Umgang mit DDR-Architektur

  • Kleiner Artikel zum Thema: http://www.welt.de/data/2006/07/15/958502.html

    Wie sollte man mit DDR-Architektur umgehen?
    Welche sollte man erhalten?
    Was ist denn überhaupt typische DDR-Architektur?
    Typisch ist die Platte und von der gibt's bestimmt um den Faktor 1000 zuviel. Allerdings muss man auch sagen, so bunt, verputzt, bemalt und mit Accessoirs ergänzt gab es die echte Platte nie. Aus grauen, schiefen Betonplatten mit zentimeterdicken Gummifugen dazwischen wurde inzwischen Wohnblöcke im Stil der West-50er und -60er. DDR-typisch ist das nicht. Allerdings: Würde man di ePlatten so erhalten ,wie sie waren, würden sie noch leerer stehen.
    Und ganz sicher ist auch der Palast nicht typisch für die DDR, dafür war er zu singulär. Deswegen hätte er zwar einen Grund, erhalten zu werden, aber er stand als Frucht des Unrechts an der völlig falschen Stelle. Kein Denkmalschutz rechtfertigt massive Stadtzerstörung auf ewig.
    Diese Waben-Fassaden sollen typisch sein. Ist das so? Wenn ja, sollte man wenigstens eine erhalten - auch wenn ich sie ziemlich hässlich finde. Am besten eine möglichst in der Peripherie. Oder an der Prager Straße, die für mich ohnehin ein Gruselkabinett ist, das man schnellstmöglich durchschreitet, um in die alten Teile Dresdens zu gelangen.
    Hat die DDR eigentlich außer Platten und Blechwaben irgendwas geleistet?
    Ach ja, es gibt noch die frühe klassizistische Phase a la Karl-Marx-Allee in Berlin, die m.E. völlig zurecht saniert wurde. Zwar vieles etwas zu groß geraten, aber nicht so schlecht.
    Also unterm Strich fällt mir nicht viel Erhaltenswertes (mit Denkmalwürdigkeit) ein, lasse mich aber gerne eines besseren belehren. ;)

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Also ein paar Platten soll man m.E. durchaus erhalten - aber wenn dann im Erbauungszustand. Wenn die erstmal renoviert sind (ohne bunte Farben etc, einfach repariert und mit moderner Haustechnik) finden sich ja evtl noch ein paar Bewohner.
    Frühe DDR-Bauten wie die Karl-Marx-Allee, die Dresdener Altmarktbebauung oder die Leipziger Ringbebauung sind auf jeden Fall erhaltenswert.
    Was sonst noch typisch ist? Evtl. ein paar Funktionsbauten wie Bahnhöfe, Opernhäuser (wobei mir da nur das Leipziger Opernhaus einfällt... fand den klassizistischen Vorgängerbau zwar schöner aber eine Reko wird da eh nie mehr kommen, außerdem steht der Nachfolgebau zu recht unter Denkmalschutz)...

    Naja, aber eigentlich kann ich das nicht bewerten... fragt mich lieber was für die BRD von 1950-1990 typisch und erhaltenswert ist.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Auf dem Campus TU Dresden stammen doch bestimmt die Hälfte der Gebäude aus der DDR-Zeit.
    Individuelle, gute Architektur im Stil der 60er Jahre, die ihren Charme hat.
    Dazu gehören auch verschiedene Studentenwohnheime im Stadtgebiet.

    Individuelle, von den Typbauten des staatlichen Bauwesens abweichende
    Architektur findet man oft auch in den ehem. volkseigenen Betrieben, wobei da eine Erhaltung schwierig ist.

  • Zitat von "Booni"

    Also ein paar Platten soll man m.E. durchaus erhalten

    Wieviel Platten stehen denn noch in D.? Bestimmt mehrere Zehntausende. Da brauchst du dir also keine Sorgen machen. ;)
    Allerdings wurden alle, die ich kenne, bei der Sanierung verändert.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Zitat von "Antiquitus"

    Wie sollte man mit DDR-Architektur umgehen?

    Meiner Meinung nach, sollte man einen Abrißplan entwickeln, damit die
    Platten bis spätestens im Jahr 2015 verschwunden sind. Es sind
    genügend schöne alte Wohnungen in den ostdeutschen Städten frei,
    die nur darauf warten aus ihrem Schattendasein erlöst zu werden.

    Zitat von "Antiquitus"


    Welche sollte man erhalten?



    Kurze Antwort: Keine. Bei höherwertigen Bauwerken muss man abwiegen,
    was am besten ist. DDR-Rekonstruktionen sind zu erhalten.

    Zitat von "Antiquitus"


    Was ist denn überhaupt typische DDR-Architektur??

    Typische sozialistische Architektur sind für mich die Plattenbauten.
    Sie kommen auch in westdeutschen Gebieten vor - daher würde ich
    bei dem Rückbau auch nicht zwischen West-Ost unterscheiden wollen.
    Die Platten müssen weg -egal wo. :zwinkern:

    [/quote]

  • im prinzip sind die ddr-bauten, die lohnenswert sind, weitgehend im originalzustand erhalten zu werden, gerade die untypischen (und ebend nicht typisierten). neben den standartisierten wohn- und gesellschaftsbauten die überall anzutreffen sind, entstanden im laufe der 40 jahre auch einige gebäude, die sich einerseits sowohl vom ddr-einerlei unterscheiden und andererseits auch überhaupt nur unter den damaligen bedingungen entstehen konnten - und somit vielleicht in abgrenzung von brd-architektur heute als "typisch ostdeutsch" wahrgenommen werden. neben den hier bereits genannten beispielen zähle ich dazu unter anderem
    - den berliner fernsehturm (mit fuss)
    - das panorama-hotel in oberhof
    - den "teepott" in rostock-warnemünde
    - den ehemaligen "uni-riesen" in [lexicon='leipzig'][/lexicon]

    die genannten gebäude wären zu anderen zeiten oder in anderen ländern aus vielen gründen (eigentumsrecht, wirtschaftlichen überlegungen, städtebaulichen gedanken, ...) wohl nicht entstanden. genau dies macht es heute so schwierig, sie effizient zu nutzen. andererseits besitzen sie eine stadtbild- oder landschaftsprägende kraft, die deren erhalt so wünschenswert macht.

    uups, zufall oder nicht: mir fällt gerade auf, dass die von mir genannten gebäude allesamt beispiele für "semantische architektur" sind.
    berliner fernsehturm = sputnik
    panorama-hotel = sprungschanze
    teepott = muschel
    uni-riese = aufgeschlagenes buch
    vielleicht war das ja typisch für eine phase der ddr-architektur oder erklärt deren symbolkraft...

  • Tatsächlich sind sie das.

    Es geht sogar noch weiter:

    Madeburg; das nie gebaute "Haus des Schwermaschinenbaus" in Form eines Schraubendreherendstücks; das geplante "Hotel Baltik" in Rostock, was mit Dreiecksform an ein Schiffssegel erinnerte und höher als das Hotel am Berliner Alexanderplatz geworden wäre -

    und natürlich der Uniturm in Jena; mit seiner kameraobjektivähnlichen Form verweist er auf den Betrieb Carl-Zeiss-Jena, zu dem damals mehr oder weniger alles in Jena gehörte, selbst Jena-Lobeda und Winzerla.


    Als auf die industriell-gesellschaftliche Bedeutung der jeweiligen Stadt bezogene "städtebauliche Dominanten" waren sie geplant und sollten auch erhalten werden. Die unschönen innerstädtischen "Beigaben" dagegen können im Großteil der Fälle natürlich weg.

    Nein, die werden gedünstet

  • @ wissmut:
    die beispiele in magdeburg und rostock habe ich nicht erwähnt, weil sie ja nicht gebaut wurden. der jenaer turm wurde für meine begriffe mit der sanierung schon zu stark verfremdet.
    einerseits ist semantische architektur letztlich doch kein reines ddr-phänomen: die bmw-zentrale in münchen symbolisiert einen vierzylindermotor, das ehemalige rgw-gebäude in moskau soll (auf konservativere art als in [lexicon='leipzig'][/lexicon]) ebenfalls ein aufgeschlagenes buch.
    andererseits gibt es auch nachwende-architektur dieser richtung: so erinnert beispielsweise in [lexicon='leipzig'][/lexicon] die mdr-zentrale an einen monitor und der künftige erweiterungsbau der deutschen bibliothek wird einem liegenden buch nachempfunden sein. (auch die stiftung des sap-gründers hätte in dresden fast mal ein gebäude errichtet, das eine dna- doppelhelix symbolisiert hätte.)
    aber du hast recht: solche unikate sollten erhalten werden, während vieles vom seriell gefertigtem durchaus durch den schredder wandern kann.

  • Beim Stichwort aufgeschlagenes Buch darf die Bibliothèque nationale de France nicht fehlen - besser gesagt gleich vier aufgeschlagene Bücher. Aber das führt schon etwas vom Thema weg.
    Ich denke aber, daß es durchaus eine Menge Bauwerke gibt, die erhaltungswürdig sind. Ich befürchte sogar, daß es mehr ist, als manchen hier im Forum lieb ist, wenn auch die Unterschutzstellung von Halle-Neustadt - schon im Dehio erwähnt! - wohl auch ziemliche Probleme verursachen würde.
    Das Erkennen der erhaltungswürdigen Architektur ist auch ein laufender Prozeß. Wenn hier die profiliertesten Gebäude genannt werden, dann ist das natürlich nur der Anfang; die Qualitäten vieler mehr oder weniger alltäglichen Gebäude werden wohl erst mit der Zeit erkannt werden. Genauso mit industriellen Denkmälern, da müßte doch in der DDR-Zeit einiges gebaut worden sein?

  • Es ist natürlich schon ein Problem, dass vieles qualitativ unterirdisch gebaut wurde. Man vergleiche das mal mit Bauten aus der Gründerzeit.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Für mich sind so ziemlich alle Prestigeobjekte aus den DDR-Fünfzigern erhaltungswürdig. Dazu zählen vor allem die Berliner Karl-Murx-Allee, die Bebauung am Dresdner Altmarkt (Stalinbarock) und sämtliche Stadtringbebauungen in den Großstädten (siehe Galerie beim Thema Rostock). Meistens vermitteln sie einen neoklassizistischen Stil, in Anlehnung an den Zwanziger-Jahre-Expressionismus, mitunter aber auch an regionaltypische Baustile aus vergangenen Jahrhunderten. Und eine gewisse russische Note darf auch nicht fehlen.

    Ein Beispiel aus den DDR-Fünfzigern, das mir sehr gut gefällt, ist das Schauspielhaus zu [lexicon='Leipzig'][/lexicon]. Auch wenn Booni gleich die Nase rümpfen dürfte, weil anstelle des Schauspielhauses das Centraltheater, ein gründerzeitlicher Prachtbau, vorher stand.

  • @ spacecowboy: Weiß ich ja schon längst... und mir gefiel der gründerzeitliche Bau auch besser. Der DDR-Bau passt sich allerdings an und ist auch ganz hübsch, ebenso erhaltungswürdig. Wie halt auch bei der Oper. Von daher ist es für mich persönlich schwierig eine Entscheidung zu treffen, allgemein gedacht würde ich allerdings wohl beides selbst einer Rekonstruktion vorziehen.
    Nur das Gewandhaus würde ich lieber abgerissen und neben der Albertina rekonstruiert sehen. Sollte ich jemals in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] wohnen kann ich ja auch noch für Theater & Oper nach Dresden :D

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Der Hinweis auf die "semantische Architektur" ist tatsächlich sehr interessant. Die Beispiele, die ich kenne, stammen fast alle aus Frankreich (z.B. die école supérieure für Informatik ESIEE in Form eines PC-keyboards mit angeschlossener Maus) oder eben aus der DDR.
    Woher kommt diese Vorliebe in der DDR-Architektur denn?!

  • Ein aktuelles Beispiel dieser "semantischen" Architektur entsteht ab Herbst 2006 bis Ende 2008 in Heidelberg. Für das Europäische Zentrum für Molekularbiologie baut die Klaus Tschira Stiftung (SAP-Gründer) in passender Doppelhelix-Form ein Schulungs- und Kongresszentrum. Die Form dürfte auf den persönlichen Wunsch von Tschira zurückgehen und war so auch für Dresden vorgesehen. Architekten sind Bernhardt und Partner, Darmstadt.

    http://www.baunetz.de/db/news/?news_id=82111

  • der flughafen [lexicon='leipzig'][/lexicon] soll nach seiner letzten ausbaustufe (also irgendwann mal) wie zwei tragflächen aussehen, die sich links und rechts von auto- und eisenbahn erstrecken.
    aber zurück zu philons frage:

    semantische archtitektur in der ddr wurde eigentlich auch nur in einer relativ kurzen zeitspanne erdacht und teilweise gebaut, da architektur (wie so ziemlich alles) politischen vorgaben gehorchte. nach stalin-barock bis mitte der 50er und "rückbesinnung auf nationales kulturelles erbe" bis mitte der 60er schien nach mauerbau und relativer festigung der strukturen die zeit gekommen, eigene, unverwechselbare, fortschrittsymbolisierende landmarken zu setzen, auch um die alten (teilweise im wörtlichen sinne) zu verdrängen.
    unter honnecker wiederum flossen dann die mittel eher in die restaurierung ausgewählter kriegszerstörter kulturbauten (schauspielhaus berlin, semperoper dresden). neue renommierobjekte sollten eher "weltniveau" veranschaulichen und orientierten sich deshalb mehr am westlichen durchschnitt.
    (das letzte beispiel für semantische architektur hat dann übrigens die kirche - frei von staatlicher zwängen - erschaffen: als die bewohner des tagebau-opfers magdeborn nach [lexicon='leipzig'][/lexicon]-grünau umgesiedelt wurden, entstand dort mitte der 80er jahre eine kirche in form eines zeltes - als zeichen, dass die gemeinde auch auf wanderschaft immer eine heimat hat.)

  • Zitat

    Daher möchte ich am Potsdamer Beispiel klären, was „DDR-Architektur“ überhaupt ist. Vorschläge zum Umgang mit ihr sollen hier nicht gemacht, dafür die Sinne für ihre objektive Bewertung geschärft werden. [...]


    Und das ist Christian Klusemann verständlich und umfassend gelungen...
    "Der Autor ist Kunsthistoriker mit Schwerpunkt Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts. Er studierte an der TU Dresden und FU Berlin und lebte von 2003 bis 2011 in Potsdam. Seit Oktober 2011 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Kunstgeschichtlichen Institut der Philipps-Universität Marburg und promoviert über DDR-Architektur der 1950er Jahre."

    PNN - POTSDAMER STADTENTWICKLUNG: Platte, Plan & Preußen

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Allerdings kommen mir die Gestalt-Defizite der sozialistischen Moderne gegenüber der westlichen Moderne nicht deutlich genug raus: letztlich ist die sozialistischen Moderne sehr viel radikaler und konsequenter, wird daher aber auch von der Bevölkerung als negativer und brachialer wahr genommen. Die Entwicklung im Westen fand viel kleinteiliger statt, an ihr waren viel mehr verschiedene Akteure beteiligt, was letztlich zu einer deutlich größeren Variantenvielfalt führte. Dies, und die vage angesprochene bessere Bauqualität führten zu einem besseren Gestaltergebnis und zu einer höheren allgemeinen Akzeptanz. Die Befürworter der sozialistischen Moderne nehmen diesen Aspekt m.E. unzureichend wahr. Der Artikel ist mir zu sehr aus (leicht verunklärter) Ost-Sicht geschrieben.

  • C. Klusemann hat hier eine diffizile Betrachtung von Architektur zwischen 1946 -1989 vorgelegt, der man inhaltlich zustimmen darf.

    Die Mitte der 50ziger Jahre entstandenen Bauten in zurückhaltenden, etwas versachlichten, neobarocken Formen, am Dresdner Altmarkt, stehen m. E. in den Traditionen von Stadtbaurat Hans J. Erlwein, dessen Bauwerke noch heute das Stadtbild prägen.
    In einigen Details werden Analogien an den Altmarktbauten im Vergleich zu Erlweins Architektur deutlich.
    Interieurs der Gebäude zeigen, soweit noch erhalten, beste einheimische Handwerkskunst.
    Darüber hinaus wurden mit den beiden kupfernen Dachreitern typische, sächsische Traditionen neu belebt sowie an 1945 zerstörte Vorgängerbauten ( u. a. Altes Rathaus ) angeknüpft.
    Auch in der Kreuzstraße sowie in der Weißen Gasse wird dieses Bemühen deutlich. In diesem Bereich werden aber schon weitere, stärkere Vereinfachungen der Fassaden deutlich.
    Gut ablesbar ist diese Entwicklung zur Versachlichung vom Altmarkt bis zum Pirnaischen Platz an der Südseite der Wilsdruffer Straße. Eine Ursache waren ggf. fehlende Investitionsmittel und die abrupte Abkehr von historistischer Architektur.

  • Eine Versachlichung/Vereinfachung der Bebauung ist auch insofern leicht begründbar, als der Zentrale Platz den absoluten Höhepunkt der Stadtkomposition darstellen sollte. Das zeigte sich schon am Wettbewerb für die Magistrale von 1954 (inklusive Postplatz und Pirnaischer Platz), die ab 1955 projektiert wurde und wo nicht nur zur Peripherie hin eine stete Versachlichung, sondern auch die Herabzonung der Trauflinie stattfand (nicht zuletzt aus Rücksichtnahme auf die Sophienkirche und das Landhaus). Vollplastischer Schmuck, wie er etwa am monumentalen Portal des Haus Altmarkt von Herbert Schneider auftaucht, fehlt hier ganz und beschränkt sich auf partiell angebrachte Reliefs. Ansonsten ist alles schönste Tektonik.
    Letztlich ist es müßig zu ergründen, was Methode, Ideologie oder Sparzwang war. Bei den Häusern in der Weißen Gasse (hier KLM), die ab 1956 projektiert und ab 1957 errichtet wurden, kann man immerhin schon einen deutlichen Paradigmenwechsel erkennen, der sich nicht mehr nur mit der avisierten Unterordnung unter die Bauten der Magistrale erklären ließ. Trotzdem kam die Abkehr von der Nationalen Tradition nicht abrupt, sondern war eine 5-jährige "schleichende Entwicklung", die mit der vollständigen Beschränkung auf die Typenprojektierung ihr Ende fand.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe