Berlin-Mitte - Schinkelplatz und Werderscher Markt

  • Interessant dazu das Gemälde von Carl Freydanck (1838)


    Und schon wenig später wurde der Senf offensichtlich beseitigt - hier eine KPM-Vase, welche auf 1842 datiert wurde:

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Zwischen 1831 und 1842 muss sich dort bautechnisch viel ereignet haben.
    Interessanterweise stellt doch das Bild von 1842 einen primitiveren Zustand der Gegend dar als das Gemälde von 1838.

  • Hier einige Bilder in zeitlicher Reihenfolge der Friedrich Werdesche Kirche . Interessant ist das jeweils in den beiden Türmen Uhrwerke verbaut waren. Das erste Bild ist von 1881, das zweite von 1886, das dritte von 1930 und das letzte von 1946.
    Im zweiten Bild von 1886 ist die Uhr im linken Turm verschwunden !

  • Babber50: Ja, das ist durchaus schon aufgefallen und immer wieder faszinierend. Habe dieses Phänomen just am heutigen. Tage meiner Freundin vorgestellt.

    Übrigens ist mir hierbei aufgefallen, dass die Granitbank offensichtlich bereits einer Renovierung bedarf. Die Fugen sind teilweise stark herausgebrochen, an manchen Stellen gar nicht mehr vorhanden. Habe leider keine Fotos gemacht, es ist allerdings mehr als offensichtlich. Was ist denn hier los? Kann so etwas nach so kurzer Zeit möglich sein?!?

  • Der jetzige Zustand stellt also die ursprüngliche Form der Kirche da.
    Denn bereits bis 1881 hatten die Türme ihre Aufsätze verloren (siehe Bild oben), ebenso wurden die einfachen Aufsätze der Seiten durch komplexere Formen ersetzt (ebenda). Die Uhr des linken Turms ging erst später verloren.
    Konsequenterweise müsste man daher diese zweite Uhr rekonstruieren.

  • Der Künstler, der für die Vase der KPM eine Vorlage von Johann Friedrich Stock von 1830 verwendet hat, hat wohl nicht unbedingt die Authenzität, sondern eher das malerische Bild m Sinn gehabt.

    Hier das 'Original' von 1830:

    Werderscher Markt

    Quelle:
    Die Stadt Berlin in der Druckgrafik 1570 - 1870
    Gernot Ernst und Ute Laur-Ernst

  • Übrigens ist mir hierbei aufgefallen, dass die Granitbank offensichtlich bereits einer Renovierung bedarf. Die Fugen sind teilweise stark herausgebrochen, an manchen Stellen gar nicht mehr vorhanden. Habe leider keine Fotos gemacht, es ist allerdings mehr als offensichtlich. Was ist denn hier los? Kann so etwas nach so kurzer Zeit möglich sein?!?

    Richtig Grimminger.
    Ich bin oft und regelmäßig am Schinkelplatz. Um das noble Ambiente des Platzkerns zu genießen. Aber auch, um den Baufortschritt an der Westseite des Schlosses zu verfolgen.
    Schon länger ist mir der im Einzelnen marode Zustand der Bank aufgefallen. Der Verfugwerkstoff ist hier nicht geeignet - er ist zu unelastisch. Die Elemente der Bank dehnen sich bei Sonneneinstrahlung mehr aus, als der Fugenmörtel verträgt. Er reißt, löst sich von den Wangen und fällt heraus. Eisbildung in den Fugen hat schon dazu geführt, daß einige Granitelemente aus ihrer Lage gedrückt wurden. Mindestens unschön. Ich führe das auf die in der heutigen Zeit ja überall (!) auftretenden Nichtskönner - ich nenne sie "Flaschen" - zurück. Ich erinnere nur an die Gewölbeschäden an der Kirche.
    Durch meine regelmäßigen Besuche dort, ist mir auch die allgemein nachlässige Pflege aufgefallen. Sehr oft ist der Platz stark verschmutzt - im Wasserbecken schwimmt Unrat - an der Bank, Kippen / Müll. Die Rasenfläche ungepflegt. Wir leben leider in einer Zeit des Kulturverfalls und des Egoismus. Ich wundere mich, daß es hier noch keine Graffitti gibt.
    Eine kleine Hoffnung - schon mehrmals sah ich Leute (ältere), die den gröbsten Müll aufsammelten und in den kleinen - einzigen - Müllbehälter warfen. Seitdem tue ich das auch. Hoffentlich denkt die Stadt nun nicht, "geht doch - ist doch halbwegs sauber".

    Einmal editiert, zuletzt von Babber50 (15. Mai 2019 um 23:19)

  • Ich habe mich bezügl. der fraglichen Sache der Türen der Fw'schen Kirche heute mal vor Ort erkundigen können.


    Die gusseisernen Türen werden in insgesamt drei Aufträgen oberflächenbehandelt, der senffarbene ist wohl der erste.
    Das Zehntel links unten ist das angestrebte dauerhafte Aussehen. Auch auf der östlichen Kirchenseite zur Niederlagstraße befindet sich ein solches Türendoppel nach Entwürfen von Friedrich Tieck, welches der Einheitlichkeit halber dann vermutlich auch bald dran kommt; dies hatte ich mir allerdings nicht nachgefragt.

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    (Immanuel Kant)

    Einmal editiert, zuletzt von Mantikor (15. Mai 2019 um 19:49)

  • Ich hatte mich vor Ort auch ziemlich gewundert, konnte aber in der rechten Doppeltür Farbreste identifizieren, die in etwa diesem Senfgelb entsprechen. Hab leider kein Foto gemacht.

    Gut zu lesen, dass es nur die erste Farbschicht ist, die nach meiner Beobachtung dann sogar historischen Befunden entsprechen könnte.

  • Wieso streicht man Bronze ? Oder ist das keine ?

    Nebenbei:
    Vor 2 Jahren sah ich am Schinkeldenkmal jemanden auf einer Leiter stehen. Die Umrandung war geöffnet und der Mann strich eine Flüssigkeit auf die süd-südöstliche Karyatide. Beim näheren hinsehen konnte man starke Verfärbungen der Patina sehen.
    Der Mann war ein Restaurator und erklärte mir, daß er mittel einstreichen der Oberfläche mit Kaliumpolysulfid die Patina wiederherstellt. Denn - Unbekannte hatten nächtens mittels Silikon die gesamte Figur abgeformt und dabei partiell die Patina zerstört.
    Ich frage mich seither, ist das kulturloser oder kultureller Vandalismus ?

    Einmal editiert, zuletzt von Babber50 (16. Mai 2019 um 11:20)

  • Da die Karyatiden - wie auch einige Reliefs am Thaer-Denkmal - als Rekonstruktion alles andere als gelungen sind, würde ich von eine kulturlosen Akt sprechen - allerdings weniger wegen des Verlustes der Patina als vielmehr wegen der Reproduktion einer schlechten Figur.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Im Nachgang zu meinem Beitrag von Mittwoch, hier ein Detailfoto von der rechten Doppeltür von heute.

    Man erkennt deutlich gerissenen Lack und als Unterfarbe eben jenes Gelb.

    Zum Vergleich noch mal die Grundierung von der linken Doppeltür:

  • Das patinierte gefällt mir -wie so oft- deutlich besser. Da hätte man einen konservierenden Klarlack drüberziehen können und gut. Finde dieses Totsanieren irgendwie öde.

    Im oberen Bild wirkt es mit den Rissen und der hervortretenden Farbe fast, als wenn das Licht durch die Figur bricht. Wenn das keine spannende Erscheinung an einer Kirchtür ist, weiß ich auch nicht... :saint:

  • Naja, wenn es so wie hier exakt nach dem Original restauriert wird ist es ja kein totsanieren, in etlichen Jahren wird es wieder so aussehen. Immer nur konservieren geht schließlich auch nicht.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Nicht immer ist die originale Farbgebung auch die bestmögliche mE. Manches hatte ja auch einfach mit einem Materialmangel der Zeit zu tun. Und gerade in Deutschland dürfte es ruhig mehr Mut zur Patina geben. Gepflegter Patina.

    Hat ja auch seine Gründe, warum wir mediterrane Altstädte als so charmant wahrnehmen...

  • Unsinn, Erbse, mediterrane Städte nehmen wir nicht deshalb so charment wahr, weil alles bröckelt, sondern weil es gute Architektur ist und die Oberflächen farblich richtig gefaßt sind. Was was Du meinst ist Ruinenromantik, die versucht etwas Neues alt erscheinen zu lassen, damit dem Betrachter suggiert wird es sei alt. Also vorpatinierte Kupferbleche wie beim neuen Adlon und in diesem Fall am liebsten Krakelee in gemalter Fassung.

    Ursächlich ist einerseits die menschliche Ungeduld dem Material seine Zeit zur Alterung zu geben und zweitens der Übermut des Menschen alles und jedes können man mit Menschenkraft unter Umgehung der Naturgesetze erschaffen. Wer so denkt sollte aber wirklich eher in die Freizeitpark- und Erlebnisweltarchitektur wechseln. Bei der Wiederherstellung von geschundenen Altstädten, deren Sanierung nicht nur für ein paar Jahre halten sollen, sind solche Überlegungen fehl am Platze.

  • Was was Du meinst ist Ruinenromantik, die versucht etwas Neues alt erscheinen zu lassen, damit dem Betrachter suggiert wird es sei allt...


    ...Wer so denkt sollte wirkich eher in die Freizeit- und Erlebniswelt wechseln.

    Genau das sage ich dem lieben Erbse auch des öfteren in anderen Foren. ;)

    "Instantpatina" nenne ich es jetzt mal, um Alter und Fehler vorzutäuschen ist nichts anderes, als was man im Studio Babelsberg mit Kulissen macht, und was Rekonstruktionsgegner nicht gaz zu Unrecht auch gegen solche Projekte vorbringen. Gute Architektur und gute Bauausführung wird in Würde altern, da muss man nichts faken, nur etwas abwarten.

  • Es geht, wie auf fast allen Berliner Baustellen, nur sehr langsam voran.

    Links unten die Ziel-Version. Die rechten Zustände wohl Zwischenschritte und nicht etwa alternative Fassungen.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)