herstellung einer Architekturachse des Festsaales als Rekonstruktionsprobe) darf die sich bietende Chance der Vollendung des Wiederaufbaus im ursprünglichen Sinne nicht ungenutzt bleiben. Die Rekonstruktion des Festsaalbereiches unter Einbeziehung der noch vorhandenen originalen Reste wäre technisch in jedem Falle möglich und der wahrhaft europäischen Bedeutung des Bauwerkes zweifellos angemessen. Sie sollte daher unbedingt erfolgen, und zwar mit dem Ziel einer festlich-repräsentativen Mehrzweck-Nutzung!

    Verschiedene Passagen auf der HP des Fördervereins finden sich fast wortgleich in folgendem Fachartikel von Winfried Werner (deshalb habe ich bei obigem HP-Zitat den gleichen Autor vermutet):

    Zitat

    Textquelle:
    Das Palais im Großen Garten zu Dresden – Notizen zum Bau und zu seiner denkmalgerechten Wiederherstellung
    Veröffentlicht in: Mitteilungsheft des Landesamtes für Denkmalpflege in Sachsen, Jahrgangsheft 2002

    …Die rekonstruktive Wiederherstellung des Festsaalbereiches (wozu die angrenzenden Räume in den Seitenflügeln gehören) unter Einbeziehung der noch vorhandenen originalen Reste ist technisch in jedem Falle möglich und der wahrhaft europäischen Bedeutung des Bauwerkes zweifellos angemessen. Das bestätigte auch ein am 31. Oktober 2001 vor Ort abgehaltenes Kolloquium zum Thema „Denkmalgerechte Wiederherstellung der Festetage“. Sämtliche Teilnehmer der Podiumsdiskussion gelangten unter verschiedensten Aspekten zu der Auffassung, dass in diesem konkreten Fall einer Rekonstruktion gegenüber dem nur konservierenden Herangehen der Vorzug zu geben sei, wobei diesbezügliche Entscheidungen natürlich von den Möglichkeiten der Finanzierung abhängen werden. Mit der schließlichen Fertigstellung des Gebäudes würde ein architektonisches Kleinod von vollendeter Harmonie wiedererstehen und damit zugleich ein entscheidendes Stück kultureller Identität der Stadt zurückgewonnen. Die vielfältigen Möglichkeiten festlich-repräsentativer Nutzung kämen allen Bürgern zugute.

    Hier anschließend möchte ich auf einen Argumentations-/Überzeugungs-Aspekt der Dresdner Denkmalpfleger aufmerksam machen, der mir schon mehrfach auch in anderen Zusammenhängen aufgefallen ist. Ich meine die geschickte Taktik beim „Geldbewilliger“, letztlich der wichtigsten Stelle, die jeweils „überzeugt“ werden muss.
    Auch bei den diversen Texten von Winfried Werner findet man immer wieder Formulierungen wie in den obigen Zitaten:
    *vielfältige Möglichkeiten festlich-repräsentativer Nutzung*;
    *Rekonstruktion des Festsaalbereiches mit dem Ziel einer festlich-repräsentativen Mehrzweck-Nutzung*

    Diesbezüglicher Gleichklang auch im Text des von Harmonika verlinkten, aktuellen SZ-Artikels (vom Journalisten als eine von „jemanden“ erhaltene Information formuliert):

    Zitat

    Trotzdem gilt es nach SZ-Informationen als sicher, dass der originalgetreue Wiederaufbau favorisiert wird. Das war bereits Anliegen von Ex-Finanzminister Horst Metz (CDU). Der Festsaal sollte wieder ein Ort werden, an dem sich Künstler und Staatsmacht inmitten barocker Pracht präsentieren können.

    Oder erinnert Euch an die jüngsten Ausführungen zum Ständehaus – ich bin überzeugt, dass „jemand“ den Wunsch des Herrn Illtgen „initiiert“ hat:

    Zitat

    Wie diversen Presseartikeln aus jener Zeit zu entnehmen war, kam es auf nachdrückliches Betreiben „eines einzelnen Herren“ (Erich Iltgen, damals und bis vor kurzem Präsident des sächsischen Landtages) zur Herstellung eines Repräsentationsbereiches im Ständehaus (für Landtag und Regierung), der auch die Rekonstruktion des Präsidentenzimmers einschloss. Dazu die Sächsische Zeitung in einem Artikel

    SZ, 22.06.1999
    ...Auf dessen Wunsch (Anm.: Erich Iltgen) bekommen er und seine Nachfolger im wiedererrichteten Ständehaus ein Domizil fürs Repräsentieren. Das einstige Präsidentenzimmer wird nach alten Vorlagen rekonstruiert. Ein Teil der originalen Täfelung ist noch erhalten, Möbel werden im Stile der damaligen Modelle nach wie vor produziert. "Damit knüpfen wir an die Tradition dieses Hauses an", erklärt Justizminister Steffen Heitmann (CDU)....

    Weiteres Beispiel: Das Residenzschloss

    Zitat

    Textquelle:
    „Das Schloss als Zentrum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden“
    Von Werner Schmidt (damals Direktor SKD, Reko-Befürworter gemäß Tradition des Dresdner Instituts für Denkmalpflege)
    In: Dresdner Hefte, Heft 38, 1994

    (Vorbem.: Der betreffende Aufsatz beschreibt die Vision der geplanten Innengestaltung des Schlosses, damals – 1994 – galt noch die „alte“ Konzeption)
    …der Große Ballsaal mit seiner Dekoration von 1850 kann für festliche Veranstaltungen der Staatsregierung genutzt werden…
    …Im Georgenbau können Säle im 2. OG, besonders der Kleine Ballsaal, für Repräsentationszwecke der Sächsischen Staatsregierung bestimmt werden, da sie vom Schlossplatz direkt zugänglich und deshalb unabhängig vom Besucherverkehr im Schloss sind.

    Damit ich nicht missverstanden werde, dieses stete Hinweisen auf das „Repräsentieren in kunsthistorisch hochkarätiger Umgebung“ macht hier in Sachsen durchaus Sinn. Da wird der in „sächsischen Herzen“ tiefverwurzelte Lokalpatriotismus angesprochen, das Selbstverständnis Sachsens als Region mit einer alten und reichen Kultur.


    Mit Blick auf die jüngst geführte Diskussion zum Ständehaus – Stichwort: „eigenartige“ Steinquader statt ehemals vorhandener Skulpturen an der Südfassade - möchte ich noch eine kurze Textpassage aus dem obigen Artikel von Winfried Werner zitieren. Leipziger hatte ja bereits geschrieben, dass man diese Klötzer am Ständehaus als „Platzhalter“ eingefügt hatte, weil zum damaligen Zeitpunkt (DDR-Ära) die finanziellen Mittel für eine Wiederherstellung der betreffenden Plastiken nicht ausreichten. Dass dies nicht nur eine einmalige Notmaßnahme war, belegen die folgenden Ausführungen zum Palais:

    Zitat

    …Nach Kriegsende galt es zunächst, die notwendige Schuttberäumung durchzuführen und die erhaltenen Gewölbe im Vestibül sowie in den beiden angrenzenden Seitensälen des Erdgeschosses durch eine Notbedachung vor dem Einsturz zu bewahren. In den Jahren 1953-1970 erfolgte dann die schrittweise äußere Sicherung und Wiederherstellung der Fassaden. Insbesondere am Südflügel mussten die Mauern aufgrund des hohen Zerstörungsgrades (Anm.: weiter vorn im Originaltext wird ausgeführt, dass hier sehr nahe mehrere Sprengbomben eingeschlagen sind) teilweise bis zum Erdgeschoss abgetragen und im Anschluss daran wieder neu aufgebaut werden. Die notwendigen Steinbildhauerarbeiten kamen in einigen Bereichen bereits damals zur Ausführung, in anderen musste man sich damit begnügen, erst einmal unbearbeitete Stücke einzufügen.

  • Ich frage mich immer was in den Köpfen dieser Leute ala Tietz und Will vor sich geht. Alle Welt freut sich über den Wiederaufbau und dann kommen ein paar Miesmacher und stellen eine an sich logische und einleuchtende Sache mittels diverser in einer Doppelhelix verspulten, überintellektuellen, mit dem gesunden Menschenverstand nicht erklärbaren und in Selbstbeweihräucherung mündenden Thesen in Frage. Aber Hauptsache man hat seine Daseinsberechtigung kundgetan. :boese:

  • Zitat aus dem oben von Harmonica verlinkten SZ-Artikel (übrigens vielen Dank):

    Zitat

    Auch die überregionale Fachwelt ist aufmerksam geworden: In der Septemberausgabe des „Deutschen Architektenblattes“ befürchtet Kunsthistoriker Jürgen Tietz bei einer Rekonstruktion verschwände die „einzigartige Aura“ des Palais, in dem Krieg und Umnutzung Spuren hinterlassen haben: „Durch die Rekonstruktion würde am Großen Palais mit leichter Hand die Fiktion einer gut vermarktbaren und politikkompatiblen luftigen Barockwelt geschaffen“.

    Der Name *Jürgen Tietz* war mir bislang noch nicht untergekommen und so habe ich mal im Netz recherchiert, musste nicht lange suchen – und was ich auf die Schnelle gefunden habe, war nicht überraschend:

    Zur Vita
    Dr. Jürgen Tietz, geboren in Westberlin (Wilmersdorf), studierte Kunstgeschichte, Klassische Archäologie und Ur- und Frühgeschichte an der Freien Universität Berlin. Er arbeitet als Buchautor, Kurator und freier Kritiker zu den Themen Architektur und Denkmalschutz.

    Der in der SZ genannte Fachartikel von Tietz ist leider nicht online zugänglich. Hier die genaue Quellenangabe:
    Tietz, Jürgen: „Provisorium mit Aura“
    Zeitschriftenartikel aus: DAB DEUTSCHES ARCHITEKTENBLATT, Ausgabe Baden-Württemberg
    Jg.: 39, Nr.9, 2007; Seite 22-23

    Aber ich habe andere Beiträge von Tietz entdeckt. Dieser kurze Auszug hier sagt eigentlich schon alles:

    Zitat

    Textquelle:
    nextroom.at - Architektonischer Aufbruch in Leipzig

    „Architektonischer Aufbruch in [lexicon='Leipzig'][/lexicon]“

    …Seit der Wende war man in der als «Boomtown» titulierten Stadt [lexicon='Leipzig'][/lexicon] vor allem darum bemüht, die tiefen Wunden zu heilen, die der Zweite Weltkrieg und manche Planungsfehler aus der Zeit des sozialistischen Wiederaufbaus dem Stadtorganismus zugefügt hatten. Das Ergebnis dieser Bemühungen zeigt ein weit gefächertes Spektrum unterschiedlichster Lösungen. Sie reichen von der architektonischen Massenware, die vorwiegend von westdeutschen Architekturbüros stammt, über den behutsamen Umgang mit historischer Bausubstanz aus unterschiedlichen Epochen bis zu einem kraftvoll mutigen Bekenntnis zum Neuen. Freilich zeigt sich auch in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] der von der sächsischen Denkmalpflege gern kultivierte Hang zur Rekonstruktion verlorener Baudenkmäler. Er nimmt hier allerdings nicht jene beängstigenden Formen an wie in Dresden.

  • Der wird in den nächsten Jahren hoffentlich noch viel mehr Angst bekommen. Elende Bande; die habe ich so satt! :schlaechter:

    "Willst du eine Stadt vernichten, baue Kisten, Kisten, Kisten!"

  • Ich bin mag keine Ost-West-Diskussionen aber die Damen und Herren aus dem Westen können es nur nicht ertragen dass der Osten sich in Sachen Architektur an Ihnen vorbei- und über sie hinwegemanzipiert.Für mich sind das eindeutig Minderwertigkeitskomplexe der westdeutschen Alteingesessenen. Da kommt so ein popliger Denkmalschützer aus Sachsen und will denen was von Rekonstruktion erzählen. Und dann findet die Bevölkerung das auch noch gut. Und dann sehen alle was im Westen für Mist gebaut wurde.Das geht ja mal gar nicht. Dem muß man mit aller Kraft gegensteuern. Womit wir schon wieder beim Gewandhaus sind.

  • Zitat von "Der Herzog"

    Henry: das war voll daneben. Schäm Dich und besser Dich

    Henry hat doch recht, ich stimme ihm inhaltlich voll zu !!
    Das kann wohl ein RA aus Gifhorn nicht ertragen wenn ein Dresdner
    seine Stadt verteitigt gegen diesen Westimport die zu Haus nichts geworden sind. Noch nie wurde unsere Stadt so verschandelt wir z.Zt.Angefangen hat es mit dem Affenkäfig am Landhaus, weiter ging es mit dem Postplatz der zur leblosen Steinwüste "umgestaltet" wurde etc.
    Ich habe die ersten Neubauten ab 1952 miterrichtet, aber so ein Müll wurde noch nie gebaut.

  • Zitat

    Ich habe die ersten Neubauten ab 1952 miterrichtet, aber so ein Müll wurde noch nie gebaut.


    Also da will ich mal widersprechen. Was zu DDR-Zeiten so in die Stadt gebaut wurde, ist ja auch nicht gerade ein Ausbruch von Ästhetik - z.B. Linde-Riegel, Kulturpalast (da stört im wesentlichen der Standort), Hochhaus am Pirnaischen Platz, St.Petersburger Straße, Neustädter Markt, die Einöde Wiener Platz, Fresswürfel, Robotrongelände und der inzwischen abgerissene Anbau am Polizeipräsidium. Schlimmeres blieb uns allerdings auch nur wegen dem chronischen Geldmangel erspart.
    Und nicht die ganzen Abrisse vergessen!

    @ Der Herzog
    Ich glaub Du hast Henry missverstanden, er meinte nicht die Wessis im Ganzen, sondern nur jene, die auch schon für den ideologischen und architektonischen Müll im Westen verantwortlich sind. Das sind nämlich genau jene, die die engagierten Leute von hier verdrängt haben um ihre kruden Ansichten durchzusetzen, meist mit der Schützenhilfe von Ex-SED-Bonzen. Und dann gibt es noch die im Westen erfolglosen, weil unfähigen, Politiker und Beamte. Die konnten hier so richtig Karriere und Kasse (zusammen mit schlitzohrigen Geschäftsleuten) machen und obendrein die berühmte "Buschzulage" kassieren. Die sitzen inzwischen alle fest im Sattel, wogegen die anderen, die die Dresden wieder aufbauen wollten, weg vom Fenster sind.
    Und diese ganzen Möchtegern-Experten und pseudointellektuellen Gutmenschen mit Linksdrall die in jeder Reko einen Vorboten des 4. Reiches oder den langen Schatten des 3. sehen (wollen) - die kommen doch auch im wesentlichen aus dem "Westen".
    Ich mag dieses Ost-West eigentlich auch nicht, wir sind ein Land, eine Nation mit regionalen Unterschieden nicht nur zwischen Ost und West, sondern auch zwischen Süd und Nord - und das ist auch gut so, wenn alles gleich wäre, dann wäre es doch langweilig. Nur muß ich leider nach 17 Jahren Wiedervereinigung festellen, das es keine Vereinigung sondern eine feindliche Übernahme war, sowohl politisch, als auch wirtschaftlich. Aber das soll nicht das Verhältnis der "normalen" Menschen untereinander trüben - und Idioten gibt es überall auf der Welt. :zwinkern:

    Das Durchschnittliche gibt der Welt ihren Bestand, das Außergewöhnliche ihren Wert.

    Oscar Wilde (1854-1900)

  • Guten Morgen Freunde aus Ost und West,
    ich denke ich habe henry nicht missverstanden, dazu war seine Aussage zu eindeutig. Er liegt voll daneben. Der Marktplatz in Hildesheim, das Gewandhaus in Braunschweig usw. wurden rekonstruiert bevor die Wende kam und von einem rekonstruierten Neumarkt in Dresden überhaupt die Rede war. Es ist falsch es den sogenannten Wessis in die Schuhe zu schieben, wenn Bausünden begangen werden. das Problem ist gesamtdeutsch und es ist beschämend, das es dieses Problem immer noch gibt. Das hat aber nichts mit Wessis zu tun, sondern dürfte eher andere Ursachen haben. (Profitgier, Eitelkeiten, politische...)

  • Zitat

    Es ist falsch es den sogenannten Wessis in die Schuhe zu schieben, wenn Bausünden begangen werden.


    Ja, weil Bausünden auch schon vor der Wende hier begangen wurden. Nein, weil der größte Teil der Verantwortlichen nunmal aus dem "Westen" gekommen sind.
    Aber es gibt auch viele "Wessis" die sich hier engagieren, sowohl mit Ideen, als auch mit Kapital (z.B. AdF 16/17).

    Zitat

    Das Problem ist gesamtdeutsch und es ist beschämend, das es dieses Problem immer noch gibt. Das hat aber nichts mit Wessis zu tun, sondern dürfte eher andere Ursachen haben. (Profitgier, Eitelkeiten, politische...)


    Ja, es ist ein gesamtdeutsches Problem (s. Frankfurt, Potsdam und Berlin) und es ist hauptsächlich ein ideologisches!
    Wir sollten nach 17 Jahren "Einheit" sowieso dieses blöde Ossi-Wessi Zeugs lassen und lieber gemeinsam die Zukunft des Landes gestalten und diese ganzen ideologiserten Schwachköpfe auf den Mond schießen oder einfach nur ignorieren! Wir sollten uns nicht länger von den Medien und der Politik gegeneinander aufhetzen lassen - denn das hat System -> Alt gegen Jung, Ost gegen West, Reich gegen Arm, Familien mit Kindern gegen Kinderlose usw. - seien wir uns einig, dann sind wir auch stark! Sorry, wenn ich jetzt vom Thema abgeschwiffen bin.

    Ich hoffe jedenfalls, daß das dumme Gesülz von Tietz, Will und Co. im Nebel verhallt und sich keiner drum schert. Das Palais muß perfekt rekonstruiert werden, ohne irgendwelche "Wunden" - Schluß mit diesem ganzen Schuldkultquatsch. Nach über 60 Jahren haben wir ein Recht auf Heilung!

    Das Durchschnittliche gibt der Welt ihren Bestand, das Außergewöhnliche ihren Wert.

    Oscar Wilde (1854-1900)

  • Volle Zustimmung! Außerdem gibt es "den Westen" doch sowieso nicht, man vergleiche nur mal die weitgehend vorbildlichen Rekonstruktionen in Bayern mit der totalen Abrißpolitik in Baden-Württemberg. Ein Vergleich von Stuttgart mit München oder Pforzheim mit Würzburg spricht da Bände.

  • Zitat von "Mjölnir"


    Ja, es ist ein gesamtdeutsches Problem (s. Frankfurt, Potsdam und Berlin) und es ist hauptsächlich ein ideologisches!
    Wir sollten nach 17 Jahren "Einheit" sowieso dieses blöde Ossi-Wessi Zeugs lassen und lieber gemeinsam die Zukunft des Landes gestalten und diese ganzen ideologiserten Schwachköpfe auf den Mond schießen oder einfach nur ignorieren! Wir sollten uns nicht länger von den Medien und der Politik gegeneinander aufhetzen lassen - denn das hat System -> Alt gegen Jung, Ost gegen West, Reich gegen Arm, Familien mit Kindern gegen Kinderlose usw. - seien wir uns einig, dann sind wir auch stark! Sorry, wenn ich jetzt vom Thema abgeschwiffen bin.

    Ich hoffe jedenfalls, daß das dumme Gesülz von Tietz, Will und Co. im Nebel verhallt und sich keiner drum schert. Das Palais muß perfekt rekonstruiert werden, ohne irgendwelche "Wunden" - Schluß mit diesem ganzen Schuldkultquatsch. Nach über 60 Jahren haben wir ein Recht auf Heilung!

    Ich kann in diesem Zusammenhang folgende Quellen empfehlen:
    http://www.base-search.net/index.php?BASE…l&refid=dcbasde

    Das sollte jeder gelesen haben. Dann versteht man auch einige städtebaulichen Entscheidungen, die in den letzten 50 Jahren gefällt wurde. Denn die dort veröffentlichten bzw. dargelegten wissenschaftlichen Ansichten, werden auch von den meisten Politikern (vorallem die 68er Generation) heute noch vertreten und teilweise sogar verteidigt.

  • "Rekonstruktion zerstört!", welch ein sinnloser Satz. Ich frage mich, ab die Ruinenbegeisterung vieler Denkmalpfleger noch ein Relikt aus der Romantik ist oder eine spezielle Form des Masochismus.

  • Bla, bla, bla...pathologische Fälle wie Tietz sind - nolens volens - die Totengräber des "modernen, hundert Jahre alten" Denkmalschutzes.

    Wenn mein Haus niederbrennt, dann baue ich es auch wieder auf und wenn es voher prächtig ausgestattet war, dann erst recht wieder!

    Besser Übernutzung (sic!), als Denkmal(ver)sch(m)utzung :gg: