Bausünden (Galerie)

  • Der Anbau an das Bachhaus in Eisenach, die größte Bausünde in meiner näheren Umgebung. Schlimm genug dass die beiden Nachbarhäuser abgerissen wurden, aber der Neubau entstellt den kompletten Frauenplan.

  • Das ist in der Tat aeusserst befremdlich und empoerend zugleich. Wie war das bloss moeglich? Ist dieses Gebilde das Resultat eines Wettbewerbs? Das soll ein "Anbau" ans Bachhaus zu Eisenach sein? Gibt es dort eine Ausstellung, bei der der Besucher vom alten Haus ins neue gefuehrt wird? Ein geradezu gruseliger Gedanke. Hatten die Bewohner Eisenachs genuegend Gelegenheit, zu Worte zu kommen oder war dieses Dingens eines Tages ein fait accompli, ein Alptraum von dem sie nicht aufwachen koennen? Ich kann mir vorstellen dass dieser Fremdkoerper den Frauenplan entstellt hat. :kopfschuetteln:

    Es tut mir leid, Michael, hier so viele Fragen zu stellen die Du nicht alle beantworten musst obwohl es mich interessieren wuerde . Ich bin angesichts dieses Neubaus an dieser Stelle einfach fassungslos.

  • Der Neubau ist glaube ich ziemlich unbeliebt in Eisenach, ich kenne zumindestens niemanden dem er gefällt. Es gab auch Proteste, vor allem vom Förderkreis zur Erhaltung Eisenachs, schon vor dem Abriss der Nachbargebäude. Es war aber anscheinend nicht viel dagegen zu machen. Der Haupteingang ist nun im Neubau.
    Hier sind zwei Links zu dem Thema, die deine Fragen beantworten dürften, ich war noch ziemlich jung als mit den Bauarbeiten begonnen wurde und kann selbst nicht viel dazu sagen:

    http://www.malermusicus.de/ProjektBachhausensemble.pdf

    EisenachOnline - Nachricht - Bachhaus - Preisträger stehen fest

  • Aber eins ist auch Fakt, man konsequent den nahezu unpassendsten Entwurf verwirklicht, der in deinem zweiten Link aufgeführt wird. Da waren ja auch durchaus welche dabei die vom Modell her ansprechend aussahen. Völlig unnötig solche gestalterischen Provokationen.

  • Nicht nur nahezu. Man hat offenbar bewusst den hässlichsten und unharmonischten Bauentwurf übernommen. Dazu gehört schon eine enorme Verblendung oder gar Bösartigkeit. Da ist das Wort "unnötig" faktisch noch verharmlosend. Die Eisenacher sollten sich genau anschauen, wer in der Verwaltung und im Stadtparlament hierfür die Verantwortung trägt und ihre Konsequenzen daraus ziehen.

  • Dankeschoen, Michael! Wie ich sehe hast Du inzwischen MunichFranks Galerie-Strang von Eisenach entdeckt und mit neuen Bildern versehen. :smile: Auch dort wird der scheussliche "Anbau" ans Bach-Haus, Baujahr 2008, keineswegs gepriesen (S. 4). Seht das Urteil von Brandmauer und Daene, deren Beitraege dort ich hier nur verkuerzt wiedergebe:

    Ja, aber der Bachhaus-Anbau... der kann einfach nicht sein. Der ist ein architektonischer Rückschritt von mindestens vierzig Jahren!


    http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Bachhaus_Eisenach01.JPG
    Dieser Anbau ist für mich die schlimmste Bausünde des Jahres 2008. Unglaublich. :boese:

  • Vielen Dank für diesen Fund! Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wann ich das letzte Mal so herzlich gelacht habe wie in dem Moment, als ich das Foto erblickte! Wenn es nicht eigentlich so traurig wäre... :crying:

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Architekt? :biggrin: Und dein euphemisierendes Attribut „geschmacklich“ ist eigentlich auch unnötig. Aber mal im Ernst, wenn man schon dachte, das Teil in der Erfurter Pergamentergasse wäre übel, das Teil ist echt das schlimmste Bauwerk, was ich in der Größe und Kategorie je gesehen habe.

  • Man wird das Gefühl nicht los die modernistischen Architekten versuchen sich gegenseitig in der Scheußlichkeit zu übertreffen. Offensichtlich wissen aber jene Architekten wohl selbst wie potthäßlich ihre Entwürfe sind - so vernahm ich doch mal die Aussage eines solchen Architekten: " Ja, man müsse ja nur warten bis alles vor der Fassade bewachsen ist" :gehtsnoch:

  • Das Bauwerk ist in meinen Augen eine Widerspiegelung der Beliebigkeit der Zeit. Alles zu wissen, alles zu bauen und nichts und rein gar nichts dabei zu empfinden. Ein Ausdruck menschlicher Sinnlosigkeit schlechthin.

    Wäre damit nicht die Folge verbunden, dass das entworfene Auto nicht mehr fahren könnte, moderne Designer würden doch glatt ein Auto konstruieren, das sein Fahrwerk oben auf dem Dach hat.

  • Der Entwurf ist wirklich derart primitiv dass man mit gutem Willen noch von Industriearchitektur sprechen kann.
    http://www.leunert.de/leunertweb/files/kraftwerk_boxberg.jpg
    Die Analogie ist unverkennbar. Ansonsten fügt sich das Gebäude ausnahmsweise mal gut ins ähnlich primitive Umfeld ein.
    Dass Menschen, die in einem solchen Umfeld aufwachsen evt. ähnlich stumpfsinnig werden verwundert dann nicht.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Oh, da könnte ich noch einiges an Bausünden zeigen, was das Baugeschehen in Berlin betrifft. Dort wurden auf dem Friedrichswerder, in unmittelbarer Nähe zum Außenministerium so genannte "Townhouses" gebaut, wovon mir das unten gezeigte Beispiel besonders gefällt, wird wohl der nächste Architekturpreiskandidat:

    Oberwallstraße 16 von apool - Dominik Franz; Berlin

    Natürlich kann man auch die Klappen öffnen, dieses Foto wurde an einem Wochenende gemacht.

  • Das bestätigt mein Empfinden, dass Berlin von allen Metropolen Deutschlands mit die schlechteste moderne Architektur in der Nachwendezeit hervorgebracht hat. Die klassisch-traditionelle Schiene ist natürlich aussen vor.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Trotzdem und wahscheinlich zum Ärger des "Designers" nicht ganz frei von Dekor, da man im Eiswürfelschlitz die Spiegelung der gegenüberliegenden Fassade sieht....

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...