Dresden - der Große Garten

  • das ist erfreulich.
    was aber sonst noch im artikel steht bzgl. neubauten ("mehrzweckbau") lässt schlimmstes befürchten.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Warum so pessimistisch, Antiquitus? :)
    Wenn sogar ein Bahnhofshäuschen versetzt wird, um die barocke Ensemblewirkung nicht zu beeinträchtigen, gehe ich von einer für Dresden gar nicht typischen Sensibilität für das "Planen und Bauen im Bestand" aus! Eine derartige Gesinnung wünschte ich mir am Neumarkt! Der Mehrzweckbau wird übrigens, wenn ich es richtig vor Augen habe, in einem waldartigen Teil des Parks stehen, also niemandem zu nahe treten :)

  • ich bemühe mich ja um optimismus, aber es wird einem in solchen dingen nicht leicht gemacht - und "mehrzweckbau" klingt für mich irgendwie gefährlich... bin da vielleicht geschädigt ;)

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Ein herausragendes historisches Bauwerk in Dresden hat bislang im APH-Forum kaum eine Rolle gespielt: Das frühbarocke Palais im Großen Garten – ein Bauwerk von europäischem Rang. Hier eine Farbaufnahme des berühmten Festsaales:

    http://www.zi.fotothek.org/Bilder/FMLAC3308_25.jpghttps://%3cbr%3e%3cbr%3equelle:%20http//www.zi.fotothek.org


    Das „Kriegs-Schicksal“ des Palais verdeutlicht sich am besten durch die anklagenden Worte von Fritz Löffler in „Das alte Dresden“:
    Kurzer Auszug aus dem einleitenden Kapitel: Memento
    ...., so vernichteten in der Nacht vom 13. zum 14. Februar 1945 800 englische Bomber systematisch die Kleinodien der Stadt und ließen die kriegswichtigen Industrien in den weiteren Vorstädten unberührt. Nicht einmal das inmitten weiter Parkanlagen sich ausbreitende und von jeder Besiedlung ferne Barockpalais des Großen Gartens blieb von den Angriffen aus der Luft verschont.


    Hier ein Foto vom Zustand 1948:


    http://www.bildindex.de/bilder/MI09563g01b.jpg

    Quelle: Farbdiaarchiv zur Wand- und Deckenmalerei

    Das „Kriegs-Schicksal“ des Palais verdeutlicht sich am besten durch die anklagenden Worte von Fritz Löffler in „Das alte Dresden“:
    Kurzer Auszug aus dem einleitenden Kapitel: Memento
    ...., so vernichteten in der Nacht vom 13. zum 14. Februar 1945 800 englische Bomber systematisch die Kleinodien der Stadt und ließen die kriegswichtigen Industrien in den weiteren Vorstädten unberührt. Nicht einmal das inmitten weiter Parkanlagen sich ausbreitende und von jeder Besiedlung ferne Barockpalais des Großen Gartens blieb von den Angriffen aus der Luft verschont.

    Hier ein Foto vom Zustand 1948:

    http://www.bildindex.de/bilder/MI09563g01b.jpg


    Quelle: http://www.bildindex.de/bilder/MI09563g01b.jpg


    Quelle: http://www.bildindex.de/bilder/MI09563g01b.jpg

    Quelle: Farbdiaarchiv zur Wand- und Deckenmalerei
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    Das „Kriegs-Schicksal“ des Palais verdeutlicht sich am besten durch die anklagenden Worte von Fritz Löffler in „Das alte Dresden“:
    Kurzer Auszug aus dem einleitenden Kapitel: Memento
    ...., so vernichteten in der Nacht vom 13. zum 14. Februar 1945 800 englische Bomber systematisch die Kleinodien der Stadt und ließen die kriegswichtigen Industrien in den weiteren Vorstädten unberührt. Nicht einmal das inmitten weiter Parkanlagen sich ausbreitende und von jeder Besiedlung ferne Barockpalais des Großen Gartens blieb von den Angriffen aus der Luft verschont.

    Hier ein Foto vom Zustand 1948:

    http://www.bildindex.de/bilder/MI09563g01b.jpg[/url]https://%3cbr%3e%3cbr%3equelle:%20http//www.bildindex.de


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    Quelle: bildindex der Kunst und Architektur]bildindex der Kunst und Architektur

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    Quelle: bildindex der Kunst und Architektur
    Nachfolgend einige Informationen über die Wiederaufbau-Aktivitäten und Planungen zu DDR-Zeiten:
    Dazu auszugsweise ein Artikel aus der Sächsischen Zeitung vom 30. April 1987
    Titel: Das barocke Palais im Großen Garten zu Dresden
    Von Winfried Werner
    …Dem Charakter des Gartenschlosses gemäß fügen sich Freitreppenanlagen in die beiden dreiflügeligen Höfe an der Ost- und Westseite ein. Sie führen direkt in den zweigeschossigen Hauptsaal, welcher mit seinen Annexen die ganze Breite des Gebäudes einnimmt. Im zweiten Weltkrieg vernichtet, bildet er das eigentliche Zentrum der Anlage. Er besaß eine besonders reiche und festliche Architektur, deren Schmuck aus den vielfältigsten Stukkaturen, figürlicher Plastik und Malerei bestand.
    Am 13./14. Februar brannte das Palais, welches zuletzt dem Sächsischen Altertumsverein als Ausstellungsgebäude diente, vollständig aus. Inneneinrichtung und Bestände des Museums gingen verloren. Die Dächer und Balkendecken der Geschosse wurden vernichtet, große Fassadenteile des Südflügels waren geborsten. Dagegen sind die Erdgeschossgewölbe in der durch Stützen unterteilten Mittelhalle und in den beiden angrenzenden Seitensälen erhalten geblieben. Nach Kriegsende wurden dieselben zunächst durch eine Notbedachung gesichert.
    In den Jahren 1953 bis 1970 erfolgte die teilweise Wiederherstellung der Fassaden, von deren Sandsteinarchitektur inzwischen etwa zwei Drittel restauriert sind. Eine neue Stahldachkonstruktion konnte 1964 bis 1966 aufgebracht werden. Im Anschluss daran begann man mit der Kupfereindeckung, die im Bereich des Nordflügels bereits fertiggestellt ist. Der bis zu diesem Zeitpunkt erhalten gebliebene Schmuck wurde 1965 gesichert (Anmerkung: Das ist ein dezenter Hinweis darauf, dass die Sicherung viel zu spät erfolgte. Deutlicher durfte man das damals nicht formulieren).
    1968 bis 1974 kam es schließlich zur Herstellung einer Architekturachse des Festsaals als Rekonstruktionsprobe in Weißstuck, Kunstmarmor und Sandstein. Seit 1983 erfolgt durch den VEB Denkmalpflege Dresden die Wiederanbringung des Deckenstucks in den Erdgeschossräumen und parallel dazu die Installation der Elektrik sowie der notwendige Verputz der Wände. Nord- und Südfassade wurden auch konstruktiv gesichert.
    Entsprechend der 1985 im Institut für Denkmalpflege erarbeiteten denkmalpflegerischen Zielsetzung ist die weitgehend originalgetreue Rekonstruktion der wichtigsten Räume des Palais vorgesehen.
    Ende Zitat SZ-Artikel


    Bis 1991 passierte danach erst einmal nicht viel. Ab 1992 gingen die Bauarbeiten dann mit enormen Tempo weiter. Im Januar 2002 verkündete das Sächsische Finanzministerium (Pressemitteilung vom Januar 2002):
    Interimsnutzung des Palais im Großen Garten ab sofort möglich
    ….Bei der Instandsetzung des Palais im Großen Garten in Dresden wurde Ende 2001 eine wichtige Etappe abgeschlossen. Seit Mai 2001 führte das Staatliche Vermögens- und Hochbauamt Dresden im ersten Obergeschoss Ausbauarbeiten für eine interimsweise Nutzung in der wärmeren Jahreszeit durch. Die Ausbauarbeiten erfolgten im Rahmen der seit 1992 laufenden Baumaßnahmen, für die rund 6,99 Millionen Euro (13,7 Millionen DM) veranschlagt wurden). Mit ihrem Abschluss konnte das Palais dem Staatlichen Schlossbetrieb Dresden übergeben werden...
    Die Pressemitteilung beinhaltet folgende Detailangaben zu den seit 1992 bis Ende 2001 realisierten Baumaßnahmen (wörtliches Zitat):

    1992 bis 1995
    - Dachinstandsetzung einschließlich Rekonstruktion der Kupferdachdeckung und Dachzierrat in Kupfer und Sandstein (wurde von der Stadt Dresden begonnen und nach Übernahme durch den Freistaat Sachsen zum 01.01.1993 weitergeführt und beendet)
    - Einbindung der im Inneren liegenden Regenfallrohre in die Grundleitungen
    - Ausbau der Erdgeschossräume im Südflügel für Veranstaltungen einschließlich Fenster, Fensterläden und Ziergitter sowie Einbau einer Heizungsanlage, Toiletten und einer Teeküche
    -Verkehrssicherungsmaßnahmen in der Mittelhalle im Erdgeschoss

    1995 bis November 2001
    Statische Sicherung und äußere Instandsetzung der Fassaden einschließlich Fenster, Türen, Treppenanlagen, Geländer und Ziergitter
    seit Mai 2001 Ausbau des 1.Obergeschosses für die interimsweise Nutzung
    - Aufbrechen der vermauerten Arkaden
    - Fußbodenreparaturen
    - Einbau einer provisorischen Heizung
    - Änderung des Dachtragwerkes und Einbau einer Decke aus Brettschichtholzbogenbindern mit Ziegelausfachung
    - Erneuerung der Elektroanlage
    - Einbau einer Interimstreppe im Nordwestseitenflügel
    - Freiflächengestaltung (Zuwegung)
    - Anstrahlung des Gebäudes
    Ende Zitat Pressemitteilung


    Auch beim Festsaal geht es wieder um das alte leidige Thema („Darf“ man rekonstruieren?). Auch deshalb gründete sich im Jahr 2000 ein „hochkarätig“ besetzter Förderverein (u.a. Hans Nadler, Burger – Baudirektor Frauenkirche, Güttler, Blobel, Prof. Magirius….). Hier einige kurze Auszüge aus der HP des Vereins:
    …Mit der Gründung des Fördervereins im Oktober 2000 begann das entschlossene bürgerschaftliche Engagement für die denkmalgerechte Wiederherstellung des Festsaales…
    Finanziert vom Freistaat erfolgten in den Jahren 2004 und 2005 im gesamten Saal umfangreiche Bestandssicherungsmaßnahmen an Putz- und Stuckbefunden…
    Gleichzeitig wird vom Förderverein in enger Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege der Gedanke der Herstellung einer neuen Probeachse forciert, die zur Zeit planerisch vorbereitet wird und die im Winterhalbjahr 2006/2007 begonnen werden soll. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz wird die Ausführung der Probeachse mit 30.000 EUR unterstützen.
    …Nachdem bereits zu DDR-Zeiten unter durchaus schwierigen Bedingungen hoffnungsvolle Zeichen gesetzt wurden …., darf die sich bietende Chance der Vollendung des Wiederaufbaus im ursprünglichen Sinne nicht ungenutzt bleiben. Die Rekonstruktion des Festsaalbereiches unter Einbeziehung der noch vorhandenen originalen Reste wäre technisch in jedem Falle möglich und der wahrhaft europäischen Bedeutung des Bauwerks zweifellos angemessen.
    Ende Zitate aus HP Förderverein

    Ein aktuelles Foto (2005) vom Festsaal mit der bis 1974 realisierten Probeachse:

    und ein aktuelles Foto von den bereits rekonstruierten Erdgeschossräumen:

    Quelle für die beiden Fotos:
    Palais Grosser Garten

  • Ein aktueller Videobeitrag vom 16. Juli 2006 (knapp 3 min) aus der Internet-Mediathek des ZDF. Inhalt: Burger (Baudirektor Frauenkirche, hier aber natürlich als Mitglied des Fördervereins Palais) im Festsaal des Palais im Gespräch mit einem Reporter, erläutert werden die Ziele des Vereins und die neuesten Aktivitäten. Tenor des Beitrages: Der Festsaal kommt originalgetreu wieder.

    http://www.zdf.de/ZDFmediathek/i…m_modem,00.html[url]

    Der Verein hatte sich, wie bereits im 1. Beitrag erwähnt, im Oktober 2000 gegründet. Dem waren folgende Ereignisse voraus gegangen.
    Im Zusammenhang mit der erforderlichen Neuordnung der Dresdner Museenlandschaft (de facto bestanden ja zum großen Teil immer noch kriegsbedingte Provisorien) war auch das Palais im Großen Garten ein wichtiges Thema: die äußere Rekonstruktion ging mit raschen Schritten voran, langsam musste die Frage beantwortet werden: was kommt innen, und hierbei sind natürlich Nutzung und Innengestaltung eng miteinander verbunden. Es lief analog wie beim Schloss; die vor der politischen Wende aufgestellte denkmalpflegerische Zielsetzung wurde in Frage gestellt (im Falle des Palais also die detailgetreue vollständige Rekonstruktion des großen Festsaales). Der Entscheidungsprozess erfolgte weitgehend „hinter verschlossenen Türen“. Und das, was durchsickerte, gab Anlass zu großen Sorgen.
    So fanden sich schließlich engagierte Bürger zusammen und gründeten den Förderverein. Primäres Ziel war zunächst die Abwendung des eventuell „drohenden“ Nutzungskonzeptes (beschlossen war das noch nicht), wonach die Einrichtung eines Museums für Vorgeschichte im „gesamten“ Gebäude zu befürchten war. Der Verein wollte stattdessen eine Nutzung als Ort für kammermusikalische Veranstaltungen.

    Erste große Aktion des Vereins war die Übergabe einer Petition an den Sächsischen Landtag (datiert 18.September 2000)
    Hier ein kurzer Auszug:
    …Soweit mir bekannt wurde, gab es in der Fragestellung der Nutzung verschiedene mündliche Anfragen unterschiedlicher Personen an zuständige Gremien (Ministerien und Verwaltungen). Es sei jeweils vage angedeutet worden, daß das Nutzungskonzept mehr oder weniger beschlossene Sache sei - das Palais werde dem Landesamt für Archäologie zugeschlagen (die Sächsische Zeitung vom 12.09.2000 berichtete darüber). Der Nestor der Denkmalpflege und Dresdner Ehrenbürger Professor Hans Nadler hat einmal gesagt: "Macht mir kein Scherbenmausoleum daraus". Selbst solche, aus meiner Sicht unglaublichen, ja abstrusen Pläne, wie des Einziehens einer Zwischendecke mit Säulen in der Form eines großen Tisches in den großen Saal für erhebliche Summen würden schon gedanklich Form annehmen…

    Die Obrigkeit reagierte ziemlich „gereizt“. Die Petition wurde mit folgendem Brief beantwortet (hatten die Verfasser vom Finanzministerium extra öffentlich gemacht):

    Datiert Oktober 2000
    Zitat Anfang
    Abteilungsleiter Kunst im SMWK nimmt Stellung zu aktuellen Fragen der Museumslandschaft
    Der Abteilungsleiter Kunst im Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, Dr. Reiner Zimmermann, geht in einem Brief an Prof. Ludwig Güttler, einem der Initiatoren der Aktivitäten zur Nutzung des Palais im Großen Garten Dresden, auf die derzeit laufende Diskussion ein. Wir geben das Schreiben nachfolgend im Wortlaut wieder:

    "Sehr geehrter Herr Professor Güttler,
    die in den letzten Wochen heftig diskutierte Frage der Nutzung des Palais im Großen Garten kann nicht losgelöst von der Unterbringung der staatlichen Museen sowie der Nutzung weiterer, vom Freistaat zu sanierender Gebäude in Dresden gesehen werden.
    Gegenwärtig wird über die Nutzung der Schlosskapelle gestritten: Es gibt Verfechter der ausschließlichen Einvernahme dieses Raumes für alte Musik, daher wird der Name Schützkapelle geprägt, der jedoch nicht zu akzeptieren ist; andere favorisieren einen Verbleib des Staatsschauspiels auf ewig und loben den Realitätssinn des Finanzministers, was in der Tat selten vorkommt, und vergessen dabei, dass die Schlosskapelle in ihrem jetzigen baulichen Zustand kein Theaterraum ist und nie einer werden wird, denn sie war von Anfang an als Interimsspielstätte gedacht, solange das Kleine Haus nicht zugänglich ist, und ihr fehlt auf Dauer jenes technische und räumliche Hinterland, welches ein Theater braucht und über das das Kleine Haus, als wichtiger Standort des Staatstheaters in der Neustadt, eben verfügt.
    Deshalb soll, sobald für das Kleine Haus alle eigentumsrechtlichen Probleme geklärt sind und die baulichen Voraussetzungen wieder geschaffen werden, die Schlosskapelle als Raum der Musik genutzt werden, nicht nur für die alte Musik, die dort selbstverständlich einen wichtigen Platz einnehmen wird, sondern, da es auch neuere Musik gibt, für jede Art von Kammermusik verfügbar sein, ferner für wissenschaftliche Konferenzen, wie eben ein "Schütz-Kolloquium" oder anderes. Wäre es nicht auch eine gute Idee, wenn alle Besucher der künftigen Museen im Dresdner Residenzschloss, das erstmals in seiner Geschichte von diesem neuen Freistaat in seiner Gänze öffentlich zugänglich gemacht wird, nach anstrengendem Museumsrundgang um 16.30 Uhr einer halben Stunde Musik lauschen könnten, vorgetragen von Schülern des Heinrich-Schütz-Konservatoriums, von Studenten der Musikhochschule, von Kammerensembles unserer Spitzenorchester, von Gästen, die gerade in der Schlosskapelle konzertieren ... Schließlich werden die Staatlichen Kunstsammlungen die Schlosskapelle auch in ihre Aktivitäten einbeziehen, und wenn einer Firma die Strenge des Raumes zusagt, kann sie ihn für Veranstaltungen mieten.
    Wir hätten damit als ein erstes künftiges Angebot für alle Dresdner Kammerensembles die Schlosskapelle. Das zweite künftige Angebot an die Dresdner Musiker wird der schon geplante Kammermusiksaal der Musikhochschule sein. Das dritte Angebot wird das Ausstellungsgebäude neben der Zitronenpresse sein, wo der Freistaat einen 14 Meter hohen Saal für die bildenden Künste saniert, in dem sich, bei guter Planung und mit Bezug auf die Kunstwerke, durchaus auch Konzerte veranstalten lassen. Alle drei Angebote werden dadurch möglich, dass es jeweils eine "hausverwaltende" Stelle gibt, die für Licht, Wärme sorgt und die Stühle rückt, Dinge, an die jeder Veranstalter denken sollte.
    Das Palais im Großen Garten ist eine Inkunabel sächsischer Baukunst und wird nicht zu einem "Scherbenmausoleum" degradiert werden. Zunächst muss ein Nutzer bestimmt werden, der - siehe oben - für Licht, Wärme und Sicherheit sorgt. Dies wird das Landesmuseum für Vor- und Frühgeschichte sein, das beileibe nicht das ganze Palais überziehen will, sondern im unteren Teil des Gebäudes Flächen belegen wird. Archäologie in Sachsen ist, wie die Ausgrabungen immer wieder zeigen, ein spannender Augen-Blick in vorgeschichtliche Vergangenheit, zu dem sicher der Anblick einiger "Scherben" gehört - es gibt aber auch rekonstruierte vollständige Gefäße und andere Geräte, und eine Dauerausstellung kann ja sehr attraktiv angelegt werden.
    Der Festsaal indessen war nie für eine archäologische Dauerausstellung vorgesehen, sondern für eine mehrfunktionale Nutzung, wie Sonderausstellungen, Konzerte, festliche Veranstaltungen, Vermietungen u. v. a. m. Hier bedarf es einer "hausverwaltenden" Stelle, die alle Angebote koordiniert. Wenn es im Großen Garten schon ein solches prachtvolles Gebäude gibt, so soll es allen Dresdnern und ihren Gästen zugänglich sein und nicht im Rahmen einer "Zweiklassengesellschaft" ausschließlich Festlichkeiten für handverlesene Gäste oder für exklusive Konzertveranstaltungen. Es muss auch Angebote geben, die den Besuchern das Palais in Gänze zugänglich machen. Übrigens: Der Festsaal im Obergeschoss ist nicht beheizbar, also für Festlichkeiten nur in der Sommersaison nutzbar. Wer wollte es dem Freistaat verübeln, wenn er bei den hohen Investitionen durch eine mehrfunktionale Nutzung auch einigen Nutzen davon hat. Wer auch immer die Idee von "Zwischendecken" in die Welt gesetzt hat, dem sei gesagt, dass der Festsaal in seiner ursprünglichen Kubatur wiederhergestellt wird.
    Um keine zwar sanierten, aber "toten" Räume zu schaffen, muss der Blick auf alle Vorhaben in Dresden gerichtet werden. Eine einseitige, nur auf die Wünsche einer Gruppe gerichtete Diskussion hilft nicht einen Schritt weiter. Schließlich bedürfen alle derartigen Entscheidungen, wenn sie eine gewisse Solidität haben sollen, sorgfältiger Abwägung. Man sollte dabei bedenken, dass der Freistaat in den zehn Jahren seines Bestehens im Beseitigen von Trümmern und Provisorien schon weit gekommen ist und sich wegen eines Einzelfalls nicht unter Druck setzen lassen wird."
    Zitat Ende


    Mittlerweile hat man sich einvernehmlich zusammen gerauft und agiert partnerschaftlich: Aktuelle Charakterisierung (Zitat):
    …Förderverein Palais Großer Garten, der sich seit nun fünf Jahren für die denkmalgerechte Wiederherstellung des Festsaales im Palais einsetzt und bereits erreicht hat, dass das Gebäude seine ursprüngliche Funktion als Fest- und Feierhaus wieder erfüllen kann.

    Formulierung auf HP „Deutsche Stiftung Denkmalschutz“, die erfreulicherweise dem Projekt sehr wohlwollend gegenüber steht:
    Die Bemühungen um die Wiederherstellung des Außenbaus, die inzwischen abgeschlossen ist, wurden von Anfang an von der Idee getragen, die verloren gegangene Einheit wiederzugewinnen. Die inzwischen wiederhergestellten Räume im Erdgeschoss sind ein erster Schritt auf diesem Weg, den die Schlösserverwaltung gemeinsam mit dem Förderverein auch im Festsaal im Obergeschoss weitergehen will.

  • Danke für die ausführlichen Infos! :)

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Ich habe noch ein paar Bilder des Palais' samt Innenräumen gefunden. Die Fotos stammen vom 12.3. dieses Jahres anlässlich einer Blumenschau im Palais. An einigen Bildern erkennt man noch, wie hartnäckig sich der Winter in diesem Jahr gehalten hatte...

  • Harmonica:
    Solche tollen Detailfotos such ich schon lange, vielen Dank. Zu den auf einigen Ansichten erkennbaren Skulpturen noch eine ergänzende Information.
    Ausstellungsbeschreibung
    Unter dem Titel "Permoser im Palais" präsentiert das Palais im Großen Garten eine dem Charakter des Hauses entsprechende Sammlung von Skulpturen.
    50 Originale von Balthasar Permoser, Johann Benjamin Thomae, Johann Christian Kirchner und Gottfried Knöffler ermöglichen einen umfassenden Einblick in das bildhauerische Schaffen in Sachsen vom ausgehenden 17. Jahrhundert bis Mitte des 18. Jahrhunderts. Die meisten Figuren stammen aus dem Dresdner Zwinger, einige kommen aus sächsischen Schlossparkanlagen wie Schloss Seerhausen, andere vom Eliasfriedhof Dresden. Diese Originale wurden aus konservatorischen Gründen von ihrem ursprünglichen Standort entfernt. Vor Ort sind sie heute zum Teil als Kopie zu sehen.

  • Zitat

    „Hoffentlich bleibt es lange freundlich, denn wir wollen in diesem Jahr die meisten Arbeiten im Großen Garten abschließen.“ 4,6 Millionen Euro zahlt der Freistaat für die Erneuerung von Wegen, Bahnsteigen, Brunnen und Beeten. Allein für die Asphaltwege auf den Hauptalleen werden rund 1,4 Millionen Euro benötigt.

    Rund 80 000 Euro kostet es, bis der Mosaikbrunnen wieder wie in einstigem Glanz erstrahlen kann. Ein Gerüst sichert die große Kelchform. Restaurator Klaus-Peter Dyroff aus Schmiedeberg bringt im Inneren neuen Edelstahl ein. Einst waren die unzähligen kleinen Steinchen nur auf einer PVC-Schale befestigt. Doch im Laufe der Zeit rostete sie im Inneren und der Halt ging flöten. Ende des Monats soll nun die Verjüngungskur beendet und Wasser- und Lichttechnik angeschlossen werden. Dyroff fertigte auch die Mosaikwand im Finanzministerium und den Fußboden im historischen Grünen Gewölbe.

    An der Brücke über dem Carolagraben streicht Wilfried Kleiner von der Firma Bautenschutz Würschen mit Kunststoff versetzten Zementmörtel glatt. So entsteht ein leichtes Gefälle. Zuvor haben Mitarbeiter der Wehnert GmbH die maroden Ränder der alten Brücke abgetragen und neue angesetzt.

    Im Palais im Großen Garten erneuern derzeit Maler die Fenster. Coulin hofft, dass es noch möglich wird, den Saal des barocken Gebäudes in einstiger Pracht wieder herzustellen. „Bekommen wir die Zustimmung, wollen wir noch in diesem Jahr eine weitere Probeachse in Auftrag geben“, sagt er.


    Quelle: http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=1259603

  • Zitat von "BautzenFan"

    Harmonica:
    Solche tollen Detailfotos such ich schon lange, vielen Dank.

    Mir geht es ähnlich. So genau habe ich den heutigen Zustand auch noch nicht gesehen. Danke. Als auch bautechnisch Interessierter finde ich Fotos von offenliegenden, teilzerstörten Gebäudeteilen immer viel interessanter als der "fertige", perfekt restaurierte Zustand (ohne die immer sehr akribische und zeitintensive Arbeit der Kunsthandwerker und Restauratoren schmälern zu wollen).

    Ist das Palais eigentlich im Rahmen von Veranstaltungen etc. zugänglich? Auch die ruinösen Räume sind doch eindruckvolle Kulliussen, zumindest solange die Sicherheit gewährleistet werden kann (abstürzende Putz/Stuckteile etc.)

  • Die jüngst im Schloss-Strang aufgeworfene Frage – „Der Wiederaufbau des Altans sollte doch noch 2007 beginnen – Gibt es da Neuigkeiten?“ hat mich an eine andere Terminansage erinnert: Den für Winter 2006/2007 angekündigten Beginn einer neuen Probeachse im Palais des Großen Gartens. Auf der HP des Fördervereins hieß (und heißt) es dazu:

    Zitat

    Finanziert vom Freistaat erfolgten in den Jahren 2004 und 2005 im gesamten Saal umfangreiche Bestandssicherungsmaßnahmen an Putz- und Stuckbefunden. Gleichzeitig wird vom Förderverein in enger Abstimmung auch mit dem Landesamt für Denkmalpflege der Gedanke der Herstellung einer neuen Probeachse forciert, die zur Zeit planerisch vorbereitet wird und die im Winterhalbjahr 2006/2007 begonnen werden soll. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz wird die Ausführung der Probeachse mit 30.000 EUR unterstützen.

    In Bezug auf die Baumaßnahme „Wiederaufbau Residenzschloss“ sind ja schon ziemlich viele Termine für Teilschritte „nach hinten verschoben“ worden – Aber das liegt in der Natur der Sache und ist nicht besorgniserregend. Um nur mal ein Beispiel zu nennen: Die Südfassade des Georgenbaus sollte schon längst fertig sein. Einer der Hauptgründe lag hier wohl darin, dass man bei den Bauarbeiten unerwarteterweise auf Stahlbeton gestoßen ist, was Umplanungen (vermutlich auch kommerzielle Nachverhandlungen wegen der größeren, nicht in der Kalkulation vereinbarten Aufwendungen) erforderlich machte. Aber wie gesagt, bei laufenden – schon weit fortgeschrittenen Bauvorhaben sind solche Terminverzögerungen nicht wirklich bedenklich. Anders bei so einer Maßnahme, wie sie die - erst angestrebte (noch nicht begonnene) – Rekonstruktion der Innenarchitektur des Festsaales darstellt. Das löst dann doch die sorgenvolle Frage aus: Aufgeschoben oder auf lange Sicht erst mal aufgehoben???
    Um eventuellen Missverständnissen vorzubeugen: Natürlich war bisher noch nicht die Innenreko angekündigt, nur eine neue Probeachse. Aber das hätte doch Signale gesetzt, es hätte das Thema wieder ins öffentliche Interesse gebracht, eventuell auch einen Schub für Spenden. Und eine Voraussetzung für die baulichen und kommerziellen Planungen der Innenreko ist eine neue Probenachse auf jeden Fall. Hoffentlich hat sich die Sache wirklich nur etwas verschoben.

    Hier noch einmal das schöne Detailfoto von Harmonica von der Probeachse, die bereits zu DDR-Zeiten, bis 1974 realisiert worden ist. Man beachte die roten Säulen aus Stuckmarmor. Im Strang Semperoper ging es mal um das Thema: Semperoper, alles Fake – kein „echter“ Marmor…
    Auch hier wieder ein Beispiel: Stuckmarmor ist ein altbewährtes Material schon der früheren Baumeister, keine Billigausführung der heutigen Rekonstrukteure:

    Foto von Harmonica:

    Und hier die Vergleichsfotos, eine Auswahl der 1943-45 erstellten Farbdias (die Bilder lassen sich durch Anklicken vergrößern):
    http://www.zi.fotothek.org/obj/obj19002459/Galerie

    Dazu auch folgender sehr interessante Artikel zur Baugeschichte des Palais:

    Zitat

    Die Mitgliedsstaaten des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation kämpften immer noch mit der Rezession infolge des Dreißigjährigen Krieges, als sich das sächsische Kurhaus einen Prunkbau leistete, der im Reich ohne Beispiel war – das Palais im Großen Garten: Der reich geschmückte Bau ist ganz aus hiesigem Sandstein errichtet, hat zweieinhalb Stockwerke mit aufwändigem Kupferdach und großen Freitreppen, die direkt aus dem umliegenden Garten in das Zentrum des Hauses führen: ein lichtdurchfluteter Festsaal mit zwanzig roten Säulen aus Stuckmarmor mit überlebensgroßen Statuen und einer reich stuckierten Decke samt Gemälde….

    Quelle: http://www.dresdner-palaisgespraeche.de/ha/_data/CPT_2-2003.pdf

  • Zitat

    Das löst dann doch die sorgenvolle Frage aus: Aufgeschoben oder auf lange Sicht erst mal aufgehoben???


    Ich würde den Teufel nicht an die Wand malen.

    Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat für die Probeachse 30 000 € zugesagt:

    Zitat

    Gleichzeitig wird vom Förderverein in enger Abstimmung auch mit dem Landesamt für Denkmalpflege der Gedanke der Herstellung einer neuen Probeachse forciert, die zur Zeit planerisch vorbereitet wird und die im Winterhalbjahr 2006/2007 begonnen werden soll. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz wird die Ausführung der Probeachse mit 30.000 EUR unterstützen.


    Quelle: Palais Grosser Garten

    Die Stiftung schreibt selber:

    Zitat

    Die Bemühungen um die Wiederherstellung des Außenbaus, die inzwischen abgeschlossen ist, wurden von Beginn an davon getragen, die verloren gegangene Einheit wiederzugewinnen. Dies betrifft sowohl die von der Außenwirkung her bestimmten Bezüge des Gebäudes zur Gartenanlage als auch die Bau- und Raumdisposition sowie die außen- und innenarchitektonische Durchbildung einschließlich Dekoration und Farbe. Wie die inzwischen wiederhergestellten Räume im Erdgeschoss anschaulich belegen, ist zumindest die Rekonstruktion des Stuckornaments grundsätzlich möglich.


    Quelle: Deutsche Stiftung Denkmalschutz:: Obj5043 Palais im Großen Garten

  • http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=1668994


  • Zur Halbzeitpause mal positive Nachrichten...

    http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=1668994


  • Guten Abend ! Also mich hat der Artikel hocherfreut, scheint doc alles in unserem Sinne zu laufen. Die Sache wird bestimmt nur deshalb relativ geheim gehalten, um das nervige gesabbel von erlebarer geschichte in ruinösen Gebäuden pp klein zu halten, wunderbar

  • Zitat

    In der Septemberausgabe des „Deutschen Architektenblattes“ befürchtet Kunsthistoriker Jürgen Tietz bei einer Rekonstruktion verschwände die „einzigartige Aura“ des Palais, in dem Krieg und Umnutzung Spuren hinterlassen haben: „Durch die Rekonstruktion würde am Großen Palais mit leichter Hand die Fiktion einer gut vermarktbaren und politikkompatiblen luftigen Barockwelt geschaffen“


    :kopfwand:
    Und ewig klappert die Gebetsmühle...
    Bitte nicht noch eine Dresdner Variante des Berliner Neuen Museums!
    Chipperfield hätte bestimmt schon Visionen dafür.

  • Das übliche Gelabere von den üblichen Verdächtigen! War ja wieder völlig klar, daß Oberlehrer Will seinen Senf abgibt; man erinnere sich an sein leidenschaftliches Plädoyer für die geplante Mißgeburt auf dem Neumarkt! :x

    "Willst du eine Stadt vernichten, baue Kisten, Kisten, Kisten!"