Berlin-Mitte - Schinkelplatz und Werderscher Markt

  • Nun, ich erachte den Entwurf von Schultes/ Franck dem von Staab und Konsorten haushoch überlegen, aber - warum muss das just an dieser Stelle entstehen? Ich weiß nicht, wie alt Axel Schultes inzwischen geworden ist, aber man ist geneigt, bei dieser ganzen Riege Altersstarrsinn zu diagnostizieren, Greisenmoderne, absolute Unfähigkeit, sich auf die Gegebenheiten des Ortes einzustellen, eine Überheblichkeit, wie man sie früher den Gründerzeitarchitekten vorgeworfen hat.

  • Für jeden ästhetisch veranlagten und gleichzeitig vorurteilsfreien Menschen wäre Nöfer erste Wahl gewesen. Leider hat hier wieder die Ideologie über den Verstand gesiegt. Dennoch verursachen die prämierten Entwürfe bei mir allenfalls geringe Bauchschmerzen, denn es hätte doch noch viel schlechter kommen können. Die Gebäude versprechen doch immerhin eine gewisse Hochwertigkeit und Dis­zi­p­li­niert­heit, vielleicht kommen Bauakademie und Kirche in so einem Umfeld sogar noch besser zur Geltung.

    In dubio pro reko

    Einmal editiert, zuletzt von reklov2708 (24. Juni 2014 um 16:50)

  • Guten Abend,

    die Berliner Presse vom 24.06.2014 schreibt:

    "In ganz Deutschland, ja in ganz Europa gibt es keinen Bauplatz, dessen Bedeutung sich mit diesem Ort messen kann". Charlotte Frank und Axel Schultes, der Architekt der Wiedervereinigung, der auch das Bundeskanzleramt entworfen hatte, haben dazu einen Entwurf mit "stringenter Sachlichkeit" geliefert, lobte die Senatsbaudirektorin Lüscher.
    (Berliner Morgenpost 24.06.2014)

    Architekt Wilfried Wang, versicherte: "Wir sind uns bewusst, mit welcher geschichtlichen Verantwortung hier gearbeitet werden muss."
    (Beliner Zeitung 24.06.2014)

    "Entwürfe von einer überzeugenden Lösung in hervorragender Qualität." sagt die Senatsbaudirektorin Lüscher
    (Bild Berlin 24.06.2014)

    Viele Grüße :cool:

    Einmal editiert, zuletzt von Meister Lampe (24. Juni 2014 um 21:36)

  • Es wäre mich 1000 Mal besser gewesen um die beliebigen und reizvollen Vorkriegsbauten dort wieder staunen zu können......Das recht harmonisch wirkende Eckhaus neben die FW Kirche dass von der DDR abgebrochen wurde und die herrlichen detaillierten Fassaden die damals am FW standen.
    Es ist schon schlimm genug dass so viele Vorkriegsbauten in der Mitte abgekämpft aussehen. In London, Russland, Polen, Italien oder Spanien wird dass nicht akzeptiert. Die zeigen ihren ehemalige Vorkriegsbauten in voller Pracht. Vielleicht kann Andreas Hummel uns vorzeichnen was wirklich schön wäre zu bauen.

  • Die Entwürfe sind doch alle Käse! auch der Nöfer-Entwurf ist doch nur der übliche Baukastenklassizismus. Für mich auch total uninspiriert.
    Allerdings sollte man die Vorkriegssituation nicht so hypen. Der Werdersche Markt war doch eher gewöhnlich:
    http://www.berlinleipzigerstrasse.com/lpz32/bild155.jpeg
    Der Schinkelplatz war eigentlich auch nur ein begrüntes Reststück mit zugegebenermaßen imposanter Bebauung.
    Ein vornehm zurückhaltender Neoklassizismus etwa so wie in der Leipziger:
    http://www.abload.de/img/dsc013805zhn.jpg
    wäre doch viel würdiger!

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Unfassbar schlecht. Es ist einfach nur deprimierend. Lüscher entstellt Berlin - wie lange muss man das eigentlich noch ertragen? Da gibt es immer wieder passable Entwürfe, aber immer wieder werden die schlechtesten zu den Siegern gekürt.

  • Es ist schon ein durchaus eleganter und sogar zeitloser Entwurf.
    Nur mE am falschen Ort. Ein paar Meter weiter als Ersatz für den furchtbaren Kopfbau des Friedrichwerderschen Quartiers neben dem Auswärtigen Amt wäre so etwas ideal gewesen.

    Für den Schinkelplatz und die historische Mitte zu wenig einfühlsam und irgendwie vorstädtisch. Kann man nur hoffen, dass die Bauten durch Kommandantur, Bauakademie, Kirche, Stadtschloss und den formidablen Schinkelplatz selbst einigermaßen neutralisiert werden.

  • Als Beobachter aus Frankreich habe ich immer diesen Eindruck, dass in Berlin "dier Deutschen" nicht zu viel historische Bauten errichten wollen .Ich glaube, dass sie erschrocken sind ein neuen preussischen Nationalismus aufzuwachen aber Denkmalschutz hat mit Nationalismus nichts zu tun.

  • Wenn ich diese Bilder sehe, denke ich nur noch : wann ist das denn endlich vorbei.
    Seit Jahren sieht alles gleich aus.

  • Im Vergleich zum Hbf Umfeld immernoch ein enormer Unterschied und auch vom Leipziger Platz hebt sich meiner Ansicht nach der Moneo und Tophofer Entwurf durch Verjüngung und Versetzung in der Fassade ab.

    An der Stelle möchte ich nochmal Chipperfield für seinen Entwurf auf der anderen Seite loben, welcher mit seiner leicht rötlichen Klinkerfassade und den Rundbögen perfekt mit der Friedrichswerder Kirche harmonisiert.

  • Die verzögerte Baustelle der sog. Kronprinzengärten sieht aktuell folgendermaßen aus:

    Hinsichtlich des Baufortschritts dürfte sie bald überholt werden vom grenzenlos mäßigen Bauvorhaben der Moll-Gruppe hinter der Kommandantur (u. a. Staab).

    Was es mit den wannenartigen Vertiefungen auf sich hat, weiß ich auch nicht. Jedenfalls wirken sie beinahe inspirierter als die späteren Fassaden. sad:)

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Die Vertiefungen dürften für Aufzugsunterfahrten (i. d. R. ca. 1,50 m unter Kellerbodenniveau) und/oder Gruben für Doppelparkanlagen (so "Wippen", auf denen zwei Autos übereinander gestellt werden können) angelegt sein.

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

  • Vielen Dank für die Bilder Palantir! :) Sooo schlimm werden die Gebäude des nördlichen Blocks des Schinkelplatzes ja gar nicht. Sie sind höchstens ein bischen langweilig. (Wahnsinn, dass ich das mittlerweile so sage!) Der südliche Block ist meiner Meinung nach der eigentliche Supergau (Rache Lüschers für den öffentlichen Aufstand des nördlichen Blocks?) mit den groben, abweisenden und betont modernistisch-kontrastierenden Fassaden.

    Auf die Kronprinzengärten freue ich mich sehr! Sogar auf den Chipperfield-Bau (oh,Wunder!). Wenn letztendlich auch die Umsetzung stimmt, wird hier ein sehr schönes, edles und kleinteiliges Quartier entstehen.

  • An der Baustelle der Kronprinzengärten wächst es mittlerweile in die Höhe.

    Nebenan wird auf der Baustelle der nördlichen Schinkelplatzbebauung (Staab) rangeklotzt, dass das Lüscher'sche Gemüt frohlocken mag.

    Ein zukünftiger Fassadenbehang steht zur Erbauung parat.

    Der 9. November lässt grüßen.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Das Nachbarforum hat folgenden Entwurf für die Bebauung des Schinkelplatzes entdeckt:


    Quelle: http://www.thomasvonthaden.de

    Der fehlende Dialog mit den Nachbarbauten war wohl der Grund, warum dieser nicht umgesetzt wird :wuetenspringen:

    Stattdessen erwartet und dieser filigrane Klotz:


    Quelle: http://www.baunetz.de

    Wie schön würde Berlin doch werden, wenn einfach immer nur der SCHÖNSTE Entwurf umgesetzt würde. Aber wenn´s zu schön ist, ist es meistens zu historisch und landet im Reißwolf :thumbdown:

  • Richtiger Scheißdreck halt. Wie der Herr (Lüscher), so das Gscherr (Architekten). Schade um diesen Schinkelplatz, der ursprünglich gelingen hätte können.

  • Eine Provokation, weit ab von jedem guten Geschmack! Wenn das Ding wenigstens verklinkert wäre, dann könnte man eine Anlehnung an norddeutsche Backsteinbauten vermuten. Was das ist, weiß ich nicht! Zu den umliegenden Altbauten kann ich jedenfalls keine Bezüge erkennen. Ein Fremdkörper also, der als Solitär gegen alle Harmonie am Werderschen Markt anstinken möchte. Fantasielos und bedauerlich. Schade um den Platz! :daumenunten: