Berlin-Mitte - Schinkelplatz und Werderscher Markt

  • genauso wie das Innere des ehemaligen Operncafe in der Nähe. Man fühlt sich dort wie in einer Mensa oder in einer Betriebskantine

    Ja, das ist grauenhaft. Ich war einige Jahre nicht da und habe es kürzlich kaum wiedererkannt. Betriebskantine trifft es genau.

  • Wie ein Cafe in einem historischen Gebäude aussehen kann, kann in Wien oder in Budapest besichtigt werden , so eine Ausstattung wäre glaube ich in den genannten Städten unvorstellbar. Das geht nur in Berlin und man muss eben dieses Cafe mit den Füßen ablehnen. :aufdenkopf:

  • Die,,historische"Austattung des Operncafes war erst so Anfang der 60er Jahre mit dem Wiederaufbau entstanden.Vor der Zerstörung gab es im damaligen Prinzessinnpalais gar kein Cafe.Aber ja,das jetzige Aussehen ist ein Trauerspiel und hat überhaupt kein Charme für ein Cafe am Prachtboulevard Unter den Linden.

  • Vorher war es schon ziemlich piefig, wenig mitreißender Nachkriegs-Pseudohistorismus (Stichwort Gelsenkirchener Barock). Und jetzt ist es einfach nur kalt und abweisend, die wichtigste Eigenschaft eines Cafés ist nicht erfüllt: Aufenthaltsqualität.

    Also beides kein wünschenswerter Zustand mE. In 7 Jahren kann man das Operncafé ja z.B. von Ralf Schmitz oder Quinlan Terry im historisierenden Stil umgestalten lassen (das ist so der übliche Umbauzyklus in der Gastronomie, alle 6-10 Jahre ca.).

  • was für vergebene Chancen auf wiedergewonnene Platzräume!
    Da war das aufgelockerte DDR-Konzept um Klassen schöner!

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Das gesamte Umfeld des Schinkelplatzes ist ein einziges Plädoyer für historische Rekonstruktion. Ich kenne nur Neubauten, die mal mehr, mal weniger misslungen sind. Es offenbart sich die völlige Hilflosigkeit auch von Stararchitekten im Umgang mit Stadtarchitektur, ob sie nun Moneo, Schultes oder Staab heißen.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Das oben gezeigte Außenministerium der DDR war an und für sich kein schlechtes Gebäude. Es zeigt eine gewisse leichte Eleganz der 60er Jahre. Sein Architekt war Jakob Kaiser (1910-1991), ein Hauptvertreter der DDR-Architektur jener Jahre. Nikolaus Bernau veröffentlichte zu seinem hundertsten Geburtstag eine sehr schöne Würdigung Kaisers in der Berliner Zeitung.

    Am Beispiel des Außenministeriums zeigt sich aber auch, wie schwer sich die Planer damals mit der Freifläche taten, die durch die Beseitigung der Schlossruine und des Nationaldenkmals entstanden war und den Namen "Marx-Engels-Platz" erhielt. Das Außenministerium war diesem Platz zugeordnet, aber durch den Spreekanal von ihm getrennt. Das Staatsratsgebäude, ebenfalls von Kaiser mitgestaltet, hatte ein für seine städtebauliche Lage zu geringes Bauvolumen. Beherrscht wurde die Gegend durch die beiden Querriegel Palast der Republik und Außenministerium, die quer zum Hauptstraßenzug Karl-Liebknecht-Straße - Unter den Linden standen. Diesem Straßenzug folgend ließ man den Platz meist links liegen. Das Staatsratsgebäude war eine Randfigur. Die städtebaulichen und Architekturwettbewerbe der Nachwendezeit zeigten, dass es keine wirkliche Alternative zur Wiederrichtung des Schlosses gab, um der städtebaulichen Misere "Marx-Engels-Platz" Herr zu werden.

    Dem Marx-Engels-Platz war seinerzeit auch der Schinkelplatz zum Opfer gefallen. Das Ministeriumsgebäude war ja auf den Platz jenseits des Spreekanals ausgerichtet und stand auf dem einstigen Schinkelplatz. Die Rekonstruktion des Schinkelplatzes halte ich für einen großen Gewinn. Bei den Neubauten ließen sich die Architekten aber wohl etwas zu sehr von ihrer Vorstellung von preußischer Strenge leiten. Von den Bauten hinter der Kommandantur hat der erste, von Volker Staab entworfene, noch die beste Qualität. Staab hält immer ein gewisses Mindestniveau. Am anderen Ende finde ich den Moneo-Bau nicht schlecht. Die Kubatur passt gut zu der Lage an der Werderschen Kirche. Die gewagte Farbgebung finde ich interessant. Im Allgemeinen sind aber die Neubauten am Schinkelplatz eine Enttäuschung, wenn man die prominente Lage und den großen Namen Schinkel berücksichtigt. Historisierende, an Schinkel angelehnte Entwürfe hätten den schönen Platz sicher besser gefasst.

    Der Sohn von Jakob Kaiser ist übrigens Michael Kaiser, der Architekt des Blobelhauses in Dresden.

  • Nö, oder! Soll das so bleiben?
    Was ist gegen die Patina der rechten Türe einzuwenden? Dieses Senfgelb ist hoffentlich nur eine Grundierung.
    Sind die Türen Bronzeguß? Dann muß man doch nichts daran machen!
    Soll wohl besser zu den Neureichen-Protzbauten links und rechts dazupassen, damit die gegen die echte Patina der Friedrichswerder'schen nicht so abfallen!?

  • Eine honigfarbene Tür. Und dazu mit Beleg.
    Das ist ja fein beobachtet (Loriot)!
    Sehr schön!

    Gibt es dazu eine persönliche Notiz der verantwortlichen Restauratoren?

    --> Übrigens gibt es auf dem Gemälde noch ein Detail, welches, wenn man es ernst meint, auch wiederhergestellt werden muss. Was meine ich wohl? Schaut mal ganz genau hin!

  • Wenn mit 100% das linke Ziffernblatt gemeint war, so möchte ich dazu erwähnen, dass dies auf einem Foto schon bereits 1951 zu sehen ist. Es müsste dann irgendwann mitsamt der Uhr, vielleicht aus Ersparnisgründen oder bei der Sicherung der Kirche nach 1945, verschwunden sein. Vielleicht hat jemand Fotos zwischen 1900 und 1945. 1881 (F. A. Schwartz) gab es jedenfalls noch beide Ziffernblätter und wohl auch Uhrwerke.

  • Schinkelplatz - Granit- Sitzbank
    Ist jemandem - so wie mir - schon mal das akustische Phänomen an der Bank aufgefallen ?
    Man hört hervorragend, was an anderer Stelle der Sitzbank gesprochen wird - sogar, wenn beide Teilnehmer an jeweils einem Ende der Bank sitzen. Also über die gesamte Länge.
    Es ist sicher nicht extra so gewollt - aber ein verbreitetes Phänomen an sog. Flüsterbögen.