Werden wir das schöne Bauen noch erleben?

  • Klinker: naja, in Dubai gibt es ja längst diese "futuristischen" Hochhäuser.
    Heimdall: der EKZ-"Wattebausch mit eckigen Ausschnitten" paßt wirklich wie die Faust aufs Auge... man sollte vielleicht wieder mehr auf Ensemblewirkung bestehen, daß diese übertriebene Kontrasterei aufhört.

  • Auch die Flame-Towers in Baku dürften dann Dein Gefallen finden: https://binged.it/2Dbt8k1

    Ideen für weitere futuristische Großprojekte gibt es da zuhauf: http://fasady.com.ua/de/news/405/

    Letztlich sind das aber strukturell immer nur die gleichen Großplanungen, auf einem steten Funktionieren der Energiezufuhr und technischen Apparaturen beruhend. Eine Fassadenarchitektur für die Fernbetrachtung, Solitäre, in denen sich Architekten eben mal so oder so ein optische Landmarke zu setzen versuchen. Sicherlich finden sich darunter einige gefällige Beispiele, die auch mein Interesse wecken. Mit einer Stadtplanung nach menschlichem Maßstab hat das aber wenig zu tun.

  • Auch die Flame-Towers in Baku dürften dann Dein Gefallen finden: https://binged.it/2Dbt8k1

    Eigentlich nicht, wobei der Entwurf aber origineller ist als man es bei Glastürmen erwarten dürfte.

    Ideen für weitere futuristische Großprojekte gibt es da zuhauf: http://fasady.com.ua/de/news/405/

    Dieses Projekt ist doch schon wieder vom Tisch.

    Wie schon angemerkt, sollte man sich ruhig mal mit Retrofuturismus beschäftigen, weil hier versucht wird, historische Formen und moderne Technik miteinander zu verbinden.

    Letztlich sind das aber strukturell immer nur die gleichen Großplanungen, auf einem steten Funktionieren der Energiezufuhr und technischen Apparaturen beruhend. Eine Fassadenarchitektur für die Fernbetrachtung, Solitäre, in denen sich Architekten eben mal so oder so ein optische Landmarke zu setzen versuchen. Sicherlich finden sich darunter einige gefällige Beispiele, die auch mein Interesse wecken. Mit einer Stadtplanung nach menschlichem Maßstab hat das aber wenig zu tun.

    Dir schwebt also eine ökologische Architektur vor.

    2 Mal editiert, zuletzt von Klinker (29. Oktober 2018 um 19:22)

  • Hochhausanhänger finden eigentlich, dass ihr Stapeln von Menschen in die Höhe ökologisch sei. So würde weniger Grünfläche verbraucht bzw. es bleibt Platz für gärtnerisch betreute Rasenflächen. Ich schrieb von (traditioneller) Stadtplanung nach menschlichem Maßstab. Wenn das ökologisch ist, habe ich nichts dagegen einzuwenden.

  • Was ich doch bemerkenswert finde, ist dass in Dubai bei der Gestaltung der Hochhäuser und insbesondere ihrer Dachlandschaften auf einen arabischen Baustil Bezug genommen wird. Das ist bereits ein Maß an lokaler Architektursprache, die in unseren Breiten vergeblich gesucht wird:

    https://drinkexpo.ae/wp-content/upl…bai-skyline.jpg

    :dichter: Erst gestalten wir unsere Städte, dann gestalten die Städte unsere Gesellschaft :dichter:
    :opa: Aus Plattenbauten ist selten Gutes hervorgegangen :opa:

  • Hallo,

    habe mir heute das Hamburger Abendblatt wegen des folgenden Titelthemas gekauft: "Verspielt Hamburg seine Schönheit? - Überall neue Wohnkisten, neue Büroklötze. Viele Bürger fürchten um das Gesicht der Stadt".

    Der Artikel geht über 2 Seiten, leider kann man das Abendblatt soweit ich weiß nicht umsonst im Internet lesen. Bei Interesse kann ich gerne ein Foto von dem Artikel machen und hochladen.

    Ich finde den Artikel sehr gelungen, da er sich kritisch mit den aktuellen Wohnbau-Projekten in Hamburg auseinandersetzt. Der Artikel erhebt den Vorwurf, den ich bereits mehrmals in Feuilletons bedeutender Zeitungen gelesen habe: Im Gegensatz zu gründerzeitlichen Vierteln kommunizieren moderne Häuser nicht mit der Straße. Es entstehen Plätze mit null Aufenthaltsqualität.

    Zitat: "Der Architekturkritiker Dankwart Guratzsch bringt es auf den Punkt: "Modern zu wohnen funktioniert wie Massentierhaltung. Hauptsache, wir sind an die Geräte angeschlossen, wärme- und lärmisoliert, global vernetzt und hausordnungskonform. Wo bleibt das Schöne?" ".

    Da das nicht das erste Mal ist, dass sich eine bedeutende deutsche Zeitung kritisch mit der zurzeit vorherrschenden Architektur auseinandersetzt, habe ich Hoffnung, dass das Ästhetische in die Architektur doch noch zurückkehrt.

  • Nur so sollte gebaut werden - neu (sic!) gebautes Chalet in den österreichischen Kalkalpen (Architekt Peter Helletzgruber/Interior Tino Zervudachi):

    http://mhzlondon.com/mhz_projects/house-14/

    Mehr Infos und ein bisserl Hintergrundlametta:

    https://www.houseandgarden.co.uk/gallery/alpine…tino-zervudachi

    Sicher, billig wird das Gebäude (außen wie innen) nicht gerade gewesen sein, aber dafür nachhaltig und dauerhaft. Wenn man bedenkt, was so mancher Würfelhusten aus Glas/Stahl/Beton kostet und dann nach ein paar Jahrzehnten nur noch mit dem Bagger weggeschoben werden kann, dann ist das hier eine Investition von der auch die Enkel noch etwas haben.

    2 Mal editiert, zuletzt von Exilwiener (19. November 2018 um 10:28)

  • Dabei frage ich mich, warum Innenarchitektur eigentlich heute nicht mehr „gemütlich“ sein darf. Ich würde mich in so einem Haus auf Anhieb wohler fühlen als in einem „modernen“ Betonklotz mit „coolem“ Interieur.

    In dubio pro reko

    Einmal editiert, zuletzt von reklov2708 (20. November 2018 um 08:09)

  • In Düsseldorf/Rubensstrasse dürfte das Wohnprojekt von Ralf Schmitz (auch Berlin, Eisenzahn 1) fertiggestellt worden sein - sehr schön, wie von RS gewohnt!

    https://gwi-bau.de/projekte/proje…30cee3cc2bb9d6f

    Auch das zweite Projekt in Düsseldorf von RS ist glaublich fertig und mit seinen grün glasierten Ziegeln im Sockelgeschoß sehr ansprechend:

    https://www.deutsches-architektur-forum.de/forum/showpost…2&postcount=439

  • Sehr schöne und gelungene Architektur! Zu schade, dass Herr Schmitz bis jetzt keines der Großprojekte in Düsseldorf gestalten durfte! Der Neubau an der Heinrich Heine Allee oder die neue Oper, das wäre ein Traum.
    Ich freue mich auch, dass die Gebäude in Düsseltal und Flingern stehen und auch außerhalb von Oberkassel neuklassische Architektur entsteht.

    Könnte einer der Moderatoren den Beitrag ist den Düsseldorf Thread kopieren?

  • Zum Thema gibt es hier eigentlich nur einen Satz: Nein, wir werden das schöne Bauen nicht mehr erleben.
    Das schöne Bauen endete 1918. Danach kam "Funktionalismus". Und spätestens seit den 50-iger Jahren ist an "schönes Bauen" überhaupt nicht mehr zu denken.

  • Bitte nur nicht die Flinte ins Korn werfen! Es finden sich genug Keime der neuklassischen Architektur in Deutschland wieder, die es allerdings großzuziehen und entsprechende Architekten & Bauherren zu fördern gilt. Hier springt schlussendlich der Verein Stadtbild Deutschland, etwa durch Pressemitteilungen oder die Auszeichnung "Bauwerk des Jahres", ein. Dies erscheint müßig, wird unser Anliegen aber zumindest im Gespräch halten, sodass unsere Argumente gehört und das moderne Bauen in Frage gestellt wird (s. Diskussion um das Goslarer Kaiserpfalzquartier).

    Auch merke ich aus meinem eigenen Umfeld, dass sich zumindest wieder mit traditionelle Elementen der Architektur beschäftigt wird. Altes wird stets als "schön" und "herrschaftlich" wahrgenommen, Modernes hingegen eher als "kalt" und "langweilig". Darauf müssen wird aufbauen.

  • Ich wusste nicht ganz wohin mit der Randnotiz. Konkret geht es um Gewinneinbrüche der Geschäfte in der Berliner Friedrichstraße. Der Zustand der Friedrichstraße wird bemängelt und als Grund genannt, konkret von Herrn Wichner:

    Geschäftsimmobilienexperte Wichner macht dafür das Erscheinungsbild der Straße verantwortlich. "Es ist ein extrem enger Verkehrsraum", sagt er. Die bis auf die Blockkante gebauten Häuser hätten zudem glatte, kalte Fassaden. "Die ganze Gestaltung der Friedrichstraße ist nach heutigen Gesichtspunkten nicht einzelhandelsfördernd." Diese äußeren Einflüsse ließen Menschen nicht ins Flanieren kommen. Wo die Fußgänger aber nur langhetzten, schaue niemand in die Schaufenster. "Es ist da ja schon eine Herausforderung, einen Kinderwagen zu schieben. Das fühlt sich nicht gut an und wenn man sich nicht gut fühlt, kauft man nicht."

  • Und wiedermal ist die Architektur mit ihren „kalten und glatten Fassaden“ der Knackpunkt, auch wenn der Artikel das nur am Rande benennen mag. An der daraus resultierenden fehlenden Aufenthaltsqualität wird auch das Konzept, die Straße autofrei zu machen, nichts ändern. Diese Problematik kommt auch noch auf viele weitere bundesdeutsche Einkaufsstraßen zu.

    In dubio pro reko

  • Und dabei gehört die Friedrichstraße zu den ambitionierten, eher gestaltungsreichen Projekten der Moderne. Das meiste ist ja aus den 90ern, also der Stimmann-Zeit.

  • Stimmann hatte keinen Einfluss auf die Fassadengestaltung. Einige Architekten gestalteten diese bewußt ahistorisch, streng und düster, als sichtbaren Protest gegen Stimmanns traditionsorientiertes Planwerk. Wenn man schon nicht weiter in die Höhe bauen durfte, wollte man eben auf diesem Weg diesen Ansatz konterkarieren. Und selbst wenn die negativen Folgen spürbar werden fehlt solchen Architekten jegliche selbstkritische Einsicht. Da sind dann eben mal wieder der Verkehr oder andere Faktoren schuld, aber niemals deren bauliche Hinterlassenschaften.

    In dubio pro reko

  • Werden wir das schöne Bauen noch erleben?

    JA!!!! Und diesemal in Düsseldorf!

    Bilder sagen mehr als tausend Worte! Seht selbst:

    Quelle: https://www.ad-magazin.de/article/promot…rfer-zooviertel

    Qualität seit 1864! Wäre schön, wenn eine Stadt oder ein Investor Ralf Schmitz einen ganzen Stadtteil irgendwo in Deutschland entwicklen lassen würde! Die Menschen würden es einem danken! Wenn ich noch etwas jünger wäre, würde ich bei Familie Schmitz lernen wollen, um dieses architektonische Licht auch irgendwann in meine Heimatstadt zu tragen, damit es auch dort leuchten kann!